Die Forsyte Saga. John Galsworthy

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Die Forsyte Saga - John Galsworthy Forsyte

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Irenes Miene unverändert finster und verwirrt blieb, fuhr sie fort: »Euer neues Haus in Robin Hill natürlich. Wie? Weißt du gar nichts davon?«

      Irene wusste nichts davon.

      »Oh, dann hätte ich dir wohl nichts davon sagen sollen!« Sie sah ihre Freundin ungeduldig an und rief: »Du schaust, als wäre dir das vollkommen egal. Verstehst du denn nicht, das ist genau das, ­worauf ich immer gehofft habe – genau die Chance, die er sich die ganze Zeit gewünscht hat. Jetzt könnt ihr endlich sehen, was er draufhat.«

      Und dann erzählte sie die ganze Geschichte.

      Seit ihrer eigenen Verlobung schien sie sich kaum noch dafür interessiert zu haben, wie es ihrer Freundin ging. In den Stunden, die sie mit Irene verbrachte, ging es stets um ihre eigenen Gefühle und Probleme. Und hin und wieder konnte sie trotz ihres Mitgefühls als liebende Freundin nicht verhindern, dass sich in ihr Lächeln eine Spur von mitleidiger Verachtung einschlich für die Frau, die einen so großen Fehler in ihrem Leben begangen hatte – einen so riesigen, lächerlichen Fehler.

      »Er soll auch für die gesamte Inneneinrichtung zuständig sein – er wird freie Hand haben. Es ist perfekt …« June brach in Lachen aus, ihr kleiner Körper schüttelte sich vor Freude. Sie hob ihre Hand und schlug gegen einen Musselinvorhang. »Weißt du, ich habe sogar Onkel James gefragt …« Doch es widerstrebte ihr plötzlich, über diese Sache zu reden, und so brach sie ab. Und da sie fand, ihre Freundin zeige nicht genug Interesse, ging sie auch schnell wieder. Sie blickte vom Gehweg aus zurück, Irene stand noch immer in der Tür. In Erwiderung ihres Winkens nahm Irene ihre Hand an die Stirn und drehte sich dann langsam um und schloss die Tür …

      Kurz darauf ging Soames ins Empfangszimmer und warf durchs Fenster einen Blick zu ihr.

      Sie saß still draußen im Schatten des japanischen Sonnenschutzes, nur die Spitze auf ihren weißen Schultern bewegte sich mit dem sanften Heben und Senken ihres Busens.

      Doch dieses stille Wesen, das da so regungslos in der Dunkelheit saß, schien von einer Wärme umgeben zu sein, einer verborgenen Leidenschaft, als ob ihr ganzes Sein in Aufruhr versetzt worden wäre und tief in ihr irgendeine Veränderung stattfände.

      Er stahl sich unbemerkt wieder zurück ins Esszimmer.

      Es dauerte nicht lange, ehe Soames’ Entschluss zu bauen in der ­Familie die Runde machte und die Aufregung verursachte, die jeder mit Besitz verbundene Entschluss bei den Forsytes auslöste.

      Er konnte nichts dafür, er war schließlich fest entschlossen gewesen, dass es niemand wissen sollte. In der Überfülle ihres Herzens hatte June es Tante Juley erzählt. Sie hatte ihr gesagt, sie solle niemandem außer Tante Ann davon erzählen – sie dachte, es würde sie aufmuntern, die gute alte Arme! Tante Ann hatte nämlich seit vielen Tagen schon ihr Zimmer nicht mehr verlassen.

      Tante Juley erzählte es Tante Ann auch sogleich, die sich daraufhin lächelnd in ihre Kissen zurücklehnte und mit ihrer deutlich zittrigen alten Stimme sagte: »Das ist wirklich schön für June. Aber hoffentlich sind sie vorsichtig – das ist eine recht gefährliche Angelegenheit!«

      Als sie wieder alleine war, zog ein finsterer Ausdruck über ihr Gesicht wie eine Wolke, die Regen für den nächsten Tag ankündigt.

      Während all der Tage, die sie dort lag, versuchte sie immerzu ihre Willenskraft wieder zu stärken. Sogar ihr Gesicht war nun an diesem Prozess beteiligt und ihre Mundwinkel waren stets verkrampft zusammengepresst.

      Das Hausmädchen Smither, das schon für sie arbeitete, seit sie ein junges Mädchen war, und über das immer gesagt wurde: »Smither – ein gutes Mädchen - aber so langsam!«, Smither vollführte zu Beginn eines jeden Tages mit großer Förmlichkeit die krönende Zeremonie jener alten Morgentoilette. Aus den Tiefen ihrer strahlend weißen Hutschachtel holte sie jene flachen, grauen Locken hervor, die Insignien persönlicher Würde, legte sie sicher in die Hände ­ihrer Herrin und wandte sich dann ab.

      Und jeden Tag mussten die Tanten Juley und Hester kommen und berichten, wie es Timothy ging, ob es etwas Neues von Nicholas gab, ob die liebe June es geschafft hatte, Jolyon von einer früheren Heirat zu überzeugen, jetzt, wo Mr Bosinney ein Haus für Soames baute, ob die Frau des jungen Roger wirklich schwanger war, wie die Operation von Archie verlaufen war, und was Swithin wegen des leeren Hauses in der Wigmore Street unternommen hatte, wo der Mieter sein gesamtes Geld verloren und sich ihm gegenüber so mies verhalten hatte. Aber am allerwichtigsten war ja, wie es bei Soames aussah. Wollte Irene – wollte sie noch immer getrennte Zimmer? Und jeden Morgen sagte sie zu Smither: »Heute Nachmittag komme ich nach unten, Smither, so gegen zwei Uhr. Sie werden mich stützen müssen nach all diesen Tagen im Bett!«

      Nachdem sie es Tante Ann erzählt hatte, hatte Tante Juley streng vertraulich mit Nicholas’ Frau darüber gesprochen. Die wiederum hatte Winifred gefragt, ob das wahr sei, denn natürlich war sie davon ausgegangen, dass diese als Soames’ Schwester alles darüber wissen würde. Über Winifred war es dann auch schnell James zu Ohren gekommen. Er war recht aufgeregt deswegen.

      Nie sage man ihm etwas, meinte er, und anstatt direkt zu Soames selbst zu gehen, dessen schweigsame Verschlossenheit er fürch­tete, nahm er seinen Regenschirm und ging zu Timothy.

      Er traf die Tanten Juley und Hester an (Hester hatte man es gesagt – bei ihr waren Geheimnisse sicher, sie fand es ermüdend, zu sprechen), und sie waren bereit, genauer gesagt, ganz versessen darauf, über die Neuigkeit zu sprechen. Es sei sehr nett vom lieben Soames, so ihre Meinung, Mr Bosinney zu beauftragen, aber auch sehr riskant. Wie hatte ihn George genannt? »Der Pirat«, wie drollig! Aber George sei ja immer so drollig! Aber es würde alles in der Familie bleiben ‒ sie müssten Mr Bosinney jetzt wohl tatsächlich als Teil der Familie betrachten, auch wenn es ihnen komisch vorkäme.

      Da unterbrach sie James: »Keiner weiß irgendetwas über ihn. Ich verstehe nicht, was Soames mit einem so jungen Kerl will. Es würde mich nicht wundern, wenn Irene da die Hände im Spiel gehabt hat. Ich rede mal mit …«

      »Soames«, fiel ihm Tante Juley ins Wort, »hat Mr Bosinney gesagt, dass niemand davon erfahren solle. Er würde nicht wollen, dass darüber geredet wird, da bin ich mir sicher. Und wenn Timothy das wüsste, würde er sich sehr aufregen. Ich …«

      James legte die Hand hinters Ohr: »Wie?«, sagte er. »Ich werde wirklich taub. Ich glaube, ich verstehe die Leute nicht mehr. Emily hat Probleme mit ihrer Zehe. Wir werden wohl erst Ende des ­Monats nach Wales aufbrechen können. Irgendwas ist immer!« Und nachdem er die Information erhalten hatte, wegen der er gekommen war, nahm er seinen Hut und ging.

      Es war ein schöner Nachmittag und er ging durch den Park zu Soames, wo er zu Abend essen wollte, da Emily wegen ihrer Zehe das Bett nicht verlassen konnte und Rachel und Cicely für einen Besuch aufs Land gefahren waren. Er ging schräg von der Bayswater-Seite der Rotten Row zum Knightsbridge Gate, durch eine Wiese mit kurzem, verbranntem Gras, gesprenkelt mit schwarzen Schafen und übersät mit sitzenden Pärchen und seltsamen verwahrlosten Gestalten, die bäuchlings und mit dem Gesicht nach unten dalagen wie die Leichen auf einem Feld, das von einer Schlacht überrollt worden war.

      Er ging zügigen Schrittes, den Kopf nach unten gebeugt, ohne nach links oder rechts zu schauen. Das Bild dieses Parks, des Zentrums seines eigenen Schlachtfeldes, wo er schon sein ganzes Leben lang kämpfte, rief keinerlei Gedanken bei ihm hervor, ließ ihn keine Betrachtungen anstellen. All diese Leichen, die das Gewühl und das Chaos des Kampfes hier ausgespuckt hatten, all diese aneinandergeschmiegten Liebespaare, die der Monotonie ihrer Tretmühlen für eine Stunde müßiger Glückseligkeit entkommen

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