Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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ihre bes­te und ein­zi­ge Freun­din auf der Uni­ver­si­tät hat­te ge­nau sol­che Au­gen ge­habt.

      Sein Haar war tief­blond und schim­mer­te im Ker­zen­licht, sein loh­far­be­ner Schnurr­bart war ein we­nig ge­lockt. Un­ter sei­nen Ba­cken­kno­chen la­gen schwa­che Höh­len, die Fro­na ver­däch­tig schie­nen. Aber sei­ne mus­ku­lö­se, schlan­ke Fi­gur mit den brei­ten Schul­tern be­ru­hig­te sie wie­der. Er schi­en den Fün­f­und­zwan­zig nä­her zu sein als den Drei­ßig.

      »De­cken hab’ ich nicht viel«, sag­te er nach lan­gem Schwei­gen. »Mei­ne In­dia­ner kom­men erst mor­gen früh vom Lin­der­mann­see zu­rück. Sie ha­ben al­les mit­ge­nom­men, was ich ent­beh­ren kann. Aber es wird ge­hen; ich habe noch ein paar di­cke Män­tel, die tun es auch.«

      Er kehr­te ihr den Rücken und öff­ne­te einen Wachs­tuch­bal­len. Dann nahm er aus der Klei­der­kis­te zwei Män­tel und warf sie auf die aus­ge­brei­te­ten De­cken.

      »Sie sind vom Tin­gel­tan­gel?« frag­te er, schein­bar ganz gleich­gül­tig, als wüss­te er die Ant­wort im vor­aus. Fro­na er­in­ner­te sich an Nip­uh­sas Fluch über die wei­ßen Wei­ber, die ins Land ge­kom­men wa­ren, und plötz­lich er­kann­te sie, in wel­chem Lich­te sie stand.

      Er fuhr fort: »Ges­tern Abend wa­ren zwei Tin­gel­tan­gelda­men bei mir, vor­ges­tern drei. Da hat­te ich aber noch mehr Bett­zeug. Merk­wür­dig, all die­se Da­men ha­ben Pech, im­mer ist ihre Aus­rüs­tung ver­lo­ren. Dass die Sa­chen sich wie­der­ge­fun­den hät­ten, habe ich nie ge­hört. Alle sind sie Stars, dar­un­ter tun sie’s nie. Sie sind doch ge­wiss auch ein Star?«

      Zu ih­rem Är­ger wur­de Fro­na rot: »Ich bin nicht vom Tin­gel­tan­gel.«

      Er brei­te­te ein paar Mehl­sä­cke ne­ben den Ofen aus und mach­te ein zwei­tes Bett zu­recht.

      »Aber Ar­tis­tin sind Sie doch?« be­harr­te er.

      »Lei­der bin ich kei­ne Ar­tis­tin, ab­so­lut nicht.«

      Zum ers­ten Mal schi­en er sie an­zu­se­hen, aber dies­mal auf­merk­sam, vom Kopf bis zu den Fü­ßen. Er ließ sich Zeit zu sei­ner Mus­te­rung.

      »Ich bit­te Sie um Ent­schul­di­gung«, sag­te er. »Dann muss ich Ih­nen aber sa­gen, dass Sie eine große När­rin sind. In dies Land kom­men nur zwei Sor­ten Frau­en: die mit ih­ren Män­nern oder Vä­tern, das sind die an­stän­di­gen, und dann die an­de­ren, die man aus Höf­lich­keit Tin­gel­tan­gel-Ster­ne oder Ar­tis­tin­nen nennt. Eine drit­te Sor­te hat hier kei­nen Platz. Wer nicht zur einen oder an­de­ren ge­hört, kommt un­ter die Rä­der. Des­halb sage ich Ih­nen: Sie sind ein sehr dum­mes Mä­del und kön­nen nichts Bes­se­res tun als um­keh­ren, so­lan­ge es mög­lich ist. Ich will Ih­nen einen In­dia­ner bis Dyea mit­ge­ben und Geld für die Rück­rei­se nach den Staa­ten. Sie wer­den von ei­nem Frem­den kein Geld neh­men wol­len, aber es ist ja nur ge­lie­hen. Sie schi­cken mir den Kies zu­rück, wenn es Ih­nen passt.«

      Fro­na hat­te ver­sucht, ihn zu un­ter­bre­chen, aber er schnitt ihre Wor­te mit ei­ner Hand­be­we­gung ab.

      »Ich dan­ke Ih­nen«, setz­te sie an, aber er un­ter­brach:

      »Sie sol­len ge­hor­chen und nicht dan­ken.«

      »Ich dan­ke Ih­nen trotz­dem, aber das heißt: dan­ke nein«, be­harr­te sie. »Zu­fäl­lig ir­ren Sie sich so ziem­lich in al­lem. Ich woll­te mei­ne Trä­ger hier in Hap­py Camp tref­fen, sie sind mit Zelt und Bett und al­lem, was der Mensch braucht, ein paar Stun­den vor mir ab­mar­schiert. Ein Boot ist heu­te Nach­mit­tag vom Sturm an die West­küs­te des Kra­ter­sees ver­schla­gen wor­den, dar­in müs­sen mei­ne Leu­te ge­we­sen sein. So kommt es, dass ich wie ein nack­ter Spatz bei Ih­nen her­ein­ge­weht bin. Ihr Rat, ich soll um­keh­ren, ist ge­wiss gut ge­meint, aber mein Va­ter er­war­tet mich in Daw­son. Wir ha­ben uns drei Jah­re lang nicht ge­se­hen. So weit sind Sie hof­fent­lich be­ru­higt, mein Herr Gast­wirt? Dann er­lau­ben Sie freund­lichst, dass ich ein biss­chen zu Bett gehe.«

      »Das ist doch un­mög­lich!« rief er, dem plötz­lich be­wusst wur­de, dass er es mit ei­ner jun­gen Dame zu tun hat­te.

      »Ja, was denn? Sind etwa in den an­de­ren Zel­ten noch an­de­re Frau­en?«

      »Nur in ei­nem Zelt, da sind zwei oder drei … Aber gra­de das ist gar nichts für Sie.«

      Er über­leg­te mit An­stren­gung; das Se­gel­lei­nen des Zel­tes bausch­te sich im Sturm, der drau­ßen brüll­te.

      »Ein Mann, der heu­te im Frei­en über­nach­ten muss, ist ver­lo­ren«, sag­te er. »Die an­de­ren Zel­te sind über­füllt. Was tut man da? …«

      »Vi­el­leicht kann ich heu­te Abend noch nach dem Tie­fen­see kom­men?« frag­te Fro­na, halb mit­lei­dig, halb iro­nisch.

      »Sie kön­nen doch un­mög­lich im Dun­keln über den Fluss set­zen!«

      »Sie ha­ben of­fen­bar Angst vor mir?«

      »Nicht für mich.«

      »Also schön, dann geh’ ich ins Bett.«

      »Ich blei­be auf und sehe nach dem Feu­er«, sag­te er ge­dehnt.

      Fro­na sprang auf und schrie. »Jetzt hab’ ich den Un­sinn aber satt! Sind wir in ei­nem Bür­ger­dorf mit drei Gast­hö­fen, oder sind wir auf dem Weg zum Nord­pol? Ich geh’ zu Bett, und Sie gehn auch zu Bett, und da­mit bas­ta.«

      »Gute Nacht«, sag­te sie nach zwei Mi­nu­ten, als sie ihre Glie­der mit Wohl­be­ha­gen in der Wär­me ge­streckt hat­te. Eine Vier­tel­stun­de spä­ter frag­te sie:

      »Sind Sie noch wach?«

      »Ja, was gibt es?«

      »Ha­ben Sie Spä­ne?«

      »Was für Spä­ne?«

      »Zum Feu­er­an­ma­chen mor­gen früh, na­tür­lich. Sonst ste­hen Sie auf und ma­chen wel­che.«

      Er ge­horch­te, ohne zu wi­der­spre­chen, aber sie hör­te nichts mehr …

      Als sie die Au­gen auf­schlug, war die Luft voll vom fri­schen Duft ge­bra­te­nen Specks. Die Son­ne fiel durch den auf­ge­schla­ge­nen Zelt­vor­hang her­ein. Drau­ßen zo­gen trupp­wei­se Last­trä­ger vor­bei mit Pfei­fen und Sin­gen. Es tat gut, aus dem war­men Bett her­aus dies eif­ri­ge Le­ben zu se­hen, dann re­kel­te Fro­na sich auf die an­de­re Sei­te und mach­te noch ein­mal die Au­gen zu. Als ihr Wirt Speck und Brat­kar­tof­feln fer­tig hat­te, sag­te er freund­lich:

      »Gu­ten Mor­gen, Fräu­lein. Ob Sie gut ge­schla­fen ha­ben, brau­che ich nicht zu fra­gen. Das hab’ ich ge­hört.«

      Nach dem Früh­stück lie­ßen sie sich vor dem

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