Zum Kontinent des eisigen Südens. Erich von Drygalski

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Zum Kontinent des eisigen Südens - Erich von Drygalski Edition Erdmann

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war unbequem und in Anbetracht eines unerwarteten Schlagens des Großbaums nicht ohne Bedenken, weil der Schornstein so verloren gehen konnte. Mit Recht wurde deshalb vom Kapitän während der Fahrt wiederholt der Wunsch nach einem sogenannten Teleskopschornstein geäußert, der zum Ineinanderschieben eingerichtet ist. Leider war beim Bau keiner darauf gekommen.

      An der Spitze des Großmasts in der Höhe von 33 m über Deck war eine Tonne befestigt, die zum Ausguck diente und deshalb mit einem besonderen Fernrohr ausgestattet war. Sie ist bei der Fahrt durch das Eis viel und mit Vorteil benutzt worden, in besonders spannenden Zeiten so stark, dass man von unmittelbaren Ablösungen der einzelnen Besucher sprechen konnte.

      Von Kiel nach den Kapverden

      Die letzte Zeit der Vorbereitungen hatte einen lebhaften Betrieb. Nach genauen Besichtigungen und Probefahrten war der »Gauß« Ende Mai von den Howaldtswerken übernommen worden, doch zogen sich die dabei vorbehaltenen Änderungen und Verbesserungen an den Dampfwinden, der elektrischen Beleuchtung, an den Segeln, den Eisverstärkungen und an anderen Einzelheiten bis zum Moment der Abreise hin, und selbst nach der Abfahrt sind auf der Unterelbe noch Handwerker der Howaldtswerke tätig gewesen.

      Am 28. Juli begann jene wunderbare Unterbringung zahlloser Instrumente und Ausrüstungsstücke. Die Prüfung und Justierung der Apparate war beendigt. Die Herren Bidlingmaier, Luyken und Ott haben von Mitte Juli an die Verpackung und Versendung dieser Sachen besorgt und kamen darauf nach Kiel, um sie im Schiff zu verstauen. Auch in dem kleinen Bundesratssaal im Reichsamt des Innern, welcher mir zur Verfügung gestanden hatte, war es einsam geworden; der ungewohnte Anblick von Schlafsäcken, Zelten, Schlittenutensilien, Ölzeug und wissenschaftlichen Instrumenten, welcher dort manchen Besucher befremdet hatte, war verschwunden.

      Je näher die Zeit der Abreise herankam, desto lebhafter und allgemeiner wurde das Interesse, welches der Expedition und ihrer Ausrüstung von allen Seiten entgegengebracht wurde. Se. Majestät der Kaiser hatte den »Gauß« mit dem Herrn Reichskanzler, Graf von Bülow, und einem größeren Gefolge am 1. Juli in Travemünde besichtigt. Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen hatten wiederholt auf dem Schiff geweilt. Se. Hoheit Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg, der die ganze Entwicklung der Expedition und ihrer Ausrüstung mit lebhaftestem Interesse verfolgt hat, bereitete uns die Freude, auch bei der Abreise zugegen zu sein und uns auf dem »Gauß« bis Rendsburg zu begleiten.

      Der Abreise ist noch eine ärztliche Untersuchung aller Mitglieder durch Herrn Geheimrat Prof. Dr. Renvers vorausgegangen; dann wurden am 11. August in Kiel die Anker gelichtet.

      Der Tod Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich brachte es mit sich, dass Feiern unterblieben. So versammelten sich nur am Abend des 10. August auf die Anregung der Universität Kiel sämtliche Mitglieder der Expedition mit ihren Verwandten und Freunden, den Mitgliedern der Universität Kiel, den Behörden der Stadt und wenigen von fern herbeigeeilten Gästen zu einem einfachen Abschiedsabend in Bellevue.

      Prachtvolles Wetter herrschte am Tag unserer Ausfahrt. In früher Morgenstunde setzte sich das stolze Schiff nach Holtenau in Bewegung. Von den Kriegsschiffen, die im Hafen lagen und Flaggenschmuck angelegt hatten, erschollen uns dreifache Hurras zum Abschied. In der Schleuse von Holtenau verließen uns die meisten Gäste, in Rendsburg auch unsere nächsten Verwandten und Freunde.

      Als ich am Morgen des 12. August nach kurzer Ruhe erwachte, lagen wir auf der Unterelbe bei Feuerschiff 3, in Sicht des Leuchtturms Neuwerk. In dieser Situation haben wir noch drei Tage gelegen und wurden nun, von Besuchern ungestört, bald mit unseren Stauungsarbeiten fertig.

      Am 15. August war alles zur Abreise klar, und als gegen die Mittagszeit der eingehende Flutstrom dem ausgehenden Ebbestrom wich, wurden um 1 Uhr mittags die Anker gelichtet, und wir dampften von dem Ebbestrom getragen zur See, sodass wir schon in der Nacht auf den 16. August mit dem Passieren von Borkum-Feuerschiff unsere Heimat verlassen konnten. Es herrschte das Gefühl der Befreiung von schwerer Last und frohe Zuversicht auf die Zukunft.

      Wir befanden uns nunmehr im freien Ozean, von zahlreichen Möwen zweierlei Arten umkreist, bei starker günstiger Brise aus Nordost, die uns am ersten Tag eine der größten Distanzen bescherte, die wir überhaupt im Laufe der Expedition zurückgelegt haben.

      Am 31. August sahen wir Madeira als hohes felsiges Land, über welchem die Bewölkung stark verdichtet war. Wir dampften bei schönem Wetter unter Feuer von einem Kessel an der Küste entlang. Über Funchal ging abends ein Feuerwerk hoch, und wir dachten darüber nach, ob es vielleicht zu Ehren unserer englischen Kameraden an Bord der »Discovery« sei, die zu dieser Zeit hier sein konnten.

      Der »Gauß« war langsamer als wir gedacht hatten. Seine Geschwindigkeit von 7 Knoten unter Dampf hatte er in der Ostsee freilich erwiesen; er erreichte diese jedoch niemals auf den freien Flächen des Weltmeeres, die ständig unter irgendwelchen Dünungen schwanken.

      Schon in diesem Teil der Fahrt hatten wir es auch mit einer Leckage zu tun, die an sich nicht schlimm war, doch Aufmerksamkeit erforderte.

      Der Nordostpassat hielt in der Stärke, mit der er bei Madeira eingesetzt hatte, leider nicht an und frischte vor den Kapverden nur für kurze Zeit auf, um dann wieder abzuflauen. Erst in der Nähe dieser Inselgruppe trat er so stark auf, wie man es von ihm erwarten darf.

      Am 11. September um 11 Uhr vormittags tauchte die Kapverdeninsel São Antonio aus dem Nebel empor. Bald tauchte auch São Vicente hervor und wir fuhren zwischen den beiden Inseln dem Hafen Porto Grande des Städtchens Mindello entgegen, um gegen 6 Uhr abends Anker zu werfen.

      Unsere Arbeiten in Mindello waren in erster Linie magnetischer Art, indem Dr. Bidlingmaier die magnetischen Einflüsse des Schiffskörpers auf 8 verschiedenen Kursen im Hafen dadurch bestimmte, dass er die Größe der erdmagnetischen Elemente auf dem »Gauß« maß und sodann mit den auf dem Lande neben dem Hafen gefundenen Werten verglich. Ich selbst nahm am Ufer eine Schwerkraftsbestimmung vor.

      Der Zoologe der Expedition, Professor Dr. Vanhöffen, hatte im Hafen seine Netze gestellt und dabei eine reiche Ausbeute an Fischen und an Krebsen erlangt.

      Dr. E. Werth gelang es trotz der herrschenden Dürre, über 40 Arten verschiedener Pflanzen zu sammeln, während Dr. Philippi sich den geologischen Verhältnissen widmete und Dr. Gazert der Bevölkerung seine Aufmerksamkeit schenkte, die meist aus Negern, weniger aus Weißen mit Negerphysiognomien und noch weniger aus Weißen besteht.

      Die Tage in São Vicente waren vielleicht die heißesten, welche wir während der Reise gehabt haben; besonders in den inneren Räumen des Schiffes war es fast unerträglich.

      Am Montag den 16. September hatten wir unsere Arbeiten beendigt und konnten den Hafen verlassen, nachdem uns noch am Vormittag eine Post aus der Heimat zugegangen war. Um 1 Uhr etwa lichteten wir die Anker und dampften hinaus.

      Im Südatlantischen Ozean

      Ich ließ von Porto Grande den zweckmäßigsten Kurs auf Ascension setzen mit der Maßgabe, dass wir den Äquator etwa in 18° w. L. v. Gr. schnitten, um dort eine von dem französischen Kriegsschiff »La Romanche« seinerzeit erlotete, später mehrfach in Zweifel gezogene besonders große Tiefenangabe auf ihre Richtigkeit prüfen zu können.

      Der Nordostpassat verließ uns am 19. September, wenig südlich von São Vicente, und so setzten wir am 20. September Dampf an, um die Kalmen zu durchqueren.

      Die Fahrt unter Dampf ging nun aber langsamer, als wir gehofft hatten. So haben wir erst am 1. Oktober den Äquator erreicht.

      Gegen den 27.

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