Gesammelte Werke von Sir Arthur Conan Doyle: 52 Krimis & Historische Romane in einem Band. Arthur Conan Doyle

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Gesammelte Werke von Sir Arthur Conan Doyle: 52 Krimis & Historische Romane in einem Band - Arthur Conan Doyle

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Regale eine Flasche Sekt und entkorkte sie.

      »Kommt her,« fuhr er fort, indem er drei hohe Gläser füllte, »wir wollen den Versöhnungstoast der Loge trinken. Der löscht, wie ihr wißt, jede Feindschaft aus. Also, mit der linken Hand an der Kehle frage ich euch, Ted Baldwin, um was war der Streit?«

      »Die Wolken sind schwer,« antwortete Baldwin.

      »Aber sie werden sich auf ewig aufhellen.«

      »Und das beschwöre ich.«

      Die beiden tranken ihren Sekt, worauf dieselbe Zeremonie zwischen Baldwin und McMurdo wiederholt wurde.

      »Nun also,« rief McGinty, sich befriedigt die Hände reibend, »jetzt kein böses Blut mehr, sonst kommt die Sache vor die Entscheidung der Loge, und solche Entscheidungen sind streng hier bei uns, wie Bruder Baldwin bereits weiß und auch Sie, Bruder McMurdo, würden es bald erfahren, wenn Sie Streit suchen.«

      »Fällt mir nicht ein,« sagte McMurdo und streckte Baldwin die Hand entgegen. »Ich bin rasch dabei, einen Streit zu beginnen, aber ebenso rasch im Vergeben; wahrscheinlich eine Schuld meines irischen Blutes. Für mich ist die Sache erledigt, und ich hege keinen Groll mehr.«

      Es blieb Baldwin nichts anderes übrig, als die gereichte Hand zu ergreifen, denn die drohenden Augen des schrecklichen Meisters ruhten auf ihm. In seinem finsteren Gesicht deutete indessen nichts darauf hin, daß ihn die freundschaftlichen Worte des anderen berührt hatten.

      McGinty klopfte beiden auf die Schulter.

      »Diese Weibsbilder, diese Weibsbilder,« rief er, »man sollte nicht glauben, was sie für Unfrieden unter meinen Jungen stiften können. Der Teufel soll sie holen. Die letzte Entscheidung in dieser Sache liegt aber bei der Frauensperson. Wir in der Loge befassen uns mit solchen Entscheidungen nicht, und der Herr sei bedankt dafür. Wir haben schon genug mit uns selbst zu tun. Sie müssen in unsere Loge 341 eingeweiht werden, Bruder McMurdo. Wir haben hier unsere eigenen Arten und Methoden, die von denen in Chicago verschieden sind. Sonnabend abend ist unser Sitzungstag, und wenn Sie am nächsten Sonnabend zu uns kommen, werden wir Sie zu einem der Unsrigen machen.«

       Inhaltsverzeichnis

      Am Morgen, der diesem ereignisreichen Tage folgte, verließ McMurdo seine Wohnung bei Jakob Shafter und bezog Quartier bei der Witwe McNamara am Rande der Stadt. Scanlan, seine erste Bekanntschaft, hatte Veranlassung, nach Vermissa zu übersiedeln und zog zu ihm. Die beiden waren die einzigen Mieter, und die Vermieterin, eine leichtherzige, alte Irin überließ sie ganz sich selbst, so daß sie jede Freiheit der Rede und des Handelns genossen, die Leute solcher Art, vereint durch ein gemeinsames Geheimnis, nur wünschen konnten. Shafter hatte so weit nachgegeben, daß er McMurdo gestattete, bei ihm die Mahlzeiten einzunehmen, wenn er wollte, so daß der Verkehr des jungen Mannes mit Ettie keine Unterbrechung erlitt. Im Gegenteil, er wurde im Verlaufe der folgenden Wochen immer enger und McMurdo fühlte sich in seinem neuen Heim so sicher, daß er in seinem Schlafzimmer die Banknotenpresse auspackte und einer Anzahl Logenbrüder unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit gestattete sie zu besichtigen und einige Muster mitzunehmen, die so geschickt nachgeahmt waren, daß sie ohne Gefahr und Schwierigkeit ausgegeben werden konnten. Warum McMurdo, im Besitze einer derartigen Kunst, sich herabließ zu arbeiten, war seinen Gefährten rätselhaft. Er machte ihnen jedoch klar, daß mangels offenkundiger Erwerbsquellen die Polizei bald hinter ihm her sein würde.

      Ein Polizeibeamter hatte ihm tatsächlich bereits nachgespürt, aber das Glück wollte es, daß ihm der Vorfall eher nützte als schadete. Nach seiner Einführung in McGintys Gasthaus vergingen wenige Abende, die er nicht dort verbrachte. Es war seine Absicht, sich mit den »Jungens«, mit welchem freundschaftlichen Titel die gefährliche Bande, die diesen Ort bevölkerte, gewöhnlich belegt wurde, näher zu befreunden. Sein schneidiges Auftreten, die Kühnheit seiner Sprache machten ihn bald allseitig beliebt. Die Schnelligkeit und kunstvolle Geschicklichkeit, mit der er einmal einen Gegner in einem Raufhandel abfertigte, verschafften ihm die Achtung dieser gewalttätigen Gesellschaft. Der erwähnte Vorfall führte dazu, diese Achtung noch zu erhöhen. Eines Abends, zur Zeit des stärksten Besuches, öffnete sich die Tür und ein Mann trat ein, gekleidet in die blaue Uniform und Schirmmütze der Kohlen-und Eisenpolizei. Diese war eine von den Eisenbahnen und Bergwerksbesitzern organisierte Hilfstruppe, dazu bestimmt, die Arbeit der Zivilpolizei, die gegenüber dem organisierten Terror und Rowdywesen der Gegend vollkommen hilflos war, zu unterstützen. Schweigen senkte sich auf die versammelten Gäste, als der Mann eintrat, und gar mancher verstohlene Blick fiel auf ihn. Die Beziehungen zwischen Verbrechern und der Polizei sind indessen in den Vereinigten Staaten eigenartig. McGinty, der hinter dem Bartisch stand, zeigte keine Überraschung, als der Polizeiinspektor eintrat und sich unter seine Kunden mischte.

      »Ein Glas puren Whisky, es ist bitter kalt draußen,« sagte der Polizeioffizier. »Ich glaube, wir haben uns noch nicht gesehen, Rat McGinty.«

      »Sie sind wohl der neue Polizeikapitän?« fragte McGinty.

      »Stimmt. Wir verlassen uns auf Sie und die anderen tonangebenden Bürger, uns zu helfen, Gesetz und Ordnung in dieser Stadt aufrechtzuerhalten. Kapitän Marvin ist mein Name – von der Kohlen-und Eisenpolizei.«

      »Wir würden besser ohne Sie auskommen, Kapitän Marvin,« erwiderte McGinty kalt, »denn wir haben unsere eigene Polizei und haben keinen Bedarf für Importware. Was sind Sie anderes, als das bezahlte Werkzeug der Kapitalisten, von diesen gedungen, die ärmeren Mitbürger niederzuschlagen oder niederzuschießen.«

      »Na, na, wir wollen uns darüber nicht streiten«, sagte der Polizeioffizier gutgelaunt. »Sie tun wahrscheinlich Ihre Pflicht oder was Sie dafür halten, worüber Sie und ich vielleicht verschiedener Meinung sind.« Er hatte sein Glas geleert und war eben im Begriff zu gehen, als sein Blick auf Jack McMurdo fiel, der finsterblickend an seiner Seite gestanden hatte.

      »Hallo, hallo!« rief er, indem er ihn von oben bis unten musterte, »ein alter Freund, wenn ich mich nicht irre.«

      McMurdo zog sich vor ihm zurück.

      »Ich war niemals ein Freund von Ihnen oder der irgendeines anderen verdammten Polizisten,« sagte er.

      »Nun gut, dann also ein Bekannter,« sagte der Polizeikapitän. »Sie sind Jack McMurdo aus Chicago, ich irre mich nicht. Es hat keinen Zweck, zu leugnen.«

      »Ich leugne es nicht,« antwortete McMurdo achselzuckend, »glauben Sie, ich schäme mich meines eigenen Namens?«

      »Sie hätten aber alle Ursache dazu.«

      »Was, in des Teufels Namen, wollen Sie damit sagen?« brüllte McMurdo mit geballten Fäusten.

      »Ruhe, Ruhe, Jack. Dieses Poltern macht auf mich keinen Eindruck. Bevor ich in diesen gottverdammten Kohlenspeicher kam, war ich Polizeioffizier in Chicago und erkenne jeden unserer Galgenvögel, wenn ich ihn sehe.«

      »Sie wollen doch nicht sagen, daß Sie Marvin von der Zentrale in Chicago sind?« rief McMurdo bestürzt.

      »Jawohl, noch immer derselbe alte Teddy Marvin, zu dienen. Wir haben dort die Erschießung von Jonas Pinto noch nicht vergessen.«

      »Ich war es nicht.«

      »So, Sie waren es nicht. Das ist eine beweiskräftige, unparteiische Zeugenschaft, nicht wahr? Immerhin ist

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