Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 227
»Na, die junge Frau. Die Erbin vom Ponyhof.«
»Aha, und woher weißt du das?«
»Der Hubert war vorhin drunten im Dorf. Er hat drüben beim Herrnbacher eine lange Liste mit Sachen abgegeben, die Ignaz besorgen soll. Darunter auch Farbe und Pinsel. Offenbar wollen’s den Hof wieder auf Vordermann bringen, meint zumindest der Herrnbacher.«
Die beiden Männer standen in der Sakristei. Draußen war Alois Kammeier, der Meßner von St. Johann, damit beschäftigt, die Gesangbücher einzusammeln und zu ordnen. Pfarrer Trenker hatte sich des Meßgewandes entledigt und zog sein Jackett über.
»Das freut mich zu hören«, sagte er. »Da werd’ ich doch gleich nach dem Abendessen hinüberfahren und die neue Nachbarin begrüßen.«
Sophie Tappert hatte wie immer reichlich gedeckt, und Max schaute verzückt auf die verlockende Wurstplatte. Dabei entging ihm der Blick, mit dem sein Bruder ihn betrachtete.
»Sag’ mal, Max, täusche ich mich, oder hast du etwas zugelegt?« fragte der Geistliche und deutete auf den Hosenbund des Polizisten. »Da, am Bauch und um die Hüften…«
Max’ Hand, die gerade nach der Wurstplatte greifen wollte, blieb in der Luft hängen. Entgeistert sah er seinen Bruder an.
»Was red’st denn da?« empörte er sich. »Ich und zugenommen?«
Er bedachte Sebastian mit einem Blick, der Bände sprach.
»So ein Schmarr’n«, sagte er. »Ich kann essen was ich will, ich nehm’ kein Gramm zu!«
Pfarrer Trenker hatte seiner Haushälterin zugeblinzelt. Sophie Tappert stieß in dasselbe Horn wie Sebastian.
»Ich wollt’s ja eigentlich net sagen«, bekundete sie. »Aber aufgefallen ist’s mir auch schon…«
Jetzt war Max wirklich entsetzt. Die Perle des Pfarrhaushaltes war von Natur aus schweigsam, doch wenn sie mal etwas zu sagen hatte, dann hatte das in der Regel schon eine gewichtige Bedeutung. Der Beamte schaute an sich herunter, dann blickte er die beiden an.
»Meint ihr wirklich?« vergewisserte er sich, »oder wollt ihr mich nur foppen?«
»Bestimmt net. Das würd’ uns im Traum net einfallen«, versicherte Sebastian glaubhaft. »Aber ich weiß da einen Rat. Du hast doch vor zwei Jahren dieses Fahrrad gekauft, net wahr?«
»Fahrrad? Welches Fahrrad?«
»Na, dieses silbergraue Aluminiumrad, das so wenig wiegt. Du warst doch ganz begeistert davon.«
»Ach das«, erinnerte sich Max. »Ja, ich glaub’, das steht bei mir im Keller.«
»Siehst«, meinte Sebastian. »Nach dem Abendessen holst’ es aus dem Keller, und dann fahren wir zuammen zum Ponyhof hinauf. Und weil du’s dir ja wieder abstrampelst, darfst’ jetzt ruhig von der Salami nehmen.«
»Mit dem Rad zum Ponyhof hinauf?« fragte der Polizist entsetzt. »Das sind doch mindestens zwölf Kilometer – bergan!«
»Stimmt«, nickte der Pfarrer. »Dafür geht’s auf dem Rückweg wieder bergab.«
Max Trenker sah wieder auf die Wurstplatte, dann wieder auf seinen Bauch. Komisch, dachte er, mir ist überhaupt nicht aufgefallen, daß ich zugenommen hätte.
Den amüsierten Bilck, den Pfarrer Trenker und Sophie Tappert schnell tauschten, sah er allerdings nicht.
*
»Das beste wird sein, wenn wir uns einen regelrechten Plan machen, wie wir vorgehen«, schlug Sandra Haller vor.
Die Bewohner und Bewohnerinnen des Ponyhofes saßen draußen unter der alten Eiche an dem langen Holztisch. Resi Angermeier hatte mit Ninas Hilfe das Abendessen zubereitet. Zur Feier des Tages, und weil die drei Madeln ja den ganzen Tag unterwegs gewesen waren, gab es einen deftigen Schweinsbraten mit Kraut und Semmelknödeln.
Sandra und Anja hatten derweil mit Hubert die Ponys von der Weide geholt und in das Gatter getrieben, wo sie versorgt wurden
»Wie lang’ reicht denn noch das Futter?« hatte die junge Erbin sich sorgenvoll erkundigt.
Hubert Bachmann kratzte sich am Ohr.
»Eie gute Woch’ noch«, antwortete er zaghaft.
Es klang, als wollte er hinzufügen: Wenn wir sparsam sind!
»Ich muß morgen unbedingt erstmal auf die Bank, um zu sehen, wieviel Geld ich bekommen kann«, sagte Sandra.
Sie hatten die Tiere gefüttert und getränkt, dann riefen Resi und Nina zum Abendessen.
»Also, die Fremdenzimmer sind soweit okay«, meinte die schwarzhaarige Nina. »Resi und ich sind vorhin zusammen durchgegangen und haben alles aufgeschrieben, was noch gemacht werden muß. Bis auf ein wenig Farbe und Bettwäsche, die geflickt werden muß, sind sie in einem annehmbaren Zustand.«
»Na, wenigstens ein Lichtblick«, seufzte Anja. »Ställe machen keinen so guten Eindruck. Die Dächer müssen unbedingt repariert werden, und in den Wänden fehlen etliche Bretter.«
Das war ein Punkt, der zuerst erledigt werden mußte. Schließlich waren die Ställe vor allem auch für Gäste gedacht, die ihre eigenen Ponys oder Pferde mitbrachten.
»Gut«, nickte Sandra, während sie sich bediente. »Dann müssen wir das als erstes in Angriff nehmen. Aber wie gesagt, wir sollten uns einen Plan machen. Farbe und Pinsel sind ja schon bestellt, fehlen also noch Draht und Nägel.«
Sie schaute zur Einfahrt. Zwei Radler kamen eben hindurch und stiegen ab.
»Nanu, sollten das schon die ersten Gäste sein?« flachste Anja. »Das sind aber merkwürdige Ponys, die sie da mit sich führen.«
»Das ist ja unser Pfarrer«, rief Resi Angermeier. »Bestimmt will er dich willkommen heißen.«
Sandra stand auf und schaute die beiden Männer an.
»Grüß’ euch zusammen«, nickte Sebastian den Leuten zu, während Max grüßend die Hand hob.
Der Polizeibeamte war im Gegensatz zu seinem Bruder etwas außer Atem.
»Guten Abend«, nickte Sandra zurück und reichte Sebastian die Hand.
»Ich bin Pfarrer Trenker«, stellte der Geistliche sich vor. »Das hier ist mein Bruder Max. Er ist der Ordnungshüter in unserer schönen Gegend. Ja, herzlich willkommen. Ich hab’ von Ihrer Ankunft gehört und wollt’ Sie gleich begrüßen.«
»Das ist sehr freundlich, Hochwürden«, erwiderte das junge Madel, nachdem es sich und die beiden Freundinnen vorgestellt hatte. »Wir sind gerade beim Abendessen, dürfen wir Sie dazu einladen?«
Sebastian lehnte dankend ab, Max allerdings bekam große Augen, als er die herrlichen Klöße, den Braten und das Kraut sah. Er leckte sich die Lippen, doch dann bedankte er sich mit dem Hinweis, ebenfalls schon gegessen zu haben.