Jagd Auf Null. Джек Марс
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Doch es gab etwas, das sie verwenden konnte.
„Halt still”, flüsterte sie in das Ohr ihrer Schwester. Saras Pyjamahosen waren weiß mit einem aufgedruckten Ananasmuster - und sie hatten Taschen. Maya drehte eine der Taschen nach außen und riss sie, so vorsichtig wie möglich, ab, bis sie ein Dreieck mit rauen Kanten aus Stoff hatte, das zwar den Obstaufdruck auf der einen Seite hatte, aber auf der anderen ganz weiß war.
Sie glättete es flink auf dem Waschbecken und schrieb vorsichtig, während ihre Schwester dabei zuschaute. Der Kuli verhakte sich mehrere Male in dem Stoff, doch Maya biss sich auf die Lippe, um nicht vor Frust zu fluchen, während sie ihre Nachricht schrieb.
Industriehafen Jersey.
Dubrovnik.
Sie wollte noch mehr schreiben, doch ihr war schon fast die Zeit ausgegangen. Maya versteckte den Kuli unter dem Waschbecken und rollte die Stoffnachricht fest ein. Dann suchte sie verzweifelt nach einem Ort, an dem sie das Stück Stoff verstecken konnte. Sie konnte die Nachricht nicht einfach zusammen mit den Kuli unter das Waschbecken stecken, das wäre zu auffällig und Rais war gründlich. Die Dusche stand ganz außer Frage. Würde der Stoff nass, dann verliefe die Tinte.
Ein plötzliches Klopfen an der dünnen Badezimmertür erschrak beide.
„Die Minute ist um”, warnte Rais klar von der anderen Seite aus.
„Ich bin gleich fertig”, antwortete sie hastig. Sie hielt ihren Atem an, als sie den Deckel des Spülkasten anhob und hoffte, dass der brummende Entlüfter jegliche Kratzgeräusche überdeckte. Sie steckte die aufgerollte Nachricht durch die Kette des Spülmechanismus, hoch genug, sodass sie nicht das Wasser berührte.
„Ich sagte, dass du eine Minute hast. Ich öffne jetzt die Tür.”
„Geben Sie mir nur ein paar Sekunden, bitte!” bettelte Maya, während sie schnell den Deckel zurückschob. Dann riss sie sich noch ein paar Haare aus und ließ sie auf den geschlossenen Spülkasten fallen. Mit ein wenig Glück - mit viel Glück - würde jemand, der nach ihnen suchte, den Hinweis bemerken.
Sie konnte nur hoffen.
Der Knauf der Badezimmertür drehte sich. Maya spülte die Toilette und ging in die Hocke, um so zu tun, als zöge sie sich die Schlafanzughosen hoch.
Rais steckte seinen Kopf durch die offene Tür und blickte auf den Boden. Langsam ließ er seinen Blick an den zwei Mädchen hinaufwandern und inspizierte sie beide abwechselnd.
Maya hielt den Atem an. Sara griff nach der gefesselten Hand ihrer Schwester und ihre Finger verhakten sich ineinander.
„Bist du soweit?” fragte er langsam.
Sie nickte.
Er schaute angewidert nach rechts und links. „Wasch dir die Hände. Dieses Zimmer ist widerlich.”
Das tat Maya mit einer rauen, orangefarbenen Handseife, während Saras Handgelenk schlaff neben ihrem eigenen hing. Sie trocknete ihre Hände an dem braunen Handtuch und der Attentäter nickte.
„Zurück aufs Bett. Marsch.”
Sie führte Sara zurück in das Zimmer und auf das Bett. Rais wartete einen Moment und sah sich in dem kleinen Bad um. Dann schaltete er den sowohl Entlüfter als auch das Licht aus und kehrte zu seinem Sessel zurück.
Maya legte ihren Arm um Sara und hielt sie fest.
Papa wird die Nachricht finden, dachte sie verzweifelt. Er wird sie finden. Ich weiß es.
KAPITEL SECHS
Reid fuhr Richtung Süden auf der Bundesstraße und versuchte verzweifelt, nicht zu rasen, aber dennoch zügig voranzukommen, während er sich auf die Raststätte zubewegte, an der Thompsons Wagen zurückgelassen wurde. Trotz seiner Ungeduld, einen Hinweis, eine Spur zu finden, begann Optimismus sich in ihm auszubreiten, jetzt, wo er endlich auf der Straße war. Seine Trauer war immer noch da, sie lag ihm so schwer im Magen, als hätte er eine Kegelkugel verschluckt, doch nun war sie in einer Hülle von Entschlossenheit und Hartnäckigkeit verkapselt.
Er spürte jetzt schon, wie das bekannte Gefühl seiner Kent Steele Rolle die Zügel übernahm, während er den Highway in dem schwarzen Trans Am hinunterjagte, den Kofferraum voller Waffen und Geräte, die ihm zur Verfügung standen. Es gab eine Zeit und einen Ort, um Reid Lawson zu sein, doch dies war nicht der richtige Moment. Kent war ebenfalls ihr Vater, ob die Mädchen das wussten oder nicht. Kent war Kates Gatte. Und Kent war ein Mann, der handelte. Der wartete nicht darauf, dass die Polizei einen Hinweis fand, oder dass ein anderer Agent seinen Job übernahm.
Er würde sie finden. Er musste nur herausfinden, wohin sie fuhren.
Die Bundesstraße durch Virginia war vorwiegend gerade, zwei Spuren, auf beiden Seiten mit dichten Bäumen bepflanzt und absolut monoton. Reids Frust wuchs mit jeder Minute, die verstrich, in der er nicht schnell genug an sein Ziel kam.
Warum Richtung Süden? Dachte er. Wohin würde Rais sie bringen?
Was täte ich, wenn ich er wäre? Wohin würde ich fahren?
„Das ist es”, sagte er laut zu sich selbst, als eine Erkenntnis ihn wie ein Schlag auf den Kopf traf. Rais wollte gefunden werden - aber nicht von der Polizei, dem FBI oder einem anderen CIA Agenten. Er wollte einzig und allein von Kent Steele gefunden werden.
Ich darf nicht darüber nachdenken, was er täte. Ich muss darüber nachdenken, was ich täte. Was würde ich tun?
Die Agentur würde annehmen, dass Rais die Mädchen weiter in den Süden brächte, weil der Wagen südlich von Alexandria gefunden wurde. „Was bedeutet, dass ich...”
Seine Gedanken wurden von dem lautstarken Klingeln des Prepaid-Handys in der mittleren Konsole unterbrochen.
„Fahr Richtung Norden”, sage Watson sofort.
„Was hast du rausgefunden?”
„Dass es nichts an der Raststätte zu finden gibt. Dreh zuerst um. Dann reden wir weiter.”
Das musste man Reid nicht zwei Mal sagen. Er legte das Handy zurück in die Konsole, schaltete auf den dritten Gang zurück und schwang das Lenkrad nach links. Sonntags, um die Uhrzeit, waren nicht viele Autos auf dem Highway. Der Trans Am überkreuzte die leere Spur und rutschte seitwärts auf den grasigen Mittelstreifen. Die Reifen quietschten nicht gegen den Asphalt oder verloren ihren Halt, als der Boden unter ihnen weich wurde - Mitch musste wohl Hochleistungsradialreifen eingebaut haben. Der Trans Am schlingerte über den Mittelstreifen, das Vorderteil drehte sich nur ein wenig, als er eine Staubwolke hinter sich aufwühlte.
Reid steuerte das Auto geradeaus, während er den kargen, dünnen Streifen zwischen dem Highway überquerte. Als das Gefährt wieder Asphalt unter die Reifen bekam, kuppelte er, schaltete hoch und trat aufs Gas. Der Trans Am raste auf der entgegengesetzten Spur vorwärts wie ein Lichtblitz.
Reid kämpfte mit dem plötzlichen Rausch, der in seiner Brust aufkam. Sein Gehirn reagierte stark auf alles, was Adrenalin erzeugte. Es sehnte sich nach der