Liebesbriefe großer Männer. Отсутствует
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Plinius der Jüngere
(um 61-115)
an seine Frau Calpurnia1
Plinius der Jüngere gilt als Begründer der literarischen Gattung des zur Veröffentlichung gedachten Briefes. Über seine ersten beiden Ehefrauen weiß man nichts. An seine dritte Ehefrau Calpurnia, die sehr jung war, sind drei Briefe des römischen Senators erhalten. Die Ehe blieb kinderlos, Calpurnia erlitt eine Fehlgeburt.
Epistula 6,4: Gaius Plinius grüßt seine Calpurnia
Niemals habe ich mehr über meine Geschäfte geklagt, die mir nicht erlaubt haben, Dir zu folgen, als Du wegen Deiner Gesundheit nach Campanien aufbrachst, noch Dir nach Deinem Weggang unverzüglich nachzureisen. Denn jetzt wünsche ich besonders, mit Dir zusammen zu sein, um mich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, ob Du Dich körperlich erholt hast und ob Du letzten Endes die Freuden der Abgeschiedenheit und den Reichtum der Gegend unbeschadet überstehst. Allerdings würde ich mich selbst dann um Dich sorgen, wenn Du kräftiger wärest; denn es erfüllt einen mit Ungewissheit und Sorge, zeitweise nichts über denjenigen zu wissen, den man am innigsten liebt. Im Augenblick jedoch leide ich sowohl unter dem Gedanken an Deine Abwesenheit als auch unter dem an Deine schwache Konstitution; beides quält mich mit den verschiedensten Sorgen und Ungewissheiten. Ich befürchte alles Mögliche, ich bilde mir alles Mögliche ein, wie es natürlich ist, wenn man sich sorgt, und was in mir die größten Befürchtungen auslöst, ist meiner Einbildungskraft am nächsten. Umso mehr bitte ich Dich, mir ein oder zwei Briefe am Tag zu schreiben, um meine Furcht zu lindern. Denn solange ich sie lese, bin ich beruhigt, und meine Angst setzt sofort wieder ein, wenn ich mit dem Lesen fertig bin. Lebe wohl.
Epistula 6,7: Gaius Plinius grüßt seine Calpurnia
Du schreibst, dass Dir meine Abwesenheit sehr zu schaffen macht, und dass Dein einziger Trost darin besteht, an Stelle von mir meine Briefe zu bekommen und sie vor Dir zu haben. Es freut mich, dass Du nach mir fragst, und es ist bezaubernd, dass Du Dir mit Hilfe meiner Briefe Linderung verschaffst. Ich wiederum lese Deine Briefe mit dem größten Eifer und nehme sie wieder und wieder zur Hand, als wären sie neu. Umso mehr stehe ich jedoch vor Sehnsucht nach Dir in Flammen. Denn wenn die Briefe schon so viel Liebenswürdigkeit ausstrahlen, wie viel dann erst ihre süße Verfasserin beim Sprechen! Schreibe mir trotz allem so oft wie möglich, auch wenn es mir gleichermaßen Freude wie Leid bereitet. Lebe wohl.
Epistula 7,5: Gaius Plinius grüßt seine Calpurnia
Es ist unglaublich, wie sehr ich mich nach Dir sehne. Vor allem ist die Liebe daran schuld, denn schließlich können wir uns nicht daran gewöhnen, ohne den Geliebten zu sein. Das ist der Grund dafür, dass ich einen Großteil der Nächte mit Deinem Bild vor Augen wach liege, daher kommt es, dass mich meine Füße ohne mein Zutun untertags – zu der Zeit, in der ich früher immer mit Dir zusammen war – im wahrsten Sinne des Wortes zu Deinem Zimmer führen, und dass ich dann traurig und betrübt wie ein Ausgesperrter von dem leeren Haus zurückkehre. Diese Qual lässt nur dann nach, wenn ich mich auf dem Forum in Gerichtsreden für Freunde verausgaben kann. Beurteile Du, wie mein Leben aussieht, wenn ich Ruhe nur noch in der Arbeit und Trost nur noch in Sorge und Kummer finde. Lebe wohl.
Pietro Bembo
(1470-1547)
an Lucrezia Borgia
Pietro Bembo war ein italienischer Humanist und Kardinal. Er soll mit Lucrezia Borgia, der Tochter von Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI., ein Verhältnis gehabt haben. Er widmete ihr eines seiner bedeutendsten Werke, Gli Asolani, einen philosophischen Dialog über die platonische Liebe.
Venedig, 10. Februar 1505
Solange ich lebe, erinnere ich mich nicht, je einen Brief erhalten zu haben, der mir so süß gewesen wäre, wie der, den Eure Herrlichkeit mir bei meiner Abreise übergab und in dem Ihr mir den deutlichsten Beweis liefertet, dass ich in Eurer Huld stehe. Wenn ich auch dafür schon früher einige Anzeichen gehabt habe, so hat mir doch diese Gewissheit von Eurer Hand unendliche Genugtuung und Beruhigung gewährt. Ich sage Euch daher allen Dank, den ich Euch für ein so köstliches Geschenk schulde – habe ich doch auf der Welt nichts anderes als Euch. In Erwiderung auf die Stelle, in der Ihr sagt, ich hätte wohl daran getan, Euren Kummer durch meinen Brief zu lindern, und dass Ihr schon längst darauf gewartet hättet, versichere ich Euch, dass ich Euch das erste Mal, das ich Euch sah, so fest in mein Herz geschlossen habe, dass Ihr in keinerlei Weise wieder herauskönnt. Und wenn ich lange Zeit Euch gegenüber geschwiegen habe, so ist dies aus dem Grunde geschehen, weil mein verwünschtes Missgeschick, das sich all meinen weiterreichenden Wünschen auf das Heftigste entgegenstemmt, es gewollt hat, dass mein einziges Sinnen und Trachten darauf stand, wie ich die Glut in meinem verwundeten und entflammten Herzen stillen könnte. Obgleich nun dieses selbe Missgeschick mir jetzt mehr als je hindernd in den Weg tritt, so schreckt es mich dennoch nicht ab und wird mich niemals abschrecken, Euch trotzdem zu lieben, Euch für meine und meines Lebens einzige und teure Herrin zu halten und Euch mit all jener lauteren und von Herzen kommenden Treue zu dienen, mit der ein aufrichtig und unwandelbar Liebender der Dame, die er über alles auf Erden liebt und verehrt, dienen kann. Ich bitte Euch inständig, ändert Eure Gesinnung betreffs dieser Liebe nicht, wenn sich auch, wie Ihr seht, vieles unseren Wünschen hindernd in den Weg stellt, sondern seid umso mehr darauf bedacht, Eure Liebe zu höherer Glut anzufachen, je mehr Ihr die Schwierigkeiten Eures Unternehmens erkennt, und bedenkt, dass jedermann zu lieben versteht, wo alles leicht und günstig und glatt vonstattengeht, wo sich aber tausend Schwierigkeiten und Hemmnisse, tausend Wachen, tausend Barrikaden, tausend Mauern entgegenstellen, da vermag nicht jedermann zu lieben oder will es nicht, wenn er es auch vermag, oder besitzt keine Ausdauer, wenn er es auch will. Daher ist es auch etwas sehr Seltenes, und weil es sehr selten ist, ist es auch etwas sehr Schönes, Hochherziges, Rühmenswertes und ein klarer Beweis sowie ein deutliches Anzeichen einer edlen, erhabenen Gesinnung. Denn, wie sehr ich auch eine ruhige Entwicklung unserer Liebe Schwierigkeiten vorziehe, so höre ich doch nicht auf, mich an der Kühnheit des Gedankens zu weiden, dass ich Euch allen Schicksalsgewalten zum Trotz liebe, und dass es nichts gibt, was mir diese Liebe aus dem Herzen reißen kann. Ich stelle mir vor, dass, wenn auch Ihr Euch durch nichts bewegen lasst, mir Eure Liebe zu entziehen, endlich doch der Tag kommen muss, an dem das Schicksal von uns besiegt und überwunden wird, wenn wir nur den Mut nicht sinken lassen. Dann wird uns die Erinnerung an unsere Festigkeit und Beständigkeit lieb und wert sein, und wir werden uns bei dieser Erinnerung glücklich fühlen, da der Triumph umso größer und erhebender ist, je schwerer und mühsamer der Sieg zu erringen war. Da Ihr mir versichert, Ihr wünschtet das Leben »nur, um es mir zu widmen«, so erkläre ich Euch, dass ich fortan nicht nur ebenfalls mein Leben einzig zu dem Zwecke verwenden will, Euch zu dienen, und nach nichts anderem trachten, auf nichts anderes sinnen, sondern dass ich mich auch keinen Augenblick bedenken will, es Euch zuliebe aufs Spiel zu setzen und hinzuopfern. Da man doch auf alle Fälle sterben muss und zehn bis zwanzig Jahre mehr oder weniger keinen Unterschied ausmachen, so wäre es mir viel erwünschter, wenn ich doch einmal diese Welt verlassen muss, dass dies jetzt und in Eurem Dienste geschähe, als dass ich, Eurer Huld beraubt, noch lange zu leben hätte. Da Ihr wisst, dass ich mich glücklich schätze, wenn ich Euch etwas zuliebe tun kann, so bitte ich Euch, Ihr möchtet ganz ohne Rücksicht auf mein Leben über mich verfügen. Vor allem aber bitte ich Euch, darauf achtzuhaben, dass niemand Eure Gedanken erfahren oder erraten kann, damit uns die Wege, die zu unserer Liebe führen, nicht noch mehr versperrt und verlegt werden, als es jetzt schon der Fall ist. Traut niemandem, es sei auch, wer es wolle, bis ich zu Euch komme, was bestimmt zu Ostern geschehen wird, wenn ich dann noch am Leben bin. Der Überbringer