Die großen Western 197. Howard Duff
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Читать онлайн книгу Die großen Western 197 - Howard Duff страница 6
»Dann geh hin und versuche, Corgan zu erschießen, los, geh schon!«
»Verflucht, er ist zu schnell für mich!«
»Also doch Angst, was? Du hast nur Steve hier, und der kann sich nicht unter eine Laterne wagen, weil er unerkannt bleiben muß. Du denkst, sie machen den Überfall, dann triffst du dich mit ihnen und läßt sie auf Corgan los, was? Aber was ist, wenn Corgan nun der Kutsche folgt, um mit Marcia O’Hare zu reden? Dann platzt er vielleicht mitten in den Überfall hinein. Danach kannst du deine Burschen kalt und steif besichtigen und hast niemanden mehr, der dir Corgan vom Hals schafft. Ich sage dir…«
In diesem Augenblick poltert es unten im Haus. Dann jagen hastige Schritte die Treppe hinauf. Der Mann nimmt immer zwei Stufen auf einmal.
Mit einem Satz ist der Große links der Zimmertür und hat seinen Revolver herausgerissen. Doch es ist nur Steve, der schneebedeckt und keuchend die Tür aufreißt und sich ächzend an die Wand lehnt.
»Was ist passiert?« fragt der Große heiser. »Steve, Mensch, was rennst du, als sei der Teufel hinter dir her?«
»Corgan!« bringt Steve mühsam heraus. »Er ist gerade weggeritten. Ich war kaum an der Station, als er mit Owens in den Hof kam. Sie gingen zum Stall, und Corgan holte zwei Pferde heraus. Sie sprachen zusammen, der Wind stand günstig, und ich konnte sie gut verstehen. Boß, Corgan sagte, er würde in jedem Fall die Kutsche einholen oder das Girl Marcia auf ihrer Ranch besuchen. Er fragte Owens, ob der sicher sei, daß Turner mit dem Girl geredet hätte. Owens antwortete, Turner hätte ihm von Marcia O’Hare erzählt. Das war alles, was sie noch sprachen. Dann ritt Corgan los.«
»Verflucht!« stößt der Große durch die Zähne. »Steve, traust du dir zu, die Kutsche zu überholen und Luke zu warnen? Sie sollen die Kutsche nicht angreifen. Sie sollen sich am Weg zur O’Hare Ranch in den Hinterhalt legen und Corgan erschießen, verstanden?«
»Das schafft er nicht!« mischt sich der Schlanke kühl ein, »vielleicht ist das Wetter im Westen besser, vielleicht kommst du noch rechtzeitig zu Luke, blast alles ab!«
»Du machst, was ich dir gesagt habe, Steve!« faucht der Große wild. »Ganz gleich, ob du Luke vor dem Überfall erreichst oder nicht, Corgan muß weg, verstanden? Sonst fliegen wir noch alle auf. Bringt ihn um! Das ist ein Befehl!«
»Du Narr«, sagt der Schlanke bitter. »Du siehst deine einzige Chance nicht mehr. Steve…«
»Er macht, was ich bestimme!« zischt der Große. »Ab mit dir, Steve, legt ihn um! Das Wetter wird schon nicht so schlimm sein, du wirst durchkommen. Denk an die Goldtransporte, Mann. Reite, sage Luke Bescheid. Erreichst du ihn rechtzeitig, dann keinen Überfall. Wartet auf Corgan und blast ihn in die Wolken.«
»In Ordnung, ich ziehe mich nur um, dann reite ich los.«
Steve hastet wieder hinaus, und der große Bursche sieht den schlanken Mann höhnisch an.
»Mord nicht, was?« fragt er spottend. »Du vergißt nur eines, Boß: Tote reden nicht mehr. Das ist die beste Medizin dieser Welt.«
Die beste Medizin der Welt.
*
Steve blinzelt verstört in das düstere Grau des Tages hinein. Krachend stürzt nicht weit von ihm ein Baum unter der Gewalt der Sturmböen um.
Es wird hell, aber der Schneesturm dauert an. Die Sicht beträgt kaum dreißig Yards. Und viel mehr wird es auch nicht werden, wenn der Schneefall nicht aufhört.
Beißende Kälte dringt durch Steves dicke Vermummung. Er trägt eine schwere Jacke, darüber den Mantel und um den Kopf ein Wolltuch, auf das er den Hut gebunden hat. Um ihn tobt der Sturm, und vor ihm geht es links hinter Bäumen über einen Hang.
Langsam setzt sich das Pferd wieder in Bewegung, aber auch jetzt sieht Steve weder die Kutsche, noch verraten Spuren, tote Pferde oder sonstwelche Zeichen, daß es hier einen Kampf gegeben haben könnte.
»Sie sind nicht hier«, keucht Steve bestürzt. »Alle Teufel!«
Steve hat die Stelle erreicht, an der der Überfall stattfinden sollte. Er steigt ab, hat hier Windschutz durch die Bäume und weniger Schnee. Als er den locker hingewehten Schnee mit den Händen wegscharrt, sieht er unter ihm deutlich die Hufspuren.
In dieser Sekunde packt Steve der Schreck mit voller Gewalt. Hier ist der Boden von Hufen gestampft worden, aber das muß etwa drei Stunden nach Mitternacht gewesen sein.
»Sie haben hier gewartet«, stellt Steve keuchend fest. »Allmächtiger, die Kutsche ist nicht gekommen. Sie sind weg, und die Kutsche muß einen anderen Weg gefahren sein. Es gibt nur noch den Südostweg. Verdammt, Luke und Marthy haben gemerkt, daß die Kutsche bei dem Wetter besser im offenen Gelände vorankommen kann und sich ausgerechnet, daß sie hier umsonst auf sie warteten. Sie sind zum Südostweg aufgebrochen. Alles war umsonst, ich kann sie nicht einholen. Ich muß sie finden.«
Im brüllenden Sturm zieht Steve sein Pferd herum. Er reitet in eines der Quertäler, um dort nach Osten schwenken zu können. Sein Pferd stemmt sich gegen den tosenden Wind und den pausenlos heranjagenden Schnee.
Es ist kein schnelles Reiten für Steve. Sein Boß, das weiß Steve schon seit Stunden, hat sich geirrt. Das Unwetter tobt sich mehr im Süden aus, und nicht nur Steve steckt in ihm, sondern auch die Kutsche. Mit ihr hüllt der Hurrikan auch jene fünf Männer ein, die das Geld aus der Kutsche rauben wollen.
Aber noch jemand ist unterwegs. Und da er nicht hiergewesen ist, muß er besser als Steve geritten sein.
»Corgan«, sagt Steve zwischen den Zähne, »der verdammte Hund hat sich ausgerechnet, daß die Kutsche abbiegen und ins freie Gelände fahren würde. Er hat sie sicher längst erreicht. Hoffentlich ist er erst herangekommen, als der Überfall schon vorbei war.«
Steve beißt die Zähne zusammen. Er will wissen, wo die fünf Männer sind. Er muß es in Erfahrung bringen, koste es, was es wolle. Die Kutsche muß bereits fünfzehn Meilen früher den normalen Kutschenweg verlassen haben. Dadurch ist Steve gezwungen, einen noch größeren Umweg zu machen. Vielleicht hätte er bei normalem Wetter die Stelle rechtzeitig gesehen, an der die Stagecoach vom Weg gelenkt wurde. Aber er hat jenen Platz überritten, weil der Schnee die Fährte überdeckt hat.
Steves Gaul schafft es nie, den Zeitverlust einzuholen. Es sind mindestens fünf Stunden. Etwa um diese Zeit müßten die anderen fünf Mann auf die Kutsche gestoßen sein.
Im Schritt kämpft sich Steves Pferd weiter gegen den heulenden Sturm. Für eine Meile braucht Steve über eine Viertelstunde. Und die düstere Ahnung sitzt in ihm, daß er zu spät kommen wird.
Wo sind die fünf Männer jetzt?
Wo ist die Stagecoach?
Und wo ist Wesley Corgan?
*
Ohne die beiden Sturmlaternen würde Corgan wie jeder andere Mann die Fährte der Kutsche verlieren. Zwar flackern die Lichter der Laternen manchmal bedrohlich, aber nur einmal erlischt eins.
Wesley