Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Roland hatte es wirklich gut mit ihr gemeint und sie nach Strich und Faden verwöhnen lassen.
»Ach, wissen Sie, Golf, das ist perfekt geregelter Wahnsinn. Eine teure Variante des Murmelspiels«, beantwortete er ihre Frage mit einem Schuss Selbstironie.
»Also wieder was für Erwachsene, die im Grunde ihres Herzens Kinder geblieben sind.«
»Wenn Sie so wollen«, gab Roland gut gelaunt zurück. »Aber was ist so schlecht daran, ein Kind zu sein?«
Dabei sah er sie so treuherzig an, dass Janine unwillkürlich lachen musste.
»Nichts. Nicht umsonst heißt es ja sogar in der Bibel, dass wir wieder wie die Kinder werden sollen«, gab sie ausgelassen zurück, ehe sich das Gespräch wieder anderen Themen zuwandte und der Abend in fröhlichem Geplauder und der gegenseitigen Versicherung endete, dass man am nächsten Abend gemeinsam den Golfschläger schwingen würde. Gut, dass Janine nicht sah, dass Roland sich ins Fäustchen lachte, nachdem er seine Begleiterin zum Taxistand begleitete hatte.
»Nummer sieben!«, murmelte er zufrieden und sah den Rücklichtern des Taxis nach, die langsam von der Dunkelheit verschluckt wurden.
*
Die Operation hatte länger gedauert als gedacht.
»Gute Arbeit, meine Damen und Herren!«, lobte der Kinderarzt Konstantin Klaiber seine Kollegen und lächelte anerkennend. Doch Fee konnte sich über dieses Kompliment gar nicht richtig freuen.
Selten zuvor war sie so erschöpft gewesen wie an diesem Abend. Ihre Anwesenheit im Operationssaal war wichtig gewesen für ihre Ausbildung. Trotzdem war sie froh, dass sie endlich Feierabend hatte. Doch sie hatte kaum Gelegenheit, den Mundschutz vom Gesicht zu ziehen, als eine Schwester aufgeregt in den Vorraum des Operationssaals stürmte.
»Gut, dass Sie endlich fertig sind, Frau Dr. Norden. Sie müssen sofort kommen!«
Müde verdrehte Felicitas die Augen.
»Schon wieder ein Notfall? Kann das nicht ein Kollege übernehmen? Ich bin seit sechzehn Stunden auf den Beinen«, bat sie um Mitleid, als Schwester Agnes bedauernd den Kopf schüttelte.
»Es geht um ihre Tochter Anneka.«
Einen Moment lang erstarrte Fee vor Schreck.
»Anneka ist hier?«, fragte sie entgeistert. Sofort war ihre Müdigkeit vergessen, und sie folgte der Schwester, die sie mit sich winkte.
»Sie wurde vor etwa einer Stunde eingeliefert. Dr. Cornelius hat sich um sie gekümmert und ihr eine Infusion verabreicht. Am Anfang sah alles ganz gut aus. Aber dann …«
»Was ist dann passiert?«, fragte Fee alarmiert, während sie Seite an Seite mit Agnes den Flur hinunter eilte.
»Ich war zufällig im Zimmer, als sie plötzlich anfing, nach Luft zu schnappen. Ihr Gesicht ist ganz blau geworden und sie hatte furchtbare Bauchschmerzen.«
»Ein anaphylaktischer Schock!«, wusste Fee sofort, um was es ging. »Bestimmt hängt das mit dem Medikament zusammen, das Mario ihr verabreicht hat.« Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. »Haben Sie einen Arzt geholt? Ist jemand bei ihr?«
»Ihr Mann ist gerade gekommen und hat die Behandlung Ihrer Tochter übernommen.«
»Daniel?«, hauchte Felicitas kraftlos. Vor Erleichterung wurden ihr einen Moment lang die Knie weich und sie fürchtete, mitten auf dem Flur zu straucheln. Doch der schwache Moment ging vorüber, und gleich hatte sie sich wieder im Griff. Das war sie ihrer Tochter schuldig. »Ein Glück. Wenn er bei ihr ist, dann ist es ja gut.«
Sie waren auf der Intensivstation angekommen, auf die Anneka inzwischen verlegt worden war. Als Fee ihre Tochter erblickte, krampfte sich ihr Herz zusammen. Eine Sauerstoffmaske bedeckte Annekas bleiches Gesicht. In beiden Handrücken lagen Venenzugänge, durch die sie verschiedene Medikamente bekam. Ein Herztonschreiber überwachte ihre Herztätigkeit, und auch die Atemfrequenz wurde gemessen.
»Meine Kleine!« Tränen schossen Fee in die Augen, als sie ans Bett trat. In ihrer Verzweiflung bemerkte sie ihren Mann nicht, der in einer Ecke saß und den Schlaf seiner Tochter bewachte.
Daniel erhob sich und trat hinter seine Frau.
»Ich weiß, sie sieht schrecklich aus. Aber ihr Zustand ist seit einer halben Stunde stabil«, erklärte er leise, um Fee nicht zu erschrecken, und legte seine Hände auf ihre Schultern.
Während sie ihre Tochter anstarrte, rannen ihr Tränen übers Gesicht. Doch Daniels Stimme war beruhigend, und schnell wischte sie sich mit dem Handrücken über die Wangen. Ohne sich nach im umzudrehen, lehnte sie sich zurück. Felicitas tastete nach seiner Hand und drückte sie dankbar. Die Nähe ihres Mannes war Balsam für ihre besorgte Seele, und langsam ebbte der Schock ab. Endlich konnte sie wieder einen klaren Gedanken fassen.
»Hast du Anneka einliefern lassen?«, fragte sie leise.
»Das war Dési. Lenni war völlig aufgelöst, als ich nach Hause gekommen bin. Deshalb bin ich sofort hergefahren. Keine Sekunde zu früh, wie sich herausgestellt hat.«
»Oh Dan, ich kann dir gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin«, seufzte Fee. »Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn …«,
»Pssssst!« Sanft legte Daniel seinen Zeigefinger auf die weichen Lippen seiner Frau, sodass sie nicht aussprechen konnte. Es war nicht nötig, diesen Gedanken weiterzuspinnen. »Es ist aber nicht passiert. Das Glück war mal wieder auf unserer Seite.«
»Dafür können wir gar nicht dankbar genug sein«, seufzte Felicitas und spürte, wie sich ihr aufgeregt schlagendes Herz langsam beruhigte. »Aber sag, wie konnte das passieren?«
»Offenbar reagiert Anneka hochgradig allergisch auf den Wirkstoff des Medikaments, das Mario ihr verabreicht hat. Aber das war nicht vorauszusehen.«
»Der Arme. Wenn er das erfährt, wird er sich ganz schöne Vorwürfe machen«, mutmaßte Fee.
»Es ist an uns, diese Last von ihm zu nehmen«, erwiderte Daniel in aller Selbstverständlichkeit.
Als besorgtem Vater hätte es ihm keiner übel genommen, wenn er seinem Schwager Vorwürfe gemacht hätte. Doch davon war der erfahrene Arzt weit entfernt. Aus eigener Erfahrung wusste er, wie unberechenbar das Leben trotz vielfältiger medizinischer Möglichkeiten war, und dass es keine Garantie gab, ungeschoren davonzukommen.
»Ach Dan, habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, was für ein toller Mensch, was für ein wunderbarer Mann du bist?«, fragte Felicitas. Die Anstrengungen des Tages forderten langsam ihren Tribut. Ihre Nerven waren nicht mehr im besten Zustand, und schon wieder schwammen ihre Augen in Tränen.
Behutsam drehte Daniel seine Frau an den Schultern zu sich herum und schloss sie in seine Arme.
»Vielleicht ein oder zwei Mal«, scherzte er dicht an ihrem Ohr. »Aber wenn ich ehrlich bin, kann ich das gar nicht oft genug hören.«
Als er Fee leise lachen hörte,