Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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wir alle bei einem großen, ernsteren Duell mitzuwirken haben; und außerdem kann doch Drubezkoi, der sagt, daß er ein alter Freund von Ihnen sei, nichts dafür, daß mein Gesicht das Unglück gehabt hat, Ihnen zu mißfallen. Übrigens«, sagte er, indem er aufstand, »kennen Sie ja meinen Namen und wissen, wo ich zu finden bin. Vergessen Sie aber nicht«, fügte er hinzu, »daß ich weder mich noch Sie irgendwie für beleidigt halte, und als der ältere von uns beiden würde ich Ihnen raten, in dieser Sache nichts weiteres zu tun. Also auf Freitag, nach der Truppenschau; ich erwarte Sie, Drubezkoi; auf Wiedersehen!« rief Fürst Andrei; den beiden andern Anwesenden machte er eine Verbeugung und verließ das Zimmer.

      Dem jungen Rostow fiel erst, als der Fürst schon weg war, ein, was er ihm hätte antworten sollen. Und daß er nicht darauf gekommen war, ihm dies zu sagen, machte ihn noch zorniger. Er ließ sich sogleich sein Pferd bringen und ritt, nach einem trockenen Abschied von Boris, wieder nach seinem Quartier zurück. Sollte er morgen nach dem Hauptquartier reiten und diesen Maulhelden von Adjutanten fordern oder die Sache wirklich auf sich beruhen lassen? Diese Frage quälte ihn auf dem ganzen Heimweg. Bald dachte er ingrimmig daran, mit welcher Lust er die Angst dieses kleinen, schwächlichen, hochmütigen Menschen der Mündung seiner Pistole gegenüber beobachten werde, bald wurde er sich mit Erstaunen bewußt, daß er von allen Menschen, die er kannte, keinen so lebhaft zum Freund zu haben begehrte, wie diesen verhaßten Adjutanten.

      VIII

      Am Tage nach dem Wiedersehen zwischen Boris und Rostow fand die Truppenschau über die österreichischen und über die russischen Truppen statt, und zwar, die letzteren anlangend, sowohl über die frischen, soeben aus Rußland eingetroffenen als auch über diejenigen, die mit Kutusow aus dem Feldzug zurückgekehrt waren. Diese Truppenschau über die verbündete achtzigtausend Mann starke Armee wurde von beiden Kaisern abgehalten; dem russischen Kaiser stand der Thronfolger, dem österreichischen der Erzherzog zur Seite.

      Vom frühen Morgen an rückten die Truppen, die sich mit peinlicher Sorgfalt gesäubert und geputzt hatten, heran und nahmen auf dem weiten Feld vor der Festung Aufstellung. Hier bewegten sich Tausende von Menschenbeinen und Bajonetten mit wehenden Fahnen heran, machten auf das Kommando der Offiziere halt, schwenkten ein, gingen um andere, ähnliche Infanteriemassen in anderen Uniformen herum und stellten sich in bestimmten Abständen voneinander auf; dort kam unter gleichmäßigem Getrappel der Pferdehufe und Klirren der Waffen die schmucke Kavallerie, in blauen, roten und grünen gestickten Uniformen, mit den noch bunteren Musikern an der Spitze, auf Rappen, Füchsen und Grauschimmeln; dort kroch in lang ausgedehntem Zug, unter dem metallischen Getön der auf ihren Lafetten zitternden, wohlgesäuberten, glänzenden Kanonen und mit dem Geruch ihrer Luntenstöcke die Artillerie in den Zwischenraum zwischen Infanterie und Kavallerie hinein und ordnete sich an den ihr angewiesenen Plätzen. Nicht nur die Generale in voller Paradeuniform, die dicken und dünnen Taillen soviel als nur irgend möglich zusammengeschnürt, die roten Hälse von hohen Kragen umschlossen, mit Schärpen und sämtlichen Orden, nicht nur die pomadisierten, geschniegelten Offiziere, sondern auch jeder Soldat mit dem frisch gewaschenen und rasierten Gesicht und den bis zur äußersten Grenze der Möglichkeit blankgeputzten Ausrüstungsstücken, ja jedes Pferd, so sorgsam behandelt, daß sein Fell wie Atlas schimmerte und in der feuchten Mähne ein Härchen neben dem andern lag: alle hatten sie das Gefühl, daß etwas Ernstes, Wichtiges, Feierliches vorgehen solle. Jeder General und jeder Soldat wurde sich seiner eigenen Unbedeutendheit bewußt, kam sich wie ein Sandkörnchen in diesem Meer von Menschen vor und hatte doch gleichzeitig das Gefühl seines eigenen Wertes, indem er sich sagte, daß er ein Teil dieses gewaltigen Ganzen sei.

      Am frühen Morgen hatte diese angestrengte, eifrige Geschäftigkeit begonnen, und um zehn Uhr war alles so in Ordnung gekommen, wie es verlangt war. Alles stand auf dem gewaltigen Feld in Reih und Glied. Die ganze Armee war in drei Linien aufgestellt: vorn die Kavallerie, dahinter die Artillerie, noch weiter nach hinten die Infanterie. Zwischen je zwei Linien war eine Art von Straße.

      Scharf unterschieden sich in dieser Armee voneinander drei Teile: erstens das Kutusowsche Heer (auf dessen rechtem Flügel in der vordersten Linie die Pawlograder standen), zweitens die soeben aus Rußland gekommenen Linien- und Garderegimenter, und drittens das österreichische Heer. Aber alle standen sie in denselben drei Linien und unter demselben Oberbefehl und in derselben Ordnung.

      Wie ein Wind durch die Blätter fährt, so pflanzte sich durch die Menschenreihen ein aufgeregtes Flüstern fort: »Sie kommen, sie kommen!« Man hörte einzelne ängstliche Zurufe, und wie eine Welle ging durch die ganze Truppenmasse eine von den letzten Vorbereitungen hervorgerufene unruhige Bewegung.

      Vorn, aus der Richtung von Olmütz her, wurde eine sich nähernde Reitergruppe sichtbar. Und gerade in diesem Augenblick lief, obwohl es sonst ein windstiller Tag war, ein leichter Windhauch über das Heer hin und ließ die Lanzenfähnchen flattern und die entrollten Fahnen ein wenig gegen ihre Stangen schlagen. Es war, als ob die Armee selbst durch diese leise Bewegung ihre Freude über das Herannahen der Kaiser zum Ausdruck bringen wolle. Eine einzelne Stimme rief: »Stillgestanden!« Dann wiederholten, wie Hähne in der Morgenfrühe, viele Stimmen an verschiedenen Stellen dasselbe Kommando. Und alles wurde still.

      In der Totenstille hörte man nur das Trappeln von Pferden. Das waren die Kaiser mit ihrer Suite. Die Kaiser ritten zu dem einen Flügel hin, und es ertönten die Trompeten des ersten Kavallerieregiments, die den Generalmarsch bliesen. Es war, als ob da nicht die Trompeten bliesen, sondern als ob das Heer selbst, über die Annäherung der Kaiser erfreut, wie ein einziger Organismus diese Töne hervorbrächte. Durch diese Töne hindurch erscholl vernehmlich eine einzelne jugendliche, freundliche Stimme, die Stimme des Kaisers Alexander. Er sprach den üblichen Gruß, und das erste Regiment schrie: »Hurra!« so betäubend, langgedehnt und freudig, daß die Leute selbst über die gewaltige Zahl und Stärke der Masse, die sie bildeten, einen Schreck bekamen.

      Rostow stand in den ersten Reihen des Kutusowschen Heeres, an welches der Kaiser zuerst heranritt, und war von denselben Empfindungen erfüllt wie jeder Mann dieses Heeres: von einem Gefühl der Selbstvergessenheit, von einem stolzen Machtbewußtsein und von einer leidenschaftlichen Begeisterung für den, welcher die Ursache dieser feierlichen Veranstaltung war.

      Er fühlte, daß es nur eines einzigen Wortes aus dem Mund dieses Mannes bedurfte, und diese gewaltige Menschenmasse (auch er selbst, der, ein winziges Sandkorn, zu ihr gehörte) würde sich ins Feuer und ins Wasser stürzen, zu Verbrechen schreiten, in den Tod gehen oder die glorreichsten Taten vollbringen, und es kam ihn ein Zittern an, das Herz wollte ihm stillstehen angesichts dieses herannahenden Wortes.

      »Hurra! Hurra! Hurra!« klang es donnernd aus zahllosen Kehlen, und ein Regiment nach dem andern empfing den Kaiser mit den Klängen des Generalmarsches; wieder »Hurra!« und Generalmarsch, und wieder »Hurra!« und »Hurra!«. Und diese Töne flossen, immer stärker anschwellend, zu einem betäubenden Getöse zusammen.

      Jedes Regiment glich, solange der Kaiser noch nicht bis zu ihm gelangt war, in seiner Stummheit und Regungslosigkeit einem leblosen Körper; sowie aber der Kaiser sich ihm näherte, gewann es Leben und rief laut und kräftig seinen Gruß, indem es in den donnernden Ruf der ganzen Linie einstimmte, an der der Kaiser bereits entlanggeritten war. Bei dem furchtbaren, betäubenden Ton dieser Stimmen bewegten sich zwischen diesen Truppenmassen, die ohne sich zu regen wie versteinert in ihren Karrees dastanden, lässig, aber in symmetrischen Gruppen und vor allem frei und unbehindert die mehrere hundert Reiter zählende Suite und an ihrer Spitze zwei Männer: die beiden Kaiser. Auf diese beiden konzentrierte sich ungeteilt die leidenschaftliche, aber äußerlich beherrschte Aufmerksamkeit dieser ganzen Menschenmasse.

      Dem schönen, jugendlichen Kaiser Alexander, in der Uniform der Chevaliergardisten, auf dem Kopf den Dreimaster mit aufgeschlagenen Krempen, mit seinem freundlichen Gesicht und der wohlklingenden, mäßig lauten Stimme, fiel von dieser allgemeinen Aufmerksamkeit der Löwenanteil zu.

      Rostow stand nicht

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