Klopfen mit Kindern. Michael Bohne

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Klopfen mit Kindern - Michael Bohne

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dieser Elternteil mit dem Kind klopfen möchte.

       Merke: Beziehung geht vor Klopfen!

      Dies ist auch wichtig, wenn ein Kind so sehr in einer Angst feststeckt, dass es gar nicht merkt, dass es gerade nicht alleine ist, sondern die Eltern da sind.

      Im Falle der kleinen Flora, einem vierjährigen Mädchen, welches fürchterliche Hundeängste hatte und deren Mutter ihr das Klopfen zeigen wollte, war Flora überhaupt nicht im Kontakt mit der Mutter, sondern ganz von ihrer Angst absorbiert. So konnte sie das Klopfen in dem Moment auch nicht annehmen. Erst als die Mutter die kleine Flora anschaute, mit ihrem eigenen Gesicht ganz nah an Flora rankam, sie fest, aber behutsam am Arm drückte und ihr deutlich sagte: »Flora, schau mich mal bitte an, die Mama ist doch da«, reagierte die kleine Flora und ließ sich dann auch auf das Klopfen ein. Anschließend sagte sie dem Hund dann den Kraftsatz, den ihre Mutter zuvor vorgeschlagen hatte: »Hau ab, ich finde dich doof«, was ja immerhin besser ist, als in seiner Angst vor diesem Hund unterzugehen. Die Kleine ist durch die Klopftechnik in eine wehrhaftere, eher aggressive Haltung gekommen, vielleicht auch, weil sie durch das Klopfen eine Selbstwirksamkeitserfahrung gemacht hatte. Flora hat immer mal wieder klopfen müssen, um ihre Hundeangst allmählich zu reduzieren. Zunächst verlor sie die Angst vor Stofftierhunden, dann vor kleinen Hunden und allmählich auch immer mehr vor größeren Hunden. Ein gewisser, durchaus gesunder Hunderespekt ist allerdings geblieben.

      Wenn es gut läuft und Kinder die Freiheit haben zu entscheiden, ob sie gerade klopfen möchten oder nicht, dann besteht die Möglichkeit, dass sie das Klopfen für sich entdecken, es zu ihrem eigenen Ding machen und für sich immer wieder selbst anwenden – ja, es sogar anderen Kindern zeigen. Wie viel einfacher kann man die Schulzeit, ein Studium, die Untiefen der Pubertät oder andere Herausforderungen des Lebens meistern, wenn man von Anfang an eine effiziente Strategie gegen Ängste und andere unliebsame Emotionen an Bord hat.

      1 Vielen Dank an dieser Stelle an Finnja, die natürlich in Wirklichkeit ganz anders heißt, und an ihre Eltern, dass ich diese Fallgeschichte hier erzählen darf.

      2 Sollte es schwerfallen, die Selbstakzeptanzaffirmationen so auszusprechen, da man sich ja ggf. Vorwürfe macht, so kann man eine Verdünnungstechnik anwenden oder zunächst die Verzeihübung bei Selbstvorwürfen machen. Insgesamt können Selbst- und Fremdvorwürfe die Wirkung des Klopfens blockieren. Zu den Verdünnungstechniken und der Transformation von Selbst- und Fremdvorwürfen siehe Anhang.

      1. Was tun, wenn einen das Schreibaby um den Verstand bringt?

      Da fängt es ja schon an: Die meisten Menschen hegen große Zweifel, wenn das Thema »Wir werden Eltern!« ansteht. Angefangen bei den Fragen der optimalen Ernährung in der Schwangerschaft über die notwendige Ausstattung für den neuen Erdenbürger sind doch die Gedanken über die bevorstehende Geburt mit vielen Fragezeichen und wenigen Antworten versehen. Die einen sind zuversichtlich und denken: »Das klappt schon!«, die anderen haben unterschiedlichste Bedenken, was alles schiefgehen könnte oder wie schmerzhaft die Geburt wohl sein wird.

      Oft ist die Schwangerschaft mit vielen Sorgen oder Unsicherheiten durchzogen. Als Geburtsvorbereitung ist die PEP-Klopfmethode übrigens eine wahre Fundgrube.

      Dann halten die frischgebackenen Eltern endlich glücklich das lang ersehnte hoffentlich gesunde Kind in den Armen. Doch schon nach kurzer Zeit wird bei einigen von ihnen das Elternglück auf die Probe gestellt – das Kind schreit und lässt sich nicht beruhigen. Nun gibt es natürlich vielfältige Gründe, warum ein Neugeborenes unablässig schreit. Aber ganz gleich, ob das Kind aufgrund von Stress nach einer sehr anstrengenden Geburt schreit oder aufgrund von Schwierigkeiten bei der Anpassung an die neue Ernährung, ob ihm etwas wehtut oder es einfach das Leid der Welt hinausbrüllt, eines bleibt immer gleich: Die Eltern fühlen sich schlecht. Sie machen sich Vorwürfe, weil sie dem kleinen Wesen doch helfen wollen, aber nicht wissen, wie. Zunächst versuchen sie alles, was ihnen in der Situation angemessen scheint: Sie nehmen das Kind auf den Arm, tragen es umher, streicheln es, stillen oder füttern, wiegen und trösten es, und wenn das alles nichts nützt, wird das Kind oft im Kinderwagen umhergefahren – wenn es sein muss, auch mitten in der Nacht. Auch mit Kleinkindern geraten Eltern in solche Situationen, die sie verzweifeln lassen. Ich habe schon Eltern gesehen, die Schweißperlen auf der Stirn bekamen, wenn es unüberriechbar war, dass das Kind nun gewickelt werden musste, und sich dafür gegenseitig wortwörtlich »den schwarzen Peter« zuschoben, weil das Kind schon anfing zu brüllen, wenn es den Wickeltisch nur sah.

      Die Eltern fragen sich, was die Ursache für das Unbehagen sein könnte, und probieren noch eine weitere Idee aus. Doch wenn all diese Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt sind, steigt bei den Eltern der Stresspegel an und frustrierte Gedanken machen sich breit.

      Dabei passiert Folgendes: In unserer Hirnrinde ist sämtliches Wissen abgespeichert, das wir z. B. über die Pflege eines Babys haben. Jede einzelne Idee findet sich dort, wie z.B. das Tragen des Kindes in »Fliegerposition« (dabei liegt das Kind bäuchlings auf dem Unterarm des Tragenden, sodass die Handfläche desselben leichten Druck auf den Verdauungstrakt des Babys ausübt), das Massieren des Bauches mit Kümmelöl, das Verabreichen von Tees oder entschäumenden Mitteln, das Anschmiegen des aufrecht gehaltenen Babys, sodass es Wange an Wange liegt (und einem das Schreien direkt ins Ohr und von dort durch Mark und Bein fährt), die Anwesenheit eines Kuscheltiers mit Musik in der Wickelsituation und noch viele weitere Ideen.

      Diese Ideen werden abgerufen, auf Tauglichkeit in der Situation überprüft und ggf. umgesetzt. Wenn dies alles aber nichts nützt, reagieren die Eltern häufig mit dysfunktionalen Emotionen. Das heißt, es regen sich nicht nur anteilnehmende Gedanken wie »Ach, der arme Wurm!«, sondern häufig Zweifel wie »Mein Gott, was mache ich nur falsch?« oder »Warum kann ich nicht verstehen, was mein Kind mir sagen will?« oder gar »Ich bin eine schlechte Mutter/ein schlechter Vater, weil ich nicht erspüren kann, was mein Kind gerade braucht«. Auch das Gefühl von Wut kann aufkommen.

      Irgendwann taucht dann womöglich der Gedanke auf: »So habe ich mir das nicht vorgestellt!«, begleitet von dem schlechten Gewissen, so zu denken, obwohl man doch bereit ist, sich ganz und gar auf das neue Familienmitglied einzulassen.

      Diese Emotionen helfen nicht, die Situation zu bewältigen, sondern führen dazu, dass noch andere ähnlich unangenehme Erfahrungen im limbischen System, in dem alle unsere emotionalen Erfahrungen mehr oder weniger unbewusst abgespeichert sind, aktiviert werden und zu einer heftigen neuronalen Reaktion führen. Diese wiederum ist in der Lage, per neuronaler Signale die Funktion der Großhirnrinde zu hemmen, da das limbische System als tiefer liegendes Hirnareal »Vorfahrt« gegenüber den höheren Bereichen hat – eine »technische Maßnahme«, die unseren Vorfahren sicher das Überleben beschert hat, weil sie sich in einer gefährlichen Situation instinktiv in Sicherheit gebracht oder sinnvollerweise gekämpft haben, ohne lange überlegen zu müssen, welche Reaktion denn nun wohl die richtige sei. Gut so, sonst würde ich heute nicht hier sitzen und dieses Buch schreiben, und Sie säßen nicht da und würden es lesen.

      Die Folge dieser selbstständigen neuronalen Reaktion ist, dass immer mehr unangenehme Gefühle sich breitmachen und man keine kreativen Lösungen mehr parat hat. Solch eine Situation kennt jeder: Man ärgert sich oder regt sich über irgendjemanden auf und fragt sich hinterher, warum einem in der Situation nichts eingefallen ist, was man hätte erwidern können. Die guten Ideen dazu kommen einem leider erst hinterher, wenn im limbischen System wieder Ruhe eingekehrt ist und freier Zugriff auf die abgespeicherten Ideen

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