Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 31
Draußen auf der Diele stand Resl und schaute Max angstvoll an.
»Was hat’s denn gegeben?« fragte sie. »Der Vinzenz hat ja so laut gebrüllt.«
»Ein Donnerwetter hat’s gegeben«, antwortete Max und sah sie erbost an. »Und wenn dieser Blödsinn net aufhört, gibt’s ein noch viel schlimmeres!«
Mit diesen Worten schlug er die Haustür hinter sich krachend ins Schloß, und wie zur Bestätigung seiner Worte, entlud sich am Himmel ein rollender Donner.
*
Sebastian Trenker saß in seinem Arbeitszimmer und schrieb an seiner Predigt für den nächsten Tag. Allerdings war er nicht so recht bei der Sache. Was Max ihm da gebeichtet hatte, ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Wenn das stimmte, was der Bruder befürchtete, dann saß Max ganz schön in der Tinte. Sebastian wußte, daß mit Vinzenz Leitner nicht zu spaßen war, und wenn der Bauer annahm, die Resl und Max wären sich einig, dann würde er auch auf eine Hochzeit bestehen. Max konnte sich nicht erklären, was der Leitner-Bauer sonst von ihm wollte. Gut, er hatte mit der Resl geflirtet und getanzt, aber mehr war doch net gewesen.
So recht glauben, daß an der Geschichte etwas dran wäre, mochte der Geistliche auch nicht. Dazu kannte er seinen Bruder viel zu gut. Max würde niemals leichtfertig einem Madel die Ehe versprechen, und wenn es so gewesen wäre – ihm, dem Pfarrer und Bruder, würde er die Wahrheit gesagt haben, davon war Sebastian Trenker überzeugt.
Es klopfte an der Tür, und Sophie Tappert trat ein. Sie brachte den abendlichen Tee. Schon lange hatte Sebastian Tranker es sich angewöhnt, abends, besonders dann, wenn er irgendwelche Bücher studierte, oder seine Predigten schrieb, einen duftenden Tee zu trinken. Erst recht bei solch einem Wetter, wie es heute herrschte. Der Regen hatte erst vor ein paar Minuten nachgelassen.
Die Haushälterin stellte die Kanne auf ein Stövchen, das sie vor Jahren als Urlaubsandenken aus Ostfriesland mitgebracht hatte. Es war einer ihrer wenigen Urlaube gewesen, die sie wirklich weit fort verbracht hatte. Zum ersten Mal war sie damals an der Nordsee gewesen. Es hatte ihr zwar gefallen, im hohen Norden, aber viel lieber fuhr sie in die nähere Umgebung. Weiter, als bis Passau oder Regensburg mochte sie nicht fahren. Dazu hing sie viel zu sehr an der Heimat.
»Vielen Dank, Frau Tappert«, sagte Pfarrer Trenker, während er scheinbar geistesabwesend den Stoß Papiere sortierte, der da vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
Die Haushälterin blickte ihn forschend an. In den Jahren, die sie nun schon in seinen Diensten stand, hatte Sophie Tappert ein untrügliches Gespür dafür entwickelt, wenn Pfarrer Trenker mit irgendeinem Problem nicht weiterkam, und Sebastian hatte so manches Mal dankbar auf ihren Ratschlag zurückgegriffen.
»Beschäftigt Sie etwas, Hochwürden?« fragte sie denn auch. Sebastian kannte seine Perle nur zu gut und wußte, daß er nichts vor ihr verheimlichen konnte.
»Ja«, sagte er. »Die Sache mit Max geht mir nicht aus dem Kopf. Ich glaube ihm, daß er der Resl nix versprochen hat.« Er schaute auf die Uhr.
»Eigentlich müßte er ja bald da sein«, meinte er. »Ich hoffe nur, daß der Vinzenz keine Dummheiten macht.«
Sophie Tappert war froh, daß es nichts Schlimmeres war, das den Pfarrer bedrückte. Das war ein Problem, mit dem man fertig werden konnte, und über Max hatte sie ihre eigene Meinung.
Sie mochte ihn, aber jedes Mal, wenn er es zu arg trieb, hätt’ sie ihn am liebsten übers Knie gelegt. Das schadet ihm gar nichts, wenn er mal ein bissel schmoren muß, dachte sie – sagte es aber nicht.
»Das renkt sich schon alles ein«, meinte sie nur und ging hinaus.
Kurz darauf klingelte es, und wenig später stürmte Max herein. Er schnaubte wütend und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Sebastian schmunzelte.
»Ja, lach’ du nur«, sagte Max grimmig, als er das sah.
»Was war denn?« wollte sein Bruder wissen.
»So ein Hirsch, so ein damischer«, raunzte der Polizist. »Hat der wohl allen Ernstes geglaubt, ich käme zum Verlobungskaffee.«
Er berichtete von dem Gespräch zwischen ihm und Vinzenz Leitner, und Sebastian blieb nichts anderes übrig, als ungläubig zuzuhören.
»Aber sag’ mal, wie kann die Resl denn so etwas erzählen?« sagte er schließlich. »Das Madel kann doch net behaupten, du hättest ihr die Ehe versprochen.«
»So muß es aber gewesen sein. Wie käme Vinzenz sonst auf den Gedanken, ich würde seine Schwester heiraten wollen?«
Sebastian strich die Papiere glatt, auf denen er sich Notizen für seine Predigt gemacht hatte, dann stand er auf.
»Ich denke, ich werd’ einmal mit dem Madel sprechen«, meinte er. »Nicht, daß die Resl sich da in etwas hineinsteigert, was nachher nicht wieder gutzumachen ist. Aber jetzt wird es Zeit für die Spätmesse.«
Gemeinsam gingen sie zur Kirche hinüber. Sie wollten eben durch die hohe Tür eintreten, als jemand nach Max rief.
Es war Sepp Reisinger, der über den Kiesweg herangelaufen kam. Er war völlig außer Atem.
»Die Reisegruppe«, japste er. »Sie sind noch immer net zurück, und es ist doch schon dunkel. Wenn da nur nix passiert ist.«
Sebastian und Max brauchten einen Moment, bevor sie aus seinen Worten schlau wurden.
»Eine Reisegruppe?« fragte der Pfarrer. »Sind die etwa auf Bergtour? Bei dem Unwetter vorhin?«
Der Löwenwirt nickte.
»Ja, und – ich weiß ja net, wie es ihm geht, aber einer war dabei, der hatte gestern ziemliche Bauchschmerzen. Er hat dann einen Tee gekauft, beim Loisl, und die Schmerzen waren wohl auch weg…«
Er schaute Sebastian und Max an.
»Aber – es ist ja so eine Sache mit dem Loisl seinen Kräuterkuren…«, sagte er dann.
»Allerdings.«
Sebastian Trenker hatte sich schon öfter den Brandhuber vorgeknöpft, doch leider immer wieder ohne Erfolg.
Er schaute zur Kirche hinüber.
»Dann muß Vikar Mooser die Messe lesen«, entschied er kurzerhand und wandte sich an seinen Bruder. »Max, sag’ Dr. Wiesinger Bescheid, wir treffen uns in fünf Minuten beim Hotel. Bring’ noch ein paar Männer mit und Lampen – eben alles, was wir brauchen. Du weißt schon.«
Der Polizist nickte und eilte mit dem Wirt fort. Sebastian lief in die Küche und unterrichtete den Vikar. Dann ging er ins Pfarrhaus hinüber und zog sich für die Bergtour um.
»Wir können nur hoffen, daß sie einen Unterschlupf gefunden haben«, sagte er, als er beim Hotel angekommen war.
Dort warteten schon Max und Toni Wiesinger, mit weiteren vier Männern.
»Eine Höhle vielleicht, oder eine Berghütte.«
Sie breiteten eine Karte aus.
»Diese Route wollten sie nehmen«, sagte Sepp Reisinger,