Sophienlust Bestseller 7 – Familienroman. Anne Alexander
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Frau Rennert kam Denise in der Halle entgegen. »Schön, wie sich die beiden bei uns eingelebt haben«, meinte sie. »Manche Eltern wissen gar nicht, was ihnen entgeht, wenn sie Kinder einfach nur in die Welt setzen und sich dann kaum noch um sie kümmern. Haben Sie inzwischen schon mit Frau Lemmon gesprochen?«
Die Verwalterin nickte. »Ich habe sie gestern abend noch erreicht. Sie entschuldigte sich mit ihrer vielen Arbeit.«
»Arbeit hin und her, sie hätte zumindest anrufen können, nachdem sie schon vor Tagen Ihre Nachricht bekam.«
Denise ging ins Empfangszimmer und ließ sich in einen der Sessel fallen. »Sie erklärte mir kurz und bündig, sie hätte schon von unserem Kinderheim gehört und deshalb gewußt, daß ihre Kleinen bei uns gut aufgehoben wären.«
»Scheinbar bedeuten ihr die Kinder gar nichts.« Frau Rennert nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz.
»Das will ich nicht einmal sagen. Sie machte mir durchaus nicht den Eindruck einer Frau, der es völlig gleichgültig ist, was mit ihren Kindern geschieht. Auch die Auskünfte, die ich in Maibach einholte, waren ziemlich positiv. Mir kommt es eher vor, als würde sie meinen, wenn die Kinder reichlich zu essen haben, gut gekleidet sind und jemand da ist, der für sie sorgt, alles getan zu haben.«
»Trotzdem ein ziemliches Armutszeugnis.«
»Es gibt viele Eltern, die so denken, vor allem in den bessergestellten Kreisen wie den Lemmons«, bemerkte Denise. Sie dankte dem Hausmädchen, das ihr eine Tasse Kaffee gebracht hatte. »Ich fragte Frau Lemmon, wann sie nach Maibach zurückkehren würde. Sie sagte mir, das wisse sie noch nicht genau.«
»Und der Vater…«
»Tante Isi!« Heidi Holsten, Vicky Langenbach, Fabian Schöller und die Schwestern Lemmon drängten sich ins Empfangszimmer. »Wir gehen jetzt alle Blumen pflücken«, verkündete Vicky.
»Denkt aber daran, daß ihr Frau Stein nicht die ganze Wiese ins Krankenhaus schicken könnt.« Denise lachte.
»Wir nehmen nur die schönsten Blumen«, erklärte Fabian.
Heidi rannte zu Denise und kletterte auf ihren Schoß. »Kannst du nicht mitkommen, Tante Isi? Mit dir macht Blumen pflücken noch viel mehr Spaß.«
»Es geht leider nicht, Heidi.«
»Och!« Die Fünfjährige schlang die Ärmchen um ihren Hals. »Wir sind auch ganz bald wieder da, Tante Isi. Du versäumst nicht viel Arbeit.« Sie legte das Köpfchen zur Seite und sah die Gutsbesitzerin von unten herauf treuherzig an.
»Nein, Liebes.« Denise nahm Heidis Näschen zwischen die Finger. »Auf mich wartet heute noch jede Menge Arbeit.« Zärtlich drückte sie das kleine Mädchen an sich, dann schob sie es vom Schoß. »Ab mit dir.«
»Ich auch.« Isabelle streckte die Ärmchen nach ihr aus. »Ich will auch gedrückt werden.«
Denise hob Isabelle hoch und preßte die Kleine zärtlich an sich. »So, zufrieden?«
»Ja.« Isabelle strahlte sie an.
Die Verwalterin stellte sie auf den Boden. »Frau Rennert und ich können auch ein paar Blumen gebrauchen«, sagte sie.
»Und auch Schwester Regine«, kam es von Vicky.
»Und ich pflück’ welche für Magda«, schrie Fabian.
»Die nächste Zeit werden sie beschäftigt sein«, meinte Frau Rennert, nachdem die Kinder durch die Halle ins Freie gelaufen waren. »Ich wollte vorhin sagen, daß der Vater auch nicht viel Interesse an den Kindern zu haben scheint. Seit fünf Tagen hört man nichts mehr von ihm.«
Es klopfte. »Ein Fräulein Marquard möchte Sie sprechen, Frau von Schoenecker«, meldete das Hausmädchen.
»Hat Fräulein Marquard gesagt, weshalb?«
»Es handelt sich um Danielle und Isabelle.«
»Ich komme.« Denise stand auf und trat in die Halle.
Anna Marquard hatte am Kamin auf die Gutsbesitzerin gewartet, jetzt ging sie ihr entgegen. »Bitte entschuldigen Sie, daß ich so unangemeldet hier hereinplatze«, sagte sie mit einem charmanten Lächeln.
»Oh, das macht doch nichts.« Die Verwalterin reichte ihr die Hand.
»Herr Lemmon schickt mich. Er macht sich Sorgen um die Kinder. Ihm gelingt es zwar immer, die Gedanken an Persönliches während der Arbeit zu verdrängen, aber nach Feierabend überfallen sie ihn dann mit aller Kraft. Da er gewöhnlich aber meist erst nach zehn, manchmal auch nach elf Uhr nachts Feierabend macht, kann er Sie natürlich nicht mehr stören.«
»Was macht Herr Lemmon beruflich?«
»Er ist Physiker und hat einige Jahre Vorlesungen an der Hamburger Universität gehalten. Dort haben wir uns kennengelernt. Jetzt hat er sich völlig zurückgezogen, um ein wissenschaftliches Werk, an dem er seit langer Zeit arbeitet, zu vollenden.«
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