Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Schwester, könnten Sie bitte noch ein zweites Bett bringen?«, forderte er Schwester Elena auf, die sie begleitet hatte. »Ich hab’s mir überlegt. Ich bleibe auch hier.«
Elena lachte.
»Tut mir leid. Bei uns ist es wie im Sportunterricht. Mädchen und Jungs werden getrennt.« Reich an Menschenkenntnis wusste sie, dass sie sich mit diesem sympathischen Mann einen Scherz erlauben durfte.
Sie irrte sich nicht, und Bernd lachte.
»Tja, in diesem Fall bleibt mir nichts anderes übrig, als am Bett neben meiner Angebeteten sitzen zu bleiben, bis ich weggetragen werde.«
»Oder bis wir Frau Salomon zu den Untersuchungen holen. Aber dann haben Sie das Zimmer für sich und können sich heimlich ins Bett legen.«
»Gute Idee!« Die beiden lachten wie Komplizen, ehe Schwester Elena wieder an ihre Arbeit zurückkehren musste.
»Dr. Norden junior kommt in einer halben Stunde, um die Untersuchungen zu leiten«, erklärte sie noch in Beckys Richtung und ließ das Paar dann allein.
Die Tür schloss sich hinter ihr, und auf einmal war die angespannte Stimmung mit Händen greifbar.
»Ich bewundere euch für eure Leichtigkeit«, gestand Rebecca schließlich. Sie war ans Fenster getreten und blickte hinab in den herrlichen Klinikgarten, der vor vielen Jahren nach Jenny Behnischs Plänen angelegt worden war. Inzwischen breitete sich ein wahrer Garten Eden vor Beckys Augen aus. Trotzdem blieb ihr Herz schwer. »Wie oft habe ich mich danach gesehnt, so unbeschwert und lustig zu sein wie ihr. Aber diese Melancholie in mir war irgendwie immer stärker.«
»Dafür war dein Lachen umso kostbarer.« Bernd war hinter sie getreten. »Und du hast oft gelacht mit mir. Damals.«
Rebecca schluckte. Ohne ihn zu berühren, spürte sie seine Wärme. Sie sehnte sich nach nichts mehr als nach seiner Umarmung. Und doch stand ihr Geheimnis wie eine unüberwindbare Kluft zwischen ihnen.
»Warum bist du gegangen, wenn du doch glücklich mit mir warst? Warum hast du nicht mit mir geredet? Mir nicht gesagt, dass du das alles noch nicht willst?«
Händeringend suchte Becky nach einer Ausrede.
»Du wärst so enttäuscht gewesen …«, stammelte sie.
»Ja, das stimmt«, erhob Bernd die Stimme. Allmählich war es vorbei mit seiner Selbstbeherrschung. Die Konfrontation mit seiner Vergangenheit, den verpassten Chancen, forderte ihn mehr, als er selbst gedacht hatte. »Natürlich wäre ich enttäuscht gewesen. Aber wir hätten doch einen Weg gefunden.«
»Ich weiß nicht.« Rebecca schüttelte den Kopf. Noch immer stand sie mit dem Rücken zu Bernd. »Auch nach dir habe ich immer einen Bogen um Nähe und Verantwortung gemacht.«
»Und? War das immer so gut?«, erkundigte sich Bernd bitter. Seine Frage reizte Becky, und sie fuhr zu ihm herum. Ihre Augen funkelten, als sie sagte:
»Nein, war es nicht. Aber meine Angst zu versagen war einfach zu groß. Warum kannst du das denn nicht verstehen?«
Obwohl er als Anwalt ein Mann mit großen analytischen Fähigkeiten war, verstand Bernd kein Wort von dem, was sie ihm sagte.
»Zu versagen? Aber bei mir hast du nicht versagt!«, behauptete er. »Ganz im Gegenteil. Du warst meine große Liebe. Ich wollte mein ganzes Leben mit dir verbringen.«
Rebecca meinte, innerlich zu zerspringen. Am liebsten hätte sie ihm die Wahrheit ins Gesicht geschleudert. Doch der Gedanke daran, ihn gleich wieder zu verlieren, jetzt, da sie ihn wiedergefunden hatte, war ihr unerträglich.
»Ich meines doch auch mit dir«, rief sie und ballte die Hände zu Fäusten. »Aber wie soll das gehen, wenn man bei zu großer Nähe Panik bekommt? Vielleicht hängt es ja wirklich mit der Beziehung zu meiner Mutter zusammen. Vielleicht aber auch mit meiner Krankheit.«
»Oder mit beidem«, wagte Bernd einen fast schüchternen Einwurf. So leidenschaftlich hatte er Becky selten gesehen. Sie erschreckte ihn ein bisschen und faszinierte ihn gleichzeitig mit ihren leuchtenden Wangen und Funken sprühenden grauen Augen.
Als sie seinen Blick auf sich ruhen fühlte, atmete sie ein paar Mal tief ein und aus.
»Wer weiß das schon? Im Grunde ist es auch egal. Die Vergangenheit ist vorbei, die Fehler gemacht, und wir beide stehen da, wo wir jetzt stehen. Und trotzdem ist etwas anders.«
»Was denn?« Bernds Stimme war so zärtlich, dass sich Beckys geschundenes Herz zusammenzog.
Sie spürte, wie ihre Energie schwand. Sie hatte kaum mehr Kraft, ihm noch viel länger zu widerstehen.
»Ich wollte nie Kinder oder eine Familie«, gestand sie und senkte den Kopf. Ihre Stimme war so leise, dass Bernd sich zu ihr hinunterbeugen musste, um sie zu verstehen. »Das ist jetzt anders. Heute bedauere ich die Entscheidung, die ich damals getroffen habe.« Wie immer, wenn sie nicht mehr weiterwusste, zupfte Rebecca mit den Zähnen an der Unterlippe. Allmählich verlor Bernd die Geduld.
»Himmel, Becky!«, stöhnte er auf. »Hast du mich nicht schon genug gequält? Willst du mir nicht endlich einfach sagen, wovon du sprichst? Welche Entscheidung hast du getroffen?« Vor Aufregung erschienen hektische rote Flecken auf seinen Wangen. »Wenn es was mit mir zu tun hat, dann will ich es wissen. Jetzt! Sofort! Das bist du mir schuldig.«
Am liebsten hätte Rebecca ihn mit den Fäusten weggestoßen und wäre ein weiteres Mal geflohen. Doch diesmal gab es kein Entkommen, wie es im Grunde genommen nie eines gegeben hatte. Die Zeile eines berühmten Liedes fiel ihr ein.
»You can check out any time you like but you can never leave«, summte sie leise vor sich hin. Langsam hob sie den Kopf und sah Bernd tapfer in die Augen.
»Das ist aus Hotel California von den Eagles«, wusste Bernd sofort. »Du kannst jederzeit ausziehen, aber du kannst niemals gehen. Du wirst deinem Schicksal nicht entgehen.« Er erwiderte ihren Blick. »Welche Entscheidung, Becky?«, wiederholte er seine Frage ein letztes Mal.
Sie schluckte.
»Wir … wir haben eine Tochter, Bernd.«
Unzählige Male hatte sich Rebecca genau diese Szene vorgestellt. Und doch war die Wirklichkeit ganz anders als alles, was ihr je in den Sinn gekommen war. Im Bruchteil eines Augenblicks spiegelten sich sämtliche Emotionen in Bernds Gesicht wider, derer er fähig war. Doch zumindest äußerlich schien er sich erstaunlich schnell wieder im Griff zu haben.
»Wo ist sie?«, fragte er, und seine Stimme verriet das Gefühlschaos, in das Becky ihn ein weiteres Mal gestürzt hatte.
Unter Tränen schüttelte Rebecca den Kopf.
»Ich weiß es nicht, Bernd. Eigentlich sollte sie nie auf die Welt kommen. Sie hat ihr Leben Dr. Norden zu verdanken. Er hat mich damals davon überzeugt, das Kind auszutragen.«
Das alles wollte Bernd nicht hören. Ihn interessierte nur eines. Er packte Rebecca so unvermittelt an den Schultern, dass sie vor Schreck aufschrie.
»Wo ist sie?«
»Ich weiß es nicht«,