Die großen Western 197. Howard Duff

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die großen Western 197 - Howard Duff страница 2

Die großen Western 197 - Howard Duff Die großen Western

Скачать книгу

wie eine Deichsel an der rechten Flanke des Pferdes befestigt. An der Spitze der Stange baumelt die Laterne und wirft ihren Schein auf den Weg. Das Licht reicht nur nicht weit. Ein Hang ist links, dann kommt eine Biegung. Corgan hält wieder, lockert die Kapuzenschnur. Danach erfolgt das Zügelrucken.

      Das Wiehern schallt durch die Stille. Einmal, zweimal prustet das Pferd störrisch, doch dann hört Corgan die Antwort. Augenblicklich zieht Corgan beide Pferde herum. Sie trotten etwa dreißig Yards. Lichtschein gaukelt über Büsche hinweg. Noch ein Rucken, das Wiehern klingt hell, und deutlich kommt die Erwiderung.

      Zwei Minuten darauf steigt Corgan ab. Er stampft ein paarmal auf, nimmt die zweite Laterne, steckt sie an und geht los. Er sieht das Pferd vor sich. Die Zügel sind um ein paar Buschzweige geschlungen und straff verknotet worden. Wasser glänzt dunkel, Wellen plätschern leise. Am Ufer ist ein kleiner Buckel. Die Laterne schwenkt höher, bis der Strahl den Buckel voll erfaßt hat. Corgan kniet nieder.

      »So ist das«, sagt Corgan danach heiser und hebt den Mann an. »Du warst auf irgend etwas gestoßen, Junge, ich wußte es, als ich deinen ersten Bericht vor mir hatte.«

      Er blickt in das Gesicht, in dem nicht einmal ein Staunen steht. Danach sieht er die Taschen nach und findet sie alle nach außen gewendet. Selbst die Satteltaschen des Pferdes sind leer.

      »Siebentausend Digger in der Deadwood Region«, murmelt Corgan bitter. »Vielleicht dreihundert Schurken, und zwei haben Kim aufgelauert, zwei oder mehr, denke ich. Eine Kugel von vorn, die andere von hinten. Raubmörder nehmen immer alles mit, manchmal sogar das Pferd, aber das ist oft zu gefährlich, weil man den Brand erst ändern muß. Ein H im Kreis? Das ist nicht sein Pferd, das er hatte, als er von Rapid City fortritt. Es muß ein Brandzeichen sein, das in dieser Gegend bekannt ist. Manche Leute erschießen einen Gaul und schneiden den Brand heraus, das ist auch eine Methode.«

      Corgan ist sicher, daß dies kein Raubmord gewesen ist. Er kauert eine ganze Weile stumm neben seinem Mann und trägt ihn dann zum Pferd. Dort bindet er ihn fest, nimmt seine Decke und zurrt sie über ihm fest.

      Nach kaum zehn Minuten reitet Corgan im scharfen Trab zurück.

      Der Schneefall hört kurz vor Rapid City auf.

      Corgan sieht sich nicht um. Er braucht auch nicht nach Spuren zu suchen, wenn es Tag wird, das weiß er. Der Schnee deckt alles zu, der Boden darunter ist steinhart gefroren.

      Der Schlüssel zu den Überfällen, die Kim Turner herausfinden sollte, liegt in Deadwood.

      Dort sind auch jene Männer zu finden, die bis jetzt neun Transporte der Wells Fargo überfallen und beraubt haben.

      Jene Banditen hat Kim Turner gesucht. Er muß sie auch gefunden haben, denn sonst würde er noch leben.

      Zuviel gewußt, daran ist Turner gestorben.

      *

      Der Mann ist klein, hat nur noch wenig Haare auf dem Kopf und muß sich gegen die Zimmertür stemmen.

      Es gibt einen berstenden Knall vor ihnen in der Dunkelheit des Zimmers. Danach klirrt es wild, Schnee fegt in den Raum, Wind heult mit jähem Fauchen los.

      »Das Fenster ist offen«, erklärt Corgan knapp und nimmt die Lampe hoch. »Schnell, Mann, die Tür wieder zu.«

      Der kleine Mann flucht, als er gegen den hereinbrausenden Wind die Tür schließen und sie mit aller Macht festhalten muß. Dennoch kracht sie schwer ins Schloß. Im flackernden Lampenschein starrt der Mann nicht nur auf den hereinwirbelnden Schnee, sondern auch auf den Wirrwarr in diesem Raum. Draußen heult der Sturm. Gerade noch kann Corgan unterhalb des Fensters die Umrisse des Daches eines Schuppens oder Anbaues sehen. Die Sicht beträgt keine zwanzig Yards mehr. Was draußen tobt, das ist ein Schneesturm, durch den sich Corgan die letzten fünfzehn Meilen nach Deadwood und bis zu diesem Hotel gekämpft hat, in dem Turners Zimmer ist.

      »Verdammt, verdammt«, sagt der Clerk des Hotels verstört und stolpert über die Matratze. Sie liegt mitten im Zimmer, und ihre Eingeweide hängen heraus. »Wer hat denn hier gehaust?«

      Er schließt das Fenster. Jetzt bleibt wenigstens der Schnee draußen, der Wind hat keine so starke Gewalt mehr. Dann sieht der kleine Mann sich nach Corgan um und starrt auf das wüste Durcheinander.

      »Er, ich meine, Turner, er sagte doch, er würde bald wiederkommen. Mister, hören Sie, wer hat das gemacht?«

      »Nun, wer?« fragt Corgan kurz. »Moment, Mann, haben Sie den ganzen Tag unten gesessen?«

      »Sicher, bis auf ein paar Minuten vielleicht, die ich in der Küche war, Mister. Hier ist immer Betrieb. Wer geht hier tagsüber hoch? Die sind doch durch das Fenster gestiegen.«

      »Ja«, erwidert Corgan kühl. »Sie sind durch das Fenster hereingestiegen. Bei dem Schneesturm sieht man keine zwanzig Yards weit, wie? Sie konnten es unentdeckt tun und hier alles durchsuchen.«

      Corgan sieht eine Sekunde dem kleinen Mann in die ungläubigen Augen. Dann geht er zum Packen, der in der Ecke liegt. Der Inhalt des Packens ist verstreut worden. Ein Buch hat keinen Rücken mehr, selbst der Umschlag ist abgerissen worden. Von einer Tasche aus Leder gibt es nur noch Fetzen. Gegenstände von Turners Prospektorausrüstung, die Turner zur Tarnung mitgenommen hatte, liegen auf dem Tisch und am Boden.

      Der kleine Mann fragt: »Mister, ich verstehe nicht, was sie gesucht haben. Sicherlich hat Mr. Turner sein Geld bei sich gehabt. Sind Sie ein Freund von Turner?«

      »Ja, ich sagte es schon einmal«, antwortet Corgan trocken. »Haben Sie hier einen Stallhelp?«

      »No, Sir, keinen. Das mache ich nebenbei. Warum, Sir?«

      »Ich dachte, der Stallhelp könnte die Burschen gesehen haben. Anscheinend hat sie kein Mensch bei dem Sturm hier einsteigen sehen, schätze ich, sonst hätte jemand seine Beobachtungen doch wohl unten im Hotel gemeldet, was?«

      »Ja, Sir, sicher. Was haben die denn nur gesucht?«

      Corgan tritt ans Fenster und blickt einen Moment hinaus.

      »Ich weiß nicht«, sagt er leise. »Packen Sie das Zeug zusammen, Mister, und dann schaffen wir es zur Wells Fargo Station hinüber. Das Zimmer ist bezahlt?«

      »Bis vorgestern, Sir.«

      Corgan nimmt drei Dollar aus seiner Tasche und legt sie auf den Tisch.

      »Turner braucht das Zimmer nicht mehr, Mister. Er kommt nicht mehr wieder«, murmelt er. »Das ist alles, mein Freund.«

      »Turner, ist er weggeritten für immer? Ist er…«

      Der kleine Mann sieht Corgan nach. Er blickt auf die sich von außen schließende Tür. Er hört die Schritte Corgans immer leiser werden, und dann ist das Klappen der Hintertür da.

      Wesley Corgan steht im Hof und lehnt sich einen Augenblick im Windschatten an die Hauswand, ehe er zu seinem Pferd geht.

      »Also gut«, sagt Corgan finster, »sie haben es gesucht und wahrscheinlich gefunden. Kims Aufzeichnungen befinden sich jetzt in ihren Händen. Sie wissen nun eine ganze Menge zuviel, denn Kim wird todsicher über jeden Tag eine Niederschrift gemacht haben. Das ist eine Anweisung. Und er hat sich an sie gehalten. Vielleicht hat er vorige Woche geschrieben, daß er einen Bericht an mich gemacht hat. Sie kennen also ganz sicher meinen Namen. Da ist nur dieses

Скачать книгу