Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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sagte der andere Adjutant. »Zu finden ist überhaupt nichts. Ihr Pjotr ist Gott weiß wo.«

      »Wohin wird denn das Hauptquartier gelegt?«

      »In Znaim werden wir übernachten.«

      »Ich habe mir alles, was ich brauche, auf zwei Pferde packen lassen«, sagte Neswizki, »und die Leute haben die Packlasten ganz vorzüglich eingerichtet. Damit könnten wir sogar durch die böhmischen Berge Reißaus nehmen. Es ist eine schlimme Geschichte, Bruder. Aber was hast du denn? Du bist wohl krank, daß du so zuckst?« fragte er, da er bemerkte, daß Fürst Andrei zusammenfuhr, wie bei der Berührung einer Leidener Flasche.

      »Mir fehlt weiter nichts«, erwiderte Fürst Andrei.

      Er hatte gerade an die Szene denken müssen, die er kurz vorher mit der Doktorenfrau und dem Trainoffizier gehabt hatte.

      »Was tut denn der Oberkommandierende hier?« fragte er.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete Neswizki.

      »Das eine weiß ich, daß die ganze Sache greulich ist, greulich, greulich!« sagte Fürst Andrei und ging nach dem Haus, wo sich der Oberkommandierende aufhielt.

      Nachdem Fürst Andrei an Kutusows Equipage, an den abgetriebenen Reitpferden der Suite und an einigen in lauter Unterhaltung begriffenen Kosaken vorbeigekommen war, trat er in den Hausflur. Kutusow selbst befand sich, wie dem Fürsten Andrei gesagt wurde, in der Stube mit dem Fürsten Bagration und Weyrother zusammen. Weyrother war der österreichische General, der an die Stelle des gefallenen Schmidt getreten war. Im Hausflur hockte der kleine Koslowski in kauernder Stellung vor einem Schreiber. Der Schreiber hatte die Ärmel seines Uniformrocks zurückgeschlagen und schrieb eilig auf einer umgestürzten Bütte. Koslowskis Gesicht sah matt und welk aus; er hatte augenscheinlich gleichfalls in der Nacht nicht geschlafen. Er sah den Fürsten Andrei an, nickte ihm aber nicht einmal mit dem Kopf zu.

      »Zweite Linie ... Hast du das geschrieben?« fuhr er, dem Schreiber diktierend, fort: »Das Kiewer Grenadierregiment, das Podolsker ...«

      »Ich kann nicht mitkommen, Euer Hochwohlgeboren«, sagte der Schreiber in respektlosem, ärgerlichem Ton, indem er zu Koslowski aufblickte.

      In diesem Augenblick war durch die Tür zu hören, wie Kutusow mit erregter, unzufriedener Stimme etwas sagte und eine andere, unbekannte Stimme ihn unterbrach. An dem Ton dieser Stimmen, an der Achtlosigkeit, mit der ihn Koslowski angesehen hatte, an der Unehrerbietigkeit des ermüdeten Schreibers, sowie daran, daß der Schreiber und Koslowski in so geringer Entfernung von dem Oberkommandierenden auf dem Fußboden neben einer Bütte saßen, und daran, daß die Kosaken, welche die Pferde hielten, dicht vor dem Fenster des Hauses so laut lachten: an alledem merkte Fürst Andrei, daß etwas Schlimmes von großer Bedeutung bevorstand.

      Fürst Andrei wandte sich mit Fragen an Koslowski, obwohl er sah, daß diesem die Störung unwillkommen war.

      »Sofort, Fürst«, antwortete Koslowski. »Disposition für Bagration.«

      »Und die Kapitulation?«

      »Es findet keine Kapitulation statt; es sind Anordnungen zum Kampf getroffen.«

      Fürst Andrei ging auf die Tür zu, durch die die Stimmen zu hören waren. Aber in dem Augenblick, als er die Tür öffnen wollte, schwiegen die Stimmen im Zimmer, die Tür öffnete sich ohne sein Zutun, und Kutusow mit seiner Adlernase in dem aufgedunsenen Gesicht erschien auf der Schwelle. Fürst Andrei stand unmittelbar vor ihm; aber an dem Ausdruck des einzigen sehenden Auges des Oberkommandierenden war zu merken, daß seine Gedanken und Sorgen ihn so stark beschäftigten, daß sie ihm geradezu die Sehkraft beeinträchtigten. Er blickte seinem Adjutanten gerade ins Gesicht, ohne ihn zu erkennen.

      »Nun, wie ist's? Bist du fertig?« wandte er sich an Koslowski.

      »Im Augenblick, Euer hohe Exzellenz.«

      Bagration, dessen festes, unbewegliches Gesicht einen orientalischen Typus aufwies, ein Mann von kleinem Wuchs, hager, noch nicht bejahrt, trat hinter dem Oberkommandierenden aus dem Zimmer.

      »Ich habe die Ehre, mich zurückzumelden«, sagte Fürst Andrei ziemlich laut zu Kutusow und überreichte ihm einen Brief.

      »Ah, aus Wien? Schön. Nachher, nachher!«

      Kutusow trat mit Bagration auf die Stufen vor der Haustür hinaus.

      »Nun, Fürst, lebe wohl«, sagte er zu Bagration. »Christus sei mit dir. Ich segne dich zu einem großen Werk.«

      Auf einmal wurde Kutusows Miene weich, und auf seinen Wangen erschienen Tränen. Mit der linken Hand zog er Bagration an sich heran, und mit der rechten, an der er einen Ring trug, bekreuzte er ihn mit einer ihm offenbar sehr geläufigen Bewegung. Hierauf hielt er ihm seine fleischige Wange hin; indessen küßte Bagration ihn nicht auf die Wange, sondern auf den Hals.

      »Christus sei mit dir!« sagte Kutusow noch einmal und ging zu seinem Wagen. »Fahr mit mir«, forderte er den Fürsten Andrei auf.

      »Euer hohe Exzellenz, ich würde wünschen, mich hier nützlich zu machen. Gestatten Sie mir, bei der Abteilung des Fürsten Bagration zu bleiben.«

      »Fahr nur mit«, wiederholte Kutusow, und als er bemerkte, daß Bolkonski zauderte, fügte er hinzu: »Gute Offiziere habe ich selbst nötig, sehr nötig.«

      Sie stiegen in den Wagen und fuhren einige Minuten lang schweigend.

      »Wir haben noch viel Schweres vor uns, recht Schweres«, sagte Kutusow mit dem Scharfblick des erfahrenen Alters, wie wenn er alles durchschaut hätte, was in Bolkonskis Seele vorging. »Wenn von Bagrations Abteilung morgen der zehnte Teil davonkommt, dann will ich Gott danken«, fügte er wie im Selbstgespräch hinzu.

      Fürst Andrei sah zu Kutusow hin, und unwillkürlich haftete sein Blick in einer Entfernung von nicht viel mehr als einem Fuß auf den sauber gewaschenen Falten der Narbe an Kutusows Schläfe, wo ihm beim Sturm auf Ismaïl eine Kugel in den Kopf gedrungen war, und auf dem ausgelaufenen Auge des Oberkommandierenden. »Ja, er hat ein Recht, so ruhig von dem bevorstehenden Untergang dieser Menschen zu sprechen«, dachte Bolkonski.

      »Eben deswegen bat ich, mich dieser Abteilung zuzuweisen«, sagte er.

      Kutusow antwortete nicht. Er schien schon wieder vergessen zu haben, was er soeben gesagt hatte, und saß in tiefen Gedanken da. Aber fünf Minuten darauf schaukelte Kutusow sich gemächlich auf den weichen Sprungfedern des Polstersitzes und wandte sich zu dem Fürsten Andrei. Auf seinem Gesicht war keine Spur von Erregung mehr zu bemerken. Mit feinem Spott erkundigte er sich bei dem Fürsten Andrei nach den Einzelheiten seiner Begegnung mit dem Kaiser, nach der Aufnahme, die die Nachricht von dem Treffen in der Nähe von Krems bei Hof gefunden habe, und nach einigen Damen aus ihrem gemeinsamen Bekanntenkreis.

      XIV

      Kutusow hatte durch einen seiner Kundschafter am 1. November eine Nachricht erhalten, die ihm die Lage der von ihm kommandierten Armee als beinah hoffnungslos erscheinen ließ. Der Kundschafter berichtete, daß die Franzosen nach Überschreitung der Brücke bei Wien mit gewaltigen Streitkräften auf die Verbindungslinie zwischen Kutusow und den aus Rußland kommenden Truppen anrückten. Entschloß sich Kutusow nun, in Krems zu bleiben, so schnitt die hundertfünfzigtausend Mann starke Armee Napoleons ihn von allen Verbindungen ab, umringte sein nur vierzigtausend Mann starkes, erschöpftes Heer, und er befand sich dann in derselben Lage wie Mack

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