Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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dir.« Froh, überhaupt etwas tun zu können, lief sie die Treppe hinunter.

      In der Küche traf sie auf Dési, die sich gerade ein Stück Schokolade in den Mund steckte. Mit großen Augen wartete sie auf die Standpauke, die diesmal jedoch ausblieb. Als sie die Sorge in Lennis Gesicht entdeckte, vergaß sie die Schokolade sofort.

      »Geht es Anneka schlechter?«, Sie wusste sofort, worum es ging.

      »Ich glaube, deine Schwester hat hohes Fieber und große Schmerzen«, jammerte Lenni, während sie ein Glas mit kaltem Wasser füllte. »Und das ausgerechnet jetzt, wenn deine Eltern nicht da sind.« Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als ihr der rettende Gedanke kam. »Du könntest bei deinem Vater in der Praxis anrufen.«

      Doch Dési hatte eine andere Idee.

      »Wenn Dad Patienten hat, kann er nicht weg. Wir müssen in der Klinik anrufen. Mum soll einen Wagen schicken lassen.«

      »Ja … ja, ich glaube, das ist eine gute Idee. Wir sollten keine Zeit mehr verlieren. Dann kann sich deine Mutter gleich um Anneka kümmern.«

      Dieser Vorschlag erleichterte Lenni ungemein. Sie atmete auf und streichelte Dési übers blonde Haar.

      »Du bist einfach ein kluges Mädchen«, lobte sie.

      »Das hab ich von Mami geerbt«, erwiderte Dési und sonnte sich einen Augenblick lang in dem warmen Gefühl, das das Lob ihr bereitete. Dann erinnerte sie Lenni an das Glas Wasser und eilte selbst zum Telefon, um ihre Mutter über Annekas Zustand zu informieren.

      *

      Es war nicht wie erhofft Désis Mutter Felicitas, die ans Telefon ging. Statt der vertrauten Stimme klang eine völlig fremde Stimme an Désis Ohr.

      »Schwester Nadine Apparat Norden. Was kann ich für Sie tun?«, meldete sie sich freundlich und innerlich stöhnte Dési auf. Während Lenni oben über Anneka wachte, wanderte sie mit dem Telefon am Ohr unruhig im Flur hin und her. Dési nannte ihren Namen und schilderte in knappen Worten ihr Anliegen.

      »Tut mir leid, deine Mum ist im Moment im OP. Da kann ich sie unmöglich rausholen«, erhielt sie eine Antwort von Schwester Nadine, die ihr ganz und gar nicht gefiel.

      Doch Dési war ein gewieftes Mädchen und wusste auch in dieser Situation einen Rat.

      »Und was ist mit meinem Onkel Mario Cornelius? Ist er auch im OP?«, hatte sie sofort die nächste Lösung parat.

      »Einen Augenblick, das kann ich gleich für dich rausfinden.« Es knackte in der Leitung, und einen Moment lang hörte Dési eine ruhige Melodie. Dann meldete sich Mario.

      »Dési, mein Schatz, Nadine hat mir gesagt, dass du Sehnsucht nach deinem Lieblingsonkel hast«, tönte seine gut gelaunte Stimme an ihr Ohr.

      Trotz ihrer Sorgen musste Dési lachen.

      »Kunststück, ich hab doch nur den einen.«

      »Aber wenn du mehrere hättest, wäre ich der Lieblingsonkel, oder?«, ließ Mario nicht locker.

      Der Notfall vom Nachmittag war glimpflich verlaufen, und das Mädchen, dem eine Gräte im Hals stecken geblieben war, befand sich auf dem Weg der Besserung. Er hatte allen Grund für gute Laune.

      »Das musst du erst beweisen«, kam eine unerwartet ernste Antwort von Dési. »Ich brauche deine Hilfe.«

      Sofort wurde Mario ernst und konzentrierte sich auf das Anliegen seiner Nichte.

      »Keine Sorge«, konnte er sie dann beschwichtigen. »Das hat mir Nadine schon alles gesagt. Der Wagen ist schon unterwegs zu euch«, konnte er sie gleich im Anschluss an ihren aufgeregten Bericht beruhigen.

      Dési rollte mit den Augen. Gleichzeitig fiel ihr ein Stein vom Herzen.

      »Warum sagst du das denn nicht gleich?«, fragte sie, als sie auch schon ein verdächtiges Motorengeräusch hörte.

      »Damit dir das Warten nicht zu lange wird.« Mario lachte leise und freute sich, dass seine kleine List gelungen war. »Und jetzt sag deiner Schwester schöne Grüße. Sie soll sich keine Sorgen machen. Ihr Lieblingsonkel wartet schon in der Klinik auf sie.«

      *

      Nachdem sich Danny Norden noch einmal bei seiner Patientin für das ungehörige Verhalten von Franziska Weiß entschuldigt und sich mit Handschlag von ihr verabschiedet hatte, gesellte er sich zu seinem Vater ins Sprechzimmer. Nachdenklich saß Daniel in seinem Sessel und sah hoch, als sich Danny auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen ließ.

      »Was war denn jetzt schon wieder mit Frau Weiß los?«, fragte er und Daniel seufzte.

      »Wenn ich das wüsste, wäre ich klüger«, gestand er. »Ich habe mich nach ihrer Familie erkundigt, und plötzlich ist sie ausfallend geworden.«

      »Na, so kennen und lieben wir sie ja.«

      Dr. Norden ignorierte den Versuch seines Sohnes, die Stimmung etwas zu heben.

      »Wenn ich nur wüsste, was mit ihr nicht stimmt. Da muss irgendwas passiert sein …«

      In diesem Augenblick riss Danny der Geduldsfaden. Er schätzte und respektierte die Bemühungen seines Vaters, jedem Patienten zu helfen. Doch diesmal ging es ihm zu weit.

      »Findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?«, fragte er freundlich aber bestimmt.

      Irritiert zog Daniel eine Augenbraue hoch.

      »Wie meinst du das?«

      Ohne seinen Vater aus den Augen zu lassen, beugte sich Danny vor und stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel.

      »Du verbringst ziemlich viel Zeit damit herauszufinden, was Frau Weiß fehlen könnte.«

      »Seit wann ist das ein Fehler?«, fragte Daniel irritiert nach.

      Auf diese Frage ging Danny gar nicht ein.

      »Fachliches Können, Menschlichkeit und Engagement sind drei Säulen unseres Berufs«, erläuterte der Junior dem Senior vorwitzig. »Die vierte ist professionelle Distanz.«

      Über den Versuch seines Sohnes, ihn zu belehren, lächelte Daniel vielsagend, hatte aber ganz und gar nicht vor, sich von seinem Kurs abbringen zu lassen.

      »Frau Weiß braucht dringend jemanden, mit dem sie offen sprechen kann. Dem sie sich anvertrauen kann. Meiner Ansicht nach trägt sie eine große seelische Last mit sich herum, mit der sie nicht mehr fertig wird.«

      Danny unterdrückte ein ungeduldiges Seufzen.

      »Das ist ja alles schön und gut, Dad«, bestätigte er seinen Vater mit Engelszungen. »Aber sollten wir dieses Feld nicht denjenigen überlassen, die das gelernt haben? Nicht umsonst heißt es: »Schuster, bleib bei deinen Leisten.« Wir sollten uns also auf das beschränken, was wir können.« Seine Stimme war eindringlich.

      Doch Dr. Norden ließ sich nicht beirren. Er erhob sich von seinem Stuhl, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und begann, im Zimmer auf und ab zu wandern.

      »Ich glaube schon, dass

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