Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 4 - Diverse Autoren Die großen Western

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der Stoß seinen Rücken.

      »Du«, sagte der Bravado, den Don Carlos Ricardo gerufen hatte, mit seiner fetten, ölig klingenden Stimme hämisch. »Du hängen – gut hängen, gut, gut, Kamerad – du hängen, Kamerad.«

      »Nein, nein, nein!«

      Die Frau schrie so durchdringend hell, dass es Jericho durch Mark und Bein fuhr.

      »Das verfluchte Weib soll schweigen!«, brüllte Don Carlos wütend. »Sage diesem Frauenzimmer, dass es den Mund halten soll, oder wir werden ihr den stopfen, verstanden? Du, Harper, du nicht gehorcht Befehl von General Don Carlos – ich dich hängen jetzt auf!«

      Der, dachte Harper, und ihm war, als dächte nicht er es, sondern ein anderer, den er gar nicht kannte, der macht es – er hängt mich auf.

      In diesem Moment wusste er es. Don Carlos, der Teufel, bluffte nicht. Adam Harper würde hängen!

      *

      Da stand er, die Hände und Füße gebunden. Er konnte nicht mehr denken, der Mann Adam Harper, er fühlte die rauen Fasern an seinem Hals, er stand auf der Kiste, um die einer der Kerle sein Lasso geworfen hatte, um sie gleich wegzureißen. Der Bravado nannte sich Emilio, hatte einen Seehundsbart und starrte Adam Harper mit funkelnden Augen an. Emilio saß auf seinem Pferd, die Hand schon erhoben und bereit, sie auf die Kruppe des Gaules herabklatschen zu lassen.

      »Nein, nein«, wimmerte die Frau Harpers. Harper sah sie an und wunderte sich, dass er nichts empfand, gar nichts. Er fühlte sich wie leer, und er sah nur das Gesicht seiner Frau und die Gesichter der anderen Leute, die Betty festhielten. »Nein, das kann doch kein Mensch tun. Meine Kinder, meine armen Kinder – man kann doch den Kindern nicht den Vater nehmen!«

      Harper hörte Beuys Wimmern, aber er dachte weder über die Verzweiflung seiner Frau noch über seine Kinder nach. Die hatten die Bravados in einen Raum des Hotels gesperrt und gedroht, sie umzubringen, wenn irgendwer in diesem Lausenest, wie Don Carlos höhnisch gesagt hatte, Widerstand leisten sollte. Neun Kinder lebten in der Town, die schon zur Schule gingen und nun alle im Hotel gefangen saßen. Sie würden keinen Unterricht mehr bekommen, denn der Mann, der ihn gegeben hatte, war von Don Carlos’ Bravados fortgeschafft worden. Er lag dort, wohin er nach Meinung des selbsternannten Generals gehörte – im Stall bei Jacob Bloomefields vier Schweinen.

      Dies war auch eine Art Rache des Halunken Carlos: Er saß nun in dem hohen Lehnstuhl, den man für ihn aus dem Wohnzimmer von Isaak B. Bloomefield geholt hatte. Der selbsternannte General Carlos Ramirez thronte über den Leuten und sogar noch über dem auf der Kiste stehenden Adam Harper.

      Neben Harper standen zwei der Kerle, die in Blitzesschnelle zu Beherrschern von Wagon Creek geworden waren.

      »Ihr werdet lernen, dass man mir zu gehorchen hat!«, donnerte Don Carlos über die Menge hinweg und rollte drohend die schwarzen Augen. »Was diesem Schurken passiert, kann euch auch geschehen, wenn ihr nicht meine Befehle befolgt. Lugo – adelante!«

      Lugo, der Kerl, der das Seil hielt, wartete, bis Jericho die Worte des Don übersetzt hatte. Er fletschte dabei – und Jericho erinnerte sein Anblick an den eines Pavians – zu der Übersetzung die Zähne und starrte die Leute drohend an.

      Jericho übersetzte und blickte dabei auf Don Carlos’ breite rote Schärpe, in der Harpers Revolver steckte.

      Einen Satz, dachte Jericho, nur einen Satz machen. Ich bekäme sie heraus, setzte sie ihm noch auf den dicken Bauch und könnte abdrücken, aber dann wäre ich tot. Die würden mich zum Sieb schießen. Nur die Ruhe bewahren, nichts Unüberlegtes tun. Die Teufelei beginnt gleich, und ich muss zusehen. Seid klug wie die Schlange, aber ohne Falsch wie die Tauben, was? Hier hilft nur Falschheit!

      »Lugo – ahora! Lugo – jetzt!«

      Betty Harper schrie gellend auf. Und dann bückte sich Lugo, riss das Seil mit und…

      Ich hab’s gewusst, dachte Jericho, ich habe das schon mal drüben in Mexiko erlebt. Verdammte Schweinerei!

      Lugo zog das Seil blitzschnell durch die Schlinge, die der andere Kerl aus dem Strick um Harpers Fußgelenke geformt hatte. Schwupp, da hatte er schon den Knoten gemacht, fuhr hoch, sah nach oben zu seinen beiden Amigos auf dem Dach des Hotels.

      »Estirar – estirar! Ziehen – ziehen!«

      Lugos schriller Schrei hallte über die Straße. Und dann passierte es in so rasender Geschwindigkeit, dass keiner der Bewohner von Wagon Creek das Resultat dieses Ziehens erkannte, ehe es nicht vorlag.

      Jericho sah den Ruck, der das Seil in die Höhe fliegen ließ, bis es straff gespannt war. Er blickte zu den beiden Halunken auf dem Dach empor, deren Köpfe oben verschwanden und wieder auftauchten. Gleichzeitig schlug Emilio dem Pferd auf die Kruppe. Der Gaul ging an, flog los. Das Lasso riss die Kiste unter Adam Harper fort, mit dem in Sekundenschnelle etwas geschehen war, was kaum einer der entsetzten Zuschauer begriff. Harper hatte sich sozusagen um sich selbst gedreht, als hätte ihm jemand eine Stange durch den Bauchnabel gesteckt. Urplötzlich fuhren seine Beine in die Höhe, während sein Kopf nach unten sauste.

      Adam Harper hing an den Beinen, nicht am Hals. Und dann riss man ihn vom Dach aus mit zwei harten Rucken ein Stück höher, sodass sein Kopf nun gut zwei Schritt über dem Boden schwebte. Adam Harper glich einer Menschenpuppe, die sich pendelnd am zuckenden Seil bewegte und hin und her schwang.

      »Adelante – vorwärts!«

      Emilios kreischender Schrei ließ die Leute zusammenfahren. Sie glotzten wie gelähmt auf die pendelnde Puppe Adam Harper, die einen Stoß erhielt und nun weit ausschwang – hin und her. Und Emilios Gaul raste am Gehsteig entlang, an den Zuschauern vorbei, die erschrocken zusammenfuhren, als Emilio sein Pferd auf den Hinterhacken steigen ließ und es herumriss.

      »Öhöh!«, kam es gurgelnd als Vorbote des ersten Lachens aus Don Carlos’ dickem Hals. »Öhöh!«

      Jericho stand still, den Blick auf Emilio gerichtet, der jetzt die Macheta herausriss. Die Sonne fing sich auf der langen, breiten Klinge und ließ sie blitzen.

      »Yaihyyhh, yaihyyhhh!«

      Emilio feuerte kreischend den Gaul an, raste auf den pendelnden Adam Harper zu, dem das Blut bereits in den nach unten hängenden Kopf absank. Harper wurde schwindlig und schlecht, er verdrehte bereits die Augen. Nach unten hängend und dazu auch noch pendelnd, das war wohl zu viel für Adam Harpers armen Kopf, durch den tausend Gedanken gerast waren. Harper glich einem menschlichen Pendel – und Emilio raste auf dieses Pendel zu. Dabei wirbelte er die Macheta um seinen Kopf. Es sah aus, als kreiste irgendetwas flirrend im Sonnenlicht.

      Die Frau Harpers sah das Pferd heranrasen, jenen flirrenden Kreis und dann aus dem Kreis ein blinkendes Etwas werden, als Adam, ihr Mann, dem Gaul entgegenpendelte. Die Macheta zischte nun, aus vollem Jagen geschlagen, auf den am Strick hängenden, pendelnden Körper Harpers zu. Die Frau wusste nichts von diesem Spielchen, das einmal die Azteken erfunden haben sollten und das die Mexikaner wie früher die ersten Spanier unter Cortez »Partida Macheta« das Macheten-Spiel genannt hatten. Es war schließlich ein Spiel, wenn auch ein grausiges. Da hing jemand als menschliches Pendel an einem Baum. Und derjenige Halunke, der auf das Pendel zujagte, durfte sein Pferd nicht verhalten, auch nicht zur Seite treiben – er musste schnurgerade seine Bahn abreiten und dabei versuchen, ob er – sich nur aus dem Sattel lehnend – das Pendel treffen konnte. Natürlich nur an einer Stelle – möglichst genau am Hals, damit der Kopf herunterfiel und durch den Sand kollerte.

      Sie

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