Zwischen Bewegung und Ruhe. Osho

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zwischen Bewegung und Ruhe - Osho страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Zwischen Bewegung und Ruhe - Osho Edition Osho

Скачать книгу

zum Meister kommt und sagt: „Ich bin weder das eine noch das andere; ich bin weder negativ noch positiv… Das war einmal, jetzt aber setze ich alle beiden Flügel zum Fliegen ein – jetzt bin ich aus einem Guss!“ Und erst dann wird ihm das Täfelchen abgenommen.

      Sobald ihm das Täfelchen abgenommen wird, ist er erleuchtet. Dann ist er heil und ganz. Bis dahin widerspricht er sich ständig und ist todunglücklich und fragt sich: „Was ist nur mit mir los?“ Gar nichts ist mit dir los! Mit der einen Hand tust du Gutes, und im selben Moment machst du es mit der anderen Hand wieder kaputt – zerstörst du augenblicklich das Gute, womit die andere Hand vorgeprescht war. Und warum? Weil du unschlüssig bist, gespalten bist.

      Eine Seite von euch klammert sich an die alten Gewohnheiten, eine andere Seite will ins Unbekannte aufbrechen. Einerseits wollt ihr an der Welt festhalten, andererseits wollt ihr sein wie ein Vogel, der sich zum unbekannten Himmel des Göttlichen aufschwingt oder zum göttlichen Kern der Schöpfung. Dann steckt ihr fest.

      Versucht, dies zu erkennen.

      Das fällt euch nur darum so schwer, weil ihr noch nie versucht habt, es zu erkennen – denn an sich ist das keineswegs schwer. Es ist weder schwer noch leicht. Erkennt einfach, was ihr euch selbst und anderen antut. Alles Halbherzige stürzt euch ins Unglück. Wer feststeckt, der stürzt, und zwar in die Hölle. Die Hölle ist ein Ort für Steckengebliebene, und der Himmel ist ein Ort für alle, die sich bewegen, die nicht tiefgefroren sind. Die Hölle ist ein Ort ohne Freiheit; im Himmel herrscht Freiheit.

      Die Hindus nennen das Allerhöchste Moksha – was „absolute Freiheit“ heißt. Niemand steckt fest, egal wo: frei dahintreibend wie ein Fluss, ein Vogel im Flug, ringsumher der endlose Himmel, an nichts gebunden …

      Je schneller sie rennen, je mehr erlahmen sie

      und greifen nach jedem Strohhalm.

      Und vergesst nicht: Sobald ihr euch an etwas klammert, ist das ein großes Problem. Es kommt nicht darauf an, woran ihr euch klammert. Daher sagt Sosan: Ihr Klammern kennt keine Grenzen. Es beschränkt sich nicht nur auf diese Welt, auf diesen Köper und seine Sinne und Freuden. Man kann sich auch an die Erleuchtung, an Gott klammern, man kann sich an die Liebe, an Meditation und ans Beten klammern. Und wer klammert, steckt wieder fest.

      Klammert euch an gar nichts, bleibt frei und beweglich. Je mehr ihr euch bewegt, desto näher kommt ihr euch selbst. Wenn ihr euch nur noch bewegt, eure Energie nirgends mehr feststeckt, klopft die Wahrheit an eure Tür. Sie hat seit jeher angeklopft, ihr aber stecktet fest und habt nichts gehört. Dabei sitzt sie direkt vor euch, auf der eigenen Nasenspitze!

      Selbst wer erleuchtet werden will, ist auf dem Holzweg.

      Dann wird das zum Problem. Wer immerzu denkt: „Ich muss unbedingt zur Erleuchtung gelangen!“, der hat ein Problem. Man kann gar nicht zur Erleuchtung gelangen, sie kommt von sich aus. Sie ist keine Leistung, und dem Ehrgeiz wird sie allemal verwehrt.

      Man mag anfangs nach weltlicher Macht streben und danach Macht im Jenseits anstreben. Man mag erst weltlichen Reichtum anstreben und dann jenseitigen Reichtum anstreben – aber man bleibt derselbe, und alles, was man denkt, ja die ganze Grundeinstellung bleibt dieselbe: Erlangen! Erreichen! Derselbe Ego-Tripp. Ehrgeiz und Ego sind dasselbe.

      Ankommen wird nur, wer nichts leisten will, wer einfach nur mit dem zufrieden ist, was da ist, egal wo, wer einfach nur selig ist, so zu sein, wie er ist. Er hat kein Ziel. Er will nirgendwohin. Er bewegt sich zwar, aber nicht auf ein Ziel zu. Er bewegt sich, weil er Soviel Energie hat, und nicht, weil er auf etwas aus ist – er bewegt sich unmotiviert. Freilich, er kommt ans Ziel – doch das steht auf einem anderen Blatt, das spielt keine Rolle.

      Ein Fluss entspringt im Himalaja: Er will nicht zum Meer, er kennt das Meer nicht, weiß nicht, wo es ist, und so ist ihm das Meer völlig egal. Einfach nur dies Plätschern durch den Himalaja ist ein so herrliches Lied, an Gipfeln und Schluchten vorbei, an all den Bäumen vorbei, hinab zur Ebene, zu den Menschen. Einfach so dahinzuströmen ist herrlich! Und jeder Augenblick dieser Bewegung ist herrlich – denn das ist sein Leben.

      Und der Fluss hat keinerlei Ahnung von einem Ziel oder einem Meer – darum geht es ihm gar nicht. Und ginge es ihm darum, wäre der Fluss im selben Schlamassel wie ihr. Dann würde er überall anhalten und nachfragen: „In welche Richtung? Nach Norden oder Süden? Oder besser nach Osten oder Westen? Wo muss ich hin?“

      Und wohlgemerkt: Das Meer ist überall. Es ist völlig egal, ob man nach Norden oder Osten oder Westen geht: Das Meer ist überall, das Meer umschließt euch. Wohin ihr auch geht, es liegt immer vor euch; geht hin, wo ihr wollt – es spielt keine Rolle.

      Fragt nicht nach dem Weg, fragt lieber, wie man sich erst mal in Bewegung setzt. Fragt nicht nach dem Ziel, denn das steht nicht fest. Aber egal wo ihr hingeht, geht tanzend! Ihr werdet ganz von selbst zum Meer finden. Das gilt für kleine Flüsse, das gilt für große Flüsse, sie alle finden hin. Ein kleiner Bach – man kann sich nicht vorstellen, wie ein so winziges Bächlein zum Meer finden soll –, aber es findet hin.

      Klein oder groß, das spielt gar keine Rolle. Die Existenz ist jedem grenzenlos zugeneigt, egal ob er groß oder klein ist. Kleine Bäume blühen, große Bäume blühen. Auf das Blühen kommt’s an! Und wenn ein kleiner Baum aufblüht, freut der sich genauso sehr wie ein großer Baum, wenn er aufblüht. Beide empfinden genau dasselbe Glück. Das Glück richtet sich weder nach der Größe noch nach der Menge. Es ist eine Eigenschaft deines Seins. Ein kleiner Fluss ergießt sich ebenso tanzend ins Meer wie ein großer Fluss.

      Macht einfach daraus kein Ziel; sonst geht es, je eiliger ihr es habt, desto langsamer voran. Und je mehr ihr es erreichen wollt, desto mehr steckt ihr fest: denn desto ängstlicher werdet ihr. Dann packt euch die Angst, das Ziel zu verfehlen, verkrüppelt euch die Angst, es nicht zu erreichen, lähmt euch die Angst, euch zu verirren. Ohne Ziel gibt es auch keine Angst.

      Vergesst nicht: Angst ist zielgerichtet. Wenn es nirgendwo hingeht, habt ihr auch keine Angst. Ihr könnt nichts verfehlen, ihr könnt nicht scheitern – wovor also Angst haben? Angst ist die Möglichkeit, ein Versager zu sein. Worauf beruht denn diese Möglichkeit zu scheitern? Doch darauf, dass man ein Ziel verfolgt – dass man immer sein Ziel vor Augen hat!

      Es kommen Leute zu mir und sagen: „Seit drei Monaten meditieren wir nun schon, aber es ist nichts passiert.“ Woher denn auch – denn ihr wartet ja drauf! Ihr könnt nicht warten, bis es so weit ist, weil euch schon das Warten innerlich überfordert: Ihr seid angespannt.

      Entspannt euch! Wenn ihr nicht mehr da seid, ist es so weit. Es wird nie und nimmer euch geschehen – da es erst dann geschieht, wenn euer Boot leer ist, wenn euer Haus geräumt ist. Denn es geschieht erst dann, wenn ihr tanzt, aber kein Tänzer da ist. Erst wenn ihr beobachtet, aber kein Beobachter da ist, wenn ihr liebt, aber kein Liebender da ist, wenn ihr spazieren geht, aber kein Spaziergänger da ist, dann geschieht es.

      Ihr dürft nicht warten, euch nicht anstrengen, euch kein Ziel setzen, sonst wird sogar noch die Erleuchtung zur Knechtschaft! So ist es unzähligen Menschen im Osten ergangen. Millionen von Menschen nehmen Sannyas – sie werden buddhistische Bhikkhus oder hinduistische Sannyasins, sie ziehen sich in die Klöster zurück und stecken dort dann fest. Das ist der einzige Unterschied. Wenn sie dann zu mir kommen, sind sie genau wie alle anderen auf der Welt. Ob sie nun in der Marktwirtschaft oder in einem Kloster festsitzen, ob man draußen in der Welt scheitert oder im Kloster scheitert, ist völlig egal. Nur fragt sich niemand, wieso sie gescheitert sind. Jeder führt sein Scheitern selbst herbei: Wer sich ein Ziel setzt, ist zum Scheitern verurteilt.

      Letzten Endes ist der Ehrgeiz das Hindernis – das größte Hindernis überhaupt.

Скачать книгу