Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 4 - Diverse Autoren Die großen Western

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sterben. Zuletzt verließen ihn die Kräfte. Zitternd und bleich wie der Tod, blieb Sheppard zusammenrutschend liegen.

      »Es geht mit mir zu Ende«, lallte der Doc mit einer Stimme, die einem Sterbenden zu gehören schien. »Mit mir ist es aus. O Herr, hätte ich doch niemals den verfluchten Whisky angerührt. Dass ich so elend von dieser Welt muss …«

      Der Doc lag wieder still, lächelte dankbar, als Jericho ihm den Wasserbecher an die Lippen setzte, und lallte dann: »Tut das gut – klares, frisches Wasser, welche Wohltat. He, da bist du ja, Jericho.«

      »Ja, das bin ich, Doc«, erwiderte Jericho. »Wie wäre es jetzt mit einem anständigen, starken Kaffee, Doc?«

      »Kaffee – Kaffee?«, dachte der Doc mit geschlossenen Augen laut nach. »Das ist gut – du bist ein guter Junge, Jericho. Gib einem Sterbenden die letzte Labsal. Oh, Himmel, ich saufe nie wieder, wenn ich das überlebe. So ist das also, wenn einem richtig kotzübel wird? Furchtbar, furchtbar …«

      »Ja, ja, entsetzlich«, bestätigte Jericho salbungsvoll, als müsste er einen Leichnam von dieser Welt verabschieden.

      Der Doc lag still, sah ihn dankbar an und röchelte: »Junge, du bist mein barmherziger Samariter, du machst es mir leicht, von dieser schäbigen Welt zu gehen. Was täte ich ohne deinen Beistand?«

      »Das ist doch nicht zu fassen«, meldete sich Isaak B. Bloomefield polternd. »Der und ein barmherziger Samariter! Der Kerl hat dir Brechwurz eingetrichtert.«

      Der Doc wandte langsam den Kopf, sah Jericho zuerst nur verwirrt, dann jedoch mit wachsendem Grimm an und gurgelte schließlich: »Du verdammter Hundesohn – hol dich der Teufel siebenspännig! Was hast du mir eingeflößt – Brechwurz? Darum…, darum! Oh, die Hölle, die Finsternis – der Satan soll dich verschlingen! Schnell, schnell, das Fläschchen aus meiner Tasche – Carbo Vegetabilis steht drauf. Du Hundesohn, du elender …

      Er bekam einen Löffel voll Carbo Vegetabilis, spülte mit Wasser nach, rülpste danach wie ein Fuhrknecht nach zehn Tagen Bohnenfraß und stöhnte: »Wie viel Brechwurz hast du Leicheneinsarger mir eingetrichtert?«

      »So anderthalb Esslöffel voll, Doc.«

      Sheppard erstarrte, glotzte wie ein Ochse, der zum ersten Mal im Leben sein Spiegelbild in einem stillen Gewässer betrachtete. Dann röchelte er: »Davon sterbe ich. Anderthalb Esslöffel – du gemeiner Sargzusammenbauer, du Ausgeburt des Wahnsinns, was hast du getan?«

      »Du kannst den Rest auch noch haben«, sagte Jericho ungerührt und zeigte ihm den Milchtopf. »Ich dachte immer, du wolltest unbedingt sterben, also tue es jetzt. Die Chance kehrt nie wieder.«

      »Du frecher Lauselümmel, du Galgenstrick – du und deine verfluchten Tricks! Lass mich in Ruhe, ich will sterben.«

      »Du weißt verdammt genau, dass du nicht sterben wirst«, erwiderte Jericho trocken. »Ich kann dich nicht in Ruhe lassen, ich brauche dich dringend.«

      »Die Engel warten auf mich – kein Mensch auf der Welt braucht mich noch. Lasst mir meinen Frieden.«

      »Ich fülle dir den Rest auch noch ein, wenn du nicht Vernunft annimmst, Doc!«, knurrte Jericho jetzt scharf.

      »Da ist jemand, der sterben wird, wenn du ihm nicht hilfst. Du bist der einzige Mensch, der ihn retten kann, also nimm dich zusammen.«

      Der Doc lag still, schloss die Augen und stöhnte, bis er fragte: »Kugel?«

      »Ja«, sagte Jericho genauso sparsam.

      »Wo sitzt sie?«

      »Hüfte – irgendwo tief drin.«

      »Wie lange schon, Mensch?«

      »Vier Tage.«

      »Und der lebt noch?«

      »Ja, aber gerade so.«

      »Wozu brauchst du mich, he? Du hast von Maple, diesem lausigen Sanitätssergeanten, genug gelernt – mach es selbst!«

      »Kann ich nicht«, grimmte Jericho. »Ist zu gefährlich für den Mann. Das kann nur einer, der die richtigen Hände und reichlich Erfahrung hat.«

      »Paaah!«

      »Komm schon«, murmelte Jericho. »Du schaffst es, Doc, wenn du willst.«

      Dr. Sheppard stemmte sich auf und blieb sitzen. »Ist mir schlecht, gerechter Gott! Mir wird zwei Tage schlecht sein, weißt du das?«

      »Wenn du die Kugel heraus hast, kannst du dich dem Gefühl ganz hingeben, Doc, niemand wird dich dann noch stören.«

      »Oh, mein Gott, wie soll ich aufstehen können?«

      »Ich helfe dir schon.«

      Er stützte Sheppard. Der sank über den Tisch und stöhnte von dort aus weiter: »Haymes, du Riesenrindvieh, wo bleibt mein Kaffee? Eine Kanne voll und stark, dass der Löffel steht, bloß keinen Zucker – schwarz und ohne was, verstanden?«

      »Ja, Doc, ich bin schon weg.«

      »Jericho, du Galgenstrick, wo ist der Verwundete?«

      »In meinem Wagen, Doc, ich hole ihn mit Adams Hilfe herein.«

      »Kennst du den Mann?«

      »Nein«, log Jericho. »Er heißt Miller, Mikel Miller.«

      Damit ging er schon hinaus und hatte nur den einen Gedanken: Wenn der Doc ihm bloß nie begegnet ist. Der Doc kennt ganz Arizona …

      *

      Sie legten ihn sacht auf die Tischplatte, den angeblichen Miller. Der Doc hatte sich am Stuhl neben dem Tisch gehalten und starrte jetzt Mikel mit gefurchten Brauen an. Dann hob er langsam den Kopf, sein Blick wanderte zu David Jericho.

      »So«, sagte Sheppard gepresst. »Dann wollen wir mal deinen Mister Miller ansehen. Wo bin ich dem bloß schon mal begegnet, wo denn nur?«

      »Wahrscheinlich oben bei Flagstaff – er arbeitet dort auf einer Ranch, Doc.«

      »Richtig«, murmelte Sheppard. »Dort ist es gewesen – und wie heißt sein Rancher? Kann mich doch verdammt an den Namen nicht erinnern, Jericho, du Galgenstrick!«

      »Benton – Charles Benton«, log Jericho und wusste, dass der Doc Shannon erkannt hatte. »Du weißt doch – der mit der mexikanischen Frau – die kennt doch jeder, oder?«

      »Sicher, sicher, natürlich«, nickte Sheppard. »Diese hübsche Mexikanerin. Hieß sie nicht Rosita?«

      »Nicht Rosita – Marguerita, Doc.«

      »Teufel, Teufel, was man doch alles vergisst«, sagte der Doc und blickte nun Inez an. »Und wie heißt dieses hübsche Mädchen, Jericho?«

      »Inez Ramirez«, erwiderte Jericho. »Sie macht sich große Sorgen um Mikel, sie kennt ihn schon länger und möchte ihn gern eines Tages heiraten.«

      Der Doc erstarrte buchstäblich. Dann blickte er auf den reglosen Shannon hinab.

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