Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Ich bin erst vor ein paar Tagen aus Addis zurückgekommen«, gestand Rebecca. Sie schob einen Löffel Eis mit Sahne in den Mund. »Die Arbeit ist hart, aber erfüllend. Außerdem ist mir angesichts von so viel Not keine Zeit für die Sinnfrage geblieben.«
»Ich bin beeindruckt.« Der Blick des Anwalts ruhte auf der Frau, die er einmal so sehr geliebt hatte. »Ehrlich gesagt dachte ich damals, du suchst nur einen Vorwand, um mich zu verlassen.«
Seine Ehrlichkeit schnitt Rebecca tief ins Herz.
»So war es anfangs auch«, gestand sie und senkte den Kopf, sodass eine Strähne ihres Haars in der Sahne landete.
Intuitiv streckte Bernd die Hand aus und schob sie aus ihrem Gesicht.
Einen Moment erschraken beide über diese intime Geste. Dann lachten sie.
»Tut mir leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten«, entschuldigte sich der Anwalt, ganz Gentleman.
»Das bist du doch nicht.« Rebeccas Wangen leuchteten mit der roten Nelke in der Vase um die Wette. »Ganz im Gegenteil.« Sie senkte die Augen und rührte in ihrem Eiskaffee. Instinktiv wusste sie, dass der Moment gekommen war, über die Vergangenheit zu sprechen. Plötzlich schlug ihr ohnehin angeschlagenes Herz hart in der Brust. »Ein Wunder, dass du überhaupt noch mit mir redest, geschweige denn freundlich zu mir bist. Obwohl ich doch so grausam zu dir war. Dich so feige verlassen habe.«
Bernd hatte sich gut im Griff. Und doch bemerkte die Sozialpädagogin, dass er innerlich zusammenzuckte.
»Ich bitte dich, das ist so lange her. Eine halbe Ewigkeit …« Er versuchte, seiner Stimme Leichtigkeit zu verleihen. Doch ganz gelang es ihm nicht.
Zu lebhaft war die Erinnerung an den Schmerz, der ihn damals schier zerrissen hatte. Ohne sein Studium, seine Leidenschaft für Jura, hätte er die Zeit damals nicht überstanden. Für ihn war Rebecca die große Liebe gewesen. Ohne sie hatte er sich nur halb gefühlt, und ihre Entscheidung gegen ihn war ein Schlag ins Gesicht gewesen. Unwillkürlich verzog er das Gesicht.
Becky bemerkte es.
»Ich konnte damals nicht anders«, murmelte sie. »Die Zeit mit dir habe ich nie vergessen. Nach dir habe ich nie mehr einen Mann geliebt.« Ehe er nach dem Warum fragen konnte, fuhr sie fort. Noch war sie nicht bereit für die ganze Wahrheit. »Aber zu einer Beziehung, wie du sie im Sinn hattest, war ich damals einfach nicht bereit. Sie hat mir Angst gemacht«, gestand sie.
Zu ihrer Verwunderung nickte Bernd. Den versonnenen Blick auf seine Tasse gerichtet, nahm er den Keks von der Untertasse und steckte ihn gedankenverloren in den Mund.
»Heute weiß ich das auch. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass ich damals so ein Idiot gewesen bin«, bezichtigte er sich selbst. »Du hast mir ja von der schwierigen Beziehung zu deiner Mutter erzählt, von deiner Kindheit. Trotzdem war ich so egoistisch und verlangte das ganze Programm von dir.«
Mit allem hatte Rebecca gerechnet. Mit einem Rauswurf aus der Kanzlei, mit hasserfülltem Schweigen, mit Vorwürfen sowieso. Nur nicht mit Verständnis und schon gar nicht mit einem Schuldeingeständnis. Ihre Kehle wurde eng, und Rebecca schluckte.
Fieberhaft suchte sie nach einer Antwort. Doch eine Frage drängelte sich ungeduldig vor.
»Gibt es jemanden in deinem Leben?«, platzte sie heraus. Gleich darauf hielt sie die Luft an.
Die Art, wie Bernd sie ansah, machte ihr Angst.
»Ich war über zehn Jahre mit einer Frau zusammen, von der ich dachte, sie in- und auswendig zu kennen«, seufzte er. »Mit ihr hatte ich all das, was ich mir mit dir aufbauen wollte. Na ja, fast alles«, schränkte er ein. »Und trotzdem war ich nicht glücklich.« Ein Windhauch wollte die Serviette davontreiben. Bernd streckte die Hand danach aus, holte sie zurück und stellte seine leere Tasse darauf. »Das hat sie wohl gespürt und sich schließlich in einen anderen verliebt. Wir haben uns vor knapp einem Jahr getrennt.« Sein sinnender Blick wanderte durch Rebecca hindurch, und sie hatte Gelegenheit, ihn ungeniert zu beobachten. »Vielleicht lag es auch daran, dass mein größter Wunsch auch mit Nina nicht in Erfüllung gegangen ist: Wir haben keine Kinder bekommen.«
Rebecca erschrak so sehr, dass sie zusammenzuckte. Sie stieß mit den Beinen gegen den Tisch. Er wackelte gefährlich. Zum Glück reagierte Bernd schnell und hielt ihn fest.
»Was ist? Du warst doch früher nicht so schreckhaft«, erkundigte er sich.
Er gab sich keine Mühe, die Sorge auf seinem Gesicht zu verbergen.
Um ihr angeschlagenes Herz zu beruhigen, atmete Becky ein paar Mal tief ein und aus.
»Mag sein, dass das an meiner Krankheit liegt«, suchte sie schnell nach einer Ausrede und verfluchte sich innerlich.
Das wäre DIE Gelegenheit gewesen, die Wahrheit zu sagen. Allein ihr fehlte der Mut. Zum Glück ließ sich Bernd schnell ablenken.
Erschrocken sog er die Luft durch die Zähne.
»Stimmt, die hatte ich ja völlig vergessen«, gestand er. Becky hatte nie viel Aufhebens um ihre Beschwerden gemacht. Doch wenn er gründlich darüber nachdachte, erinnerte er sich an die Schmerzattacken, unter denen sie gelitten hatte. »Bist du immer noch nicht geheilt?«
»Bis heute weiß kein Mensch, was mir überhaupt fehlt«, gestand Rebecca, einerseits froh, die Klippe ein weiteres Mal umschifft zu haben. Andererseits ärgerte sie sich über ihre Feigheit. »Das ist ein weiterer Grund, warum ich hier bin«, fuhr sie trotzdem fort. »Ich gehe heute Nachmittag in die Klinik und lasse mich auf den Kopf stellen.«
»Und das sagst du erst jetzt?« Bernd beugte sich zu ihr und griff nach ihren Händen.
Sofort durchflutete Becky ein Gefühl der Wärme. Nirgendwo sonst fühlte sie sich so geborgen wie in seiner Nähe. Das wurde ihr spätestens jetzt wieder schmerzlich klar. Bernd hatte nichts von seinem Zauber verloren, den er schon vor achtzehn Jahren auf sie ausgeübt hatte. Doch wenn sie eine Chance haben wollte, musste sie ihm die Wahrheit sagen.
»Darf ich dich in die Klinik bringen?«, fragte er in ihre Gedanken hinein. »Dir beistehen? Für dich da sein?«
Schnell schob Becky ihre Bedenken beiseite und lächelte ihn strahlend an.
»Vielleicht ist das genau das, was ich tief in meinem Innersten gehofft habe.«
*
An diesem Morgen waren der Sturm und die aufregende Nacht Gesprächsthema Nummer eins an Bord der Carribean Pearl. Daniel und Fee Norden hatten sich mit ihrem Sohn verabredet und saßen auf der Terrasse der Brasserie ›French Connection‹ unter einem Sonnenschirm. Zwischen den Tischen wiegten sich exotische Pflanzen in der weichen Meeresbrise. Von links und rechts wehten die aufgeregten Erzählungen der anderen Passagiere zu ihnen herüber. Felix schien der Einzige zu sein, der nichts von der Aufregung mitbekommen hatte.
»Fehlen nur noch die Papageien, und ich glaube sofort, dass ich schon in der Karibik bin«, schwärmte er.
Er lehnte sich im Stuhl zurück und streckte die Beine aus.
»Das