So Gut Wie Verloren. Блейк Пирс
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„Als die Kinder noch kleiner waren, war es einfacher für Trish, meine Frau, zu verstehen, dass die Arbeit für mich an erster Stelle stand. Aber als sie älter und unabhängiger wurden, wollte sie, nun ja, dass ich deren Rolle in ihrem Leben übernahm. Sie forderte emotionale Unterstützung, Zeit und Aufmerksamkeit von mir, und das schon fast exzessive. Für mich war das sehr zehrend und dadurch entstanden dann Konflikte. Sie war eine starke Frau, das hat mich ursprünglich auch angezogen. Aber Menschen verändern sich und ich glaube, das war auch bei ihr der Fall.“
„Das klingt sehr traurig“, sagte Cassie.
Ihr Glas war fast leer und Ryan schenkte erst ihr und dann sich nach.
„Es war sehr niederschmetternd. Ich kann nicht einmal erklären, wie stürmisch die letzte Zeit gewesen ist. Wenn du jemanden liebst, kannst du ihn nicht einfach so gehen lassen. Und wenn die Liebe verschwindet, sucht man ununterbrochen danach. Hoffend und betend, dass man zurückgewinnen kann, was man einst so sehr geschätzt hat. Ich habe es versucht, Cassie. Mit allem, was ich habe. Und als klar wurde, dass es nicht funktionierte, fühlte es sich wie eine Niederlage an.“
Cassie ertappte sich dabei, sich weiter zu ihm zu beugen.
„Wie erschreckend, dass so etwas passieren kann.“
„Das ist das richtige Wort. Es ist sehr beängstigend. Ich fühlte mich unzureichend und haltlos. Ich nehme Verpflichtungen sehr ernst, eine Ehe bedeutet für mich für immer. Als Trish mich verließ, musste ich die Definition meiner Selbst überarbeiten.“
Cassie blinzelte. Sie konnte den Schmerz in seiner Stimme hören, er klang frisch und pur. Es musste ihn unglaublich viel Energie kosten, sein Leid hinter einem witzelnden und unbeschwerten Verhalten zu verstecken.
Sie wollte Ryan gerade sagen, wie sehr sie ihn für seine Stärke bewunderte, die er ausstrahlte, hielt sich aber noch rechtzeitig auf, als sie realisierte, wie aufdringlich der Kommentar doch klingen würde. Sie kannte Ryan kaum und hatte kein Recht, nach einigen Stunden in seiner Gesellschaft eine so persönliche Beobachtung anzustellen.
Was dachte sie sich dabei? Und dachte sie überhaupt?
Sie entschied, dass der Wein ihr zu Kopf gestiegen war und sie ihre Worte vorsichtig wählen musste. Nur weil Ryan ein so gutaussehender, intelligenter und netter Arbeitgeber war, hatte sie kein Recht, sich in seiner Anwesenheit wie ein faszinierter Teenager zu benehmen. Sie musste damit aufhören, bevor sie sich furchtbar blamierte.
„Ich sollte dich zu Bett gehen lassen“, sagte Ryan und stellte sein leeres Glas ab. „Du musst von der Fahrt und dem Kennenlernen meiner zwei Rabauken völlig erschöpft sein. Danke, dass du dich zu mir gesellt hast. Es bedeutet mir viel, so mit dir sprechen zu können.“
„Es war ein sehr angenehmes Ende meines Tages und eine wirklich wundervolle Möglichkeit, zu entspannen“, stimmte Cassie ihm zu.
Sie fühlte sich überhaupt nicht entspannt. Die Intimität der Unterhaltung hatte sie nervös gemacht. Als sie aufstand und nach drinnen ging, konnte sie nicht aufhören, darüber nachzudenken, was er ihr erzählt hatte.
In ihrem Zimmer warf sie einen kurzen Blick auf ihre SMS und war dankbar, dass dieses Haus mit dem Internet verbunden war. An ihrem letzten Arbeitsplatz hatte es kein Handysignal gegeben und sie sich vollkommen isoliert gefühlt. Bis dahin war ihr nicht bewusst gewesen, wie furchteinflößend es sein konnte, nicht in der Lage zu sein, mit der Außenwelt zu kommunizieren.
Cassie klickte sich durch die kurzen Nachrichten und Memes von Freunden in den Staaten.
Dann sah sie eine weitere Nachricht, die sie am frühen Abend empfangen hatte. Bei dem Absender handelte es sich um eine unbekannte Nummer aus England und ihre Alarmglocken läuteten. Sie öffnete die SMS und ihr wurde schlecht vor Angst.
„Sei vorsichtig“, stand auf ihrem Bildschirm.
KAPITEL FÜNF
Cassie hatte erwartet, in dem gemütlichen Zimmer mit dem Wellenrauschen im Ohr gut zu schlafen. Sie war davon überzeugt, dass dem auch so gewesen wäre, hätte sie nicht die besorgniserregende Nachricht von der unbekannten Rufnummer erhalten, während sie mit Ryan auf der Veranda gesessen hatte.
Ihr erster panischer Gedanke galt der Gerichtsverhandlung ihres ehemaligen Arbeitsgebers. Vielleicht war sie belastet worden und es lief eine Fahndung nach ihr. Sie versuchte, die aktuellen Nachrichten abzurufen, stellte aber frustriert fest, dass Ryan das WLAN bereits abgestellt hatte.
Sie wälzte sich im Bett hin und her und machte sich Sorgen. Was bedeutete die Nachricht? Wer hatte sie geschickt? Sie versuchte, sich damit zu beruhigen, dass die Nachricht vermutlich nicht für sie bestimmt gewesen war.
*
Nach einer rastlosen Nacht fiel sie schließlich in einen unruhigen Schlaf und wurde von dem Klingeln ihres Weckers geweckt. Erleichtert stellte sie fest, dass das WLAN wieder aktiviert worden war.
Noch bevor sie das Bett verließ, suchte sich online nach Neuigkeiten bezüglich der Gerichtsverhandlung.
Cassie erfuhr, dass die Verhandlungen vertagt worden waren und erst in zwei Wochen wieder aufgenommen werden sollten. Eine gründlichere Recherche ergab, dass die Verteidigung mehr Zeit brauchte, um zusätzliche Zeugen zu kontaktieren.
Ihr wurde schlecht vor Angst.
Erneut öffnete sie die seltsame Nachricht. „Sei vorsichtig.“ Sie fragte sich, ob sie darauf antworten sollte, um herauszufinden, was sie bedeutete. Aber der Absender schien sie blockiert zu haben, denn sie konnte der Nummer keine Nachricht schicken.
Verzweifelt versuchte sie, die Nummer zurückzurufen.
Doch der Anruf wurde sofort unterbrochen. Offensichtlich war auch diese Form der Kontaktaufnahme unterbunden worden.
Cassie seufzte frustriert. Aufgrund der fehlenden Kommunikation fühlte sich die Nachricht immer mehr wie eine Belästigung an – nicht wie eine ehrliche Warnung. Am einfachsten war es also tatsächlich, daran zu glauben, dass es sich um ein Versehen gehandelt hatte: Der Absender hatte den Fehler zu spät bemerkt und daraufhin ihre Nummer gesperrt.
Nur unwesentlich beruhigt stand sie auf, um die Kinder zu wecken.
Dylan war bereits aus dem Haus und Cassie nahm an, dass er mit dem Rad unterwegs war. Sie betrat sein Zimmer mit der Hoffnung, er würde dies nicht als Verletzung seiner Privatsphäre betrachten, schüttelte sein Bett aus und sammelte verstreute Klamotten ein.
Sein Regal war mit einer Vielzahl von unterschiedlichsten Büchern vollgestopft, einige schienen auch vom Radfahren zu handeln. In einem Aquarium auf dem Bücherregal schwammen zwei Goldfische und auf einem großen Tisch in der Nähe des Fensters befand sich ein Hasenstall. Ein grauer Hase aß ein Frühstück aus Salatblättern und Cassie sah ihm fröhlich zu.
Dann verließ sie sein Zimmer, um an Madisons Tür zu klopfen.
„Gib mir zehn Minuten“, hörte sie das Mädchen schläfrig rufen. Also begab sich Cassie in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten.
Dort sah sie, dass Ryan unter dem Salzstreuer