Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 33
Die Männer waren mit zwei Wagen losgefahren. Schließlich kamen sie zu einer Stelle, an der es nicht mehr weiterging, von nun an mußten sie zu Fuß gehen. Nach einer halben Stunde erreichten sie einen Platz unterhalb des Höllenbruchs.
»Ich schlage vor, wir teilen uns«, sagte Pfarrer Trenker und deutete auf einen schmalen Pfad. »Hier wird’s eng. Wer kein geübter Kletterer ist, sollte lieber auf der anderen Seite suchen. Wer weiß, vielleicht ist die Gruppe dort drüben hochgegangen, dann stecken sie möglicherweise in der Stuberhöhle. Wenn sie hier hoch sind, könnten sie in der Berghütte am Riest heruntergekommen sein.«
Die Männer waren einverstanden. Unter der Führung von Max Trenker stiegen drei den einfacheren Wanderpfad hinauf, während die anderen Sebastian folgten, unter ihnen Toni Wiesinger. Zuvor verabredeten sie, Signalpistolen abzuschießen, sollte eine der Gruppe auf die Vermißten treffen.
Der Weg war vom Regen ausgewaschen und entsprechend glatt und rutschig. Die Männer des kleinen Suchtrupps waren ständig in Gefahr, auszugleiten und abzustürzen. Sie kamen nur langsam voran. Als Sebastian einmal zwischendurch auf die Uhr sah, stellte er mit Schrecken fest, daß es beinahe schon Mitternacht war.
»Was glauben Sie, Doktor, was der Kranke haben kann?« wandte der Pfarrer sich zwischendurch an den Arzt.
Toni Wiesinger schnaufte. Im Gegensatz zu Sebastian Trenker, den viele den »Bergpfarrer« nannten, hatte der Mediziner nicht soviel Übung im Bergwandern. Obwohl er auch, so oft es ihm seine Zeit erlaubte, Ausflüge in die nähere Umgebung unternahm.
»So wie Sepp es schilderte, deutet alles auf eine Bauchfellentzündung hin, also Blinddarm«, sagte er. »Die Symptome scheinen eindeutig. Im Anfangsstadium verschwinden die Schmerzen oftmals wieder. Kehren dann aber um so stärker wieder zurück, Fieber, Schüttelfrost und Erbrechen sind typisch. Ich kann nur hoffen, daß wir sie bald finden. Auf jeden Fall muß der Mann in ein Krankenhaus.«
Pfarrer Trenker schaute im Schein seiner Stablampe auf die Karte.
»Nicht mehr lange, dann teilt sich der Weg«, erklärte er. »Der eine führt zu der Hütte, von der ich vorhin sprach. Vielleicht sind sie dort…«
Mit neuer Zuversicht setzten sie ihren Weg fort. Es dauerte eine knappe halbe Stunde, dann hatten sie die Gabelung erreicht.
»Hallo, hallo! Hier sind wir!«
Ein Mann stolperte ihnen entgegen.
»Ich hab’ Sie schon kommen hören«, sagte er erleichtert. »Mein Name ist Ewald Obermeyer. Wir haben einen Kranken dabei.«
»Ich bin Pfarrer Trenker«, stellte Sebastian sich vor und deutete auf Toni Wiesinger. »Wir haben einen Arzt mitgebracht.«
»Gott sei Dank, ich glaub’, dem Hubert geht’s sehr schlecht.«
Dr. Wiesinger nickte.
»Dann wollen wir sehen, daß wir schleunigst zur Hütte kommen.«
*
Den Männern der Wandergruppe stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als Ewald Obermeyer mit dem Suchtrupp eintraf. Toni Wiesinger kümmerte sich sofort um Hubert Brunnenmeyer, während Pfarrer Trenker die anderen begrüßte. Zuvor schossen sie mit der Signalpistole eine weiße Rakete ab, um den anderen anzuzeigen, daß sie die Vermißten gefunden hatten.
»Wir waren schon auf dem Rückweg, als uns das Unwetter überraschte«, berichtete Heinrich Burghaller. »Und kurz zuvor ist der Hubert zusammengebrochen.«
Ebenso berichtete er vom verlorengegangenen Rucksack.
Inzwischen hatten die Männer des Suchtrupps heißen Kaffee und Tee aus Thermoskannen verteilt. Dankbar wärmten sich die Mitglieder der Wandergruppe an den Getränken.
»Das ist eine Verkettung unglücklicher Umstände«, sagte Sebastian Trenker. »Gottlob ist nichts Schlimmeres geschehen.«
Der Geistliche wandte sich an Toni Wiesinger.
»Wie sieht es aus, Doktor?«
Der Arzt machte ein ernstes Gesicht.
»Nicht gut«, sagte er. »Der Unterbauch ist prall und hart. Wie ich vermutet habe, handelt es sich um eine Blinddarmentzündung. Der Mann muß sofort in ein Krankenhaus gebracht und operiert werden.«
Sebastian war sofort alarmiert.
»Wir können ihn nicht hinunterschaffen«, erwiderte er. »Nicht bei dieser Dunkelheit. Selbst mit unseren Lampen haben wir zu wenig Licht.«
Er schaute sich in der Hütte um.
»Eine Trage zu bauen, wäre das geringste Problem«, meinte er dann. »Es gibt genug Material hier, das wir dazu benutzen können. Aber wir können sie niemals ins Tal bringen.«
»Dann muß jemand hinunter und die Bergwacht benachrichtigen. Notfalls müssen die mit dem Hubschrauber kommen. Es ist höchste Eile geboten. Der Mann stirbt uns sonst.«
Sebastian Trenker überlegte nicht lange. Wenn überhaupt, dann kam nur er dafür in Frage, diese Aufgabe zu übernehmen. Seine Erfahrung als Bergsteiger und Kletterer gab hier den Ausschlag.
»Wenn der Max hier ist, soll er die anderen hinunterführen«, sagte er, bevor er aufbrach.
»Ist gut«, stimmte der Arzt zu. »Ich kümmere mich solange um den Kranken und versuche, das Fieber zu senken.«
»Alles Gute«, wünschten die Zurückgebliebenen, als Sebastian in die Dunkelheit hinausging.
*
Lore Inzinger beobachtete das verliebte Paar, das an einem der Tische saß, die sie bediente, mit wütenden Blicken. Tobias hatte seinen Arm um Christel gelegt und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Das Madel schaute ihn verliebt an und lächelte glücklich. Ein Lächeln, das Lores Wut und Ärger nur noch mehr anstachelte. Ausgerechnet diese Sennerstochter hatte sich ›ihren‹ Tobias geangelt. Aber darüber war das letzte Wort noch net gesprochen! Mit energischen Schritten ging sie auf den Tisch zu und stellte sich davor.
»Die Herrschaften wünschen?« fragte sie, und ihr Blick, mit dem sie Christel Hornhauser bedachte, sprach Bände. »Ein Glas Milch vielleicht für das Fräulein Braut? Frisch von der Alm, natürlich.«
Dabei grinste sie frech. Christel schaute einen Moment verdutzt, dann konterte sie. Was bildete sich diese Person überhaupt ein? Tobias hatte sie ja schon gewarnt, als er Lore Inzinger entdeckte, und Christel hatte sich innerlich für einen ›Zweikampf‹ gewappnet.
»Vielen Dank«, antwortete sie. »Heut’ nehm ich ausnahmsweise einen Wein. Einen Franken, wenn’s recht ist. Aber trocken – falls Sie so etwas haben.«
Sie beugte sich vor und fixierte Lore.
»Sie wissen doch, was ein Frankenwein ist – oder?«
Tobias konnte sich das Lachen nicht ganz verkneifen und prustete los.
Lore drehte sich wutentbrannt um und ging zum Tresen hinüber.
»Ich hätt’ noch gern’ eine Maß«, rief Tobias ihr hinterher. Die beiden