Gesammelte Werke von Sir Arthur Conan Doyle: 52 Krimis & Historische Romane in einem Band. Arthur Conan Doyle

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Gesammelte Werke von Sir Arthur Conan Doyle: 52 Krimis & Historische Romane in einem Band - Arthur Conan Doyle

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Bar auf und bahnte sich einen Weg durch die Menge, die in dem von Tabakrauch und den Dünsten geistiger Getränke geschwängerten Raum lärmend herumsaß. Der Raum war prächtig erleuchtet. Das Licht der zahllosen Lampen wurde von den schwervergoldeten Spiegeln, mit denen die Wände bedeckt waren, allseitig zurückgeworfen. Einige Mixer hatten alle Hände voll zu tun, um den Wünschen der Männer, die den schwer mit Messing beschlagenen Bartisch umlagerten, gerecht zu werden. An einem Ende der Bar stand, an den Bartisch gelehnt, ein großer, stattlicher Mann mit einer Zigarre im Mundwinkel, der niemand anderen als der vielgenannte McGinty sein konnte. Er war ein Mensch von riesenhaften Ausmaßen mit einer schwarzen Mähne, die vorn bis tief in die Stirn und hinten bis auf den Kragen fiel. Seine Gesichtsfarbe war so dunkel wie die eines Italieners. Seine kohlschwarzen Augen, die im Zorn leicht schielten, verliehen ihm ein eigenartig drohendes Aussehen. Aber trotz allem paßte das rustikale Äußere dieses Mannes sehr gut zu dem offenen Wesen und zu der fast herzlichen Manier, die er seinen Mitmenschen gegenüber zur Schau zu tragen pflegte. Hier, würde man sich denken, haben wir einen offenen, ehrlichen Menschen vor uns, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, wie brüsk und rauh auch seine Ausdrucksweise sein mag. Erst wenn man einen Blick in seine glanzlosen, schwarzen Augen getan hatte, die tief und drohend in ihren Höhlen lagen, fühlte man jenen geheimen Schauder, den wir empfinden, wenn wir einem Menschen gegenüberstehen, in dem wir ungeahnte Möglichkeiten zum Bösen, gepaart mit Kraft, Mut und List erkennen. Nachdem McMurdo seinen Mann einer eingehenden Musterung unterzogen hatte, schlenderte er mit der ihm eigenen sorglosen Keckheit auf ihn zu und schob sich durch die kleine Gruppe von Männern, die ihn umgab, Speichellecker, die sich in die Gunst des mächtigen Mannes einzuschmeicheln suchten, und über jedes geringste seiner Scherzworte in brüllendes Gelächter ausbrachen. Die grauen Augen des jungen Fremden blickten furchtlos durch die Gläser in die scharf auf ihn gerichteten schwarzen Augen vor ihm.

      »Nun, junger Mann, Ihr Gesicht ist mir noch neu.«

      »Ich bin hier noch ein Fremder, Mr. McGinty.«

      »Aber nicht so fremd, daß Sie nicht einen Herrn mit seinem richtigen Titel ansprechen könnten.«

      »Es ist Rat McGinty, junger Mann,« sagte eine Stimme aus der Gruppe.

      »Tut mir leid, Herr Rat, ich bin noch gänzlich unvertraut mit den hiesigen Gebräuchen. Man hat mir empfohlen, Sie aufzusuchen.«

      »Nun gut, das haben Sie nun getan. Hier stehe ich in Lebensgröße. Und was halten Sie von mir, wenn ich fragen darf?«

      »Ich weiß es noch nicht, aber ich möchte sagen, daß, wenn Ihr Herz so groß ist, wie Ihr Leib, und Ihre Seele so schön wie Ihr Gesicht, ich mir nichts Besseres wünschen könnte,« sagte McMurdo.

      »Bei Gott, der Mann hat eine glatte Zunge,« rief der Gastwirt, der sich noch nicht darüber einig war, ob er auf die familiäre Eröffnung der Bekanntschaft eingehen oder seine Würde herauskehren sollte. »Sie sind also so freundlich, mit meiner Erscheinung zufrieden zu sein?«

      »Jawohl,« sagte McMurdo.

      »Und man hat Ihnen empfohlen, mich aufzusuchen?«

      »Sehr richtig.«

      »Und wer war, dieser ›man‹?«

      »Bruder Scalan von der Loge 341, Vermissa. Herr Rat, ich trinke auf Ihre Gesundheit und auf unsere bessere Bekanntschaft.«

      Er erhob hierbei das Glas, das man vor ihn hingestellt hatte, an seine Lippen, indem er den kleinen Finger in einer eigenartigen Weise emporstreckte.

      McGinty, der ihn scharf im Auge behalten hatte, zog bei diesen Worten die Stirn kraus.

      »Aha, das ist es also,« sagte er. »Das muß ich mir etwas genauer besehen, Herr – –«

      »McMurdo.«

      »Und lassen Sie sich gesagt sein, Herr McMurdo, daß wir die Leute nicht ohne weiteres als das nehmen, als was sie erscheinen wollen; wir glauben ihnen nicht alles, was sie sagen. Treten Sie näher; hier hinter die Bar.«

      Es war ein kleiner Raum, auf allen Seiten von Fässern eingerahmt. McGinty setzte sich, nachdem er die Tür vorsichtig geschlossen hatte, auf eines von ihnen, biß nachdenklich in seine Zigarre und überflog McMurdo mit seinen unbehaglichen Augen. Ein paar Minuten lang herrschte völlige Stille.

      McMurdo hatte die Musterung, der er unterzogen worden war, mit unbefangen heiterer Miene ertragen. Die eine Hand hielt er in seiner Rocktasche, mit der anderen zwirbelte er seinen braunen Schnurrbart. Plötzlich bückte sich McGinty und zog einen gefährlich aussehenden Revolver hervor.

      »Passen Sie auf, junger Mann. Wenn Sie glauben, mit uns Ihr Spiel treiben zu können, würde es Ihnen schlecht gehen.«

      »Das ist ein sonderbarer Empfang eines fremden Bruders seitens des Meisters einer verbündeten Loge,« erwiderte McMurdo mit Würde.

      »Daß Sie ein Bruder sind, müssen Sie uns erst beweisen,« sagte McGinty, »und Gott sei Ihnen gnädig, wenn Sie es nicht können. Wo sind Sie eingetreten?«

      »Loge 29, Chicago.«

      »Wann?«

      »Am 24. Juni 18…«

      »Wie hieß der Logenmeister?«

      »James H. Scott.«

      »Und wie der Distriktsmeister?«

      »Bartolomäus Wilson.«

      »Hm! Ihre Antworten klingen ja recht sicher. Was machen Sie hier?«

      »Ich arbeite, genau so wie Sie; verdiene aber wahrscheinlich weniger.«

      »Sie sind wohl einer von denen, die stets das letzte Wort haben müssen?«

      »Jawohl, das ist eine Eigenart von mir.«

      »Und Sie sind im Handeln ebenso flink wie mit der Zunge?«

      »Das haben Leute von mir behauptet, die mich gut kennen.«

      »Das werden wir vielleicht schneller, als Sie glauben, auf die Probe stellen können. Haben Sie etwas über die hiesige Loge gehört?«

      »Ich habe gehört, daß man ein Mann sein muß, um hier aufgenommen zu werden.«

      »Stimmt auffallend, Herr McMurdo. Und warum sind Sie aus Chicago fortgezogen?«

      »Ich will eher verdammt sein, als daß ich Ihnen das erzähle.«

      McGinty riß die Augen auf. Er war nicht gewohnt, daß man in diesem Ton mit ihm sprach und war offenkundig darüber belustigt.

      »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«

      »Weil kein Bruder den anderen belügen darf.«

      »Ist denn die Wahrheit so schlimm?«

      »Das können Sie halten, wie Sie wollen.«

      »Nun gut, Mister, Sie können doch nicht erwarten, daß ich als Logenmeister jemanden in die Loge aufnehme, für dessen Vergangenheit ich nicht einstehen kann.«

      McMurdo war etwas verblüfft.

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