Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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an der er unschuldig war.

      Aber wer kam dafür in Betracht?

      Tobias wußte es nicht. Er war bei allen beliebt und Feinde hatte er keine.

      »Könnte Lore vielleicht…?« fragte Monika.

      Daß seine verflossene Freundin dahinterstecken könnte, daran hatte Tobias auch schon gedacht, obwohl – nein, glauben mochte er es net. Außerdem, wann hätte sie mit Christel reden sollen, um ihr etwas zu erzählen. Sie hatte ja gar keine Gelegenheit dazu gehabt.

      »Nein, nein, das glaube ich net«, antwortete er auf Monikas Frage. »Außerdem ist sie doch bestimmt schon wieder in die Stadt gefahren. Sie hat ja nur am Wochenend’ frei gehabt.«

      Er stand auf und trat ans Fenster. Draußen zog langsam die Nacht herauf. Tobias lehnte seinen Kopf an das kühle Glas der Fensterscheibe und schloß für einen Moment die Augen. Christels Gesicht tauchte vor ihm auf und verschwand wieder, so schnell, wie sie ihm in der Wirklichkeit wieder entglitten war.

      Monika legte tröstend den Arm um ihn. Tobias drehte sich um und nickte tapfer.

      »Einmal möcht’ ich noch mit ihr sprechen«, sagte er leise. »Und dann muß sie mir sagen, was geschehen ist.«

      *

      Max Trenker glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Ungläubig starrte er auf den Umschlag mit der Karte in seiner Hand.

      »Die besten Wünsche zur Verlobung«, stand auf der Karte, die von einer Familie aus dem Dorf unterschrieben war. Auf dem Umschlag stand zu lesen: ›Herrn Maximilian Trenker und Braut‹.

      »Da soll doch einer…!«

      Unmutig schlug der Gendarm mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. Hatte Vinzenz Leitner, dieser Dummkopf, etwa herumposaunt, daß er, Max, und Theresa, sich verloben würden? Das konnte doch net wahr sein!

      Immer wieder drehte er die Karte hin und her – da stand es, schwarz auf weiß. Also mußte es wahr sein!

      Na wart’, Bursche, dir werd’ ich was erzählen, dachte Max und schlüpfte in seine Uniformjacke. Mit eiligen Schritten lief er zum Pfarrhaus hinüber. Hoffentlich hatte sich diese ›Neuigkeit‹ noch nicht bis hier herumgesprochen.

      Als Max allerdings Sophie Tappert gegenüberstand, sah er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Die Haushälterin seines Bruders empfing ihn mit einem süffisanten Lächeln. Dabei wedelte er mit einer Karte, ähnlich der, die Max bekommen hatte, vor seiner Nase herum. Allerdings war dies keine Glückwunschkarte, sondern eine Einladung.

      »Zu Ihrer Verlobung, Max, komme ich natürlich gerne«, sagte sie in einem honigsüßen Ton, daß man glauben konnte, sie habe einen ganzen Bienenstock leer gegessen. »Die Einladung ist heute morgen gekommen. Ich nehme an, den Herrn Pfarrer laden Sie persönlich ein.«

      Sebastian hatte ihr erzählt, was es mit dieser ominösen Verlobung auf sich hatte, aber davon sagte Max natürlich nichts. Es bereitete ihr einen Heidenspaß, ihn ein wenig zappeln zu lassen.

      »Hat sich was, mit der Verlobung«, schimpfte der Gendarm denn auch und ging weiter ins Arbeitszimmer seines Bruders.

      Sebastian konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als Max eintrat.

      »An deinem Gesicht sehe ich, daß du schon mit Frau Tappert gesprochen hast«, meinte er. »Die Einladung, die sie erhalten hat, hast du wohl auch schon gesehen.«

      Max knallte seine Karte auf den Tisch.

      »Die ersten Glückwünsche sind auch schon gekommen«, knurrte er, während er sich setzte. »Wenn ich nur wüßt’, was ich mit der Resl und ihrem damischen Bruder machen soll.«

      Sebastian Trenker warf einen Blick auf die Karte.

      »Vielleicht hilft’s was, wenn ich mit den beiden rede«, sagte er.

      Max’ Miene hellte sich auf.

      »Würdest’ das für mich tun? Ich weiß gar net, wie ich dir danken soll.«

      »Schon gut«, winkte der Geistliche ab. »Das ist doch selbstverständlich.«

      Beim Mittagessen wurde nicht weiter über diese leidige Angelegenheit gesprochen. Sophie Tappert hatte sich wieder einmal mehr übertroffen und ein Essen gezaubert, das mit dem aus einem Feinschmeckerlokal mithalten konnte. Erst beim Nachtisch, einer bayerischen Creme mit Haselnüssen und Sahne, kam die Haushälterin auf die Angelegenheit zurück.

      »Ich hatte auch net angenommen, daß Sie wirklich heiraten wollen, Max«, sagte sie. »Die Frau, die Sie zähmen könnt’, die gib’s net. Wär’ auch schade ’drum.«

      Damit stand sie auf und räumte den Tisch ab. Max sah ihr verdutzt hinterher, während Sebastian schmunzelte.

      »Wie hat sie denn das gemeint?« fragte der Gendarm. »Um wen wär’ es schad, um mich oder um die Frau, die es net gibt?«

      »Wie sie das gemeint hat«, antwortete sein Bruder, »das weiß man bei Frau Tappert nie so genau.«

      *

      Gleich nach dem Mittagessen fuhr Sebastian Trenker zum Leitnerhof hinaus. Er wollte so schnell wie möglich mit Theresa und ihrem Bruder reden. Der Pfarrer vermutete, daß Vinzenz seiner Schwester mehr Glauben schenkte, als Max. Was nur verständlich war. Dennoch hoffte Sebastian, daß er den Bauern davon überzeugen konnte, daß die Resl sich da in etwas verrannt hatte, und alles ganz anders war.

      Der Geistliche hatte Glück. Vinzenz Leitner war noch auf dem Hof. Eigentlich hatte er hinaus in den Wald gewollt, wo der Bruch geschlagen wurde, den das Unwetter vom vergangenen Wochenende hinterlassen hatte. Doch als Sebastian ihn um eine vertrauliche Unterredung bat, konnte er schlecht nein sagen. Er bat den Pfarrer in die Wohnstube. Monika Leitner bot, nachdem sie Sebastian begrüßt hatte, Kaffee an, den er dankend annahm. Nachdem sie ihn gebracht hatte, ließ die Bäuerin die beiden Männer alleine.

      »Ich kann mir schon denken, warum Sie kommen, Herr Pfarrer«, sagte Vinzenz. »Sie wollen bestimmt die Einzelheiten der kirchlichen Trauung besprechen. Aber wollen wir net damit warten, bis der Bräutigam da ist? Wo steckt er überhaupt?«

      Sebastian hob die rechte Hand.

      »Vinzenz, ich glaube, ich muß da mal etwas klarstellen«, erwiderte er. »Es wird keine Hochzeit geben. Zumindest wird der Max die Resl net heiraten.«

      Das Gesicht des Bauern lief vor Zornesröte an.

      »So, deshalb ist der Max net dabei. Ist wohl zu feige, Ihr feiner Herr Bruder«, schimpfte er.

      »Bevor du dich aufregst, sollten wir lieber in aller Ruhe über diese Angelegenheit reden«, ermahnte der Geistliche ihn. »Es bringt uns net weiter, wenn du schreist. Viel lieber würd’ ich mit deiner Schwester sprechen. Läßt sich das einrichten?«

      Vinzenz Leitner ging zur Tür und rief nach Theresa. Die hatte schon ein mulmiges Gefühl im Bauch, als sie den Pfarrer auf den Hof hatte kommen sehen, und sich in ihrer Kammer verkrochen. Als ihr Bruder lautstark nach ihr rief, blieb ihr nichts anderes übrig, als diesem Ruf zu folgen. Mit klopfendem Herzen betrat sie die Stube.

      »Grüß Gott,

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