Sophienlust Bestseller 7 – Familienroman. Anne Alexander

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Sophienlust Bestseller 7 – Familienroman - Anne Alexander Sophienlust Bestseller

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hörbar auf. »Herr Professor!«

      Der Mann wandte den Kopf zur Tür. »Ja, was ist denn schon wieder?« fragte er unfreundlich. Erst vor einer halben Stunde war er durch den Postboten gestört worden, der auf seiner Unterschrift für einen Einschreibebrief bestanden hatte.

      »Ich fragte, ob Sie eine Tasse Kaffee möchten«, erwiderte Anna ruhig.

      Tobias Lemmon besann sich. Er lä­chelte um Entschuldigung bittend. »Ja, gern, Anna«, sagte er. »Sie wissen ja, wie das ist, wenn ich mitten in einer Arbeit stecke. In etwa einer halben Stunde möchte ich Ihnen wieder diktieren. Sind Sie bis dahin mit Ihrer Arbeit fertig?«

      »Ich bin bereits fertig.«

      »Sie sind schon ein Schatz, Anna.« Tobias nickte seiner Assistentin kurz zu, dann widmete er sich wieder seinen Aufzeichnungen. Er blickte nicht einmal auf, als sie ihm wenig später eine Tasse mit der dampfenden Flüssigkeit auf den Schreibtisch stellte.

      Anna Marquard ging ins Labor hinüber, das sich in einem ehemaligen Schuppen des alten Bauernhauses befand, und vervollständigte die Eintragungen in dem Journal, das über

      die einzelnen Versuchsreihen geführt wur­de. Sie arbeitete jetzt seit fast einem Jahr für Professor Lemmon. An der Universität war sie eine seiner eifrigsten Studentinnen gewesen, deshalb war es für sie nicht sehr verwunderlich gewesen, als er ihr die Stelle einer Assistentin angeboten hatte.

      Auf ihrem Schreibtisch klingelte das Telefon. »Bei Lemmon«, meldete sie sich.

      »Kinderheim Sophienlust. Ich hätte gern Herrn Lemmon gesprochen. Mein Name ist von Schoenecker.«

      »Da sind Sie sicher falsch verbunden«, erwiderte Anna verblüfft. »Ich glaube nicht, daß der Herr Professor etwas mit einem Kinderheim zu tun hat.«

      »Bitte verbinden Sie mich.«

      »Würden Sie mir bitte sagen, um was es sich handelt, Frau von Schoenecker? Der Herr Professor wird sehr ungehalten sein, wenn ich ihn grundlos störe.«

      »Es geht um seine Kinder Danielle und Isabelle«, erklärte Denise. »Es ist sehr wichtig«, setzte sie hinzu.

      »Einen Moment bitte.« Anna holte tief Luft, dann drückte sie auf das weiße Knöpfchen und wählte die Nummer des Arbeitszimmers. »Entschuldigen Sie bitte die Störung, Herr Professor, aber da möchte Sie jemand wegen Ihrer Töchter sprechen«, sagte sie, wartete erst gar nicht seine Antwort ab, sondern stellte sofort durch.

      »Anna! – Anna!«

      »Von Schoenecker«, meldete sich Denise.

      »Wer sind Sie denn?« bellte Tobias Lemmon in den Hörer.

      »Ich verwalte das Kinderheim Sophienlust«, erwiderte Denise, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Sie haben doch zwei Töchter, Herr Lemmon?«

      »Ja? – Was um alles in der Welt haben Sie mit meinen Kindern zu tun? Danielle und Isabelle leben doch bei ihrer Mutter in Maibach! – Ist etwas passiert?«

      Also macht er sich doch Sorgen, dachte die Frau zufrieden. Sie erzählte, daß Frau Stein in Wildmoos mitten auf der Straße zusammengebrochen war und einer der Gutsarbeiter die beiden Kinder im Wald gefunden hatte.

      »Ich begreife das alles nicht«, sagte Tobias. »Wo steckt denn meine Frau? Sie müssen wissen, wir leben in Scheidung, das heißt, offiziell haben wir sie allerdings noch nicht eingereicht.

      Jeannette ist mit den Kindern nach Maibach gezogen. Sie arbeitet dort in einem Modehaus.«

      »Wir wissen nicht, wo Ihre Frau steckt, Herr Lemmon. Frau Stein ist leider noch nicht ansprechbar. Zum Glück erinnerte sich eine der Nachbarinnen, daß Ihre Frau einmal erwähnte, ihr Mann würde in Schleswig-Holstein leben. Wir haben in Marne Freunde, daher war es nicht allzu schwierig, Ihre Adresse herauszubekommen.«

      »Das ist typisch Jeannette! Läßt einfach die Kinder allein!« brauste Tobias auf. »Verlaß war noch nie auf sie. Bitte entschuldigen Sie, daß ich vorhin so unfreundlich war.«

      »Wissen Sie, für welches Modehaus Ihre Frau arbeitet?«

      »Nein, ich habe mich für derlei Dinge nie interessiert.«

      »Na, das macht nichts, Maibach ist keine Großstadt, es wird leicht sein, es herauszufinden.«

      »Was geschieht nun mit den beiden? Wie geht es ihnen überhaupt?«

      »Ich würde vorschlagen, daß sie vorläufig in Sophienlust bleiben, bis wir wissen, was mit Ihrer Frau ist«, erwiderte Denise. »Wer von Ihnen hat das Sorgerecht?«

      »Meine Frau und ich gemeinsam. Um ehrlich zu sein, ich habe mich nie sehr darum gekümmert. Die Kinder haben mich im letzten Jahr mehrmals mit Frau Stein besucht. Es verlief alles fabelhaft. Ich konnte es mir immer einrichten, einige Tage freizunehmen.«

      »Wären Sie bereit, die Kinder notfalls aufzunehmen, Herr Lemmon?«

      »Sie meinen, falls meine Frau sich nicht um sie kümmern kann, da Frau Stein für längere Zeit, oder gar für immer, ausfällt? Keine Frage, Frau von Schoenecker. Bitte rufen Sie mich wieder an, wenn es etwas Neues gibt. Für Ihre Kosten komme ich selbstverständlich auf.«

      »Die Kosten sind momentan nicht so wichtig. Hauptsache, es ist jemand da, der sich der Mädchen annehmen kann«, sagte Denise. »Sie hören dann wieder von mir.«

      »Danke für Ihre Mühe, Frau von Schoenecker. Ich werde heute noch bei Ihnen anrufen und mit den beiden sprechen. Doch im Augenblick stecke ich mitten in der Arbeit.«

      Denise schmunzelte. Danielle hatte ihr beim Frühstück verraten, daß ihr Papa immer arbeiten würde. »Ich werde es den Kindern ausrichten«, versprach sie und gab die Telefonnummer des Kinderheims durch. »Bis heute nachmittag!«

      »Danke für Ihren Anruf. Auf Wiederhören!« Tobias Lemmon legte auf. Sekundenlang starrte er vor sich hin, dann beugte er sich wieder über seine Notizen. Innerhalb weniger Minuten galten seine Gedanken ausschließlich wieder seiner Arbeit.

      *

      »Hallo, Tante Isi!« Danielle rannte die Freitreppe hinunter und warf sich in Denise von Schoeneckers Arme. »Warum bist du gestern nicht dagewesen, Tante Isi? Ich habe so auf dich gewartet.«

      »Weil ich in Stuttgart zu tun hatte, Danielle«, erwiderte Denise von Schoenecker. Die beiden Mädchen lebten jetzt bereits seit einer Woche in Sophienlust.

      »Wann dürfen wir Frau Stein besuchen?«

      »Das dauert noch ein Weilchen, Kleines.« Denise strich dem kleinen Mädchen die Haare aus der Stirn. »Frau Stein ist noch sehr krank. Es geht ihr zwar inzwischen etwas besser, aber sie braucht sehr, sehr viel Ruhe.«

      »Und wenn Isabelle und ich ganz leise sind?«

      »Auch dann nicht.«

      »Schade.«

      »Ihr könntet ihr einen Blumenstrauß ins Krankenhaus schicken«, schlug Denise vor. »Hier wachsen so viele Blumen, ihr habt also reichlich Auswahl.«

      »Oh, fein!« Danielle strahlte.

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