VERGANGENE ZUKUNFT. Gisbert Haefs

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу VERGANGENE ZUKUNFT - Gisbert Haefs страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
VERGANGENE ZUKUNFT - Gisbert Haefs

Скачать книгу

Weiher bezeichnet Thomas Mielke als »Phänomen innerhalb der SF-Szene« (zauberspiegel-online.de). Er habe nicht nur eine ungemeine Produktivität an den Tag gelegt, sondern auch, was nur wenigen Heftschreibern gelungen sei, den Sprung ins Taschenbuch geschafft. Ende der Sechzigerjahre »dürfte er der produktivste deutsche Autor im Heftbereich gewesen sein. Seine Romane waren dabei deutlich moderner als die alten Leihbuchtitel aus den Fünfzigern, die damals auch immer noch zum Nachdruck kamen. Alles in allem gehört Thomas Mielke ganz sicher zu den wichtigsten deutschen SF-Autoren«.

      Eine Frage ist noch unbeantwortet. Wie wurden die Marsbewohner, denen Parnell in Unternehmen Dämmerung begegnete, eigentlich beschrieben?

      Da rollte eine Wand zur Seite, und ein seltsames Wesen trat ein. Eigentlich war es mehr eine schleimige Masse mit Tentakeln und einem mächtigen Auge dort, wo andere Menschen den Hals haben.

      Eine Welt brach in den Erdenmenschen zusammen. Ungläubig starrten sie das Wesen an. Hatten sie sich bisher für die höchstentwickelten Intelligenzen des Weltalls gehalten, so mussten sie in diesem Augenblick erkennen, dass der unglaublich exzentrische Menschengeist plötzlich für null und nichtig erklärt wurde.

      Es war das gewaltigste Ereignis der Menschengeschichte seit der Entdeckung des Rades. Sie konnten sich nicht klar werden über die ungeheure Tragweite dieser Begegnung, von der sie nur hoffen konnten, dass sie friedlich verlief.

      Wie betäubt versuchten sie, das Unglaubliche zu erfassen. Sie standen vor einem Bewohner des Mars, dessen Aussehen alles Phantastische utopischer Erzählungen noch übertraf.

      Endlich hatte sich Parnell so weit gefasst, dass er seine wirbelnden Gedanken in Worte kleiden konnte.

      »Guten Tag!«, sagte er völlig unangebracht, denn in dem Raum waren keine Fenster, und man wusste auch nicht, ob das Marswesen diese Höflichkeitsformel überhaupt verstand.

      Parnell versuchte, irgendeinen Vergleich in dem Aussehen des Wesens zu finden. Aber was konnte diesen Wesen schon ähnlich sein?

      Die merkwürdig bunte Haut mit den vielen kleinen Spitzen, die langen, antennenartigen Fühler an den Tentakeln und der schleimige Fuß ließen sich mit nichts vergleichen. Seltsamerweise stand das Wesen nicht auf dem Boden, sondern es schwebte. Das Merkwürdigste aber war das knochenartige Gerüst, welches um den Körper lief und sich an einem Punkt in der Mitte des Leibes traf.

      Das Wesen wurde rot, das heißt, rote Kreise liefen über seine raue Haut. War es ein Ausdruck der Freude über das Erwachen der Erdenmenschen? […]

      In einer großen Halle hielten sie an. Das Wesen schwebte um die Menschen herum, man kann fast sagen, es tänzelte, wenn auch dieser Ausdruck für das klobige Wesen etwas verfehlt war.

      Die Hallenwände waren mit Fresken und Ornamenten geschmückt, deren Farbenzusammenstellung eine seltsame Schwermut in den Menschen hervorrief. Die ganze Trauer einer absterbenden Rasse war in den Zeichnungen und Gemälden. Ebenso wie die Musik, die die Gänge und Hallen erfüllte, war auch hier diese eigenartige Trostlosigkeit. (S. 226 ff.)

      So sah sie also aus, die zunächst noch ganz auf Effekt gearbeitete Frühphase eines Autors, der sich, wie wir hörten, später zu einem anerkannten History- und SF-Autor entwickelte. Auch hier legte er eine Produktivität sondergleichen an den Tag, war, wie bei der SF, ein Innovator des Genres.

      

      Klaus N. Frick: Ein Autor, dem ich mit Respekt begegnete

      Thomas R. P. Mielke zählte zu jenen Science-Fiction-Autoren, auf deren Romane ich anfangs der Achtzigerjahre aufmerksam wurde. Ich hatte – wie zu jener Zeit üblich – meinen Einstieg in die Science-Fiction mit der PERRY-RHODAN-Serie begonnen, hatte nach einiger Zeit auch andere Heftromane gelesen und fand streckenweise »Die Terranauten« spannender und ansprechender.

      In den einschlägigen Fanzeitschriften stand, dass ein gewisser Thomas R. P. Mielke zusammen mit einem anderen Autor die Konzeption für diese Serie entwickelt hatte. Und weil »Die Terranauten« mit einem ganz anderen Konzept erzählt wurden, als beispielsweise die PERRY-RHODAN-Serie – die Serie galt zeitweise sogar als sogenannte Öko-SF –, wollte ich wissen, was dieser Autor darüber hinaus veröffentlicht hatte.

      Erfreulicherweise wurden zu dieser Zeit einige Science-Fiction-Taschenbücher von ihm bei Heyne veröffentlicht. Wenn ich bedenke, dass ich diese Romane teilweise noch sehr gut im Gedächtnis habe, obwohl ich sie seitdem nicht mehr gelesen habe, belegt das in gewisser Weise, wie eindrucksvoll sie für mich waren.

      »Grand Orientale 3301« spielt in einer vergleichsweise nahen Zukunft, nachdem ein Atomkraftwerk außer Kontrolle geraten ist. Es geht um Stromleitungen, die die halbe Welt umspannen; letztlich behandelt also dieser Roman, der im Jahr 1980 veröffentlicht wurde, das Thema der Energiekrise.

      Auch »Der Pflanzen Heiland« empfand ich als beeindruckend, so sehr, dass ich darüber einen Aufsatz in der Schule verfasste – dieser ist leider verschollen. Auch dieser Roman spielt in der Zeit nach einer Umweltkatastrophe; ich erinnere mich an Szenen in Sibirien, die der Autor sehr plastisch schilderte.

      Am stärksten fand ich stets »Das Sakriversum«; der Untertitel »Roman einer Kathedrale« trifft absolut zu. Unter dem Dach einer Kathedrale hat sich eine Zivilisation ausgebildet, die der Autor fantastisch und abwechslungsreich schilderte.

      Es brauchte nach der Lektüre dieser Romane einige Zeit, bis ich den Autor persönlich kennenlernte. Grund dafür war »Karl der Große, der Roman seines Lebens«, ein dicker historischer Roman, der anfangs der Neunzigerjahre bei Schneekluth veröffentlicht wurde. Er trug dazu bei, mein Bild von Karl dem Großen zu erweitern; der Roman war »breit« erzählt, mit einer Schreibe, die man damals als »süffig« bezeichnete. Ich war ziemlich beeindruckt.

      Weil ich darüber in meinem Fanzine SAGITTARIUS etwas schreiben wollte, fragte ich bei dem Autor an, ob ich ein Interview machen könnte. Ich konnte, der Autor antwortete rasch.

      Wir verabredeten uns zu einem Termin, als ich wieder einmal in Berlin war. Wir trafen uns in einer Kneipe unweit des Kurfürstendamms, in der Mielke, wie er mir erzählte, als Stammgast immer an aktuellen Romanen schreibe. Er zeigte mir den Platz an der Theke, wo er stand und schrieb; die Agentur, in der er tätig war, lag ganz um die Ecke. Ich hatte großen Respekt vor dem Autor und Werbefachmann, der viele Dinge zu erzählen wusste und auf mich sehr selbstbewusst und zugleich korrekt wirkte, ein Mensch mit klaren Überzeugungen und Standpunkten.

      Wir führten ein schönes Interview, in dem es um die Science-Fiction und den historischen Roman ging, um Karl den Großen und eine gewisse Heftromanserie, und wir schieden in bestem Einvernehmen. Mein Artikel wurde veröffentlicht, und seither kannten wir uns.

      Wir trafen uns immer wieder: in Wolfenbüttel an der Bundesakademie oder auf der Buchmesse. Seltsamerweise kam ich nicht dazu, weitere Romane von Thomas R. P. Mielke zu lesen; zwei oder drei davon liegen in einem der vielen Stapel ungelesener Bücher in meiner Wohnung und warten darauf.

      Ich habe nach wie vor großen Respekt vor dem Autor und seinem Lebenswerk, von der Art und Weise, wie er sich jahrzehntelang im Literaturbetrieb positioniert hat, eigenwillig und eigensinnig, auf einem erheblichen literarischen Niveau. Zu seinem Jubiläum am 12. März 2020, das ich kaum glauben kann – so alt wirkt er ja nicht! –, gratuliere ich mit ebensolchem Respekt. Ich wünsche weiterhin erfolgreiche Schaffenskraft!

      

Скачать книгу