Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 36
Doch Lars achtete gar nicht auf ihn. Mit dem Gipsarm schob er den Kollegen kurzerhand beiseite.
»Zieh dich an!«, herrschte er seine Frau an.
Als Fee sah, dass Nele ihrem Mann gehorchte, schlug sie die Hand vor den Mund.
»Du musst nicht mit ihm gehen. Er kann dich zu nichts zwingen«, rief sie Nele zu.
Lars fuhr zu ihr herum.
»Du hältst den Mund!«, verlangte er scharf.
Sein gut geschnittenes Gesicht war eine hässliche Fratze.
Während Nele ihr Oberteil herunter zerrte, liefen ihr Tränen über die Wangen. Hilflos mussten Daniel und Fee mitansehen, wie der Kollege seine Frau an der Hand nahm und aus dem Zimmer zerrte. Nele stolperte hinter ihm her. Krachend fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.
Wie versteinert stand das Ehepaar Norden da und lauschte auf die Schritte, die langsam verhallten. Erst als es still war, erwachte Fee zu neuem Leben.
»Bitte, Dan, sag mir, dass das ein Albtraum war«, verlangte sie von ihrem Mann.
Doch diesen Gefallen konnte Daniel ihr beim besten Willen nicht tun.
»Ich fürchte, das kann ich nicht«, musste er zugeben und zog seine Frau an sich, als wollte er sich an ihrer Wärme und Liebe trösten.
*
»Schau mal, da ist eine Seilbahn!« Aufgeregt wie ein kleines Kind rutschte Lilli auf der Rückbank des Taxis herum, die sie sich mit Felix teilte. Sie waren auf dem Weg vom Flughafen von Puerto Plata zum Hafen, um auf die ›Carribean Pearl‹ zurückzukehren. »Haben wir noch Zeit, damit zu fahren?« Sie packte ihren Begleiter am Arm und deutete auf die bunte Gondel, die an unsichtbaren Seilen in die Höhe schwebte.
Felix konnte nur staunen über die wundersame Wandlung seiner Begleiterin. Hatte Lilli ihn zu Beginn ihrer Bekanntschaft kaum beachtet und entweder in spöttischem Tonfall oder gar nicht mit ihm gesprochen, sprudelte sie jetzt förmlich über vor Mitteilungsbedürfnis.
»Tut mir leid.« Ein Blick auf sein Handy hatte ihm gezeigt, dass er ihr diesen Wunsch aber abschlagen musste. Selbst wenn er damit riskierte, ihrem Übermut einen Dämpfer zu verpassen. »Aber wir sollten lieber kein weiteres Risiko eingehen und das Schiff noch mal verpassen.«
»Iiiiihhh!«, kreischte Lilli auf und sah ihn an. »Seit wann ist der Weltmeister im Kirschkernwettspucken denn so vernünftig?«, machte sie sich über ihn lustig.
»Es war nur der erste Platz in der dritten Klasse, nicht die Weltmeisterschaft«, korrigierte Felix sie und grinste schief. »Ich hoffe, du magst mich jetzt noch.«
»Nicht, wenn du so pragmatisch bist.« Lilli zog eine Schnute und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.
Nur mit Mühe konnte Felix der Versuchung widerstehen, sie an sich zu ziehen und einfach zu küssen. Da er damit aber Gefahr lief, sie für immer und ewig zu vertreiben, ließ er es notgedrungen bleiben. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen und lieber weiter hartnäckig, aber behutsam seine Eroberungsstrategie vorantreiben. Fieberhaft dachte er über eine Alternative nach, mit der er sie versöhnen konnte.
»Wie wär’s mit einer Runde Klettergarten an Bord? Wenn ich mich nicht irre, gibt es da auch so eine kleine Seilbahn, mit der man sich über einen Abgrund schwingen muss.«
Nachdenklich kaute Lilli auf der Unterlippe.
»Also gut. Aber nur, weil du es bist.« Schon lachte sie wieder und umarmte ihn kurz, um dann wieder aus dem Fenster zu sehen.
Inzwischen näherten sie sich dem Hafen. Als das Taxi nur wenige Minuten später um eine Ecke bog, kam die ›Carribean Pearl‹ in Sicht.
»Da wären wir wieder!« Ganz Gentleman, wie er es von seinem Vater abgeschaut hatte, hielt Felix seiner Begleiterin die Tür auf. Er bezahlte den Fahrer und schulterte die Strandtasche, um an Bord zurückzukehren.
»Schade eigentlich, dass unser kleines Abenteuer so schnell zu Ende ist«, sprach Lilli das aus, was ihm durch den Kopf ging. Auf der Gangway drehte sie sich zu ihm um. »Wir müssen unbedingt noch mal zusammen zurückkommen und die Stadt anschauen.«
Vor Freude machte Felix’ Herz einen Satz.
»Alles, was du willst, Prinzessin«, raunte er ihr ins Ohr. Aber ehe er seinem Verlangen nachgeben und sie küssen konnte, war sie ihm schon wieder entwischt. Leichtfüßig eilte Lilli auf das Sicherheitspersonal zu, das die Landgänger oben auf der Gangway zurück an Bord begrüßte und die Papiere prüfte. Die Rückkehr der beiden jungen Leute sorgte für einiges Aufsehen.
»Da sind Sie ja wieder!« Der Beamte sah sie tadelnd an. »Hoffentlich haben Sie aus dieser Erfahrung eine Lehre gezogen«, fühlte er sich bemüßigt, die beiden jungen Leute zu maßregeln.
»O ja!«, konnte sich Felix eine freche Antwort nicht verkneifen. »Wir haben gelernt, dass es toll ist, mal aus dem Programm auszubrechen.«
Vor Empörung schnappte der Beamte nach Luft. Diese Gelegenheit ergriff Felix. Hand in Hand und ausgelassen lachend lief er mit Lilli davon.
Im Aufzug fuhren die beiden jungen Leute nach oben.
»Ich brauch jetzt unbedingt eine Dusche und frische Klamotten«, seufzte Lilli.
Nach und nach wich die Aufregung und machte einer angenehmen Müdigkeit Platz.
Felix betrachtete seine Begleiterin kritisch.
»Du siehst aus wie der junge Morgen.«
»Schleimer!«, entfuhr es ihr. Dabei lachte sie. »Um mich zu beeindrucken, musst du dir schon was Originelleres einfallen lassen«, verlangte sie. »So was wie gestern zum Beispiel.« Der Aufzug hielt. Während sich die Türen öffneten, stellte Lilli sich auf die Zehenspitzen und drückte Felix einen schnellen Kuss auf die Wange. »Danke für dieses tolle Abenteuer! Wir sehen uns heute Nachmittag im Kletterpark.«
Verdutzt stand Felix da und versuchte noch zu verstehen, ob er wachte oder träumte, als Lilli leichtfüßig über den Gang in Richtung ihrer Juniorsuite davon lief. Erst als sich die Türen wieder vor ihm schließen wollten, erwachte er aus seiner Versteinerung und stieg ebenfalls aus. Inzwischen hatte er seine Meinung geändert und wollte genau wie Lilli eine Dusche nehmen, beschloss aber, vorher einen Abstecher zu seinen Eltern zu machen.
»Mum? Bist du da?« Er klopfte an die Kabinentür, bekam aber keine Antwort. »Typisch«, murmelte er kopfschüttelnd. »Kaum lässt man sie mal aus den Augen, schon machen sie, was sie wollen.« Da Felix keine Ahnung hatte, wo er seine Mutter suchen sollte, und seinen Vater nicht bei der Arbeit stören wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als Fee eine Nachricht auf dem Handy zu schreiben. Als das erledigt war, ging er in seine Suite.
Während er auf dem Bett lag und auf eine Antwort wartete, legte sich die Müdigkeit wie eine Decke auf seine Augen. In seinen Traum mischten sich dumpfe Geräusche und aufgeregte Stimmen, zu weit entfernt, um sie einordnen zu können, aber nah genug, um sie dennoch wahr zu nehmen. Oder waren sie doch nur Teil eines merkwürdigen Traums? Ehe sich Felix diese Frage stellen