Dr. Norden Bestseller Classic 38 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Monika war ein hochintelligentes Mädchen, wenn auch nicht sehr selbstbewusst und zudem sehr schüchtern. So hatte Dr. Norden sie gekannt, doch jetzt hatte sie ganz anders auf ihn gewirkt, erwachsener, reifer, sogar hübscher in ihrem Zorn.
»Sie kommen morgen wieder, damit ich nachschauen kann«, sagte er.
»Ja, gewiss. Ich danke Ihnen, Herr Dr. Norden. Die Rechnung für Melanie Dondl schicken Sie bitte an mich.«
»Aber die Eltern sind versichert«, sagte er.
»Ich möchte wenigstens dafür aufkommen«, sagte Monika trotzig. »Außerdem kann sie Schmerzensgeld beanspruchen. Das stimmt doch.«
»Ihnen würden die Dondls bestimmt keine Schuld geben«, meinte Dr. Norden begütigend.
»Es ist mein Grundstück. Ich habe bisher nur noch nicht von meinen Rechten Gebrauch gemacht. Das wird anders werden. Ja, es wird bestimmt anders.«
»Sie sind sehr erregt, Fräulein Richter«, sagte Daniel. »Soll ich Ihnen nicht lieber ein Beruhigungsmittel geben?«
»Nein, das bestimmt nicht. Es wird Zeit, dass ich den Mund aufmache. Es muss einmal heraus. Sie haben doch selbst gesagt, dass man nicht alles schlucken soll. Sie dürfen ruhig wissen, dass ich mich nicht mehr ducke, ich bin mündig, ja, ich bin mündig!«
Aber sie muss es sich erst noch einreden, dachte Daniel Norden. Doch er wusste nicht, wie er ihr dabei helfen könnte, sich tatsächlich zu behaupten. Er kannte auch Herbert Richter. Es musste ein Wunder geschehen, wenn sie sich gegen ihren Vater behaupten konnte. Doch er wünschte es ihr.
*
Als Monika heimkam, war ihr Vater schon da. Er war gerade dabei, sich in den Abendanzug zu stürzen.
»Binde mir die Krawatte«, sagte er.
»Die musst du dir schon selbst binden«, erwiderte Monika. »Ich habe eine schlimme Hand.«
»Was hast du gemacht?«, fragte er mehr beleidigt als teilnahmsvoll.
»Ich habe eine lose Latte aus dem Zaun gerissen und mich dabei verletzt.«
»So blöd kannst auch nur du sein«, sagte er wütend.
»Ich war noch blöder, aber damit ist es jetzt vorbei«, entgegnete Monika kalt.
Er war konsterniert. »Was ist das für ein Ton?«
»Der Ton, den du hoffentlich verstehst. Ich bin nicht mehr deine gehorsame Tochter, oder besser gesagt: deine dressierte Tochter, die sich in eine Verlobung hetzen lässt, die Betriebswirtschaft studiert, anstatt Kunstgeschichte, die dir deine Krawatten bindet und sich alles Gerede, was über dich im Gange ist, widerstandslos anhört.«
Herbert Richter wurde fahl. »Was redest du für einen Unsinn«, stieß er hervor. »Hast du dich schlimm verletzt?«
»Nun tu bloß nicht teilnahmsvoll«, sagte Monika mit klirrender Stimme. »Mir ist einfach nur ein Licht aufgegangen. Jemand hat es mir gesteckt. Wilfried hat wohl noch nicht mit dir gesprochen?«
»Wilfried? Er ist doch heute auswärts. Was ist denn los? Gibt es Differenzen?«
»Ach, er ist auswärts«, sagte Monika tonlos. »Deshalb hat die Buchner sich mit mir verabredet.«
»Was ist mit der Buchner?«, fragte ihr Vater aufgebracht.
»Sie bekommt ein Kind. Ein Kind, dessen Vater Wilfried ist, oder vielleicht auch du? Hast du es nicht auch auf sie abgesehen gehabt?«
Herbert Richter schnappte nach Luft. Dann sank er auf den nächsten Sessel. Fast hätte er ihn verfehlt.
Monika lachte blechern auf, als er torkelte und sich dann an den Hals griff.
»Dieses Miststück«, schrie er, »was hat sie dir erzählt?«
»Dass sie mit Wilfried sehr eng befreundet war und du sie auseinandergebracht hast. Wenigstens wolltest du das, aber sie ist reizvoller als ich. Wilfried hat die Beziehung nicht aufgegeben. Du wolltest sie für dich haben, das stimmt doch?«
»So ein Schmarr’n. Das nimmst du ihr ab? Sie ist doch so ein käufliches Luder, das …«
»Nein, das ist sie nicht«, fiel ihm Monika ins Wort. »Ich hätte gewiss keinen Grund, sie in Schutz zu nehmen, aber wir wollen bei den Tatsachen bleiben. Ich glaube ihr. Ja, schau mich nur an. Dass du ein Schürzenjäger bist, weiß ich schon lange, und es ist eine Schande, dass ich immer meinen Mund gehalten habe. Jetzt ist das Maß voll. Es tut mir nicht weh, dass Wilfried mich hintergangen hat, aber du, du, der mein Vater ist, dass du so gemein bist, gibt mir den Rest. Ich halte meinen Mund nicht mehr.«
Und als er die Hand hob, lachte sie wieder. »Schlag mich doch, schlag mich meinetwegen tot. Du hast für Mutti nichts übrig gehabt. Du hast dir nur ihr Geld unter den Nagel gerissen. Und für mich hast du auch nichts übrig. Du wolltest mich auf billige Art loswerden, mich einfach nur verheiraten. Ja, ich war blöd, aber das ist aus. Ich werde nicht heiraten, aber ich werde mein Erbteil beanspruchen. Morgen gehe ich zu Dr. Reimer, und dann wird alles geregelt. Mit Wilfried ist es aus, hörst du? Ich werde nie heiraten. Ich will nicht auch das durchmachen, was Mutti durchgemacht hat. Ich werde jetzt meine Sachen packen und gehen.«
»Du bist übergeschnappt, Monika«, sagte Herbert Richter.
»Das würde dir passen, aber ich war nie so bei Verstand wie jetzt. Und nun kannst du gehen, zu wem immer du willst, denn eines Tages wird dich auch ein billiges Mädchen teuer zu stehen kommen.«
»Du kleines Biest, halt endlich deinen Mund«, schrie er sie an.
»Noch nicht. Wie viel Geld wendest du denn für dein Vergnügen auf? Für Muttis Grab hast du nicht mal eine Blume gebracht. Ich krieche nicht weiter vor dir. Ich beanspruche mein Recht.
Und jetzt gehe ich zu einer Party«, schloss sie tonlos.
»Und morgen wirst du wohl dann wieder normal sein«, sagte Herbert Richter. »Du hast nur noch nicht begriffen, dass man die Männer in Atem halten muss. Glaub doch nicht den Unsinn, den die blöde Buchner dir erzählt hat. Sie probiert es doch bei jedem Mann, und nun sucht sie einen Dummen, falls sie wirklich ein Kind kriegt. Du hast dich überrumpeln lassen von einer Schlaueren. Du musst Erfahrungen sammeln, Monika.« Er hatte wieder Oberwasser, weil Monika schwieg. »Wilfried liebt dich doch, er kann es nur nicht so zeigen, weil du ein scheues Reh bist«, fuhr er fort. »Wilfried ist ein anständiger Junge, sonst hätte ich doch nie gestattet, dass er um dich wirbt.«
»Du Heuchler!«, sagte Monika, und dann rannte sie hinaus und schlug die Tür so laut hinter sich zu, wie er es am Morgen getan hatte. Sie schloss sich in ihrem Zimmer ein. Er klopfte ein paarmal an ihre Tür, rüttelte an der Klinke, aber sie gab keine Antwort. Dann hörte sie, wie er mit aufheulendem Motor davonfuhr.
Sie warf Kleider und Wäsche in einen Koffer und kleidete sich um. Sie betrachtete sich im Spiegel. Ein fremdes Gesicht blickte ihr entgegen. »Schluss mit der Sentimentalität«, sagte sie laut. Dann ging sie in den Keller und nahm sechs Flaschen des besten Weines aus dem Regal. Florentine sollte wenigstens eine Freude haben.
Das Telefon läutete,