Zum Kontinent des eisigen Südens. Erich von Drygalski

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Zum Kontinent des eisigen Südens - Erich von Drygalski Edition Erdmann

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ältere Norweger war Paul Björvig und für den besonderen Posten eines Eislotsen bei uns angestellt. Er hatte zahlreiche Fahrten im Nördlichen Eismeer hinter sich, teils auf Fangschiffen, teils auch bei wissenschaftlichen Expeditionen, bei denen er Erfahrungen aller auch der schwersten Art gemacht hatte. Seine Erfahrungen kamen uns wohl zustatten. Für die Stelle eines Eislotsen im weiteren Sinn war er weniger geeignet, weil er nur das Nächste sah und nur in einer Richtung urteilte.

      In der Arbeit und Zuverlässigkeit, wie auch in der polaren Erfahrung ebenso tüchtig, dabei aber bedachter und ruhiger in seinem Urteil, war unser anderer Norweger, Daniel Johannsen. Auch für wissenschaftliche Hilfsleistungen war er trefflich geschult.

      Auch unserer Schweden kann ich nur mit Anerkennung gedenken. Der Älteste derselben war Wilhelm Lysell, in Kapstadt angeworben; die beiden jüngeren, Lennart Reuterskjöld und Curt Stjernblad, waren uns in Kapstadt in letzter Stunde zugelaufen.

      Sie fanden daher gern bei wissenschaftlichen Arbeiten Verwendung, so Lennart Reuterskjöld während der Überwinterung als ständiger Gehilfe Dr. Bidlingmaiers in dem Betrieb der magnetischen Station. Lennart Reuterskjöld hat das magnetische Observatorium während einer Schlittenreise Dr. Bidlingmaiers einen vollen Monat lang allein verwaltet. W. Lysell war musikalisch und gründete im Winter einen Gesangverein. Am wenigsten zur Entwicklung ist Curt Stjernblad gekommen, weil sich kein rechter Posten für ihn fand.

      Als Maschinenassistenten fungierten Paul Heinacker und Reinhold Mareck. Da wir nur einen Maschinisten mit Patent an Bord hatten, hat P. Heinacker, wenn auch noch vor dem Examen, zeitweilig die Stelle des Zweiten Maschinisten versehen.

      Reinhold Mareck verstand sein Handwerk vortrefflich und konnte selbstständig handeln, wodurch er bei den vielen und verschiedenartigen Anforderungen, welche an das Maschinenpersonal herantraten, eine sichere Stütze für dessen Leiter wurde.

      Ebenso tüchtig waren die Heizer, von denen Emil Berglöf in Kapstadt zu uns gestoßen war, und Leonhard Müller fast ausschließlich im Maschinendienst beschäftigt gewesen sind. Ersterer wurde außerdem für Klempnerarbeiten in Anspruch genommen, konnte jedoch auch Schmiedearbeiten mit gleicher Gewandtheit versehen.

      Leonhard Müller, der Senior des Maschinenpersonals, versah er seine Arbeit mit Zuverlässigkeit und unermüdlichem Fleiß, gleichgültig, ob sie in den Tropen oder im Polareis geschah.

      Die übrigen drei Heizer waren während der längsten Zeit der Expedition mit den gleichen Arbeiten wie die Matrosen beschäftigt, falls der besondere Dienst der Maschine es nicht anders verlangte. Es waren Gustav Bähr, Karl Franz und Reinhold Michael. Die beiden Erstgenannten waren willige und fleißige Leute. Besonders G. Bähr hatte auch weitergehendes Geschick, sodass er für die Rückreise nach dem Ausscheiden Marecks in Kapstadt an dessen Stelle Maschinenassistent wurde. Reinhold Michael war erst in Kapstadt zu uns gestoßen und wurde nach einigen einleitenden Tagen in der Maschine, später in Nebendiensten verwendet.

      Last not least komme ich zu zwei wichtigen und tüchtigen Mitgliedern der Expedition, dem Koch und dem Steward.

      Wilhelm Schwarz war seit Kapstadt unser Koch; er wusste mit der Konservenkost Bescheid und verstand dieselbe schmackhaft zuzubereiten. Auch in der Herrichtung der Landesnahrung, wenn man die antarktischen Produkte so bezeichnen darf, also im Wesentlichen der Robben und Pinguine, war er willig und geschickt und versuchte auch hierin, Abwechslung zu bieten.

      Sowohl an Menge der Pflichten als auch an Tüchtigkeit zu deren Bewältigung von keinem übertroffen war August Besenbrock, der Steward der Expedition. Er war immer willig und übernahm Arbeiten auch über den Bereich seiner engeren Pflichten hinaus. Sein Wirken in der Pantry verschönte er sich dabei gern durch einen das Schiff durchdringenden Gesang patriotischer Lieder und duldete in seinem dortigen Bereich Eingriffe höchstens gelegentlich von einem der ihm eng befreundeten Hunde.

      Auf den Kerguelen ließen wir die Matrosen Josef Urbansky und Georg Wienke zurück. Ersterer, vom Seebataillon für die Expedition beurlaubt, hatte sie bis nach den Kerguelen auf dem »Gauß« begleitet. Er hat seine Pflichten auf den Kerguelen treu und zuverlässig erfüllt, insbesondere auch in seiner Eigenschaft als Schlosser gute Dienste geleistet.

      Georg Wienke hatte die Herren Enzensperger und Dr. Luyken bei ihrer Fahrt über Sydney begleitet. Er versah auf der dortigen Station die Küche, außerdem hatte er an dem Museum für Naturkunde zu Berlin Ausbildung im Präparieren und Konservieren von biologischen Sammlungen erhalten.

      Über die allgemeine Organisation der Expedition kann ich mich kurzfassen, denn ich war und bin auch heute der Ansicht, dass die wohldurchdachteste Organisation eine leere Form bleibt, wenn nicht die Persönlichkeiten dazu da sind, sie mit lebendigem Inhalt zu erfüllen. Aus diesem Grund habe ich die Expedition hinsichtlich der Durchführung des von mir vorbereiteten Plans wesentlich als ein menschliches Problem gefasst. Ich habe deshalb dagegen Stellung genommen, dass in der Organisation etwa eine wissenschaftliche und eine nautische Leitung vorgesehen würden, da es naturgemäß nur eine Leitung geben kann und infolgedessen auch gab. Auf dieser persönlichen Grundlage galt für die Expedition als Ganzes wie für ihre einzelnen Teile das Prinzip der Freiheit, der verantwortungsvollen Entscheidung an Ort und Stelle für jeden innerhalb seines Gebiets, doch im Rahmen des Ganzen. Dies wurde nicht von allen Mitgliedern und auch nicht immer als leicht empfunden, von der Mehrzahl jedoch als richtig erkannt und dann auch richtig benutzt.

      Als besonders förderlich wurde es von allen empfunden, dass wir nicht an ein bestimmtes Programm gebunden waren, wie es in früheren Fällen durch Kommissionen in der Heimat festgestellt wurde. Ich verkenne den Wert solcher Programme nicht, ich glaube jedoch, dass Kommissionen mit solchen Programmen nur beratend, nicht bestimmend wirken können, mögen sie aus noch so kompetenten Fachleuten bestehen. Instruktionen können nur erfüllt werden, wenn sie allgemein gehalten sind und die Ausführung im Einzelnen der Expedition überlassen. Denn selbst an Ort und Stelle ist es häufig schwer, einen Rat zu erteilen, weil es in der unbekannten Umgebung dem anderen leichter sein kann, sich selbst auf irgendeinem Wege durchzuschlagen.

      Die uns erteilten Anweisungen waren ganz allgemein gehalten. Die Grundlagen dafür sind in einem Allerhöchsten Erlass niedergelegt, welcher an den Herrn Reichskanzler, Reichsamt des Innern, gerichtet ist und folgenden Wortlaut hat:

      Ich bestelle den außerordentlichen Professor an der Universität Berlin, Dr. Erich von Drygalski, zum Leiter der Deutschen Südpolarexpedition. Die Expedition hat im August Kiel zu verlassen und sich nach den Kerguelen zu begeben. Auf denselben ist eine magnetisch-meteorologische Station zu errichten. Alsdann ist die Fahrt nach Süden hin fortzusetzen. Als Forschungsfeld gilt die indisch-atlantische Seite des Südpolargebiets. Falls die Erreichung eines Südpolarlandes gelingt, ist, wenn angängig, auf demselben eine wissenschaftliche Station zu gründen und tunlichst während eines Jahres zu unterhalten. Die Rückkehr ist nach Bestimmungen des Expeditionsleiters im Frühjahr 1903 oder spätestens im Frühjahr 1904 anzustreben. Ich beauftrage Sie, die weiteren Ausführungsbestimmungen zu erlassen.

      Gudvangen, an Bord meiner Yacht »Hohenzollern«,

      den 18. Juli 1901.

      gez. Wilhelm. I. E. gez. Graf von Posadowsky.

      Die von dem Herrn Staatssekretär des Innern unter demselben Datum erlassenen Ausführungsbestimmungen waren ebenfalls nach dem Grundsatz der Bewegungsfreiheit für die ausführenden Persönlichkeiten gehalten und berührten nur einzelne fundamentale Fragen der Organisation.

      Von besonderer Wichtigkeit war darin das Verhältnis zwischen dem Leiter der Expedition und dem Führer des Schiffs, da, wenn der Leiter kein Seemann ist, rein sachlich Fälle denkbar sind, in welchen der Schiffsführer infolge der ihm rechtlich obliegenden Verantwortung für Leben und

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