Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Immer wieder musste er sich an den Wänden abstützen, um nicht zu stolpern oder gar zu stürzen. Wieder klopfte es, diesmal vehementer. Außerdem war jetzt ein Schluchzen zu hören, das ganz und gar nicht nach seinem Sohn klang.
Daniel öffnete die Tür.
»Nele, was machst du denn hier?« Erschrocken sah er die Frau an, die wie ein Häuflein Elend vor ihm stand. Aus einer Platzwunde an der Stirn rann Blut, und ihre Lippe war geschwollen. »Was ist passiert?«
»Oh, Daniel, es tut mir so leid, dass ich euch stören muss …«, begann sie, als der Arzt sie sanft am Arm nahm und sie ohne viel Federlesens in die Suite zog.
»Davon kann überhaupt keine Rede sein«, versicherte er und eilte ins Bad, um ein mit Wasser getränktes Handtuch zu holen. Damit betupfte er ihr Gesicht. Zum Glück sahen die Verletzungen schlimmer aus, als sie waren. »Wie ist das passiert?«
»Der Wellengang … mir war schlecht … ich wollte aufstehen und ins Bad gehen. Dabei bin ich hingefallen«, stammelte sie eine Erklärung und sah dem Arzt dabei tapfer ins Gesicht. »Aber bei mir ist es gar nicht so schlimm. Du musst bitte sofort in die Kabine kommen. Lars wollte mir helfen. Eine besonders starke Welle hat ihn an die Wand geschleudert. Beim Abstützen ist irgendwas mit seinem Arm passiert. Er war kurz ohnmächtig vor Schmerz. Bitte … du musst schnell kommen«, flehte sie Daniel an. Der dachte nur kurz nach.
»Ich sehe sofort nach ihm. Du bleibst inzwischen hier bei Fee. Sie versorgt deine Wunden. Mach dir keine Sorgen.« Er schickte Felicitas einen Blick.
Sie verstand auch ohne Worte und nickte.
Erst jetzt erlaubte sich Nele, sich zu entspannen.
»Vielen Dank.«
Während Fee aus dem Bett kletterte und sich einen Morgenmantel überwarf, sank sie auf den Stuhl am Schreibtisch und betrachtete ihr zerschundenes Gesicht im Spiegel, verzweifelt darum bemüht, nicht zu weinen.
*
Die Tür zur Suite der Familie Forberg stand halb offen. Trotzdem klopfte Daniel an.
»Ja?« Eine Mädchenstimme antwortete ihm, und Daniel trat ein. Er entdeckte die junge Frau auf dem Bett. Mit wirren blonden Haaren starrte sie ihn aus grauen Augen misstrauisch an. Lars Forberg saß neben ihr.
»Ich bin Dr. Norden«, stellte sich Daniel trotzdem vor. »Du bist sicher Lilli.«
Das Mädchen nickte, sagte aber kein Wort. Fast schien es, als wollte sie sich gewaltsam davon abhalten, so fest presste sie die Lippen aufeinander.
Dafür hob Lars den Kopf und lächelte unter Qualen.
»Ah, Daniel, danke, dass du gleich gekommen bist.« Er hielt sich den rechten Arm, sein Gesicht war blass vor Schmerzen.
»Das ist doch selbstverständlich.« Der Arzt setzte sich neben den Kollegen und nahm behutsam seinen Arm.
Lars stöhnte leise, ließ ihn aber gewähren.
»Nele ist aus dem Bett gefallen«, erklärte er, während Daniel den Arm untersuchte. »Ich wollte ihr helfen, und dann hat’s mich selbst erwischt.«
»Da hast du ja ganze Arbeit geleistet.« Daniel musste seinen Kollegen nicht lange quälen. Die Schwellung und das dunkelblaue Hämatom, die sich am Unterarm gebildet hatten, sprachen eine eindeutige Sprache. »Du weißt wahrscheinlich schon selbst, dass der Arm gebrochen ist.«
Lars nickte. »Ich hab so was befürchtet. Aber trotzdem danke für deine Meinung.«
Daniel rang sich ein Lächeln ab. Ihm war sofort aufgefallen, dass Nele eine andere Geschichte erzählt hatte als ihr Mann. Er sah hinüber zu Lilli. Doch die saß noch immer mit verschlossener Miene auf dem Bett.
»Kannst du laufen?«, kehrte seine Aufmerksamkeit wieder zu Lars zurück. »Dann bringe ich dich ins Hospital.«
»Mein Rücken muss auch was abbekommen haben.« Wie zum Beweis richtete er sich stöhnend auf. »Aber es wird schon gehen.«
»Gut, dann machen wir uns mal auf den Weg.« Dr. Norden half dem Kollegen auf und führte ihn zur Tür. Zum Glück hatte sich das Meer tatsächlich beruhigt, sodass die beiden halbwegs sicher auf den Beinen waren. An der Tür angekommen, drehte sich Daniel noch einmal um. »Ist mit dir alles in Ordnung? Kann ich was für dich tun?«, erkundigte er sich bei Lilli.
Als hätte sie die Stimme verloren, schüttelte sie auch diesmal nur den Kopf. Kein Laut kam über ihre Lippen.
»Dafür, dass eure Tochter Anwältin werden will, ist sie ganz schön schweigsam«, stellte Daniel auf dem Weg zum Hospital fest. Lars tat sich schwer mit dem Laufen, und um ihn abzulenken, wollte Dr. Norden ihn in ein Gespräch verwickeln.
Das Vorhaben gelang.
»Der Sturm hat sie ganz schön durcheinander gebracht. Hin und wieder war sie ja schon auf einer Kreuzfahrt dabei. Aber so etwas hat sie noch nie erlebt«, rechtfertigte sich Dr. Forberg für seine Tochter.
»Verständlich«, pflichtete Daniel ihm bei. »Wir sind auch ganz schön erschrocken.« Sie waren vor dem Aufzug angekommen, der sie zu Deck 3 bringen würde.
Während sie warteten, sah Lars den Kollegen forschend an. Er schien angestrengt über etwas nachzudenken.
»Sag mal«, begann er, als sich die Aufzugtüren vor ihnen auseinander schoben.
Daniel half ihm hinein und drückte den Knopf, ehe er auf die Frage zurückkam.
»Was soll ich sagen?«
Lars zögerte, dann schüttelte er den Kopf.
»Nein, vergiss es. Das kann ich nicht von dir verlangen«, erging er sich in Andeutungen.
Sie verfehlten ihre Wirkung nicht: Daniel wurde neugierig.
»Raus mit der Sprache: Was kannst du nicht von mir verlangen?«
Lautlos glitt der gläserne Fahrstuhl nach unten, und im gedimmten Licht kamen bald die Pflanzen von Deck fünf in Sicht. Auch hier waren die Bewegungen des Ozeans noch zu spüren, und die Palmen und anderen Pflanzen wogten hin und her, als stünden sie draußen im Wind. Sonst war alles ruhig. Das Schiff schien den Gewalten des Meeres erfolgreich getrotzt zu haben. Doch davon nahm Dr. Norden in diesem Augenblick keine Notiz. Sein fragender Blick ruhte auf Lars Forberg, der sich endlich zu einer Antwort durchrang.
»Es geht um die Leitung des Hospitals«, gestand er endlich. »Wenn mein Arm wirklich gebrochen ist – woran ich keinen Zweifelt habe –, kann ich auf dieser Reise keinen Dienst mehr schieben. Nachdem es an Bord keinen Kollegen gibt, der so umfassend ausgebildet ist wie du …« Der Rest des Satzes schwebte ungesagt in der Luft. Der Aufzug war am Ziel angelangt, und die beiden Männer stiegen aus.
Doch Daniel verstand den Wink mit dem Zaunpfahl sofort.
»Du meinst, ich soll den Chefposten übernehmen?«
»Wie