Tod einer Bikerin. Klaus Heimann
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Tod einer Bikerin - Klaus Heimann страница 13
Harmut stieg in mein Spielchen ein. »Was meinst du wohl, wie es Wochen nach der Verhaftung bei mir aussieht?«
»Also steht es eher mau mit Arbeit.«
»Das will ich nicht sagen …«
»Gibt es denn noch anstehende Untersuchungen?«
»Nicht unbedingt.«
Ich spielte den Gelangweilten. »Aha. Dich beschäftigt etwas. Ein Umstand, eine Spur, die du nicht deuten kannst. Lass mich damit zufrieden. Solche Dinge sind für mich Geschichte.«
Mein vorgetäuschtes Desinteresse traf ins Schwarze.
»Ich kann mir einfach nicht erklären, wie ein Mörder einen Tatort absolut spurlos verlassen kann. Irgendetwas muss ich übersehen haben.«
»Wenn es doch der war, den sie gestern rausgeschmissen haben, dann ist für mich sonnenklar, dass hauptsächlich er und das Opfer die Wohnung mit Spuren eingedeckt haben.«
»Der war es aber nicht. Keine noch so winzige Schmauchspur haben wir auf seiner Haut und an seinen Klamotten gefunden. Außerdem haben wir bis heute keine Tatwaffe entdeckt. In der Wohnung nicht, im Haus nicht, auf dem Grundstück nicht, in der näheren Umgebung nicht. Und volltrunken, wie der Kerl in dieser Nacht war, hätte er die Pistole niemals außerhalb dieses Dunstkreises verstecken können.«
»Um welche Uhrzeit ist es eigentlich passiert?«
»Das steht im medizinischen Gutachten. Das lese ich nie.«
Ich verlieh meiner Stimme einen unterschwelligen Ton, der meinem Gegenüber deutlich machte, dass ich seine Verarsche bemerkte. »Hartmut …«
»Ja, ja. Soll ich dir was vormachen? Der Doc sagt zwischen elf und Mitternacht. Erich hat Aussagen der Nachbarn vorliegen, die halb zwölf als wahrscheinlich erscheinen lassen.«
»Wer war denn alles in der Wohnung, als es passierte?«
»Wie soll ich das wissen?«
»Benutzte Gläser, Fingerabdrücke, Haare, Schmutz von Schuhen. Dein übliches Betätigungsfeld halt.«
»Was schätzt du?« Da war sie wieder, eine der Killerphrasen, die ich so hassen gelernt hatte.
»Ich bin nicht in die Ermittlungen involviert. Ich befinde mich auf dem Wissensstand eines Zeitungslesers.«
»Eine Meinung wirst du doch haben?«
»Ich tippe auf das Paar und einen Mörder.«
»Woher nimmst du diese Vermutung?«
»Ist ein Lottotipp. Reine Glückssache.«
»Sechs Richtige!«
Ich atmete tief durch. An diese Information war ich wenigstens einigermaßen schmerzlos gekommen.
»Hat der Täter beim Aufbrechen der Wohnungstür Hinweise auf seine Identität hinterlassen? Da ist doch meistens was zu finden.« Nur keinen Einblick in den eigenen Wissensstand geben, wenn man es mit Falter zu tun hat!
»Habe ich dir schon gesagt, Sigi.«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Was habe ich gesagt in Bezug darauf, welche Spuren der Mörder am Tatort und in seinem Umfeld hinterlassen hat?«, fragte Falter im Oberlehrermodus.
»Keine?«
»Exakt! Und welche Spuren habe ich dann an der Wohnungstür gefunden?«
»Keine?«
»Du bist nicht nur glücklicher Lottogewinner, sondern erhältst von mir dazu ein Gratislos der Aktion Mensch. Hast ja doch nix verlernt, mein Junge. Einmal Bulle, immer Bulle.«
Das Gespräch driftete in eine Ecke ab, die ich vermeiden wollte. Mir fiel das Motorrad der Ermordeten ein. »Hat der Mörder denn etwas aus der Wohnung mitgehen lassen?«
»Rein, Pistole auf die Stirn gesetzt, abgedrückt, raus. Meine Meinung.«
»Wie ist er geflüchtet?«
»Wahrscheinlich mit dem Motorrad der Frau.«
»Wo stand das Teil?«
»Lieber Sigi. Du bist nicht mehr bei der Kripo. Ich habe dir als Außenstehendem bereits viel zu viel verraten. Schön, dass du da warst. Und Tschüss.«
Falters Körpersprache drückte etwas anderes aus. Sie verriet mir, dass er genau über das Motorrad und sein Verschwinden nachdachte und insgeheim froh darüber war, endlich von jemandem danach gefragt zu werden. Sein verbaler Rausschmiss war nur eine weitere Variante des Falter-Quiz’. Eine, die ich bisher nicht kannte. Er hatte sein Repertoire in den letzten Jahren offensichtlich erweitert.
Ich nahm ihn voll auf die Hörner. »Hartmut, wir kennen uns mindestens zwanzig Jahre. Du puzzelst genau an dieser Stelle der Faktenlage herum. Das spüre ich!«
Mein Ex-Kollege sah mich durch seine dicken Brillengläser an. Er schaute mir direkt ins Gesicht. Zum Uhu fehlte ihm jetzt nur das Gefieder, das er passend zu diesem Blick aufplusterte. Ich war die Beute für seine spurentechnische Erkenntnis, für die es im Polizeipräsidium, zumindest momentan, keine Abnehmer gab.
»Na schön. Hier hört mir ja doch keiner zu. Sollst wenigsten du an meiner Arbeit teilhaben, Sigi.«
»Gerne. Schieß los.«
»Also: Ich vermute, der Mörder ist durch die Hintertür in den Hof geflüchtet. Die ist nur von innen verriegelt und trägt kein Schloss. Ehe du fragst: Keine Fingerabdrücke. Er hat Handschuhe getragen, wie bereits in der Wohnung. Dann ist er zielsicher rüber zu der Garage, wo das Motorrad stand. Er hat das Ding geklemmt, aber nicht den Motor gestartet. Am Ende des Grundstücks läuft so ein Fußweg, weißt du. Vom Grundstück aus kann man den durch ein Törchen erreichen. Das haben wir eingetreten vorgefunden. Vom Grundstück aus eingetreten. War ganz verrostet. Dazu brauchte es nicht viel.
Der Täter hat das Motorrad rechterhand über den Weg geschoben. Auf der Wiese vorm Törchen waren ganz leichte Reifenspuren zu sehen. Auf dem Weg in rechter Richtung ebenfalls. Vor dem Tatzeitpunkt hat es lange nicht geregnet. Der Boden war steinhart. Leider, sonst hätte sich vielleicht mehr gefunden. An drei Stellen habe ich im Gras merkwürdige flächige Abdrücke entdeckt. In Schrittweite zueinander und groß wie ein Fuß. Keinesfalls von Schuhsohlen. Nur diese Flächen. Das beschäftigt mich.«
»Mich würde noch etwas anderes beschäftigen. Wie weit hat der Mörder das Motorrad geschoben? Wie ist er überhaupt zum Tatort gekommen? Woher besaß er diese blendenden Ortskenntnisse?«
»Das sind die Fragen eines Ermittlers. Ich grüble über Spuren nach.«
»Trotzdem: Wie lauten die Antworten auf diese Ermittlerfragen, wie du sie nennst?«
»Er hat die Maschine bis ans Ende des Fußwegs geschoben. Dort gibt es ein kleines Hotel. Ungefähr auf seiner Höhe muss er die Karre gestartet haben und ist abgerauscht.«
Jetzt drehte