Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 13
»Lilli und Felix haben sich heute kurz vorm Ablegen in der Poolbar kennengelernt. Ein sehr netter, junger Mann«, erklärte Nele in die Runde.
»Auf den ersten Blick mit Sicherheit«, erwiderte Fee und schmunzelte zum Zeichen, dass ihre Bemerkung nicht ernst gemeint war. »Aber Sie sollten Ihre Tochter warnen. Er hat es faustdick hinter den Ohren.«
»Welcher Teenie nicht?« Nele lachte und Fee mit ihr. Die beiden Frauen waren sich auf Anhieb sympathisch. »Manchmal denke ich, dass Arztkinder besonders durchtrieben sind.«
Das war das Stichwort für Lars. Seine Miene leuchtete auf.
»Arzt? Natürlich … Dr. Norden, Daniel Norden … die Medizinmesse in Düsseldorf. Wir haben uns bei einer Diskussionsrunde kennengelernt. Sie haben einen fantastischen Vortrag über das Steven-Johnson-Syndrom gehalten.«
»Der war leider geklaut«, gestand Daniel offen. »Nach Fees Erkrankung hat mein Sohn seine Doktorarbeit über dieses Thema geschrieben.
»Der Sohn hat das Talent mit Sicherheit vom Vater geerbt«, lobte Dr. Forberg großzügig. »Ich wäre ja froh, wenn sich unsere Tochter auch für Medizin interessieren würde. Aber Lilli hat sich in den Kopf gesetzt, Anwältin zu werden und sich für die Rechte der Enterbten und Unterdrückten einzusetzen.« Der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören.
»Ein ehrgeiziges Ziel«, schlug sich Fee auf Lillis Seite. »Meines Wissens ist Jura ein sehr trockenes Studium. Man muss sehr fleißig sein und zu den Besten gehören, um es in diesem Metier zu etwas zu bringen.«
»Noch ist es nicht so weit. Lilli macht ihr Abitur erst nächstes Jahr, und dann sehen wir weiter«, kam Nele ihrem Mann mit einer Antwort zuvor.
Aufmerksam, wie Fee war, bemerkte sie den Unmut in den Augen des Kollegen und wechselte das Thema.
»Ist das hier auch Ihre erste Kreuzfahrt?«, fragte sie.
»Leider bin ich nicht zum Urlaubmachen hier«, erwiderte Lars. »Ich bin Chef des Hospitals hier.«
Die Augen der Ärztin wurden rund vor Staunen.
»Es gibt ein ganzes Hospital an Bord?«
Daniel schickte seiner Frau ein Augenzwinkern.
»Irgendwo müssen ja die Blessuren behandelt werden, die sich die Gäste auf der Eislaufbahn holen«, scherzte er.
Lars lachte pflichtschuldig.
»Und auf den Tenderbooten, bei den Ausflügen. Sie glauben gar nicht, wie viel Gelegenheiten es gibt, um sich zu verletzen. Deshalb ist auf großen Kreuzfahrtschiffen in der Tat ein ganzes Team von Ärzten und Schwestern beschäftigt. Wir haben auch Eingriffsräume, die Möglichkeit, eine Dialyse durchzuführen, ein kleines Labor. Kurzum alles, was eine Notaufnahme an einem normalen Krankenhaus auch bietet.«
Interessiert lauschten Fee und Daniel den Ausführungen des Kollegen. Beide hatten vergessen, dass sie eine Vereinbarung getroffen hatten.
»Dann gibt es auch Fachärzte an Bord?«, erkundigte sich Daniel.
Lars Forberg, der immer noch mit seiner Frau am Tisch stand, machte eine ausladende Handbewegung.
»Vom Allgemeinarzt über den Chirurgen bis hin zum Internisten ist alles vertreten.«
Fee stupste ihren Mann in die Seite. Über dem Gespräch dachte sie gar nicht mehr daran, dass sie eigentlich zum Essen hierher gekommen waren.
»Dann weißt du ja jetzt, wo du dich ablenken kannst, wenn dir mal langweilig mit mir ist«, scherzte sie gut gelaunt.
»Oder du dich«, konterte Dr. Norden postwendend, als der Kellner an den Tisch trat und nach den Wünschen der Gäste fragte.
Nele erschrak.
»Ach, du liebe Zeit. Wir halten Sie auf! Das tut mir sehr leid.«
»Ach was!«, winkte Fee ab. Die zurückhaltende Arztfrau mit dem sympathischen Lächeln gefiel ihr. Sie konnte sich gut vorstellen, für die Dauer der Reise Freundschaft mit ihr zu schließen. »Wenn ich das richtig sehe, haben wir die ganze Nacht Gelegenheit zu essen.«
»Und den ganzen Tag«, erklärte Lars. »Als Schiffsarzt sind mir hier ja schon einige Fälle untergekommen. Aber verhungert ist noch keiner.«
Das fröhliche Gelächter der kleinen Runde erfüllte das Restaurant, und einer Laune folgend lud Daniel das Ehepaar Forberg an den Tisch ein. Das Einverständnis seiner Frau musste er gar nicht erst einholen. Er sah an Fees Miene, wie wohl sie sich in Gesellschaft der Forbergs fühlte. Als bald darauf die bestellten Speisen serviert wurden, war man schon beim »Du« angelangt, ein Thema ergab das andere, und ein Ende des Abends war nicht abzusehen.
Am nächsten Morgen lagen Danny Norden die ersten Untersuchungsergebnisse vor.
Nach einer fast schlaflosen Nacht saß ihm seine Patientin mit dunklen Schatten unter den Augen gegenüber.
»Und?«, fragte Rebecca Salomon, bereit, ihr Schicksal anzunehmen.
Andere Ärzte mochten in dieser Situation trotz Ahnungslosigkeit eine klare Position beziehen. Doch das war nicht die Art des jungen Doktors. Dr. Danny Norden hatte sich geschworen, immer ehrlich zu seinen Patienten zu sein. Auch wenn er es damit weder für sie noch für sich selbst leichter machte.
»Von einer rheumatischen Erkrankung über Multiple Sklerose und diverse infektiöse und chronisch-entzündliche Krankheiten bis hin zu Stoffwechselstörungen mit ähnlichen Symptomen kann es sich um alles handeln«, musste er gestehen und seufzte.
»Und was genau bedeutet das?«, verlangte Becky zu wissen.
»Dass nichts davon unmittelbar tödlich ist. Das ist die gute Nachricht«, erklärte Danny.
Becky wusste nicht, was sie mit dieser Information anfangen sollte. Schauergeschichten über Multiple Sklerose spukten durch ihren Kopf. Mit Sicherheit war es nicht erstrebenswert, an dieser Krankheit zu leiden.
»Und die schlechte?«, erkundigte sie sich.
»Die schlechte Nachricht ist, dass wir uns auf die Suche nach dem Übeltäter machen müssen«, beantwortete Danny ihre Frage. »Und ich habe, ehrlich gesagt, nicht den Hauch einer Ahnung, wo ich damit anfangen soll.« Den Blick auf seine Patientin gerichtet, lehnte er sich zurück und dachte nach. »Am besten wäre es natürlich, wenn ich Ihre ganze Krankengeschichte bekommen könnte.«
»Na, viel Spaß. Da haben Sie sich ja was vorgenommen«, blitzte Beckys Galgenhumor hervor. »Seit ich denken kann, habe ich Schmerzen.«
»Dann fangen wir am besten beim aktuellen Stand der Dinge an und arbeiten uns nicht vor, sondern zurück«, erwiderte Danny und bemühte sich seinerseits um einen möglichst unbeschwerten Tonfall.
»Leichter gesagt als getan. Die aktuellen Akten sind in Addis. Daran habe ich leider nicht gedacht«, bedauerte Becky. »Aber ich könnte versuchen, Dr. Johansson zu erreichen. Vielleicht kann sie die Unterlagen besorgen und Ihnen per Mail zukommen lassen.«
»Das wäre schon mal ein Anfang«, stimmte Danny diesem Vorschlag