Die Kleinbürger. Оноре де Бальзак
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Читать онлайн книгу Die Kleinbürger - Оноре де Бальзак страница 27
»Also Sie haben es gewollt! ...« rief Thuillier aus.
»Der König wird mit dieser Wahl sehr zufrieden sein, das kann ich Ihnen versichern«, sagte Minard und warf sich in die Brust.
»Meine Herren,« sagte la Peyrade, »wollen Sie einem noch jungen Mitbewohner des Faubourg Saint-Jacques eine kleine, aber nicht unwichtige Bemerkung gestatten?«
Die allgemein anerkannte Bedeutung des Armenadvokaten bewirkte, dass alle schwiegen.
»Der Einfluss, den der Herr Bürgermeister in dem Nachbarbezirk und noch erheblich mehr in unserm besitzt, wo er ein so gutes Andenken hinterlassen hat; der des Herrn Phellion, der das Orakel, wir können das ruhig sagen,« bemerkte er, als er eine ablehnende Geste Phellions wahrnahm, »seiner Truppe ist; der nicht geringere, den Herr Colleville seinem freimütigen Wesen und seiner Liebenswürdigkeit verdankt; der des Herrn Gerichtsvollziehers des Friedensgerichts, der nicht unerheblich ist, und endlich das wenige, was ich in meiner bescheidenen Berufssphäre mit beitragen kann, sind eine Gewähr für den Erfolg: aber es handelt sich nicht bloß um den Erfolg! ... Wenn wir einen schnellen Sieg erringen wollen, müssen wir uns alle verpflichten, über die Kundgebung, die heute hier stattgefunden hat, das strengste Stillschweigen zu bewahren ... Wir würden sonst, ohne es zu wissen und ohne es zu wollen, Neid und andere Nebenwünsche erregen und uns Hindernisse schaffen, die wir dann zu überwinden hätten. Der Sinn der neuen politischen Gestaltung der sozialen Verhältnisse, ihre eigentliche Grundlage, ihre Erscheinungsformen und die Garantie für ihr Bestehen liegt darin, dass eine verhältnismäßige Beteiligung an der Regierung dem Mittelstande gewährt ist, auf dem in Wahrheit die Macht der modernen Gesellschaft beruht, und bei dem das moralische Gefühl, die edlen Gesinnungen und die erfolgreiche Arbeit zu Hause sind; aber wir dürfen uns nicht verhehlen, dass die Wahl, die sich auf fast alle Ämter erstreckt, das Verlangen nach Befriedigung des Ehrgeizes, die Sucht etwas zu bedeuten, bis in, gestatten Sie mir das Wort, niedrige gesellschaftliche Schichten vorgedrungen sind, die damit nicht hätten in Erregung versetzt werden dürfen. Einige sehen darin einen Vorzug, andere ein Übel; es kommt mir nicht zu, diese Frage entscheiden zu wollen in Gegenwart von Männern, vor deren geistiger Überlegenheit ich mich beuge; ich begnüge mich damit, sie aufzuwerfen, weil ich auf die Gefahr hinweisen will, die die Parteinahme für unsern Freund laufen kann. Unser ehrenwerter Vertreter im Munizipalrate ist erst vor acht Tagen gestorben, und schon haben sich Untergeordnete mit ihren ehrgeizigen Ansprüchen gemeldet. Man will sich um jeden Preis bemerkbar machen. Der Wahlaufruf wird vielleicht erst in einem Monat stattfinden. Wieviel Intrigen können bis dahin eingefädelt werden! ... Geben wir, ich beschwöre Sie, unsern Freund Thuillier nicht den Angriffen seiner Konkurrenten preis! Liefern wir ihn nicht der öffentlichen Diskussion aus, dieser modernen Harpyie, dem Sprachrohr der Verleumdung und des Neides, dem Vorwand für feindliche Gesinnungen, die alles herabsetzen, was groß, die alles beschmutzen, was achtungswert, die alles beschimpfen, was heilig ist; ... machen wir es wie der dritte Stand in der Kammer: bleiben wir stumm und stimmen wir ab !«
»Wie gut er spricht«, sagte Phellion zu seinem Nachbar Dutocq.
»Und wie inhaltreich! ...«
Der junge Minard war vor Neid grün und gelb worden.
»Das ist gut und richtig!« rief Minard.
»Einstimmig angenommen«, sagte Colleville; »meine Herren, wir sind Ehrenmänner, es genügt, dass wir über diesen Punkt im Einverständnis sind.«
»Wer das Ziel erreichen will, muss auch die Mittel dazu wollen«, sagte Phellion emphatisch. In diesem Moment erschien Fräulein Thuillier, gefolgt von ihren beiden Dienstboten; der Kellerschlüssel hing an ihrem Gürtel, und drei Flaschen Champagner, drei Flaschen alter Ermitage und eine Flasche Malaga wurden auf den Tisch gestellt; aber mit fast andächtiger Sorgsamkeit trug sie eine kleine Flasche, ähnlich einer bösen Fee, und setzte sie vor ihren Platz. Während der allgemeinen Fröhlichkeit, die dieser aus Dankbarkeit herbeigeschaffte Überfluss an guten Dingen verursachte, und den das arme Mädchen in ihrer Seligkeit mit einer Verschwendung austeilte, die ihre sonstige magere Gastfreundlichkeit, die sie alle vierzehn Tage entwickelte, Lügen strafte, erschien auf zahlreichen Schüsseln der Nachtisch: Studentenfutter in Hülle und Fülle, Orangenpyramiden, Konfekt, Eingemachtes aus der Tiefe ihrer Vorratsschränke, was alles, ohne diese besondere Veranlassung, nicht auf den Tisch gekommen wäre.
»Celeste, man soll eine Flasche Schnaps bringen, den mein Vater im Jahre 1802 gekauft hat; mach uns einen Orangensalat zurecht«, rief sie ihrer Schwägerin zu.
»Herr Phellion, machen Sie den Champagner auf; hier diese Flasche ist für Sie drei. – Herr Dutocq, nehmen Sie die hier! – Herr Colleville, Sie verstehen sich doch so gut darauf, die Korken springen zu lassen! ...«
Die beiden Dienstmädchen verteilten die Champagnergläser, und Bordeaux- und kleine Gläser; denn Josephine brachte auch noch drei Flaschen Bordeaux.
»Das ist ja der Kometenwein!« rief Thuillier aus. »Meine Herren, Sie haben meiner Schwester vollständig den Kopf verdreht.«
»Und abends gibts Punsch und Kuchen«, sagte sie. »Ich habe auch Tee aus der Apotheke holen lassen. Mein Gott, wenn ich geahnt hätte, dass es sich um eine Wahl handelt,« rief sie aus und sah ihre Schwägerin an, »dann hätte ich Puten gegeben ...«
Allgemeines Gelächter begrüßte diesen Ausspruch. »Oh, wir haben ja eine Gans gehabt«, sagte der junge Minard lächelnd.
»Heute geht es aus dem Vollen«, rief Frau Thuillier, als sie die kandierten Maronen und die Baisers erscheinen sah.
Fräulein Thuilliers Gesicht glühte; sie war prachtvoll anzuschauen, noch niemals hatte schwesterliche Liebe einen so glühenden Ausdruck gefunden.
»Für den, der sie kennt, ist das wirklich rührend!« rief Frau Colleville aus.
Die Gläser waren gefüllt, alle sahen sich an, man schien auf einen Toast zu warten, und la Peyrade sagte:
»Meine Herren, stoßen wir an auf etwas Erhabenes! ...
Alle waren erstaunt.
»Auf Fräulein Brigitte! ...«
Die ganze Gesellschaft erhob sich, man stieß an und rief: »Es lebe Fräulein Thuillier!« mit dem Überschwang wahren Empfindens, wie ihn der Enthusiasmus erzeugt.
»Meine Herren,« sagte Phellion, und las von einem mit Bleistift beschriebenem Zettel ab, »auf die Arbeit und auf den Glanz, die sich in der Person eines alten Kameraden von uns verkörpern, der ein Bürgermeister von Paris geworden ist, auf Herrn Minard und seine Gattin!«
Nach einer Pause von fünf Minuten, während der die Unterhaltung weiter ging, erhob sich Thuillier und sagte:
»Meine Herren, auf den König und das königliche Haus! ... Ich sage nichts weiter, denn damit ist alles gesagt.«
»Auf die Wahl meines Bruders!« sagte Fräulein Thuillier.
»Jetzt werden Sie sich amüsieren«, sagte la Peyrade leise zu Flavia.
Und er erhob sich:
»Auf die Damen! Auf das schöne Geschlecht, dem wir soviel Glück verdanken, abgesehen von unsern Müttern, unsern Schwestern und unsern Frauen!«
Dieser Toast rief allgemeine Heiterkeit hervor, und Colleville,