Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren
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Emilios Macheta zischte durch die Luft – fegte um Armeslänge an dem Pendel Adam Harper vorbei.
»Uhhh!«, machte Don Carlos enttäuscht. »Baaah – schlecht!«
»Mierda de Perro!«, fluchte Emilio und jagte noch zwanzig Schritt weiter, ehe er den Gaul wieder herumriss, der trompetend wieherte, weil Emilio nun seine Wut an dem armen Tier ausließ und ihm die Riesensporen in die Weichen bohrte. »Adelante Yaiihhhiiihhh!«
Das Tier bäumte sich auf, raste erneut zurück. Und wieder war das Flirren da. Betty Harper brachte nun jedoch keinen Laut mehr heraus. Sie hatte das Spiel begriffen und konnte vor Grausen keinen Laut mehr herausbringen.
Das Pendel schwang, das Pferd raste heran. Und wieder verfehlte Emilio sein Ziel.
Irgendwann, das erkannten nun alle Leute von Wagon Creek, würde Emilio treffen. Irgendwann, das wusste auch Harper, dessen Gesicht dunkelrot geworden war, würde er als letztes Geräusch das Pfeifen der Machetaklinge hören.
Er drehte sich am Seil, an dem er pendelte, er sah aus der Drehung, dass der Gaul herumstob und wieder heranraste.
Und dann geschah das, was Jericho erwartet hatte – aus vollem Jagen flog Emilio empor, stand plötzlich auf dem Sattel und schlug zu.
Die Klinge zerschnitt das Seil wie einen dünnen Bindfaden. Harper stürzte ab, krachte hin, prallte in den Staub der Fahrbahn und blieb liegen – röchelnd und spuckend, halb benommen und dem Wahnsinn nahe.
»Eh«, brüllte Don Carlos und war aufgesprungen. »Du – Weib, jetzt kannst du ihn haben, aber ich schwöre es dir und allen: Der Nächste, der nicht gehorcht und meine Befehle genau befolgt, fällt nicht herunter. Dessen Kopf rollt durch den Staub, verstanden? Habt ihr begriffen, was ihr zu tun habt, eh?«
Sie hatten begriffen, weil diese Lernmethode immer einen einmaligen Erfolg bescherte. Das Grausen war ein zu guter Lehrmeister.
»Vamos!«, sagte Don Carlos grinsend, als er sich umwandte. »Gehen wir – der Spaß ist vorbei. Hast du gesehen, Leichenbestatter? Guter Spaß, ja? Höhöhö …, verdammt, mein Bein! Du, du glauben, sie gehorchen jetzt, ja?«
»Ja«, sagte Jericho knapp. »Sicher, Su Excelencia.«
»Gut, gut – und jetzt machen andere Sache – du kommen!«
Was hat er denn jetzt schon wieder vor, dachte Jericho. Der Halunke musste eine neue Gemeinheit ausgebrütet haben.
*
Der Gewehrlauf zuckte blitzschnell vorwärts und traf Isaak B. Bloomefields Leib. Er war groß, dieser Isaak Bloomefield, er war hager und glich einer Bohnenstange, die jetzt in der Mitte einknickte und dann auch schon nach unten sackte.
Du Narr, dachte Jericho bitter, du elender Narr und Geizhals, nun hast du es. Was glaubst du denn, wie hart du bist? Dein Geld geht dir über alles, von dem trennst du dich nicht freiwillig. Lügen haben bei Don Carlos ganz kurze Beine. Jetzt hast du die Quittung, Narr!
Sie hielten Bloomefield rechts und links. Er hing zwischen zwei Bravados an deren Armen und pfiff in seltsamen Tönen. Es wurde keine Melodie daraus – er bekam keine Luft und wäre platt hingeschlagen, wenn sie ihn nicht gepackt gehalten hätten.
»Er hat den Schlüssel nicht?«, fragte Don Carlos ölig und hielt das Gewehr stoßbereit. »Totengräber, hast du jemals einen Mann so niederträchtig lügen sehen? Der will mir erzählen, dass sein Bruder den Schlüssel für den Geldschrank nach Prescott mitgenommen hat, begreifst du so viel Dummheit? Er ist ein Geier, ja? Ein raffgieriger Geier, oder irre ich mich?«
»Ich kenne ihn zu wenig«, erwiderte Jericho achselzuckend. »Vielleicht hat er doch die Wahrheit gesagt und wirklich nur die paar Dollar hier, Excellenz?«
»Das glaubst du doch selbst nicht, Totengräber«, knurrte Don Carlos finster. »Ein bisschen mehr als vierhundert Dollar in dieser Bank? Unmöglich, es sind mehr hier – in dem Schrank dort, wetten? Pass auf, gleich wirst du erleben, dass er gelogen hat, dieser knochige Schurke. In einer Minute spuckt er die Wahrheit aus.«
Die Minute verging, und sie rissen Bloomefield wieder auf die Beine. Er war schmutzig-grau geworden, sein hervortretender Adamsapfel tanzte buchstäblich, seine Augen zuckten noch im gleichen Takt wie jener Schmerz, der durch seinen mageren Leib tobte, aber er hatte wieder Luft.
»Dein Bruder hat den Schlüssel?«, fragte Don Carlos höhnisch und lauernd. »Zum letzten Male, du Hund, wo ist der Schlüssel? Sagst du jetzt die Wahrheit, oder soll ich so weitermachen?«
»Ich …, ich habe den Schlüssel im Schreibtisch«, brachte er schrill hervor. »Die rechte Seite – innen an der Rückwand ist ein Haken. Um Gottes willen, Graves, nicht mehr stoßen – nicht mehr – bitte. Ich sage ja alles, ich tue alles!«
Jener Hochmut, mit dem Bloomefield die Leute und auch Jericho behandelt hatte, war wie fortgeblasen. Der eingebildete Bloomefield, der sich für den größten und schlauesten Mann in Wagon Creek hielt, wusste nun zu genau, was ihm bevorstand, wenn er weiterlog. Er war nicht hart, was Schmerzen anbetraf, wenngleich er mit den Leuten, die sich bei ihm Geld borgten, eisenhart und unbarmherzig sein konnte.
Jericho übersetzte, sah das breite, zufriedene Grinsen von Don Carlos.
»Du verstehen, ja?«, höhnte Carlos und gab Bloomefield einen Tritt in die Rippen. »Du lügen, du toter Mann tot, tot, verstehen? Rual, den Schlüssel!«
Den einen Schlüssel hatte Bloomefield freiwillig herausgerückt und behauptet, das sei nur der eine für die drei kleinen Schlösser. Jenen Mittelschlüssel hätte sein Bruder nach Prescott mitgenommen.
Rual holte den großen Mittelschlüssel aus dem Schreibtisch, schloss den Schrank auf und blickte sich fluchend um.
»Soll das etwa alles sein?«, fragte Rual Sastre giftig. »Hier, mi General – mehr ist nicht da – das sind keine zweitausend Dollar, bestimmt nicht mehr? He, Gringo, frage den Hund, wo das andere Geld ist – frage ihn schnell!«
Isaak Bloomefield wurde kreidebleich und stöhnte: »Mehr ist nicht da, wirklich nicht, Graves. Oh, mein Gott, wir haben hier nie sehr viel Geld. Wenn wir etwas brauchen, bringt es mein Bruder von Prescott mit. Dort ist der Hauptsitz der Bloomefield-Bank, das weißt du doch auch, oder? Du musst es ihnen erklären, ihnen sagen, dass hier immer nur kleine Summen sind. Um Gottes willen, sie müssen mir glauben, Graves.«
Jericho übersetzte, sah das Gesicht von Carlos sich verfinstern, das Misstrauen in den schwarzen Augen aufflammen.
»Das alle Geld?«, schrie Don Carlos. Seine Bravados rissen Bloomefield so hoch, dass er beinahe auf den Zehenspitzen stehen musste. »Du gelogen – das nicht alle Geld, du verstecken andere Geld – wo du verstecken der Geld?«
»Nicht versteckt«, lallte Bloomefield. »Ich schwöre, mehr Geld ist nicht hier. Ich schwöre …, aaah!«
Das Gewehr schnellte nach vorn. Bloomefield knickte erneut ein, fiel diesmal auf das Gesicht und blieb, sich wie ein Wurm krümmend, liegen.
»Er sagen Wahrheit!«, brüllte Don Carlos. »Er sagen, oder ich töten seine Sohn – ich töten Sohn!«
Er suchte nach Worten, starrte Jericho an und keuchte: