Liebesbriefe großer Männer. Отсутствует

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Liebesbriefe großer Männer - Отсутствует Literatur (Leinen)

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style="font-size:15px;">       [März 1749]

      Mia cara, ich habe größere Lust, Sie zu küssen, als Sie keine haben, einen Rückfall zu erleiden. Ich diniere nicht mehr, ich habe um Ihretwillen meine Essgewohntheiten völlig auf den Kopf gestellt, bis Sie sich endlich dazu herablassen, mit mir zu Abend zu essen. Geben Sie um meinetwillen Mme du Bocage einen Korb, sie liebt Sie nicht so wie ich.

      Johann Joachim Winckelmann

       (1717-1768)

      an Friedrich Reinhold von Berg

      Der Archäologe Johann Joachim Winckelmann beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit griechischer Kunstgeschichte, und seine Schriften wurden maßgebend für die Rezeption der antiken Kunst im 19. Jahrhundert. Er hatte Beziehungen zu mehreren jungen Männern, von denen er in Briefen an Gleichgesinnte offen erzählte, und behauptete sogar, dass der Sinn für männliche Schönheit und für Kunst untrennbar seien. 1768 wurde er aus ungeklärten Gründen in einem Hotel in Triest erstochen; möglicherweise hatte er seinem Mörder, dem Koch des Hotels, Avancen gemacht. Der Täter wurde durch Rädern hingerichtet.

      Rom

       den 9. Jun. 1762

      Edler Freund!

      So wie eine zärtliche Mutter untröstlich weinet um ein geliebtes Kind, welches ihr ein gewalttätiger Prinz entreißt und zum gegenwärtigen Tod ins Schlachtfeld stellet; eben so bejammere ich die Trennung von Ihnen, mein süßer Freund, mit Tränen, die aus der Seele selbst fließen. Ein unbegreiflicher Zug zu Ihnen, den nicht Gestalt und Gewächs allein erwecket, ließ mich von dem ersten Augenblicke an, da ich Sie sahe, eine Spur von derjenigen Harmonie fühlen, die über menschliche Begriffe gehet, und von der ewigen Verbindung der Dinge angestimmet wird. In 40 Jahren meines Lebens ist dieses der zweite Fall, in welchem ich mich befunden, und es wird vermutlich der letzte sein. Mein werter Freund, eine gleich starke Neigung kann kein Mensch in der Welt gegen Sie tragen: Denn eine völlige Übereinstimmung der Seelen ist nur allein zwischen zweien möglich; alle anderen Neigungen sind nur Absenker aus diesem edlen Stamme. Aber dieser göttliche Trieb ist den mehresten Menschen unbekannt, und wird daher von vielen übelverstanden gedeutet. Die Liebe in dem höchsten Grad ihrer Stärke muss sich nach allen möglichen Fähigkeiten äußern:

      I thee both as Man and Woman prize

       For a perfect love implies

      Love in all capacities. – Cowley.

      Und diese ist der Grund, worauf die unsterblichen Freundschaften der alten Welt, eines Theseus und Pirithous, eines Achilles und PatrocIus gebaut sind. Freundschaft ohne Liebe ist nur Bekanntschaft. Jene aber ist heroisch und über alles erhaben; sie erniedrigt den willigen Freund bis in den Staub und treibt ihn bis zum Tod. Alle Tugenden sind teils durch andere Neigungen geschwächet, teils eines falschen Scheines fähig; eine solche Freundschaft, die bis an die äußersten Linien der Menschlichkeit gehet, bricht mit Gewalt hervor, und ist die höchste Tugend, die jetzt unter den Menschenkindern unbekannt ist, und also auch das höchste Gut, welches in dem Besitze derselben besteht. Die christliche Moral lehret dieselbe nicht; aber die Heiden beteten dieselbe an, und die größte Taten des Altertums sind durch dieselbe vollbracht.

      Ein einziger Monat Ihres verlängerten Aufenthalts in Rom und mehr Muse, mit Ihnen, mein Freund, besonders zu sprechen, würden diese Freundschaft auf unbeweglichen Grund gesetzt haben, und alle meine Zeit wäre Ihnen gewidmet gewesen. Dem ungeachtet hätte ich mich in starken und schriftlich unaussprechlichen Worten erklären müssen, wenn ich nicht gemerket, dass ich Ihnen in einer ungewöhnlichen Sprache reden würde. Sie können also glauben, dass ich nicht bezahlt sein wolle; Ihre gütige Meinung aber behält, ohne dieselbe stattfinden zu lassen, allen ihren Wert, und ich küsse Ihnen die Hände, wie für einen großen Schatz, welchen Sie mir hätten schenken wollen. Der Genius unserer Freundschaft wird Ihnen von ferne folgen bis Paris und Sie dort in dem Sitze der törichten Lüste verlassen; hier aber wird Ihr Bild mein Heiliger sein.

      Dem teuern Herrn Grafen von Münnich, welcher aller Menschen Achtung und Liebe erwecket und verdienet, werden Sie mich bestens empfehlen. Meine Wünsche folgen demselben nach auf der großen Bahn der Ehre, die er offen sieht; einst ein großer tugendhafter Mann zu sein, von dessen Bekanntschaft ich in meinem Alter mit Ruhm sprechen kann.

      Sie mein Edler, Geliebter, küsse ich mit Herz und Geist, und ersterbe Ihr

      untertäniger Diener und eigener

       und ewiger Freund

       Johann Winckelmann

      Friedrich Gottlieb Klopstock

       (1724-1803)

      an Maria-Sophia Schmidt (Fanny) und Margaretha Moller (Clärchen)

      Die unglückliche Liebe des jungen Klopstock zu seiner Cousine Maria-Sophia Schmidt inspirierte ihn zu seinen frühen Oden, in denen sie als »Fanny« verewigt wurde. Knapp zehn Jahre später heiratete der Dichter Margaretha (Meta) Moller, die nur vier Jahre später im Kindbett starb und von Klopstock in seinen Elegien besungen wurde. In seinen Briefen nannte er sie oft »Clärchen«. Im hohen Alter heiratete er ihre Nichte.

      Zürich, den 10. September 1750

      Aber, gütige Vorsehung, darf ich dich auch um das Größte bitten, was ich in dieser und jener Welt bitten kann, darf ich dich bitten, dass Fanny meine Fanny werde? O angebetete Vorsehung, darf ich dich um dieses himmlische Geschenk angehen?

      Ich kann Ihnen, allerliebste Schmidtin, weiter nichts mehr sagen. Denken Sie an meine vielen Tränen, an meine bangen Schmerzen der Liebe, die schon Jahre gedauert haben und die ewig dauern werden, wenn Sie nicht aufhören wollen, hart gegen mein blutendes Herz zu sein. Ich bin Ihr

      Klopstock

      Ich bin jetzt früh aufgestanden, um gleich ein bisschen an mein Clärchen zu schreiben. Du hast doch meinen Brief nun schon bekommen? O wenn ich es auch schon durch Dich wüsste! Und dann vorzüglich, wie Dir die Landluft bekommen ist. Du weißt es, und Du musst es immer mehr fühlen, dass mein Leben an Deinem Leben hängt; daher bitte ich Dich um Deiner und meiner Liebe willen, sorge ja für Dein Leben, wie eine Mutter für ihr erstes einziges Kind sorgt, für einen ersten Sohn, den sie unaussprechlich liebt. Versprich mir’s, dass Du das tun willst, Clärchen! Dass Du eine so süße Mutter sein willst (ach, die wirst Du auch bald denn im eigentlichsten Verstande sein). Versprich mir das; so verspreche ich Dir, dass wir einst spät wie Daphnis und Daphne sterben wollen. Nun tritt her, Clärchen: Mache Deine süße kleine Miene, und lächle mit allen Deinen unschuldigen Weiblichkeiten, und versprich:

      »Ich, Clärchen Klopstock, bekenne und bescheinige mit diesen zwei Augen, die mein Klopstock sehen muss, wenn sie ihn ansehen, dass ich allen Liebesgöttern befehlen will, dass sie alle kleinen Sorgfältigkeiten für mein Leben (denn von den größeren habe ich nichts zu versprechen!), dass sie hinlaufen und diese alle aufwecken sollen, wenn sie auch auf Rosen schliefen. Das verspreche ich und will es so heilig halten, als wenn ich schon Mutter von unserem ersten Sohne wäre.«

      (Hier ist Raum zu Deinem Namen.)

      Ich bin seit meinem gestrigen Briefe, bis

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