Dracula. Брэм Стокер

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Dracula - Брэм Стокер

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es sind viele Stufen – und ich brauch’ mein Futter auf die Stunde, wertes Fräulein.“

         So humpelte er davon, und ich beobachtete ihn, wie er sich bemühte, so gut es ging, rasch die Stufen hinunter zu kommen. Die Treppe ist absolut typisch für den Ort. Sie führt von der Stadt hinauf zur Kirche; es sind sicher mehrere hundert Stufen – wie viele es sind, weiß ich nicht -, und sie winden sich in einem zarten Bogen den Hügel entlang; die Steigung ist so sanft, dass sogar ein Pferd leicht hinauf- und wieder herunterkäme. Ich denke, dass die Treppe ursprünglich irgendetwas mit der Abtei zu tun hatte. Ich sollte jetzt auch nach Hause gehen. Lucy und ihre Mutter waren auswärts auf Besuch. Da es aber nur Anstandsvisiten waren, ging ich nicht mit. Sie werden wohl schon heimgekommen sein.

      25. Juli – Ich kam vor einer Stunde mit Lucy hier herauf, und wir hatten ein äußerst interessantes Gespräch mit meinem alten Freund und zwei anderen Männern, die immer bei ihm sind. Er ist wie ihr „Herr Orakel“ (aus einem Gratiano-Zitat aus Shakespeares „Kaufmann in Venedig“) und muss seinerzeit eine sehr dominante Persönlichkeit gewesen sein. Er will nie etwas zugeben und beleidigt jeden. Wenn er nicht überzeugen kann, dann brüllt er über alle hinweg und quittiert das anschließende Schweigen, das er für Zustimmung hält, mit seinem Blick. Lucy sieht süß und bezaubernd aus in ihrem weißen Tenniskleid; sie hat eine schöne Farbe bekommen, seitdem sie hier ist. Ich bemerkte, dass die alten Männer sich beeilten herauf zu kommen, und sie nehmen sofort in der Nähe von Lucy Platz, wenn wir uns hinsetzten. Sie ist so freundlich zu den alten Leuten; ich glaube, sie haben sich alle geradewegs in sie verliebt. Sogar mein alter Freund erlag ihrem Charme, und er widersprach ihr nicht, während er mir dagegen doppelten Widerstand leistete. Ich brachte ihn auf das Thema Legenden, und er begann plötzlich, eine Art Predigt zu halten. Ich will versuchen, mich gänzlich daran zu erinnern, und es niederschreiben:

         „Es ist alles Gewäsch, das ganze Zeug; so ist es und nicht anders. Diese Hexen, Vorzeichen, Kobolde, Gespenster und Teufel sind doch alle nur erdacht, um Kinder und schwache Weiber zum Zittern zu bringen. Das sind alles nur Luftblasen. Sie und alle Drohungen, Zeichen und Warnungen sind erfunden von Pfaffen, schlappen Intellektuellen und Geschäftsreisenden, um Halbgebildete zu erschrecken oder Leute zu etwas zu bringen, was sie sonst nicht täten. Ich werde ganz irr’, wenn ich nur dran denk’. Aber nicht genug, dass sie diese Lügen in Zeitungen publizieren und von Kanzeln herunter predigen, nein, sie müssen sie auch auf Grabsteine schreiben. Schauen Sie umher, wohin Sie wollen, all diese Steine, die aufrecht stehen – wie stolz – sollten einfach umfallen unter der Lügenlast; denn auf ihnen steht: ‚Hier liegt begraben…’, ‚Im Andenken a …’, – das steht auf allen; und in Wirklichkeit ist nicht einmal bei der Hälfte davon ein Toter begraben. ‚Andenken’ ist kein Häufchen Schnupftabak wert, geschweige denn etwas Geheiligtes. Lügen, nichts als Lügen. Mein Gott, es wird ein seltsames Gedränge geben am Jüngsten Tag, wenn sie alle hier heraufkommen, um ihre Grabsteine zu holen, mit denen sie Ihm dann beweisen wollen, wie gut ihre Taten auf Erden waren; einige der Toten werden erhebliche Schwierigkeiten haben, wenn sie mit ihren Händen, die kraftlos und vor allem glitschig geworden sind – vom im Meer Liegen -, nach ihren eigenen Grabsteinen oder denen ihrer Familien hin zu greifen versuchen.“

         Ich sah an dem selbstzufriedenen Ausdruck des alten Mannes und an der Art, wie er sich, um den Beifall seiner Genossen zu ernten, im Kreis herum sah, dass er es mir gezeigt habe, und so fügte ich, um ihn zum Weiterreden zu veranlassen, hinzu:

         „Aber, Herr Swales, das können Sie doch nicht ernsthaft meinen? Es sind doch sicherlich nicht all diese Grabsteine falsch?“

         „Möglicherweise! Es wird nur wenige darunter geben, die nicht falsch sind. Die ganze Sache ist Lug und Trug. Da sehen Sie nur her; Sie kommen als Fremde hierher und sehen den Kirchhof.“ Ich nickte, weil ich dachte, es wäre besser, ihm zuzustimmen, wenngleich auch ich seinen Dialekt nicht immer verstand. Ich war aber fest der Überzeugung, dass es etwas mit der Kirche zu tun habe. Er fuhr fort: „Und Sie glauben, dass alle diese Steine über Menschen stehen, die einmal hier gelebt haben?“ Ich nickte wieder zustimmend. „Und das ist gerade die Lüge. Da sind Grabstätten dabei, die sind so leer wie unsere alte Dun’s Tabakdose am Freitagabend.“ Er stieß einen seiner Kumpane an und alle lachten auf. „Und, mein Gott, wie könnte es auch anders sein? Sehen Sie einmal diesen, den hintersten Grabstein hinter der Bank: Lesen Sie!“ Ich wandte mich um und las:

         „Edward Spencelagh, Obermatrose, ermordet von Piraten an der Küste von St. Andreas im April 1854, als er 30 Jahre alt war.“ Als ich mich wieder zum ihm wandte, fuhr Herr Swales fort:

         „Wer brachte ihn denn hierher, möchte ich wissen, um ihn hier zu begraben? Ermordet wurde er an der Küste von St. Andreas! Und Sie glauben, er läge hier darunter! Nun, ich könnte Ihnen ein Dutzend nennen, deren Gebeine in Grönlands Gewässern ruhen.“ – Er deutete nordwärts; – „Oder wo die Strömung sie sonst wo hingetragen haben. Da stehen die Grabsteine um Sie herum. Sie können mit Ihren jungen Augen das erlogene Kleingeschriebene lesen. Da, Braithwaite Lowrey – ich kannte seinen Vater, vermisst auf der Lively bei Grönland im Jahre ’20; oder Andrew Woodhouse in denselben Gewässern 1777 ertrunken; oder John Paxton, ein Jahr später bei Kap Farewell ersoffen; oder der alte John Rawlings, mit dessen Großvater ich segelte, ertrank im Golf von Finnland im Jahre ’50. Glauben Sie denn, dass alle diese Leute nach Whitby hetzen werden, wenn die Trompeten ertönen? Da hab’ ich so meine Bedenken. Ich sage Ihnen, wenn sie alle einmal zusammenkommen, wird es ein Gedränge und Gewühle geben, das dem Kampf um die Eisscholle aus vergangenen Tagen gleichen wird, wo wir dann versuchen, zusammengepfercht bei Tag und Nacht, unsere Wunden im Licht der Aurora Borealis heilen zu lassen.“ Das war offenbar ein Insiderwitz, denn der alte Herr grinste vergnügt, und seine Gehilfen taten es ihm mit Freude nach.

         „Aber“, sagte ich, „sicherlich ist es nicht korrekt, wenn Sie von der irrigen Annahme ausgehen, dass all die armen Leute oder zumindest ihre Seelen, ihre Grabsteine zum Jüngsten Gericht schleppen müssen. Glauben Sie, dass das wirklich nötig sein wird?“

         „Nun, wofür wären sonst Grabsteine gut? Beantworten Sie mir das, Fräulein!“

         „Um den Verwandten eine Freude zu machen, denke ich.“

         „Um den Verwandten eine Freude zu machen!“, das sagte er mit nachhaltiger Verachtung. „Wie kann es denn einem Verwandten Freude bereiten, wenn sie wissen, dass Lügen auf den Grabsteinen stehen – und jeder im Umfeld weiß auch, dass es sich um Lügen handelt?“ Er deutete auf einen Stein zu unseren Füßen, der wie eine gewöhnliche Platte auf den Boden gelegt war, und auf dem man, am Rande des Cliffs, einen Ruhesitz angebracht hatte. „Lesen Sie die Aufschrift auf dem Grabstein“, sagte er. Von meinem Platz aus hätte ich die Buchstaben verkehrt lesen müssen, dagegen saß Lucy besser, beugte sich darüber und las:

         „Dem Andenken des George Canon gewidmet, der in der Hoffnung auf die glorreiche Auferstehung, am 29. Juli 1873 auf Kettleness von einem Felsen stürzte und verstarb. Dieses Grab wurde von der trauernden Mutter für ihren innig geliebten Sohn errichtet. Er war der einzige Sohn der Mutter, und sie war Witwe.“ „Tatsächlich, Herr Swales, ich kann nichts Lustiges daran entdecken!“ Lucy betonte dies sehr ernst und scharf.

         „Sie finden nichts Lustiges daran! Ha! Ha! Das kommt daher, weil Sie nicht wissen, dass die Mutter eine aus der Hölle entsprungene Raubkatze war, die ihren Sohn so sehr hasste, weil er lahm war und Krücken bedurfte. Und er hasste sie im Gegenzug so, dass er Selbstmord beging, nur damit die Mutter die Lebensversicherung, die sie für ihn eingezahlt hatte, nicht erhalte. Er schoss sich in den Kopf mit einer alten Muskete, die sie sonst zur Jagd auf Krähen verwenden. Das also ist die Erklärung seines Absturzes von dem Felsen. Und was die Hoffnung auf eine fröhliche Auferstehung betrifft, so habe ich ihn oft sagen hören, meiner Seele, er hoffe, zur Hölle zu fahren, damit er nicht mit seiner Mutter, die sich sicherlich durch ihre Frömmigkeit den Himmel verdient, zusammen sein müsste. Also, enthält dieser Stein hier“, er klopfte mit seinem Stock

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