Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 4 - Diverse Autoren Die großen Western

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das körnige, gemahlene Zeug gut zu erkennen.

      »Steht nicht drauf, wie viel man davon nehmen soll«, sagte Jericho trocken. »Mach heißes Wasser – ich denke, zwei Esslöffel voll werden reichen, um einen anständigen Tee zu brauen.«

      »Wa…, wa…, was?«, stammelte Haymes entsetzt. »Hör mal, als sich Bloomefields Ableger mal die verdammten Yellow Buttons abgepflückt und gefressen hatten, das verdammte Giftzeug, brachte ihn schon ein Teelöffel von dieser Medizin zum elenden Gespucke. Du willst dem Doc sein eigenes Spuckmittel einflößen?«

      »Ich hoffe jedenfalls, dass er es schluckt und nicht zu früh merkt, was es ist«, grinste Jericho. »Soviel ich weiß, hat er etwas gegen Wasser oder Tee.«

      »Austricksen – wie denn?«, stotterte Haymes und sah zur Tür, durch die Isaak B. Bloomefield, Besitzer des Hotels und Boss der kleinen Bank von Wagon Creek, hereinkam. »Hallo, Boss, hier will jemand ein Wunder vollbringen und den Doc munter machen.«

      »So?«, fragte Isaak B. Bloomefield, die Augenbrauen hochziehend. »Hallo, Graves, auch mal wieder hier. Man erzählte mir, der Mann hätte eine Kugel im Leib – wer ist der Bursche?«

      »Ein gewisser Miller«, erwiderte Jericho gleichmütig.

      »Wo hat dieser Miller die Kugel eingefangen, Graves?«

      »Diesseits der Grenze, als er und das Mädchen irgendwelchen Bravados begegneten«, log Jericho achselzuckend. »Die Kugel muss heraus, oder der Mann stirbt.«

      »Seltsam«, grübelte Bloomefield laut. »Eine Mexikanerin mit einem Amerikaner als Begleiter – wohl eine Art Leibwächter, wie?«

      »So ähnlich«, antwortete Jericho, kaltblütig das wiedergebend, was er mit Inez unterwegs abgesprochen hatte. »Die Mexikanerin hat Verwandte oben in Flagstaff – ihre Tante schickte ihr Miller zum Schutz nach drüben.«

      »Na, viel muss der Bursche nicht wert sein, wenn er nicht mal mit ein paar lausigen Bravados fertig wird«, murrte Bloomefield. »Graves, wenn er hier im Hotel liegen soll – kann er bezahlen?«

      »Ja«, antwortete Jericho gelassen. »Er wird zahlen – keine Sorge um die Dollar, Mister Bloomefield.«

      Bloomefield stakste zum Tresen, füllte sich ein Glas mit Wasser, da er zu geizig war, um von seinem eigenen Whisky zu trinken.

      »Spuckt Alec mir den Boden voll, Graves, wischen Sie anschließend auf. Sie werden Alec auch nicht so weit munter bekommen, dass er operieren kann.«

      »Wetten, dass?«, murmelte Jericho. »Immer abwarten, Mister Bloomefield.«

      »Ich wette nie«, erklärte der hagere Geizhals. »Ich bin manchmal neugierig. Sie bringen Alec nicht auf die Beine, Graves – niemand kann das.«

      »Wir werden sehen«, sagte Jericho achselzuckend. »In fünf Minuten werden wir es wissen.«

      Er blieb auf dem Tisch sitzen und grinste dünn.

      Es musste verdammt möglich sein, auch einen Volltrunkenen nüchtern zu bekommen. Bloomefields magerer Hals bewegte sich jetzt so ruckhaft wie der eines Geiers, der an einem zu großen Aasbrocken würgte. Dazu quollen dem hageren Salooner und Bankier die Augen hervor, mausgraue und irgendwie stechend-gierig wirkende Augen mit kleinen Pupillen, in denen sich nun das blanke Verwirrtsein zeigte.

      Haymes, sein Waiter, traute seinen Augen kaum, denn was er sah, war kaum zu glauben.

      Jerome hielt die Whiskyflasche leicht schräg. Bloomefields angeblich echter Scotch lief in einem dünnen Faden aus dem Flaschenhals auf den Verbandsmull herunter. Jericho hatte eine Lage Verbandsmull aus der Tasche des Doc genommen. Danach hatte er einen Streifen abgeschnitten, zusammengefaltet und über Doc Sheppards wuchernden, struppigen Schnurrbart unter die Nasenlöcher gelegt.

      Der zusammengelegte Streifen sog sich schnell voll Whisky.

      »Zur Hölle, wer bezahlt mir meinen guten …« Bloomefield schwieg, als Jericho die Flasche wieder verkorkte und auf den Tisch stellte. Vielleicht kam Bloomefield zu Bewusstsein, dass Jericho nicht mal ein halbes Whiskyglas für die Anfeuchtung des Mulls gebraucht hatte und die Bemerkung geradezu blamabel war.

      Hatte Doc Sheppard schon bei den ersten Tropfen die Nasenflügel gebläht, so begann nun seine Nasenspitze geradezu zu wackeln. Es sah tatsächlich so aus, als hätte ein Honigbär den Geruch eines Topfes besten Honigs in die Nüstern bekommen. Das Nasenspitzenwackeln Sheppards steigerte sich. Gleichzeitig klappte Sheppard den Mund auf und begann laut zu schmatzen.

      »Ich werde verrückt!«, ächzte Bloomefield verstört. »Er ist stockbesoffen und riecht es dennoch, obgleich er nicht zu Bewusstsein kommt? Das gibt es doch gar nicht?«

      »Dies ist seine Medizin«, grinste Jericho. »Ich glaube, es ist die einzig richtige, die ihn munter machen kann. Na, dann wollen wir mal!«

      David Jericho griff nach dem Milchtopf, in dem eine bräunliche Brühe schwappte. Vor weniger als drei Minuten hatte Jericho drei Esslöffel jenes gekörnten Brechwurzes mit dem kochenden Wasser übergossen, sodass eine Art Brei entstanden war, den er mit einer Gabel durchgemengt hatte. Danach hatte er kaltes Wasser aufgefüllt und einen kaum lauwarmen Tee gebraut.

      Im gleichen Augenblick, in dem Jericho den Ausgießer des Milchgefäßes an Doc Sheppards Unterlippe setzte, drückte er mit der Linken den getränkten Mullstreifen gegen die Nasenlöcher Sheppards.

      Der »Säufer-Doc«, wie ihn manche Leute in Wagon Creek heimlich nannten, schien jetzt noch mehr des Whiskyduftes zu schnuppern und sperrte den Mund ganz weit auf.

      »Und jetzt wollen wir mal sehen, ob du was merkst«, sagte Jericho halb grimmig, halb grinsend. »Hinein mit der Brühe!«

      Haymes wich einen halben Schritt zurück. Er war sicher, dass der Doc sich gleich in einen Walfisch verwandeln würde, der die Brühe in einem gewaltigen Strahl ausspie. Bloomefield, der sich voller Staunen und Neugierde vorgebeugt hatte, sank mit ruckendem Geierhals zusammen und machte sich hinter der Stuhllehne klein. Und dann erstarrten die beiden Zuschauer, denn der Doc schluckte die Brühe nicht nur, er schien sie gar nicht schnell genug in seinen Bauch bekommen zu können. Wahrscheinlich hätte er den Milchtopf bis auf den Grund geleert, doch Jericho war sich nicht sicher, welche Nachwirkungen drei Esslöffel Brechwurz haben können, und er ließ Doc Sheppard nur die Hälfte saufen. Danach stellte er den Topf auf den Tisch, sah Haymes, der mit Mondkalbaugen neben der Bank stand, an und nahm Haymes den Eimer ab.

      »Jetzt wollen wir sehen, was passiert und ob es wirkt«, sagte Jericho voller Neugierde. »Ich lasse den Fuselmull mal liegen. Irgendwann müsste sich in seinem Bauch etwas rühren und …«

      In derselben Sekunde bewegte sich Doc Sheppards Kugelbauch. Die Kugel schien anzuschwellen und die ohnehin eng sitzende Weste platzen lassen zu wollen. Bloomefield und Haymes blickten entgeistert und erschrocken auf den Bauch, der sich hob, jäh senkte und dann wie ein Blasebalg zu arbeiten begann. Er pumpte immer schneller.

      Ein grausiges Geröchel ausstoßend, fuhr der Doc von der Bank in die Höhe, rutschte ab, krachte auf die Knie, stemmte die Arme ein und gurgelte so schrecklich, dass Haymes der Angstschweiß ausbrach.

      »Ich sterbe – oh, mein Gott, dass ich so elend sterben muss – ich sterbe – ich sterbe. Oh, mein Gott, ist mir sterbenselend! O Herr, hilf mir, lass mich nicht so elendig umkommen. Oh, mein Gott, mein Gott!«

      Dazwischen

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