Dr. Daniel Classic 40 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Classic 40 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Classic

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ist vielmehr…«

      »Ach, Wolfgang, laß es gut sein«, fiel Dr. Daniel ihm ins Wort. »Zum einen habe ich nämlich absolut keine Zeit, um mir deine Ausführungen anzuhören, und zum anderen sorgst du dich völlig grundlos um mich. Ich weiß schon sehr gut, was ich aushalten kann.«

      »Hoffentlich«, murmelte Wolfgang, doch das hörte Dr. Daniel bereits nicht mehr. Nach einem flüchtigen Abschiedsgruß hatte er das Büro verlassen und eilte nun in die Gynäkologie hinüber, wo er von Frau Dr. Reintaler sehnlichst erwartet wurde.

      »Also, Alena, was gibt’s?« wollte er wissen.

      Statt einer Antwort legte sie die Videocassette ein und zeigte Dr. Daniel die Ultraschallaufnahme von Sandra Abensbergs ungeborenem Kind.

      »Achten Sie auf das Herz, Robert«, betonte sie. »Ich hoffe, daß ich mich irre, aber ich bin der Meinung, daß da etwas nicht stimmt.«

      Dr. Daniel betrachtete die Aufnahmen mehrere Male, dann nickte er mit ernstem, äußerst besorgtem Gesicht.

      »Sie haben ganz recht, Alena, das Kind hat offensichtlich einen Herzfehler«, meinte er. »Und so wie ich es sehe, läßt sich das auch nicht im Mutterleib behandeln. Allerdings werde ich sie sicherheitshalber nach München in die Sommer-Klinik bringen lassen. Dr. Sommer hat einen erstklassigen Pränatal-Diagnostiker, der schon ganz überraschende Dinge vollbracht hat.«

      Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und erkannte, daß er eigentlich in die Praxis hätte zurückgehen sollen, doch dann entschloß er sich spontan, statt dessen noch schnell zu Sandra Abensberg hinaufzugehen.

      Als Dr. Daniel nach kurzem Anklopfen eintrat, lächelte ihm die junge Frau entgegen.

      »Herr Doktor, schön, daß Sie mich besuchen. Allerdings hätten Sie nicht extra während Ihrer Sprechzeit kommen müssen. Frau Dr. Reintaler hat sich ganz lieb um mich gekümmert, und sie hatte auch vollkommen recht: Seit ich im Bett liege, haben die Wehen wieder aufgehört.«

      »Das ist ja schon sehr erfreulich«, stellte Dr. Daniel fest, dann setzte er sich ohne große Umstände auf die Bettkante. »Ich komme eigentlich gar nicht wegen der vorzeitigen Wehen, Frau Abensberg. Es ist…« Er stockte, weil er nicht so recht wußte, wie er das, was er vermutete, Sandra beibringen sollte. »Frau Dr. Reintaler hat gestern noch eine Ultraschallaufnahme gemacht, und dabei hat sich leider ergeben, daß Ihr Baby… nun, es ist allem Anschein nach nicht vollkommen gesund.«

      Sandra erschrak zutiefst. »Ist es womöglich… behindert?« Sie schüttelte den Kopf. »Das kann doch gar nicht sein! Sie selbst sagten doch schon bei der ersten Ultraschalluntersuchung, daß alles in Ordnung wäre! Sie können sich bestimmt nicht geirrt haben!«

      »Nein, Frau Abensberg, es ist keine Behinderung, wie Sie es sich vorstellen, sondern… es ist das Herz. Wenn wir den letzten Ultraschalltermin nicht hätten verschieben müssen, dann hätte ich es vermutlich schon vor vier Wochen bemerkt.« Er fuhr sich mit einer Hand durch das dichte, blonde Haar. »Allerdings hätte das im Prinzip auch nicht viel geändert.« Er zögerte. »Wenn Sie einverstanden sind, dann würde ich Sie gern für einen Tag nach München bringen lassen. In der Klinik meines Freundes arbeitet ein sogenannter Pränatal-Diagnostiker, der im Gegensatz zu mir beurteilen kann, ob man den Herzfehler Ihres Kindes vielleicht schon im Mutterleib behandeln kann.«

      Aus weitaufgerissenen Augen starrte Sandra den Arzt an. »Wie bitte?« Fassungslos schüttelte sie den Kopf. »Ist das nicht furchtbar gefährlich?«

      »Natürlich birgt ein solches Verfahren gewisse Risiken«, räumte Dr. Daniel ein. »Aber zumindest in der Sommer-Klinik hätte ich in dieser Hinsicht keinerlei Bedenken.« Wieder machte er eine kurze Pause. »Erst mal müssen wir jedoch abklären, ob eine Behandlung in diesem Fall überhaupt möglich ist.« Daß er selbst das für sehr unwahrscheinlich hielt, verschwieg er im Moment vorsichtshalber.

      Aufmerksam sah Sandra den Arzt an. »Wenn mein Kind tatsächlich einen Herzfehler haben sollte… vielleicht sogar einen, der sich nicht behandeln läßt – wie groß sind dann die Chancen, daß sich ein Ehepaar finden läßt, das bereit ist, dieses Baby zu adoptieren?«

      Das war genau die Frage, mit der Dr. Daniel gerechnet hatte, und das Schlimmste war, daß er für Sandra jetzt keine befriedigende Antwort parat hatte.

      »Ich will ehrlich sein, Frau Abensberg, es wird sicher nicht einfach werden«, gestand er. »Allerdings gibt es immer wieder Ehepaare, die sich nicht scheuen, auch ein nicht völlig gesundes Kind zu adoptieren.«

      *

      Es kostete Manon Carisi große Mühe, aus dem Bett zu kommen, als es an ihrer Wohnungstür klingelte.

      »Gerrit, Sie sind’s«, erklärte sie mit müder Stimme, dann ließ sie den jungen Arzt herein. »Es war sicher unnötig, daß Sie hergekommen sind, aber Robert ließ es sich einfach nicht ausreden.«

      Dr. Gerrit Scheibler, der in der Waldsee-Klinik als Oberarzt tätig war, folgte Manon ins Schlafzimmer, dann sah er sie aufmerksam an.

      »Mir scheint, so ganz unberechtigt sind die Sorgen, die er sich um Sie macht, nun auch wieder nicht«, entgegnete er. »Im Normalfall sagt man einer Dame ja nicht, daß sie ganz entsetzlich aussieht, aber ich glaube, als Arzt darf ich mir das einer Patientin gegenüber durchaus erlauben.«

      Obwohl sie sich so elend fühlte, mußte Manon bei diesen Worten lächeln.

      »Ein Kompliment war das ja wirklich nicht«, meinte sie. »Aber ich habe Ihre Bemerkung schon richtig verstanden, Gerrit, und ich kann Ihnen auch versichern, daß ich nicht nur entsetzlich aussehe, sondern mich auch so fühle. Es ist offensichtlich eine schwere Erkältung, die ich mir da eingefangen habe.« Sie seufzte, während sie sich wieder auf ihr Bett sinken ließ. »Sicher ist es nicht nur der Virus, der mich erwischt hat. Meine psychische Verfassung ist im Augenblick auch nicht gerade die beste.«

      Dr. Scheibler nickte. »Wolfgang hat schon erwähnt, daß Sie momentan in einem ziemlichen Tief stecken. Er wäre übrigens persönlich hergekommen, aber ein Notfall hat ihn im OP festgehalten.« Er lächelte. »Ich hoffe, Sie nehmen in diesem Fall auch mit mir vorlieb.«

      »Natürlich, Gerrit«, stimmte Manon sofort zu. »Und wie gesagt – ich halte diesen ganzen Aufwand für überflüssig. Ein paar Tage Bettruhe, dann bin ich bestimmt wieder auf dem Damm.«

      »Eine Untersuchung kann ja nicht schaden«, entgegnete Dr. Scheibler. »Und zumindest in einem hat Robert recht: Es könnte sich ja tatsächlich um eine Virusgrippe handeln, und damit ist nun wirklich nicht zu scherzen. Vielleicht schildern Sie mir zuerst mal Ihre Beschwerden.«

      »Seit gestern abend habe ich ein bißchen Fieber«, begann Manon, »außerdem schreckliche Gliederschmerzen. Ich fühle mich ständig müde und…« Sie stockte, als sie plötzlich bemerkte, wie ihre Nase zu bluten begann. Rasch drückte sie ein Papiertaschentuch an die Nase. »So ein Mist, das ist heute nun schon das zweite Mal.«

      Alarmiert horchte Dr. Scheibler auf. Die Erinnerung an seine eigene schwere Krankheit, die noch gar nicht so lange zurücklag, drängte sich ihm unwillkürlich auf.

      »Seit wann fühlen Sie sich so müde und ausgelaugt?« wollte er wissen.

      Manon zuckte die Schultern. »Ich habe eigentlich nicht darauf geachtet, aber jetzt, wo Sie danach fragen… es passiert mir schon seit einigen Wochen, daß ich rasch ermüde.«

      »Haben Sie an Gewicht verloren?«

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