VERGANGENE ZUKUNFT. Gisbert Haefs

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mangelndes Lektorat.

      Ein total anderes Thema, das sich im Übrigen in den vergangenen Jahrzehnten zunehmender Beliebtheit erfreute, behandelt der letzte und vierte Spionageroman »Verrat war seine letzte Chance« von Roy Marcus: die alles vernichtende, die ultimate Waffe, gegen die es – allem Anschein nach – keine Gegenwaffe gibt. Daraus entwickelt sich die Spannung: so auch in diesem Leihbuch.

      Hier ist es das sogenannte BBT, Abkürzung für »British Botilus Toxine«, eine Kombinationswaffe aus chemischen und biologischen Komponenten, die zusätzlich mit einer Miniatombombe in sogenannten Targets eingebaut ist und von der lediglich zwei Exemplare existieren, um die sich die internationalen Geheimdienste streiten. Hauptaustragungsort ist Hongkong mit seinem bunten Völkergemisch. Mir als Sinologen fiel sogleich das bemühte Pidgin-Chinesisch auf, das in dieser hier dargestellten Form eine ganz neue Sprache darstellt und ebenso einem Volk vom Mars zugehörig sein könnte.

      Im Vergleich zum Spionageroman Nr. 1, in dem Namen tödlich sind, ist diese Geschichte bereits etwas besser erzählt. Man merkt, dass sich der Autor allmählich eine – wenn auch noch geringe – Schreibroutine erarbeitet hat. Hier flicht der Autor ein Detail ein, die nur SF-Insidern als etwas Besonderes erkennbar ist. Der Held, ein NBC-Reporter, trägt den Namen Gordon Bings; und der Kenner wird aufmerksam. Denn unter »Henry Bings« hatte Heinz Bingenheimer, Mielkes Literaturagent, bereits 1956 den SF-Roman »Welten im Brand« veröffentlicht und ein Jahr später die erste Anthologie mit deutschsprachigen SF-Kurzgeschichten nach 1945 herausgegeben. In dem Sammelwerk finden sich Kurzgeschichten heute so bekannter Autoren wie (in alphabetischer Reihenfolge) Rainer Eisfeld, Walter Ernsting alias Clark Darlton, Jürgen Grasmück alias Jay Grams, Wolfgang Jeschke, Karl Herbert Scheer, Willi Voltz. Kein Zweifel: eine Hommage des Autors an seinen literarischen Agenten.

      Thomas R. P. Mielke hat mit »Unternehmen Dämmerung« sowie seinen vier Spionagetiteln einige Übungsstücke vorgelegt, die ihm eine erste Grundlage lieferten für später und ihn letztendlich befähigten, so grandiose Science-Fiction wie »Der Pflanzen Heiland« (1981) und »Das Sakriversum« (1983) zu schreiben, von »Der Tag, als die Mauer brach« (1985) ganz zu schweigen, in dem er ins politische Thema zurückgefunden hatte. Dass es ihm darüber hinaus gelungen ist, sich in der Folge im Bereich des historischen Romans ein internationales Renommee zu erarbeiten, zeigt, dass Autoren sich durchaus von unten (Leihbuch, Romanheft) nach oben (allgemeine Literatur im Hardcover mit Grenzen überschreitender Vermarktung) hinaufschreiben können.

      Die Leihbücher waren der erste, sehr bescheidene Anfang; aber wichtig genug, um den Autor zu befähigen, Größeres in Angriff zu nehmen. Was ihm gelungen ist.

      Bibliografie

      (in der Reihenfolge des Erscheinens)

      Roy Marcus: WO NAMEN TÖDLICH SIND … Spionageroman. Balve/Westfalen, Balowa, o. J. (1961), 255 S.

      Roy Marcus: ROTE SICHEL ÜBER BEIRUT. Spionageroman. Balve/Westfalen: Balowa, o. J. (1961), 271 S.

      Roy Marcus: ACHTUNG SPERRZONE. Spionageroman. Balve/Westfalen: Balowa, o. J. (1961), 271 S.

      Roy Marcus: VERRAT WAR SEINE LETZTE CHANCE. Spionageroman. Balve/Westfalen: Balowa, o. J. (1962), 272 S.

      

      Rainer Schorm: Der Inspirativ

      Es gibt Kollegen, die stehen einem näher als andere. Und das, obwohl man sie nicht einmal persönlich kennt!

      Einer dieser Kollegen ist Thomas R. P. Mielke. Auf gewisse Weise trägt er Mitschuld daran, dass ich heute die geneigte Leserschaft mit Texten traktiere. Man könnte sagen, er fügte meiner textlichen Welt einen neuen Fall hinzu: den Inspirativ.

      Als junger Mensch buhlten zwei SF-Heftserien um meine Aufmerksamkeit. Das muss irgendwann zwischen 1978 und 1980 gewesen sein. Nachdem die Neuauflage von ORION – die Heftausgabe mit dem silbernen Rahmen – abgefrühstückt war, fand mein Sprung zu Perry Rhodan statt, passend zur frisch gestarteten 4. Auflage. Rhodan fand ich faszinierend und da es vier Auflagen davon gab, konnte man schnell ermessen, welche Ausdehnungen dieses Universum hatte.

      Die zweite Serie war sehr viel exotischer – und sie war neu im ursprünglichsten Sinne des Wortes: Die Terranauten.

      Bereits der Name machte jedem klar, dass der Zugang ein anderer sein würde. Dieses Versprechen hielt die Serie, auch wenn sie nur bis Band 99 (im Heft) laufen sollte.

      Die Autoren waren andere und die Pseudonyme sagten mir wenig – schon damals war ich eher engagierter Leser als ein »Fan«.

      Dinge wie Yggdrasil-Misteln oder die »Knospen des Baumes« faszinierten mich auf Anhieb, auch wenn mir schien, dass die Autoren daraus zu wenig machten. Nicht, dass ich zum damaligen Zeitpunkt hätte sagen können, warum ich dieses Gefühl hatte.

      Immerhin aber kam mit Yggdrasil, der Borstenzapfenkiefer, dem Urbaum, eine Komponente hinzu, die eindeutig mythologisch war. Die Edda faszinierte mich (genau wie die griechische Mythologie, das Gilgamesch-Epos und anderes) bereits vor meiner Reise in die Science-Fiction. Was für eine grandiose Idee, all das zu kombinieren. Dieser schon beinahe historische Aspekt würde Folgen haben, auch wenn mir das nicht klar war.

      Aber eines fiel mir schnell auf: Rolf W. Liersch trug Romane zur Serie bei, darunter das Taschenbuch »Sternenstaub«.

      Der andere Autor, der am Konzept mitgearbeitet hatte – Thomas R. P. Mielke – tat das nicht. Ich erinnere mich daran, dass ich das rätselhaft fand. Immerhin stand unter dem Seriennamen: nach einer Idee von Rolf W. Liersch und Thomas R. P. Mielke. So weit, so geheimnisvoll.

      Dass die Geschichte des Terranauten-Konzeptes Irrungen und Wirrungen beinhaltete, ahnte ich nicht. Zunächst war da einfach diese ungewöhnliche Mischung aus Ideen, sie sich auf den ersten Blick zu widersprechen schienen.

      Thomas R. P. Mielke war in meinem Kopf also zunächst ein Abstraktum mit erstaunlichem Ruf. Ohne die Details zu kennen, schrieb ich ihm damals die Yggdrasil-Idee zu.

      Den Terranauten war kein langes Leben beschert. Das mag an vielem gelegen haben, die Enttäuschung war auf jeden Fall groß, als sie eingestellt wurden. Dass danach Taschenbücher erschienen, die die Serie weiterführten, war kein wirklicher Trost. Jedem war klar, dass es sich um einen Abgesang handelte. Zudem schafften es diese Romane nicht, den Zauber aufrechtzuerhalten – zumindest nicht bei mir. Und wenn ich das langsame Verwelken der Serie im Folgenden bedenke, war das bei anderen ebenso wenig der Fall.

      Im Gegensatz zu vielen anderen, teilte ich damals die Einstellung »entweder – oder« nicht. Für mich schlossen sich Perry Rhodan und die Terranauten niemals aus. Zu unterschiedlich waren die Ideen, und obwohl die Einzelromane oft deutlich gesellschaftskritisch waren, blieb der Zweifel, ob man aus diesem großartigen Konzept wirklich alles herausgeholt hatte. Häufig war die Meinung zu hören, die Konzeption sei zu anspruchsvoll gewesen, der Ansatz einfach zu anders. Ich teile diese Meinung nicht. Damals wäre sicher der Zeitpunkt gewesen, die Sache noch weiter zuzuspitzen. Vielleicht war das, was an Texten erschien, nicht anders genug? Ich kann die Frage auch im Rückblick nicht beantworten. Die Achtziger begannen und damit änderte sich gesellschaftlich so einiges. Die Terranauten waren »grüne« Science-Fiction. Das »Konzil der Konzerne« war durchaus ein kritischer Kommentar zur Realität, aber vielleicht war die Serie eben doch zu nah am Bekannten orientiert.

      Irgendwann erfuhr ich, dass unter Michael Gördens führender Feder das Urkonzept so sehr

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