Dr. Daniel Classic 39 – Arztroman. Marie Francoise
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»Wir haben den Tumor nur durch einen Zufall entdeckt«, fuhr Dr. Scheibler fort. »Claire klagte über Bauchschmerzen, und obwohl ich dahinter eine seelische Ursache vermutete, ließ ich sie röntgen. Auf den Aufnahmen, die den Brustkorb zeigten, war ein kleiner Schatten zu erkennen und…« Er zuckte die Schultern. »Den Rest kennen Sie.«
Inzwischen war es Dr. Daniel gelungen, sich ein wenig zu fassen.
»Sie muß umgehend zu Professor Thiersch«, erklärte er. »Am besten heute noch.«
Dr. Scheibler nickte. »Dieser Meinung bin ich auch. Ich habe mit dem Professor allerdings noch nicht gesprochen, weil ich zum einen das Gespräch mit Ihnen noch abwarten wollte und zum anderen…« Wieder zögerte er einen Moment. »Franz, ich meine, Dr. Teirich hat gewisse Bedenken wegen der Kopfoperation von heute nacht. Die Erschütterungen, der die Kleine auf dem Transport nach München unweigerlich ausgesetzt wäre, könnten im schlimmsten Fall zu einer Gehirnblutung führen.«
»Das Risiko müssen wir eingehen«, entgegnete Dr. Daniel entschlossen. »Was nutzt es, wenn wir den Transport nach München hinauszögern, um eine Gehirnblutung zu verhindern, und das Mädel stirbt dann statt dessen an Krebs.« Mit unübersehbarer Hoffnung in den Augen sah Dr. Daniel den Oberarzt an. »Ist der Krebs noch im Frühstadium?«
»Ich denke schon«, antwortete Dr. Scheibler. »Allerdings ist meine Erfahrung auf diesem Gebiet nicht groß genug, als daß ich mit meiner Diagnose vollkommen sicher sein könnte. Ich war leider nur ein paar Jahre an der Thiersch-Klinik, aber der Professor wird Ihnen bestimmt mehr sagen können.«
Dr. Daniel nickte, dann wollte er sich abwenden, um vom Ärztezimmer aus gleich Professor
Thiersch zu verständigen, doch Dr. Scheibler hielt ihn noch zurück.
»Robert, es tut mir leid«, meinte er. »Ich…« Mit einer Hand fuhr er sich durch das dichte Haar. »Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll. Wenn wir Claires Mutter hätten helfen können…«
»Sie haben getan, was möglich war, Gerrit«, fiel Dr. Daniel ihm ins Wort. »Und wenn Claire noch geholfen werden kann, dann ist es auch Ihr Verdienst. Immerhin waren Sie derjenige, der den Krebs erkannt hat.«
»Ein schwacher Trost«, murmelte Dr. Scheibler. »Meine Güte, sie ist doch noch ein Kind…«
*
Professor Thiersch war gerade im Begriff, sein Büro zu verlassen, als das Telefon klingelte.
»Was ist denn noch?« bellte er ärgerlich in den Hörer.
»Dr. Daniel aus Steinhausen möchte Sie dringend sprechen«, erklärte seine Sekretärin Herta Bogner. »Darf ich durchstellen?«
Professor Thiersch grummelte etwas Unverständliches, was Herta Bogner offensichtlich als Zustimmung deutete, denn gleich darauf war Dr. Daniel am Apparat.
»Herr Professor, es tut mir leid, daß ich Sie um diese Zeit noch stören muß«, erklärte er, »aber ich habe hier einen wirklich dringenden Fall.«
»Ihre Fälle sind immer dringend, Daniel«, knurrte Professor Thiersch. »Also, schießen Sie schon los! Was ist es diesmal?«
»Ein sechzehnjähriges Mädchen mit Brustkrebs.«
Unwillkürlich biß Professor Thiersch die Zähne zusammen. Er gab sich zwar immer betont forsch und ruppig, doch hinter dieser scheinbar unfreundlichen Art wollte er eigentlich nur sein allzu weiches Herz verbergen. In Wirklichkeit ging ihm das Schicksal seiner Patienten nämlich sehr nahe, und gerade wenn es um Kinder oder sehr junge Menschen ging, litt Professor Thiersch ganz besonders – auch wenn er es niemals gezeigt hätte.
»Ist es sicher?« hakte er jetzt nach. »Es könnte sich ja auch um einen gutartigen Tumor handeln.«
»Dr. Scheibler hat bereits eine Biopsie vorgenommen«, entgegnete Dr. Daniel, und Professor
Thiersch wußte genau, was das bedeutete. Er selbst hatte Dr. Scheibler seinerzeit ausgebildet, daher konnte er sich auf dessen Urteil auch blind verlassen.
»Bringen Sie das Mädchen sofort zu mir, Daniel«, erklärte Professor Thiersch. »Ich bleibe in der Klinik, bis Sie hier sind.«
»Es kommt noch ein Problem dazu«, wandte Dr. Daniel zögernd ein.
»Was denn noch?« herrschte Professor Thiersch ihn an.
»Claire hatte heute nacht eine schwere Kopfoperation«, berichtete Dr. Daniel, und man hörte ihm an, wie schwer ihm jedes Wort fiel. »Sie und ihre Adoptiveltern waren in einen entsetzlichen Verkehrsunfall verwickelt, der für Margot und Peter Buschmann tödlich endete. Claire hatte einen Glassplitter im Kopf, den Dr. Teirich in einer knapp sechsstündigen Operation entfernen konnte.«
»Oh, mein Gott«, entfuhr es Professor Thiersch, denn angesichts dieser Tragödie konnte er nicht einmal nach außen hin seine Betroffenheit verbergen. Und dann faßte er einen spontanen Entschluß. »Ich komme nach Steinhausen und mache mir dort selbst ein Bild von der Situation.«
Danach legte er einfach auf, aber Dr. Daniel kannte ihn ja lange genug, um ihm wegen dieser scheinbaren Unhöflichkeit nicht böse zu sein. Langsam ließ auch er den Hörer sinken, dann erhob er sich mit einem tiefen Seufzer und ging zur Intensivstation hinüber.
Claire war wach und streckte bei seinem Eintreten die rechte Hand nach ihm aus.
»Onkel Robert!« stieß sie hervor. »Kannst du mir sagen, was mit Mama und Papa ist? Warum kommen sie nicht zu mir?« Dann erinnerte sie sich plötzlich wieder an den schrecklichen Unfall. »Oder sind sie vielleicht auch so schwer verletzt wie ich?«
Dr. Daniel zögerte. Es widerstrebte ihm, das junge Mädchen zu belügen, andererseits war Claire einfach noch nicht in der Verfassung, um die grausame Wahrheit ertragen zu können.
»Es war ein entsetzlicher Unfall«, wich er aus. »Aber ich bin sicher, daß deine Mama und dein Papa in Gedanken immer bei dir sind, Kleines.«
Claire schwieg eine Weile, dann sah sie Dr. Daniel mit ihren wachen blauen Augen forschend ins Gesicht.
»Es ist nicht nur mein Kopf, nicht wahr, Onkel Robert? Mit mir ist noch etwas anderes nicht in Ordnung.«
»Wie kommst du darauf,
Claire?« fragte Dr. Daniel zurück, um Zeit zu gewinnen.
»Der nette Doktor hat mich vorhin zweimal in die Brust gestochen. Er hat sicher gedacht, ich würde schlafen, aber ich war wach.«
Dr. Daniel schluckte schwer. »Hat es… sehr weh getan?«
»Nein«, antwortete Claire, schränkte dann aber ein: »Beim ersten Mal habe ich einen kleinen Pieks gespürt, aber beim zweiten Mal gar nichts. Sei ehrlich, Onkel Robert, was hat der Doktor da gemacht?«
Dr. Daniel wußte, daß er jetzt um die Wahrheit nicht mehr herumkommen würde. Professor Thiersch war bereits auf dem Weg nach Steinhausen, und er würde mit Sicherheit auf eine baldige Operation drängen. Spätestens dann würde man Claire gegenüber Farbe bekennen müssen.
Mit einer väterlichen Geste griff Dr. Daniel nach der Hand des