Dr. Norden Bestseller Classic 40 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Classic 40 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 6
»Die Kleine versteht es doch noch nicht«, sagte Rosalie leise.
»Ich verstehe es auch nicht«, sagte Birgitta, doch Rosalie hatte das eigentümliche Gefühl, als wäre Birgitta verunsichert. Doch in den kühlen Augen war zugleich auch ein lauernder Ausdruck. Konnte man das so deuten? War sie jetzt nicht ungerecht, weil ihre Schwägerin so unbeherrscht war und auf die Kinder losging?
»Sieh mich nicht so vorwurfsvoll an«, sagte Birgitta nun auch noch. »Wir konnten schließlich nicht wissen, dass das passieren würde.«
»Du bist bös«, sagte Philipp, »ganz bös. Unser Opi ist nicht mehr da, und du bist immer noch bös. Gestern warst du auch schon bös zu ihm.«
»Sei still, Philipp«, sagte Rosalie erschrocken, ohne recht zu begreifen, was der Junge gesagt hatte.
»Aufgehetzt seid ihr«, zischte Birgitta. »Jetzt willst du uns wohl aus dem Hause ekeln, Rosalie.«
»Sei doch nicht ungerecht, Birgitta. Die Kinder begreifen das doch wirklich noch nicht. Sie vermissen ihren Opa«, sagte sie.
»Jetzt steht er jedenfalls nicht mehr hinter euch, und ich werde mir nicht mehr alles bieten lassen. Das ist mein Elternhaus und …«
»Birgitta!«, tönte da Henriks Stimme mahnend durch die Halle. »Das muss doch nicht sein.«
Philipp lief zu ihm. »Sie schimpft, Onkel Henrik. Wir wollen doch nur unseren Opi wiederhaben.«
Rosalie war starr vor Staunen, als Henrik den Jungen emporhob und sagte: »Das wünschte ich auch, Philipp.«
Auch Birgitta war jetzt verstummt, sichtlich aus der Fassung gebracht.
Sanft setzte Henrik den Kleinen wieder auf den Boden, ging zu Rosalie, nahm ihre Hand und zog sie an seine Lippen. »Ich bitte für Birgitta um Entschuldigung, Rosalie«, sagte er leise. »Ich werde jetzt mit ihr sprechen. Martin wird auch gleich kommen, aber mit Ulla ist heute nicht zu rechnen. Vielleicht solltest du mit den Kindern in den Park gehen.«
»Ja, das werde ich tun«, erwiderte Rosalie.
*
»Was machst du für ein Getue mit ihr und den Kindern, Henrik?«, fragte Birgitta, als sie mit ihrem Bruder allein war.
»Dein Benehmen ist unmöglich, Birgitta«, sagte er. »Du weißt, wie sehr die Kinder an Vater hingen. Du weißt auch, wie gut er sich mit Rosalie verstand.«
»Na und, sie hat sich ihre Vorteile ausgerechnet. Sie rechnet sich schon aus, dass nun sie das Regiment übernimmt, aber ohne mich. Du Weichling wagst ja nicht, den Mund aufzutun.«
Henriks Augenbrauen schoben sich zusammen. »Du bist impertinent«, sagte er rau. »Rosalie ist Martins Frau, und er ist jetzt der Herr des Hauses.«
»Und du kuschst vor ihm«, herrschte sie ihn an. »Wir haben alle die gleichen Rechte. Vater hat das immer gesagt. Und ich verzichte nicht auf meine Rechte.«
»Wir haben ja auch so schrecklich viel dazu beigetragen, dass alles seinen Gang ging«, sagte er sarkastisch. »Vater hat viel Geduld mit uns gehabt. Er wollte keinen vorziehen, aber es war doch schließlich Martin, auf den er sich verlassen konnte.«
»Da kommt er schon im Büßerhemd daher, der Henrik Deckert«, höhnte Birgitta. »Kriech du doch meinetwegen zu Kreuze, ich nicht. Und was ist mit Ulla?«
»Sie hatte einen Nervenzusammenbruch. Sie macht sich bittere Vorwürfe.«
»Auf einmal! Gestern kam sie wie eine Furie daher.«
»Aber wir kennen sie doch. Sie überlegt nicht, was sie sagt. Birgitta, was ist nur in dich gefahren?« Wie das leibhaftige böse Gewissen erschien sie ihm, und dafür wusste er keine Erklärung. »Ich denke, wir haben uns einiges vorzuwerfen«, fuhr er fort.
»Nur Martin nicht, aber er war ja immer das liebe, folgsame Kind und der Erbe! Ja, der Erbe, der jetzt alles an sich reißen wird. Dafür wird seine liebe Frau schon sorgen. Aber jetzt werden sie mich kennenlernen. Jetzt lasse ich mir nicht mehr den Mund verbieten.«
»Ich verstehe dich nicht, Birgitta«, sagte Henrik. »Wir werden uns an einen Tisch setzen. Wir können miteinander reden. Unser Vater ist gestorben. Ich sage unser Vater.«
»Und wenn sie nun den Arzt zu spät gerufen haben? Ich mache mir meine Gedanken«, sagte Birgitta.
»Du bist ja verrückt«, entfuhr es ihm.
»Durchaus nicht. Ich denke klar. Ein Mann wie Vater stirbt nicht so einfach. Entweder war Dr. Norden nicht schnell genug da, oder er hat ihm eine falsche Spritze gegeben. Ich bin jedenfalls dafür, dass alles genauestens untersucht wird.«
Lähmendes Schweigen herrschte darauf für ein paar Minuten.
»Wir waren auf einer Party, während Vater starb«, sagte Henrik tonlos.
»Und er war völlig gesund, als wir wegfuhren«, stieß Birgitta hervor.
Sie sagte es sehr laut. Martin, der jetzt heimgekommen war, hörte es. Er stieß die Tür auf.
»Würdest du mir bitte eine Erklärung geben, was du damit sagen willst, Birgitta?«, fragte er heiser.
»Dass ich es sehr merkwürdig finde, dass ein völlig gesunder Mann so schell sterben kann«, erwiderte sie giftig.
»Sie ist überreizt, du darfst sie nicht ernst nehmen, Martin«, warf Henrik ein.
»Misch du dich nicht ein!«, schrie ihn Birgitta an. »Wenn du ein Mann wärest, hättest du dich nicht so ausbooten lassen.«
»Mir ist das zu erbärmlich«, sagte Martin tonlos. »Aber mir ist nicht nach einem Streit zumute.«
»Mir auch nicht«, sagte Henrik.
»Ich bestehe auf einer Obduktion«, sagte Birgitta.
»Tu, was du nicht lassen kannst«, erwiderte Henrik, während Martin seine Schwester fassungslos anblickte.
*
Eine halbe Stunde brauchte er, um sich ganz klar darüber zu werden, was Birgitta da gesagt hatte, dann rief er Dr. Norden an.
Daniel war noch daheim. Er hatte damit gerechnet, dass man ihn nochmals zu Ulla Baltus rufen würde, aber ganz gewiss nicht mit dem, was Martin Deckert ihm da mitteilte.
»Das schlägt dem Fass den Boden aus«, sagte er kopfschüttelnd.
»Was?«, fragte Fee.
»Birgitta Deckert verlangt eine Obduktion. Was soll man dazu sagen?«
»Nicht mal dem Toten gönnt sie Ruhe«, sagte Fee. »Es scheint so, als würden die Leute doch nicht übertreiben.«
»Inwiefern?«, fragte Daniel.
»Sie hätte den Teufel im Leib, sagt man.«
»Irgendwelche Komplexe scheint jeder