Dracula. Брэм Стокер
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Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber Lucy drehte das Gespräch und sagte, während sie aufstand:
„Oh, warum haben Sie uns das erzählt? Es ist mein Lieblingsplatz, und ich kann ihn nicht aufgeben. Nun erfahre ich, dass ich künftig auf dem Grab eines Selbstmörders werde sitzen müssen.“
„Das darf Sie doch aber nicht stören, Herzchen, und es würde dem armen George sicher eine große Freude bereiten, wenn er wüsste, dass ein so süßes Wesen auf seinem Grabstein sitzt. Das darf Sie also nicht stören. Sehen Sie, ich sitze hier schon Jahre lang, und es ist mir noch nie ein Leid zugestoßen. Bilden Sie sich eben ein, er läge nicht da unten oder Sie säßen anderswo. Meine Zeit ist nun um, und ich muss gehen. Ich empfehle mich, meine Damen.“ Mit diesen Worten humpelte er davon.
Lucy und ich blieben noch einige Zeit sitzen. Zu unseren Füßen lag so viel Schönheit, dass wir andächtig unsere Hände verschlangen; sie erzählte mir noch von Arthur und ihrer kommenden Hochzeit. Das bereitete mir ein wenig Herzschmerzen, denn ich habe von Jonathan einen ganzen Monat nichts mehr gehört.
Am selben Tag. – Ich kam allein hier herauf, denn ich bin sehr traurig. Es gab wieder keinen Brief für mich. Ich hoffe, dass Jonathan nichts zugestoßen ist. Eben hat es neun Uhr geschlagen. Ich sehe die Lampen in der Stadt aufleuchten – an den Straßen gehen sie in Reihen an und dann wieder leuchten sie ganz vereinzelt auf; sie laufen entlang des Esk und verlieren sich in der Krümmung des Tals. Links von mir ist die Aussicht durch die scharfe, dunkle Firstlinie des Daches eines Hauses nächst der alten Abtei abgeschnitten. Schafe und Lämmer blöken auf den Feldern hinter mir, und es ist das Klappern von Eselshufen auf der tief unten liegenden, gepflasterten Straße zu hören. Eine Kapelle am Pier spielt einen schnellen Walzer mit gutem Tempo, während weiter vom Kai entfernt, irgendwo in einer hinteren Gasse, die Heilsarmee aufspielt. Keine der Musikgruppen nimmt Notiz von der anderen, aber von hier oben kann ich sie beide hören und sehen. Ich frage mich bloß, wo Jonathan ist, und ob er an mich denkt? Ich wünschte, er wäre hier.
TAGEBUCH VON DR. SEWARD
5. Juni – Der Fall Renfield wird immer interessanter, je mehr ich den Mann zu verstehen imstande bin. Er hat gewisse und stark ausgeprägte Charaktereigenschaften: Selbstsüchtigkeit, Verschwiegenheit und Entschlossenheit. Ich wollte, ich könnte herausfinden, was es mit Letztgenannter auf sich hat. Er hat, finde ich, ein ganz spezielles Schema, aber was er damit will, weiß ich noch nicht. Seine Liebe zu Tieren ist eine ausgleichende Qualität seiner Person. Doch manchmal verhält er sich ihnen gegenüber derart kurios, dass es mir scheint, als sei er nur abnormal grausam. Seine Lieblingstiere sind unterschiedlicher Art. Gegenwärtig besteht sein Hobby im Fangen von Fliegen. Er hat eine solche Menge beisammen, dass ich ihm weiteren Fliegenfang untersagen musste. Zu meinem Erstaunen brach er nicht in Wut aus, sondern nahm es einfach hin. Er dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: „Können Sie mir drei Tage geben? Da werde ich sie alle wegschaffen.“ Ich versprach, ihm die Zeit zu gewähren. Ich muss ihn aber genau beobachten.
18. Juni – Er konzentriert sich nun auf Spinnen, und hält recht große Exemplare in seiner Box gefangen. Er füttert sie mit seinen Fliegen, deren Zahl auch schon beträchtlich abgenommen hat, wenn er auch die Hälfte seines eigenen Essens dazu verwendet, neue Fliegen von außerhalb seines Raumes anzulocken.
1. Juli – Seine Spinnen stellen nun ein ebenso großes Ärgernis dar wie die Fliegen, und heute erklärte ich ihm, dass er sich von ihnen werde trennen müssen. Daraufhin wurde er so traurig, dass ich ihm sagte, er müsse zumindest einmal einige davon auslassen. Er beruhigte sich und wurde wieder fröhlich, da ich ihm dieselbe Zeit einräumte wie zur Reduzierung der Fliegen. Einmal ekelte ich mich heftig vor ihm, denn als eine widerliche Schmeißfliege, aufgebläht durch verwesende, faulige Nahrung, durch das Zimmer brummte, fing er sie und hielt sie jubelnd ein paar Augenblicke zwischen seinem Finger und Daumen, und bevor ich noch erraten konnte, was er nun tun wollte, steckte er die Fliege in den Mund und aß sie auf. Ich schimpfte deshalb mit ihm, er aber erwiderte in Ruhe, es schmecke sehr gut und sei gesund; es sei Leben, blühendes Leben, und gebe ihm auch lebendige Kraft. Das brachte mich auf eine Idee oder wenigstens auf den Teil einer Idee. Ich muss ihn nun dabei beobachten, wie er sich von seinen Spinnen trennen wird. Er trägt offenbar ein großes Problem im Kopf, denn er führt ein kleines Notizbuch, in das er immer etwas niederzuschreiben hat. Ganze Seiten sind voll von Zeichen und Ziffern, die er in Kolonnen addiert, und deren Summen kommen wieder in Kolonnen, als wollte er sein Zahlenwirrwarr nachvollziehbar machen – so klar, wie es etwa Rechnungsprüfer zu tun pflegen.
8. Juli – Es steckt eine Methode in seinem Wahnsinn, und die grundlegende Idee in meinem Kopf beginnt, sich weiterzuentwickeln. Bald wird die Idee fertig zu Ende gedacht sein, und dann, Intuition, wird an deine Stelle der Intellekt treten. Ich hielt mich von meinem Schützling einige Tage fern, sodass ich genau feststellen konnte, ob irgendeine Änderung zu bemerken sei. Die Dinge blieben so, wie sie gewesen waren, nur, dass er sich von einigen seiner Tiere getrennt und neue an ihre Stelle gesetzt hatte. Er brachte es zustande, einen Sperling zu fangen und hat ihn bereits teilweise gezähmt. Seine Mittel zur Zähmung sind einfach, die Anzahl der Spinnen hat sich verringert. Die übrig Gebliebenen sind gut genährt, denn er bringt ihnen noch immer Fliegen, die er mit seinem Essen ködert.
19. Juli – Wir machen Fortschritte. Mein Freund hat nun eine ganze Sperlingskolonie, und seine Fliegen und Spinnen sind schon tüchtig dezimiert. Als ich eintrat, rannte er auf mich zu und sagte, er möchte mich um einen großen Gefallen bitten, um einen sehr, sehr großen Gefallen; und wie er so sprach, schmiegte er sich an mich wie es Hunde tun. Ich fragte ihn, was er denn wolle, und er antwortete mit Erregung in seiner Stimme und Körperhaltung:
„Ein Kätzchen, ein niedliches, kleines, geschmeidiges, verspieltes Kätzchen, mit dem ich herumtollen kann, ihm etwas beibringen und füttern und füttern und füttern kann.“ Ich war nicht unvorbereitet auf diese Bitte, denn ich weiß ja nun, dass seine Wünsche nach seinen Haustieren an Größe und Lebhaftigkeit immer mehr zunehmen; aber ich wollte nicht, dass die herzige Sperlingsfamilie dasselbe grausame Ende nehme wie die Fliegen und Spinnen. Ich sagte daher, ich wolle mir die Sache noch überlegen, und fragte ihn, ob er denn nicht lieber eine Katze als ein Kätzchen wolle. Seine Übereifrigkeit entlarvte ihn, denn er antwortete:
„Oh ja, ich möchte eine Katze! Ich bat nur deswegen bloß um ein Kätzchen, weil ich fürchtete, Sie könnten mir eine Katze verweigern. Aber es wird doch niemanden geben, der mir ein Kätzchen verweigern würde?“ Ich schüttelte den Kopf und sagte ihm, dass es leider momentan wohl nicht möglich sein werde, aber dass ich die Sache im Auge behalten wolle. Sein Gesicht verfiel und ich konnte darin eine warnende Gefahr erkennen und sah eine plötzliche Bösartigkeit aufkeimen; sein Blick hätte mich töten können. Der Mann ist mit einem unentwickelten Mordtrieb behaftet. Ich will ihn testen mit seiner gegenwärtigen Sehnsucht und sehen, wie es funktioniert; dann werde ich mehr wissen.
10 Uhr abends – Ich besuchte ihn nochmals und fand ihn brütend in einer Ecke sitzen. Als ich eintrat, warf er sich vor mir auf die Knie und flehte mich an, ihm doch eine Katze zu genehmigen, sein Seelenheil hänge davon ab. Ich blieb trotzdem fest und machte ihm klar, dass ich seinen Wunsch jetzt nicht erfüllen könne, worauf er wortlos weg ging, an seinen Fingern nagte, und sich wieder hinsetzte, wo ich ihn bei meinem Eintritt vorgefunden hatte. Ich werde ihn morgen früh wieder besuchen.
20. Juli – Besuchte Renfield sehr zeitig, noch bevor der Wärter seine Runden gedreht hatte. Fand ihn bereits munter und eine Melodie summend. Er streute gerade am Fenster seinen Zucker aus, den er sich aufgehoben hatte, und begann offenbar wieder mit seiner Fliegenfängerei; und er schien zufrieden dabei und hatte gute Erfolge. Ich hielt vergebens Ausschau nach seinem Federvieh und fragte ihn dann, wo die Vögel seien. Er antwortete, ohne sich umzudrehen, dass sie alle fort geflogen seien. Es lagen einzelne Federn im Zimmer, und auf