Die Forsyte Saga. John Galsworthy

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Die Forsyte Saga - John Galsworthy Forsyte

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war der 1. August – ein perfekter Tag, die Sonne schien, der Himmel war wolkenlos – und ihre Füße wirbelten auf dem geraden, engen Weg hoch auf den Hügel gelben Staub auf.

      »Schotterboden«, bemerkte Soames und warf einen seitlichen Blick auf Bosinneys Mantel. In die Seitentaschen waren Papierrollen gestopft und unter dem Arm trug er einen seltsam aussehenden Stecken. Soames fielen diese und andere Eigenheiten auf.

      Nur ein Mann mit Köpfchen, oder eben tatsächlich ein Pirat, würde sich solche Freiheiten bei seinem Aussehen herausnehmen. Und obwohl diese Exzentrizität Soames zuwider war, verschaffte sie ihm doch eine gewisse Genugtuung, war sie doch Zeichen von Eigenschaften, von denen er unweigerlich profitieren musste. Wen interessierte schon die Kleidung, wenn der Kerl bauen konnte?

      »Ich habe Ihnen ja erzählt«, sagte er, »dass das Haus eine Überraschung sein soll, also sagen Sie niemandem etwas davon. Ich spreche nie über Geschäfte, ehe sie erledigt sind.«

      Bosinney nickte.

      »Lass Frauen an deinen Plänen teilhaben«, fuhr Soames fort, »und du weißt nie, wo es enden wird.«

      »Oh ja!«, sagte Bosinney, »Frauen sind der Teufel!«

      Tief in seinem Herzen hatte Soames dieses Gefühl schon lange gehabt, er hatte es jedoch nie ausgesprochen.

      »Oh«, murmelte er, »Sie fangen also an …« Er hielt inne, fügte dann aber in einem unkontrollierbaren Ausbruch von Gehässigkeit hinzu: »June ist schrecklich temperamentvoll – war sie schon immer.«

      »Temperament ist nichts Schlechtes bei einem Engel.«

      Soames hatte Irene nie als Engel bezeichnet. Er hätte nicht so ­wider seinen Instinkt handeln können, dass er andere in das Geheimnis ihres Wertes einweihte und sich selbst Blöße gab. Er antwortete nicht darauf.

      Sie waren in einen halbfertigen Weg durch ein Gehege eingebogen. Eine Wagenspur führte im rechten Winkel zu einer Schottergrube, hinter der die Schornsteine eines Cottage über eine Baumgruppe am Rande eines dichten Waldes emporragten. Federige Grasbüschel bedeckten den rauen Boden, und Lerchen stiegen daraus empor in den Dunst des Sonnenlichts. Fern am Horizont, hinter zahllosen Feldern und Hecken, erhob sich eine Hügelkette.

      Soames ging voran, bis sie auf der anderen Seite waren, dort blieben sie stehen. Es war das besagte auserwählte Grundstück. Doch nun, wo er im Begriff war, es einem anderen zu zeigen, war er unsicher geworden.

      »Der Grundstücksagent wohnt in diesem Cottage«, sagte er. »Wir können bei ihm zu Mittag essen – wir sollten vorher besser etwas essen.«

      Er ging erneut voran, als sie zu dem Cottage gingen, wo sie der Grundstücksagent, ein großer Mann namens Oliver mit groben Gesichtszügen und graumeliertem Bart, empfing. Während des Mittagessens, das Soames kaum anrührte, beobachtete er Bosinney unentwegt, und ein-, zweimal wischte er sich verstohlen mit seinem Taschentuch über die Stirn. Schließlich nahm das Essen endlich ein Ende und Bosinney stand auf.

      »Ich denke mal, Sie haben Geschäftliches zu besprechen«, sagte er. »Ich sehe mich einfach schon mal ein bisschen um.« Ohne auf eine Antwort zu warten, schlenderte er hinaus.

      Soames war Anwalt für diesen Grundbesitz und sah sich mit dem Agenten fast eine Stunde lang Grundrisse an und sprach mit ihm über die Hypotheken von Nicholl und einigen anderen. Es war wie ein nachträglicher Einfall, als er schließlich das Baugrundstück zur Sprache brachte.

      »Ihre Leute«, meinte er, »sollten mir mit dem Preis mehr entgegenkommen, schließlich bin ich der Erste, der hier baut.«

      Oliver schüttelte den Kopf.

      »Das Grundstück, für das Sie sich interessieren, Sir«, erwiderte er, »ist das billigste, das wir haben. Grundstücke oben auf dem Hügel sind ein ganzes Stück teurer.«

      »Vergessen Sie nicht«, sagte Soames, »dass ich mich noch nicht endgültig entschieden habe. Es ist gut möglich, dass ich überhaupt nicht baue. Der Erbbauzins ist recht hoch.«

      »Nun, Mr Forsyte, es würde mir leidtun, wenn Sie abspringen würden, und ich denke, es wäre ein Fehler, Sir. Es gibt in der Nähe von London kein anderes Stück Land mit einer solchen Aussicht und auch kein billigeres, wenn man alle Aspekte in Betracht zieht. Wir müssen nur ein bisschen Werbung machen, und schon stehen die Leute Schlange dafür.«

      Sie sahen sich an. Aus ihren Gesichtern konnte man ganz offensichtlich lesen: »Ich respektiere Sie als Geschäftsmann und Sie können nicht von mir erwarten, dass ich auch nur ein Wort von dem, was Sie mir erzählen, glaube.«

      »Nun«, wiederholte Soames, »ich habe mich noch nicht entschieden. Sehr wahrscheinlich wird nichts aus der Sache!« Mit diesen Worten nahm er seinen Schirm, legte seine kalte Hand in die des Agenten, zog sie drucklos wieder zurück und ging hinaus in die Sonne.

      Tief in Gedanken versunken ging er langsam zurück in Richtung des Grundstücks. Sein Instinkt sagte ihm, dass der Agent die Wahrheit gesagt hatte. Ein billiges Grundstück. Und das Schöne daran war, dass er wusste, dass der Agent nicht wirklich der Meinung war, es sei billig. Somit siegte sein eigenes intuitives Wissen über das des Grundstücksagenten.

      Billig oder nicht, ich will es haben, dachte er.

      Die Lerchen flogen vor seinen Füßen auf, die Luft war voller Schmetterlinge, die Wildgräser verströmten einen süßen Duft. Der kräftig frische Geruch des Farnkrauts zog aus dem Wald herüber, in dessen Tiefen versteckt Tauben gurrten, und von weit her wehte die warme Luft das rhythmische Läuten von Kirchenglocken herbei.

      Soames lief mit nach unten gesenktem Blick, sein Mund schloss und öffnete sich, wie in freudiger Erwartung eines leckeren Happens. Als er jedoch das Grundstück erreichte, war Bosinney weit und breit nicht zu sehen. Nachdem er eine Weile gewartet hatte, überquerte er das Gehege in Richtung des Hügels. Er hätte ja nach ihm gerufen, aber er fürchtete den Klang seiner eigenen Stimme.

      Das Gehege war einsam und verlassen wie eine Prärie, seine Stille wurde nur von dem Geraschel der Kaninchen durchbrochen, die in ihre Löcher davonhoppelten, und vom Zwitschern der Lerchen.

      Soames, der Pionier der großen Forsyte-Armee, die anrückte, um Zivilisation in diese Wildnis zu bringen, fühlte sich eingeschüchtert durch die Einsamkeit, das Zwitschern unsichtbarer Vögel und die warme, süßliche Luft. Er war schon in Begriff, wieder umzukehren, als er endlich Bosinney erblickte.

      Der Architekt lümmelte unter einer großen Eiche, deren von den vielen Jahren zerfurchter Stamm mit einer riesigen Krone aus Geäst und Blattwerk ganz oben auf der Anhöhe stand.

      Soames musste ihn an der Schulter berühren, ehe er aufsah.

      »Hallo, Forsyte!«, sagte er. »Ich habe den perfekten Ort für Ihr Haus gefunden! Schauen Sie nur!«

      Soames stand da und schaute, dann sagte er kühl: »Sie mögen ja vielleicht Köpfchen haben, aber dieses Grundstück würde mich die Hälfte mehr kosten.«

      »Ach, zum Henker mit den Kosten! Schauen Sie sich doch mal ­diese Aussicht an!«

      Fast unmittelbar vor ihren Füßen breitete sich reifes Korn aus, das auf der anderen Seite in einem kleinen dunklen Wäldchen ­endete. Eine Ebene aus Feldern und Hecken erstreckte sich bis zu den Hügeln in der Ferne. Ein silberner Streif auf der rechten Seite ließ den Verlauf des Flusses erkennen.

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