Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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das die ganze Zeit gemacht, wie du weißt.«

      »Dich kann ich eigentlich nur als abschreckendes Beispiel nehmen – so wie Sabine mit dir umgegangen ist.«

      »Das ist ihr persönliches Problem, ich glaube nicht, dass du etwas Ähnliches zu befürchten hast. Es haben ja nicht alle Frauen das Problem, nur unerreichbare Männer lieben zu können.«

      Carl nickte, war aber mit seinen Gedanken weit weg. Robert blieb noch eine halbe Stunde, bevor er sich wieder verabschiedete. Er konnte seinem Freund offenbar nicht helfen.

      *

      »Was ist mit dir los, Albert?«, fragte Kurt in der Frühstückspause. Er hatte Albertina am Arm genommen und beiseitegezogen, damit er in Ruhe mit ihr reden konnte. Es war Mittwoch, sie hatten an diesem Vormittag wieder angefangen zu arbeiten. Der Stress war gewaltig, alle wussten schließlich, dass sie durch die Unterbrechung dem Zeitplan hoffnungslos hinterherhinkten.

      »Nichts«, antwortete Albertina abweisend.

      »Wir sind Freunde«, erinnerte er sie. »Also lüg mich nicht an. Von mir aus sag, dass mich das nichts angeht, aber behaupte bitte nicht, dass nichts ist. Ich weiß es nämlich besser.«

      Sie schwieg noch eine ganze Weile, bevor sie widerstrebend sagte: »Da gibt es einen Mann …« Doch nach diesen Worten verstummte sie schon wieder.

      »Und weiter?«, fragte Kurt geduldig, obwohl er zu ahnen begann, warum Albertina schon den ganzen Tag so verschlossen und in sich gekehrt war.

      »Er gefällt mir, aber ich will mich nicht verlieben.«

      »Wieso nicht?«

      Sie blitzte ihn zornig an. »Nun frag doch nicht so blöd, Kurt! Ich bin endlich da, wo ich immer hinwollte: auf einer Riesenbaustelle. Ich mache die Arbeit, die mir gefällt, zusammen mit Leuten, die mich so sein lassen, wie ich bin. Ich will nicht darauf verzichten und plötzlich die elegante Frau eines Adeligen spielen. Das hat mich nie interessiert!«

      »Aber bei deinen Eltern …«, begann er, doch sie ließ ihn nicht ausreden.

      »Ihnen zuliebe verkleide ich mich gelegentlich und benehme mich, wie sich eine Dame der Gesellschaft eben benimmt – aber das bin ich nicht! Die wahre Albertina ist die, die hier auf der Baustelle arbeitet! Und so wird mich kein Mann mögen, der in unseren Kreisen aufgewachsen ist, glaub mir.«

      »Vielleicht liegt ihm gar nicht so viel an feinem Benehmen, wie du jetzt denkst. Hast du mit ihm da-rüber gesprochen?«

      »Natürlich nicht, ich habe ihn wie Luft behandelt, damit er bloß auf keine falschen Gedanken kommt. Versteh doch …«

      »Ich verstehe dich schon. Wenn du mit einem Mann glücklich werden willst, dann muss er deinen Beruf akzeptieren, sonst wird das nie was. Sag ihm das – und dann sieh, wie er reagiert.«

      »Ich weiß gar nicht, ob ich ihm auch gefalle«, murmelte Albertina.

      »Garantiert«, sagte Kurt mit Nachdruck. »Du bist ein scharfer Feger, wenn ich das mal so sagen darf.«

      Sie sah ihn verblüfft an. »Ist das dein Ernst?«

      »Natürlich ist das mein Ernst. Ich habe dich schließlich schon mal ohne diesen Helm und in anderen Klamotten gesehen, wenn ich dich daran erinnern darf.«

      »Ach, Kurt«, murmelte sie. »Wenn ich bloß meine beiden Leben irgendwie unter einen Hut kriegen könnte – aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll.«

      »Du schaffst das schon«, lächelte er. »Irgendwann wirst du auch begreifen, dass du gar nicht so betont ruppig auftreten musst, um dich durchzusetzen, weil du dich nämlich längst durchgesetzt hast.«

      »Betont ruppig?«, fragte sie. »Was meinst du damit?«

      »Na, du fluchst und schimpfst, als würdest du dafür bezahlt, damit dich bloß niemand für verweichlicht hält. Aber in Wirklichkeit

      musst du dich immer anstrengen, wenn du aus der Rolle fällst. Meinst du, ich hätte das nicht gemerkt?«

      Sie wurde rot. »Dann muss ich aber wirklich schlecht gewesen sein«, murmelte sie. »Und ich dachte, ich hätte euch alle überzeugen können.«

      »Du hast es nicht nötig, dich wie ein ungehobelter Kerl zu benehmen, Albert«, sagte er. »Du bist gut in deinem Job – letzten Endes ist es das, was zählt. Und ein guter Kumpel bist du auch. Du kannst trotzdem eine Frau bleiben, auch auf der Baustelle. Das ist jedenfalls meine Meinung.«

      Eine Weile schwiegen sie, die Pause näherte sich dem Ende. »Und du meinst, die anderen würden mich trotzdem akzeptieren?«

      »Mit Sicherheit!«, antwortete Kurt mit Nachdruck und stand auf.

      Für den Rest des Tages blieb Albertina in sich gekehrt.

      *

      »Nimm Urlaub, Biene, sonst feuern die dich hier«, sagte Barbara Gerold besorgt. »Eine Einkäuferin, die das Lächeln verlernt hat, kann sich kein Geschäft leisten. Du merkst es nicht, aber alle fragen sich, ob du dabei bist, den Verstand zu verlieren. So siehst du nämlich aus.«

      »Ist mir egal«, murmelte Sabine. »Außerdem glaube ich, ich habe ihn schon längst verloren.«

      »Rede keinen Unsinn!«, verlangte Barbara. »Hör einmal in deinem Leben auf mich und geh nach Hause. Schlaf drei Tage, lass dich massieren, geh zur Kosmetikerin, verwöhn dich – und komm erst wieder, wenn du dich besser fühlst.«

      »Also nie«, murmelte Sabine. »Ich habe Robert verloren, Babs – weil ich nicht erkannt habe, was er mir bedeutet. Wie konnte ich so blind sein?«

      »Das passiert auch anderen und ist kein Grund, deshalb in Verzweiflung zu versinken. Geh jetzt – und wenn du eine längere Pause brauchst, such einen Arzt auf. So, wie du aussiehst, schreibt er dich sofort krank.«

      Sabine stand tatsächlich auf. »Ist gut«, murmelte sie, »ich glaube, ich muss vor allem mal wieder schlafen. Ich habe in den letzten drei Nächten kein Auge zugetan.«

      Barbara sah ihr beunruhigt nach, als sie mit hängenden Schultern und schleppenden Schritten das gemeinsame Büro verließ.

      Sabine ging tatsächlich zum Arzt, der so reagierte, wie ihre Freundin es vorhergesehen hatte: Er erschrak über ihr Aussehen und schrieb sie krank. Außerdem gab er ihr ein mildes Schlafmittel, das sie sofort einnahm, als sie nach Hause kam. Danach schlief sie bis zum späten Nachmittag und fühlte sich, als sie aufwachte, zum ersten Mal seit Tagen ein wenig besser.

      Sie beschloss, noch einen Spaziergang zu machen und dabei ihre Lage möglichst ruhig zu überdenken. Als sie das Haus verließ, steuerte zu ihrer nicht geringen Verwirrung Robert direkt auf sie zu. »Ich wusste nicht, ob du schon zu Hause bist«, sagte er. »Können wir reden?«

      Sie hatte Angst, kein Wort he-rauszubringen, und so begnügte sie sich mit einem Nicken.

      Eine Weile gingen sie stumm nebeneinander her, bis Robert endlich das Wort ergriff und ganz ruhig sagte: »Ich liebe dich immer noch.«

      Sie blieb stehen, plötzlich bekam sie keine Luft mehr. Unwillkürlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Und

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