Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 226
Sandra ging zu ihr und legte ihren Arm um die Schulter der alten Frau.
»Es wird schon alles werden. Mit eurer Hilfe packen wir’s ganz bestimmt. Wenn wir uns ins Zeug legen, haben wir vielleicht schon im kommenden Sommer wieder die ersten Feriengäste. Und mit dem Fräulein Haller ist Schluß. Ich bin die Sandra. Schließlich sitzen wir alle im gleichen Boot.«
»Und wir sind Nina und Anja«, riefen die beiden anderen.
Hubert Bachmann, der bis jetzt ziemlich zurückhaltend gewesen war, holte tief Luft. Dann öffnete er den Küchenschrank und holte eine Flasche Obstler hervor, die Resi dort versteckt hatte.
»Darauf müssen wir einen trinken«, verkündete er.
Resi schaute verwundert erst auf Hubert, dann auf die Flasche. Schließlich heftete sie ihren Blick auf den Knecht. »Woher weißt denn du von der Flasche?« fragte sie in scharfem Ton.
Hubert grinste verschmitzt, während er fünf Gläser einschenkte.
»I? I weiß mehr, als d’ ahnst, liebe Resi«, antwortete er fröhlich.
*
»Ich kann nicht mehr«, stöhnte Markus Reinders und setzte sich an den Rand der Wiese nieder.
Der schwere Rucksack glitt zu Boden. Erleichtert streckte der Student die befreiten Glieder.
»Nun komm’, du müder Krieger«, frotzelte Stephan Rössner. »Wir sind noch keine zehn Kilometer gelaufen. Wenn du so weitermachst, dann kommen wir nie ans Ziel.«
Ihr Ziel war das kleine Bergdorf St. Johann. Markus hatte Stephans Vorschlag, gemeinsam eine Wandertour zu unternehmen, begeistert aufgegriffen. Weniger aus Sparsamkeit, als aus Ehrgeiz hatten sie beschlossen, auf andere Fortbewegungsmittel, als die eigenen Füße zu verzichten – bestenfalls, daß ein mitleidiger Bauer sie auf dem Anhänger seines Treckers mitnahm. Inzwischen war die Begeisterung bei Markus ein wenig gedämpft. Seit vorgestern waren sie unterwegs, hatten erst im Freien und in der letzten Nacht im Heuschober geschlafen, und dabei am Tag mehr als fünfundzwanzig Kilometer zurückgelegt.
»Also gut«, gab Stephan nach und setzte sich neben den Freund. »Machen wir erst einmal Pause. Ein zweites Frühstück kann ja nicht schaden.«
Den Proviant hatten sie am Morgen in einem Dorf gekauft, durch das sie gekommen waren. Er bestand aus kernigem Rauchspeck und herzhaftem Brot. Ihre Wasserflaschen hatten sie an einem öffentlichen Brunnen aufgefüllt. Zwar waren die beiden einem kühlen Bier nicht abgeneigt, aber sie waren klug genug zu wissen, daß das nicht das richtige Getränk für solch eine Tour war.
Markus sah den Freund von der Seite her an. Stephan machte einen nachdenklichen Eindruck. Wahrscheinlich dachte er an seine Eltern...
Er hatte dem Studienkollegen von der Auseinandersetzung zu Hause erzählt.
»Meinst’, daß sie sich Sorgen machen?« fragte Markus. Stephan sah auf.
»Meine Eltern?«
Er schüttelte den Kopf.
»Bestimmt nicht. Die denken doch, daß ich wieder in München bin.«
»Ohne deinen Wagen?«
Der junge Mann zuckte die Schultern.
»Stimmt. Daran hab’ ich gar nicht gedacht. Naja, sollen sie eben denken, daß ich auf das Auto pfeife. Immerhin hat es ja mein Vater bezahlt. Natürlich hat er ihn als Firmenwagen von der Steuer abgesetzt.«
Markus, der ein wenig feinfühliger war, als sein Freund, sah Stephan streng an.
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Machst du dir das nicht ein bißchen zu einfach? Ich kann schon verstehen, daß deine Eltern nicht glücklich sind, wenn du so von heute auf morgen einfach alles hinwirfst. Schließlich hatten sie damit gerechnet, daß du eines Tages die Firma übernimmst.«
Stephan hieb wütend auf den Boden.
»Mensch, du redest schon wie mein Vater«, rief er erregt. »Ich will diese verdammte Firma überhaupt nicht! Wer hat eigentlich das Recht, zu bestimmen, daß ich in die Fußstapfen meines Vaters treten muß? Ich wollte nie studieren.«
Er hob beide Hände.
»Hiermit möchte ich arbeiten, damit ich sehen kann, was ich geschafft habe. Ist das denn so schwer zu verstehen? Ich lieb die Natur, ich brauche meine Freiheit. Da kann man mich doch nicht in ein Büro einsperren!«
»Hey, beruhige dich wieder«, sagte Markus sanft. »Natürlich hast du recht, aber dein Vater genauso.«
Stephan sah ihn an und grinste.
»Dann steig’ du doch bei uns ein, wenn du mit dem Studium fertig bist«, meinte er.
Markus Reinders kam aus anderen Verhältnissen als sein Freund. In seiner Familie wurde immer noch auf den Pfennig gesehen.
»Würd’ ich schon«, antwortete er. »Leider wird dein Vater nicht damit einverstanden sein.«
Er schnitt ein neues Stück Speck ab und reichte es Stephan.
»Mal sehen«, sagte er. »Eines Tages wird sich zeigen, wo wir beide gelandet sind. Aber jetzt sind wir ja erstmal auf dem Weg nach St. Johann. Wie weit ist denn das noch?«
»Stephan Rössner holte eine Wanderkarte hervor und faltete sie auseinander.
»Heut’ abend müßten wir es geschafft haben«, verkündete er und steckte den Speck in den Mund.
»Na, ich bin gespannt auf die beiden Gipfel, von denen zu erzählt hast. Woher kennst du die Gegend eigentlich?«
»Früher bin ich mit meinen Eltern oft hergefahren. Der Himmelsspitz und die Windermaid, so heißen die Gipfel, bieten ein grandioses Panorama, es wird dir gefallen.«
»Hoffentlich behältst du recht, und wir finden irgendwo auf einem Bauernhof einen Unterschlupf«, meinte Markus skeptisch. »Jetzt, um diese Zeit, werden doch noch keine Erntehelfer gebraucht.«
»Darüber mach’ ich mir erst Gedanken, wenn wir dort sind«, lachte Stephan und stieß den Freund an. »Los, komm, es geht weiter.«
Mühsam rappelte Markus sich auf und schnallte seinen Rucksack um.
»Wenigstens das Handy hätten wir mitnehmen sollen«, sagte er. »Wer weiß, ob wir es unterwegs nicht brauchen.«
»Ach was«, winkte Stephan ab. »Zurück zur Natur, ist die Devise. Da stören diese Dinger nur. Stell’ dir vor, du bist in den Bergen unterwegs, und plötzlich klingeln überall die Telefone. Das ist doch grauenhaft.«
»Wo du recht hast, hast du recht«, mußte der Freund einsehen.
Aber, insgeheim bedauerte er schon, solch ein praktisches Mobiltelefon nicht dabei zu haben – wie schnell hätte man damit ein Taxi rufen können…!
*
Nach der Abendmesse