Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren
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Genau in diesem Moment traf Carding die zweite Kugel Sastres knapp unter dem linken Schlüsselbein. Die Gewalt des Geschosses ließ Carding herumzucken. Noch im Abdrücken verriss er sein Gewehr, aber die Kugel fauchte hinaus.
Während Carding nach hinten flog und sein Gewehr dabei verlor, spürte Rual Sastre einen schrecklichen Schmerz an seinem linken Unterarm. Die Kugel Cardings durchschlug ihn, sauste weiter und zog noch eine Furche über Sastres Rippen. Gleichzeitig kippte Carding wie von einer Riesenfaust getroffen, rücklings zu Boden. Carding sah nichts als eine schwarze Wand. Er verlor im Hinschlagen das Bewusstsein.
Keine sechzig Schritt vor ihm schrie Sastre schrill auf. Der Segundo von Don Carlos konnte die Linke nicht mehr stützend unter den Schaft der Waffe halten.
Zur Seite taumelnd und bis an die Bank schwankend, auf der der alte Ferguson wie zur Salzsäule erstarrt saß, knickte Sastre ein.
»Packt den Hund von Gringo und helft Rual!«, brüllte Don Carlos voller Wut los. »Totengräber, ich lasse diese verdammten Kerle von den Wagen schießen, wenn sich einer rührt. Befiehl ihnen, dass sie stillsitzen und die Hände hochnehmen sollen, schnell! Wer sich rührt, wird erschossen!«
Auf dem Vorbau war Isaak Bloomefield zu Tode erschrocken stehen geblieben, Bloomefield begriff augenblicklich, welche Gefahr seinem Bruder Jake und Barnes drohte. Griff einer der Männer zur Waffe, musste es zu einem Massaker kommen.
»Jake – Jake, nicht rühren, nicht schießen – greift nicht zu den Waffen!«, kreischte Isaak B. Bloomefield verzweifelt los. »Ihr seid umstellt, sie haben euch vor den Läufen – rührt euch nicht, um Gottes willen, rührt euch nicht!«
Der Schusswechsel zwischen Carding und Sastre war so schnell erfolgt, dass Jake Bloomefield gar nicht an seine Waffe gedacht hatte.
»Allmächtiger – Jesse, Luke macht nichts«, keuchte Barnes verstört. »Das ist eine Falle – riskiert nichts, oder sie blasen uns von den Böcken herunter!«
Barnes, kaltblütig genug, sich ohne eine sichtbare Chance in etwas einzulassen, nahm die Arme hoch, nachdem er den Wagen zum Stehen gebracht hatte. Einen Augenblick dachte er an das Geld in der Kiste auf dem Planwagen, schluckte schwer und biss sich dann auf die Lippen.
Inzwischen humpelte Don Carlos auf den Vorbau, während Jericho ihm wie ein Schatten folgte. David Jericho hätte jetzt zum zweiten oder dritten Mal eine Chance gehabt, mit einem Satz den Halunken Carlos und dessen Waffe zu erreichen, aber er riss sich zusammen. Das Einzige, was Jericho in diesem Moment vor sich sah, waren zwei Verwundete. Sastre konnte sich anscheinend kaum auf den Beinen halten. Carding lag da wie tot – vielleicht zu seinem Glück, da man ihn sonst todsicher mit Kugeln durchsiebt hätte. Das Geschoss konnte Carding nur hoch über Herz oder Lunge getroffen haben, die Verletzung also kaum tödlich sein.
Zwei Verwundete und Don Carlos mit Schmerzen im Bein, sagte sich David Jericho kaltblütig. Diesem Hundesohn Carlos gebe ich Laudanum gegen Fieber und Schmerz, dann wird der Strolch so müde, dass er unter Garantie irgendwann fest einschlafen wird. Sie brauchen mich jetzt, und ich wette um meinen guten Zylinder, ich werde im Hotel bleiben, sobald man die Leute nach oben in den Minenstollen getrieben hat. Alles, was ich brauche, ist ein anständiger Strick – einer von denen, mit denen die Bravados die Stempel in den Gängen umgerissen haben. Da muss einer sein, und ich will verdammt nicht mehr David Jericho Graves heißen, wenn ich mir keinen unbeobachtet holen, um den Bauch winden und später mit in die Stadt hinunternehmen kann. Sastre, du Dreckskerl, ich wünsche dir nichts Schlechtes, nur eins: du sollst vor Schmerzen heulen. Wenn das klappt, was ich vorhabe, heulst du jedoch nicht lange genug. Ich werde dich irgendwann streicheln, Rual Sastre, aber frage mich nicht, womit das sein wird. Dir Hundesohn ziehe ich einen Scheitel. Wenn die Sperrwand nur schon fertig wäre!
David Jericho lächelte grimmig.
Die Bravados kannten ihn nicht, sie hatten sich bis jetzt täuschen lassen und hielten ihn für harmlos. Wie »harmlos« David Jericho Graves, Undertaker, Sargmacher, Posaunenkünstler und nebenbei Townmarshal von Jerome in Arizona war, sollten die elf Bravados noch in dieser Nacht erfahren …
*
Pfui Satan, dachte Jericho, ich habe doch wahrhaftig einen Geschmack im Hals und ein Brennen auf der Zunge, das auch drei dicke Backpflaumen nicht fortbringen können. Das kommt davon, wenn man dreißig Kisten und Schubladen in einem völlig dunklen und verlassenen Store aufziehen und jedes Mal den Finger in das stecken muss, was in diesen Kisten und Schubladen gewesen ist. Das eine Dreckszeug beißt einem auf der Zunge und zieht einem das Maul zusammen, während das andere wie Feuer brennt. Ich wusste doch, es musste jede Menge davon im Store zu finden sein.
David Jericho hielt die beiden Leinenbeutel, die er im Store mit verschiedenen Dingen vollgestopft hatte, rechts und links vor sich. Er hatte die Hände nicht nur um die Zipfel der Beutel, sondern auch um die braune Decke gekrallt, die er vom Bett genommen hatte.
Einen Augenblick lugte Jericho unter der Decke hervor zum Giebel des Hotels hoch, doch oben rührte sich nichts. Die Schritte, die Jericho oben gehört hatte, waren von einem Mann verursacht worden. Dass Don Carlos nur einen Posten auf das Hotel geschickt hatte, sprach für die Sorglosigkeit der Bravados. Wie Jericho es vorausgesehen hatte, waren alle Bewohner, auch die Kinder, nach oben in den Stollen der Mine getrieben worden. Es war unmöglich, dass jemand dort ausbrechen konnte. Der Schmied hatte die beiden schweren Schubriegel sogar selbst anbringen müssen, mit denen die dicke Bohlentür der Sperrwand hinter den Leuten von Wagon Creek verschlossen worden war. Zudem hockten zwei der Bravados im Gang vor der Tür und achteten auf jedes Geräusch.
Bei einem Ausbruchsversuch sollten die Bravados den Stollen in die Luft sprengen und sämtliche Gringos lebendig einschließen.
Der verdammte Teufel hat das für morgen sowieso vor. Deshalb musste die Sperrwand auch so weit in den Stollen gebaut werden. Er braucht nur oben am Hang eine Sprengung auszulösen, dann kracht alles vor dem Eingang herunter und verschließt ihn. Es würde Tage dauern, ehe sich die Leute ausgegraben hätten. Vielleicht mussten sie sogar vorher ersticken. Ist das ein eiskalter Satan!
Der eiskalte Satan schlief jetzt, dessen war Jericho sicher. Don Carlos hatte eine derartige Menge Laudanum gegen seine Schmerzen geschluckt, dass ihm die Augen zugefallen waren. Nicht viel anders musste es seinem Segundo Rual Sastre gehen, der über wahnsinnige Schmerzen gejammert, obwohl er doch nur leicht verwundet worden war. Dafür ging es Buddy Carding mit Sicherheit schlechter. Die Kugel steckte in Cardings Schlüsselbein fest und musste binnen vierundzwanzig Stunden heraus, wenn Carding nicht den Wundbrand bekommen sollte. Der Schmied, Barnes und seine Leute hatten Carding in den Stollen getragen. Sastre hatte ihn, da er seine Revolverhand nach wie vor gebrauchen konnte, erschießen wollen. Don Carlos hatte es jedoch verboten.
Der schlaue Hundesohn, dachte Jericho zähneknirschend. Hätte er das zugelassen, hätte er nicht sicher sein können, dass die Leute, die er zur Ankunft der schwer bewaffneten Holzfäller wieder herunterholen muss, damit die Holzfäller nichts ahnen, auch wirklich sein Spiel mitgemacht hätten. Er braucht sie noch. Sonst hätte er Sastre glatt den Revolver nehmen lassen. Hoffentlich schläft Sastre noch …
David Jericho kroch jetzt schneller, erreichte das offene Hoftor neben dem Hotel und richtete sich hastig auf. Er hatte Rual Sastre absichtlich hingehalten und ihm das Laudanum erst spät gegeben. Der Bravado war auf Jerichos Warnungen, das Mittel könnte zur Neige gehen und der selbsternannte General Don Carlos dann nichts mehr haben, hereingefallen. Selbst ein Halunke wie Sastre konnte sich nicht sicher sein, ob ihn Don Carlos nicht einfach erschoss, wenn er die helfende Medizin des Don vertilgt und der keine mehr hatte.
Dennoch