Die Forsyte Saga. John Galsworthy
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Читать онлайн книгу Die Forsyte Saga - John Galsworthy страница 23
Darüber dachte er nach, als er zügig dahinschritt, den Regenschirm in der Hand, stets darauf bedacht, ihn am Holz festzuhalten, genau unterhalb der Griffbeuge, um nicht mit der Spitze den Boden zu berühren und nicht die Seide in der Mitte abzunutzen. Seine schmalen, hohen Schultern waren gebeugt, seine langen Beine bewegten sich mit schneller mechanischer Präzision. Dieser Spaziergang durch den Park, in dem die Sonne mit heller Flamme so viel Müßiggang beschien – so viele lebendige Beweise des gnadenlosen Kampfes um Besitz, der auch außerhalb seiner Arena tobte –, war wie der Flug eines Landvogels über das Meer.
Er spürte eine Berührung am Arm, als er den Park am Albert Gate verließ.
Es war Soames, der auf seinem Heimweg von der Kanzlei von der Schattenseite der Piccadilly herübergekommen und plötzlich neben ihm aufgetaucht war.
»Deine Mutter liegt im Bett«, sagte James. »Ich bin gerade auf dem Weg zu euch, aber ich will euch nicht stören.«
Von außen betrachtet, war die Beziehung zwischen James und seinem Sohn von der typischen Forsyte’schen Emotionslosigkeit gekennzeichnet, doch die beiden hingen durchaus aneinander. Mag sein, dass sie einander als Investition betrachteten, auf alle Fälle waren sie jedoch um des anderen Wohlergehen besorgt und freuten sich über dessen Gesellschaft. Sie hatten niemals auch nur zwei Worte über die eher persönlichen Angelegenheiten des Lebens gewechselt oder in Gegenwart des anderen erkennen lassen, dass es da irgendwelche tiefen Gefühle gäbe.
Sie verband etwas, das sich nicht mit Worten erklären ließ, etwas, das tief verborgen im innersten Kern von Nationen und Familien liegt – denn Blut, so heißt es, ist dicker als Wasser, und sie waren beide nicht kaltblütig. Um genau zu sein, war für James die Liebe zu seinen Kindern nun sogar das, was ihn im Leben am meisten antrieb. Menschen zu haben, die ein Teil von ihm selbst waren, denen er sein erspartes Geld vererben konnte, das war überhaupt der zugrunde liegende Zweck seines Sparens. Und was blieb ihm denn auch schon mit fünfundsiebzig Jahren, das ihm Freude bereitete, als zu sparen? Sein Hauptlebensinhalt lag genau darin – Geld für seine Kinder zu sparen.
Wenn das Hauptmerkmal von Vernunft, wie es immer heißt, Selbsterhaltung ist (wenngleich Timothy zweifelsohne zu weit ging), so gab es, trotz seiner ständigen Unkerei, keinen vernünftigeren Mann als James Forsyte in ganz London, der Stadt, von der so viel in seinem Besitz war und die er als das Zentrum seiner Möglichkeiten mit solch stummer Liebe liebte. Er besaß jene großartige instinktive Vernunft der Mittelschicht. In ihm – mehr als in Jolyon mit seiner herrischen Bestimmtheit und seinen weichen und philosophischen Momenten, mehr als in Swithin mit seiner schlimmen Verschrobenheit, mehr als in Nicholas, dem mit Fähigkeiten gebeutelten, und auch mehr als in Roger, dem Opfer seines Unternehmergeistes – schlug das wahre Herz des Kompromisses. Von all den Brüdern war er in Bezug auf Geist und Persönlichkeit am wenigsten bemerkenswert und damit hatte er die besseren Chancen auf ein ewiges Leben.
Für James war »die Familie«, mehr als für alle anderen, lieb und teuer. Seine Einstellung zum Leben hatte immer etwas Primitives und Heimeliges gehabt. Er liebte den heimischen Herd der Familie, er liebte das Gerede und er liebte das Gemecker. All seine Entscheidungen waren aus dem Rahm geformt, den er von den Ansichten der Familie abschöpfte und damit von den Ansichten tausend anderer Familien ähnlicher Art. Jahr für Jahr, Woche für Woche ging er zu Timothy, um im vorderen Empfangszimmer seines Bruders zu sitzen – die Beine verschlungen, sein glattrasierter Mund von den langen weißen Koteletten umrahmt – und zuzusehen, wie der Familientopf köchelte und der Rahm nach oben stieg. Und wenn er dann wieder fortging, fühlte er sich stets behütet, erfrischt und beruhigt, und er ging mit einem undefinierbaren Gefühl des Trostes.
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