Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Staffel

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Familie.« Daniel war ein anderer Gedanke in den Sinn gekommen, der auch Lars‘ Stellenangebot kurzfristig in den Hintergrund treten ließ. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht. Aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei der Familie Forberg etwas nicht stimmt.«

      Überrascht drehte sich Fee zu ihm um. Die Sonne war inzwischen am Himmel so hoch gestiegen, dass sie sie blendete. Zum Schutz hielt sie die Hand über die Augen und blinzelte ihren Mann an.

      »Du meinst, weil Lars seine Frau hin und wieder so schwach angeredet hat?«, hakte sie nach. Auch ihr waren die Frotzeleien aufgefallen. »Aber das machen gefühlte 99 Prozent aller Paare.«

      »Außer uns.«

      »Sag ich doch.« Fee lächelte.

      »Das ist aber ehrlich gesagt nicht der Grund für meine Bedenken«, gestand Daniel. »Es geht um Neles Sturz und Lars‘ Unfall. Beide haben unterschiedliche Versionen ein- und derselben Geschichte erzählt«, teilte er seiner Frau seine Beobachtung mit. »Sie hat erzählt, dass ihr schlecht war und sie aufgestanden ist. Er meinte, sie wäre aus dem Bett gefallen.«

      Wieder einmal staunte Felicitas über die Aufmerksamkeit ihres Mannes.

      »Dass dir so was auffällt, noch dazu in so einer Nacht«, machte sie keinen Hehl aus ihrer Bewunderung. »Trotzdem würde ich mir nichts dabei denken. Wahrscheinlich waren beide ganz schön durcheinander. Nele hat sich den Kopf übel angeschlagen. Und Lars sah auch nicht danach aus, als ob es ihm besonders gut gegangen wäre.« Während sie noch einmal über die turbulente Nacht und die Konsequenzen nachdachte, schüttelte sie den Kopf. »Hoffentlich ist der Bruch nicht kompliziert. Nicht, dass er operiert werden muss.«

      »Bevor ich den Kaffee geholt habe, war ich schon in der Ambulanz«, verriet Daniel. Wie zum Beweis hob er seine Tasse und trank den letzten Schluck. »Der Bruch war glatt, und der Arm ist schon ruhig gestellt.« Nicht genug damit, hatte Lars an diesem Morgen seinen Vorschlag wiederholt. Daniel überlegte noch, wie er Fee von dem unwiderstehlichen Angebot erzählen sollte, als ein Handy klingelte.

      Felicitas horchte auf.

      »Das ist nicht meines!«, erkannte sie am Klingelton.

      »Ich geh schon.« Daniel beugte sich über sie, um ihr einen Kuss zu geben, und verschwand dann nach drinnen, um nachzusehen, wer um diese Uhrzeit schon nach ihm verlangte.

      *

      Obwohl das Telefonat mit seinem Vater zumindest teilweise den erhofften Erfolg gebracht hatte, war Danny Norden sehr nachdenklich, nachdem er aufgelegt hatte. Das, was er erfahren hatte, deckte sich nicht mit dem, was ihm seine Patientin Rebecca Salomon erzählt hatte. Was sollte er jetzt tun? Sollte er überhaupt etwas unternehmen oder den Dingen ihren Lauf lassen? Schließlich entschied er sich für Letzteres. Im Augenblick konnte er ohnehin nicht viel tun, denn Rebecca Salomon wurde erst gegen vierzehn Uhr in der Klinik erwartet, und Danny kannte ihren derzeitigen Aufenthaltsort nicht.

      Doch auch in der kleinen Pension hätte der Arzt seine Patientin nicht angetroffen. Becky hatte nämlich inzwischen eine Entscheidung getroffen und sich todesmutig einen Termin in der Kanzlei von Dr. Bernhard Schaller geben lassen. Noch immer wusste sie nicht, an welcher Krankheit sie litt, und solange sie noch dazu in der Lage war, wollte sie sich mit ihrer Vergangenheit aussöhnen.

      »Immerhin ist das einer der Gründe, warum ich nach Deutschland gekommen bin.«

      Das sagte sie sich immer wieder, als sie schon im Wartezimmer von Dr. Schaller saß und am liebsten wieder die Flucht ergriffen hätte. Doch dann wäre die ganze Mühe und das viele Geld, das sie in ihr Äußeres investiert hatte, umsonst gewesen. Und das wollte sie auch nicht.

      So saß Rebecca nervös wie ein junges Mädchen bei ihrer ersten Verabredung auf dem Stuhl im Wartezimmer und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Lehne.

      »Frau Salomon bitte.« Die Stimme der Assistentin ließ sie hochfahren. Ihre Tasche fiel von ihrem Schoß, und der Inhalt ergoss sich über den Boden.

      Seufzend ging Becky auf die Knie, um Geldbeutel und Schlüsselbund, Handcreme, Haargummis, eine angebrochene Tüte Gummibärchen und anderen Krimskrams wieder einzusammeln. Sie war so vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, wie schwarze Lederschuhe vor ihr auftauchten.

      »Du magst also immer noch Gummibärchen«, stellte eine Stimme über ihr fest, die ihr selbst nach so vielen Jahren noch einen Schauer über den Rücken jagten.

      Rebecca schluckte und nickte, ehe sie den Kopf hob und sich eine braune Strähne aus dem Gesicht blies.

      »Aber nur die orangenen und roten. Den Rest musst du essen.« Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie aufstand und das Kleid glattstrich, das sie sich zur Feier des Tages gegönnt hatte. Es war aus fliederfarbenem Chiffon, über und über mit bunten Blümchen bedruckt. Der weiche Stoff schmeichelte ihrer Figur, die Pastellfarbe ihrem Gesicht. Mit der neuen Frisur wirkte sie wieder wie das Mädchen, das Bernd einst geliebt hatte. Das erkannte er in dem Moment, in dem sie hochblickte und ihn aus grauen Augen ansah.

      Er schluckte.

      »Du bist es also tatsächlich.« Seine Stimme war heiser, und seine Hände zitterten, als er sie zur Begrüßung nach den ihren ausstreckte. »Du siehst toll aus. Aber ich muss dir etwas gestehen: Obwohl ich die ganze Zeit wusste, dass du es bist, bin ich nicht wirklich darauf vorbereitet, dich wiederzusehen.« Die Aufregung machte ihn gesprächig.

      Diese Gelegenheit nutzte Becky, um ihn eingehend zu mustern. Erleichtert stellte sie fest, dass die Zeit auch an ihm nicht spurlos vorüber gegangen war. Inzwischen trug er sein blondes Haar raspelkurz, vermutlich deshalb, weil es schütter und dünn geworden war. Das ehemals schmale Gesicht war voller geworden, und unter seinem Hemd wölbte sich deutlich ein Bauchansatz. Und doch war er in Rebeccas Augen noch immer derselbe, unwiderstehliche Student, der ihr damals den Kopf verdreht hatte.

      »Mir geht es genauso«, antwortete sie, gefangen in ihrer Hilflosigkeit.

      Rebecca hatte sich so viele Sätze zurechtgelegt, die sie ihm sagen wollte. Doch im entscheidenden Moment fiel ihr keiner mehr ein.

      Zum Glück rettete Bernd sie aus ihrer Verlegenheit. Schneller als sie hatte er seine Fassung wiedergefunden und schämte sich nicht, seine Freude über das unvermutete Wiedersehen offen zu zeigen.

      »Darf ich dich auf einen Kaffee einladen? Gleich ums Eck ist ein neues Café. Das wollte ich die ganze Zeit schon ausprobieren. Aber allein macht es nur halb so viel Spaß.«

      »Aber was ist mit deiner Kanzlei?«, dachte Rebecca wie immer zuerst an alle anderen.

      Bernd winkte lachend ab.

      »Jetzt hast du mich schon wieder erwischt! Du bist mein einziger Termin heute. Später muss ich ans Gericht. Aber bis dahin habe ich Zeit für dich.« Er erschrak über seine eigenen Worte, seinen Mut, mit dem er voranpreschte. Dabei wusste er ja gar nicht, was sie zu ihm führte nach all den Jahren. Doch das würde er noch herausfinden. Später. »Das heißt natürlich, wenn du Lust dazu hast.«

      »Natürlich«, entfuhr es Becky, und sie ließ sich aus der Kanzlei führen.

      Auf dem Weg zum Café plauderten sie über das Wetter und den Verkehr. Erst als sie auf der Terrasse des netten kleinen Cafés gegenüber saßen und bestellt hatten, wurden die Blicke tiefer. Genauso wie die Themen.

      »Eine eigenen Kanzlei«, bemerkte Becky und dankte der

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