Die Forsyte Saga. John Galsworthy

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Die Forsyte Saga - John Galsworthy Forsyte

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und sicherer Zinsen bei Investitionen, des Durchführens von Verhandlungen nach dem Grundsatz, das Bestmögliche aus anderen herauszuholen, ohne seine Sicherheit oder die seiner Klienten zu gefährden, des Berechnens der exakten finanziellen Möglichkeiten in allen Lebensbereichen bestimmte Geld schließlich sein gesamtes Denken. Geld war nun sein Licht, das Medium, durch das er die Welt sah, ohne das er wahrhaft blind war, unfähig, Vorgänge zu erkennen. Und diesen Satz »Ich hoffe, ich werde nie wissen, was Geld wert ist!« entgegengeschleudert zu bekommen, machte ihn traurig und wütend. Er wusste, dass es Unsinn war, sonst hätte es ihm Angst gemacht. Was wurde nur aus dieser Welt? Als ihm jedoch plötzlich die Geschichte des jungen ­Jolyon einfiel, tröstete ihn das ein wenig, denn was konnte man bei so einem Vater schon anderes erwarten! Das lenkte seine Gedanken in eine noch unangenehmere Richtung. Was hatte es mit diesem Gerede über Soames und Irene auf sich?

      Wie in jeder Familie, die etwas auf sich hielt, hatte man ein Handelszentrum errichtet, in dem um Familiengeheimnisse gefeilscht und der Wert der Familienaktien bestimmt wurde. Man wusste an der Forsyte’schen Börse, dass Irene ihre Heirat bereute. Ihre Reue wurde missbilligt. Sie hätte wissen müssen, was sie wollte; so einen Fehler machte eine verlässliche Frau nicht.

      James dachte missmutig daran, dass sie ein nettes Haus (ziemlich klein) in hervorragender Lage hatten, keine Kinder und keine Geldsorgen. Soames war zurückhaltend, was seine Geschäfte betraf, aber er musste wohl sehr gut verdienen. Er hatte Kapitaleinkünfte aus dem Unternehmen – denn Soames war, wie sein Vater, Mitglied jener etablierten Anwaltskanzlei, Forsyte, Bustard und Forsyte – und er war immer sehr vorsichtig gewesen. Er war außerdem außergewöhnlich gut mit einigen Hypotheken gefahren, die er aufgenommen hatte – eine kleine rechtzeitige Verfallserklärung -, absolute Glückstreffer!

      Es gab keinen Grund für Irene, nicht glücklich zu sein. Und dennoch hieß es, sie habe um getrennte Zimmer gebeten. Er wusste, wo das enden würde. Es war ja nicht so, dass Soames trinken würde.

      James sah zu seiner Schwiegertochter. Sein unbemerkter Blick war kalt und voller Zweifel. Es lag sowohl etwas Bittendes als auch etwas Sorgenvolles darin und eine Art persönliche Beschwerde. Warum sollte er sich solche Sorgen machen? Wahrscheinlich war überhaupt nichts an der Sache dran. Frauen waren echt komisch! Sie übertrieben so, da wusste man ja gar nicht mehr, was man glauben sollte! Und außerdem sagte man ihm ja nichts, er musste alles selbst herausfinden. Wieder blickte er verstohlen zu Irene und dann hinüber zu Soames. Letzterer lauschte gerade Tante Juley. Er sah unter seinen Brauen in die Richtung von Bosinney.

      Er liebt sie, da bin ich mir sicher, dachte James. Allein schon die Geschenke, die er ihr immer macht …

      Und die absolute Unvernunft ihrer Unzufriedenheit traf ihn mit umso größerer Wucht.

      Es war außerdem wirklich schade, denn sie war ein einnehmendes kleines Fräulein und er, James, würde sie wirklich sehr gerne haben, wenn sie ihn nur ließe. Sie freundete sich in letzter Zeit immer mehr mit June an, das war nicht gut für sie, das war überhaupt nicht gut für sie. Sie fing an, eigene Ansichten zu haben. Er verstand nicht, was sie damit nur wollte. Sie hatte ein gutes Zuhause und alles, was sie sich nur wünschen konnte. Er fand, dass man ihre Freunde für sie wählen sollte. So weiterzumachen war gefährlich.

      Mit ihrer Angewohnheit, sich für die Unglücklichen einzusetzen, hatte June Irene tatsächlich ein Geständnis entlockt und ihr daraufhin gepredigt, dass sie sich dem Übel stellen musste, wenn es sein musste, eben durch eine Trennung. Doch Irene war trotz dieses ­Appells in grübelndem Schweigen verharrt, als ob sie den Gedanken schrecklich fand, diesen Kampf kaltblütig auszutragen. Er würde sie niemals aufgeben, hatte sie zu June gesagt.

      »Wen interessiert’s?«, hatte June gerufen. »Lass ihn doch machen – du musst nur hart bleiben!« Und sie hatte keine Skrupel gehabt, derlei bei Timothy zu sagen. Als James das gehört hatte, war er natürlich erschrocken und empört gewesen.

      Was, wenn Irene sich tatsächlich in den Kopf setzen sollte, ­Soames – er wagte es kaum zu denken – zu verlassen? Doch er fand den Gedanken so unerträglich, dass er ihn sofort wieder beiseiteschob; die düsteren Bilder, die er heraufbeschwor, das Gerede in der Familie, das in seinen Ohren brauste, das Entsetzen, dass etwas Aufsehenerregendes in so direkter Nähe geschah, einem seiner Kinder widerfuhr! Ein Glück, dass sie kein Geld hatte – lächerliche fünfzig Pfund im Jahr! Und er dachte voller Verachtung an den verstorbenen Heron, der nichts gehabt hatte, was er ihr hinterlassen hätte können. Über seinem Glas grübelnd, seine langen Beine unterm Tisch verknotet, versäumte er es völlig, aufzustehen, als die Damen den Raum verließen. Er würde mit Soames reden müssen – ihn warnen müssen. Sie konnten so nicht weitermachen, jetzt, wo diese möglichen Konsequenzen vor ihm aufgetaucht waren. Er hatte mit Missfallen bemerkt, dass June ihre Weingläser ungeleert hatte stehen lassen.

      Das kleine Ding steckt hinter der ganzen Sache, dachte er. Irene wäre alleine niemals auf solche Gedanken gekommen … James hatte viel Fantasie.

      Swithins Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Ich habe vierhundert Pfund dafür gezahlt«, sagte er. »Natürlich ist es ein echtes Kunstwerk.«

      »Vierhundert! Hm! Das ist ja ’ne ganz schöne Summe!«, schaltete Nicholas sich ein.

      Das Objekt, um das es ging, war eine kunstvolle Rundplastik aus italienischem Marmor, die von ihrem erhabenen Platz aus (ebenfalls aus Marmor) im ganzen Raum eine Atmosphäre von Kultur verbreitete. Die Nebenfiguren, es gab sechs davon, weibliche Akte von höchst kunstvoller Verarbeitung, zeigten alle auf die Figur in der Mitte, ebenfalls ein weiblicher Akt. Diese wiederum zeigte auf sich selbst. All das vermittelte dem Betrachter auf sehr angenehme Weise ihren enormen Wert. Tante Juley, die in etwa gegenüber von ihr saß, hatte den ganzen Abend größte Mühe gehabt, nicht ständig hinzusehen.

      Der alte Jolyon sprach. Er hatte die Diskussion angefangen.

      »Vierhundert, was bitte?! Du hast doch wohl nicht wirklich vierhundert dafür bezahlt?«

      Zwischen den Ecken seines Kragens machte Swithins Kinn die zweite kleine, schmerzhafte Bewegung des Abends.

      »Vierhundert Pfund, englisches Geld; keinen Penny weniger. Ich bereue es nicht. Es ist eben nichts gewöhnliches Englisches – es ist ein echtes modernes italienisches Kunstwerk!«

      Soames verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln und sah hin­über zu Bosinney. Der Architekt grinste hinter den Rauchschwaden seiner Zigarette vor sich hin. So sah er in der Tat eher wie ein Pirat aus.

      »Da steckt viel Arbeit dahinter«, bemerkte James schnell, der wirklich beeindruckt war von der Größe der Plastik. »Das würde sich bei Jobson gut verkaufen.«

      »Der arme ausländische Teufel, der sie gemacht hat«, fuhr Swithin fort, »wollte fünfhundert dafür – ich habe ihm vierhundert gegeben. Es ist achthundert wert. Sah halb verhungert aus, der arme Teufel!«

      »Ja, ja«, schaltete Nicholas sich plötzlich ein, »arme, schäbig aussehende Typen, diese Künstler. Ich frage mich, wie sie so leben können. Nimm zum Beispiel den jungen Flageoletti, den Fanny und die Mädchen immer kommen lassen, damit er für sie Geige spielt; wenn’s hoch kommt, verdient er hundert im Jahr!«

      James schüttelte den Kopf. »Ja, wirklich«, sagte er, »ich weiß nicht, wie sie so leben können!«

      Der alte Jolyon war aufgestanden, um, die Zigarre im Mund, die Plastik aus der Nähe zu betrachten.

      »Ich hätte keine zweihundert dafür gezahlt!«, verkündete er schließlich.

      Soames sah, wie sich sein Vater und Nicholas nervös anblickten. Auf der anderen Seite von Swithin war Bosinney noch immer

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